Vermögensverwaltung

Vermögensverwaltung (auch englisch Asset Management) ist eine Finanzdienstleistung, die sich mit der Verwaltung von in Finanzinstrumenten angelegtem Vermögen befasst. Der Vermögensverwalter trifft dabei auch Anlageentscheidungen im eigenen Ermessen für seine Kunden. Der Begriff genießt in Deutschland keinen gesetzlichen Schutz und wird auch von unregulierten Finanzdienstleistern verwendet.

Allgemeines

Im Mittelpunkt dieses Geschäftsfeldes steht die Verwaltung bedeutender privater und institutioneller in- und ausländischer Finanzanlagevermögen (englisch Assets) verschiedener Risikoklassen (Aktien, Renten, Immobilien, Kryptowährungen und Liquidität). Ziel der Vermögensverwaltung ist es dabei, das Vermögensportfolio des Kunden unter Berücksichtigung seiner spezifischen Risikosituation und -freudigkeit sowie seiner Lebensplanung zu optimieren.

Die bankaufsichtsrechtlich korrekte Bezeichnung der Dienstleistung lautet in Deutschland Finanzportfolioverwaltung (§ 1 Abs. 1a Nr. 3 KWG). Im Gegensatz zur Finanz- oder Anlageberatung werden bei der Vermögensverwaltung nicht nur Anlageratschläge (Beratung) erteilt, sondern Anlageentscheidungen auch eigenständig durch den Vermögensverwalter getroffen.

Im Jahr 2023 verwalteten die 500 größten Vermögensverwalter 113,7 Billionen US-Dollar an Vermögen (auch Assets under management, AUM) und damit 13,7 % weniger als im vorrangigen Jahr. Der Großteil dieser Vermögensverwalter hat ihren Firmensitz in Nordamerika (67,7 Billionen) und Europa (30,1 Billionen).[1]

Die 25 größten Vermögensverwalter der Welt waren im Jahr 2023 gemessen am verwalteten Vermögen:[1]

RangNameLandVerwaltetes Vermögen
(Mrd. USD)
1BlackRockVereinigte Staaten Vereinigte Staaten8594
2Vanguard GroupVereinigte Staaten Vereinigte Staaten7253
3Fidelity InvestmentsVereinigte Staaten Vereinigte Staaten3656
4State Street Global AdvisorsVereinigte Staaten Vereinigte Staaten3481
5JP Morgan ChaseVereinigte Staaten Vereinigte Staaten2766
6Goldman SachsVereinigte Staaten Vereinigte Staaten2547
7Allianz GroupDeutschland Deutschland2285
8Capital GroupVereinigte Staaten Vereinigte Staaten2176
9AmundiFrankreich Frankreich2032
10UBSSchweiz Schweiz1845
11Bank of New York MellonVereinigte Staaten Vereinigte Staaten1836
12Legal & GeneralVereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich1444
13InvescoVereinigte Staaten Vereinigte Staaten1409
14Franklin Templeton InvestmentsVereinigte Staaten Vereinigte Staaten1388
15Prudential FinancialVereinigte Staaten Vereinigte Staaten1377
16T. Rowe PriceVereinigte Staaten Vereinigte Staaten1275
17BNP ParibasFrankreich Frankreich1269
18Northern TrustVereinigte Staaten Vereinigte Staaten1249
19Morgan StanleyVereinigte Staaten Vereinigte Staaten1234
20Natixis Investment ManagersFrankreich Frankreich1151
21Wellington ManagementVereinigte Staaten Vereinigte Staaten1149
22NuveenVereinigte Staaten Vereinigte Staaten1090
23HSBC HoldingsVereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich1087
24AXA GroupFrankreich Frankreich995
25Sun Life FinancialKanada Kanada979

Weitere große Vermögensverwalter in deutschsprachigen Ländern sind (Stand: 2023)[1]:

RangNameLandVerwaltetes Vermögen
(Mrd. USD)
29Deutsche BankDeutschland Deutschland877
53Credit SuisseSchweiz Schweiz477
59Union Investment (Teil von DZ Bank)Deutschland Deutschland441
64Landesbank Baden-WürttembergDeutschland Deutschland405
71MEAG (Teil von Munich Re)Deutschland Deutschland328
82Swiss Life Asset ManagersSchweiz Schweiz271
83DekaBank GroupDeutschland Deutschland271
94Pictet-GruppeSchweiz Schweiz237
97Zurich Financial ServicesSchweiz Schweiz232
99Zürcher KantonalbankSchweiz Schweiz226

Vermögensverwaltung für Institutionelle

Institutionelle Anleger – beispielsweise Versicherungsgesellschaften, Pensionskassen, Stiftungen, karitative Einrichtungen und staatliche Institutionen – können Vermögensverwalter damit beauftragen, ihr Vermögen zu optimieren. Dazu werden Investmentstrategien erarbeitet und umgesetzt, die sich an den jeweiligen Risiko-/Renditevorgaben ausrichten.

Vermögensverwaltung für Private

Vermögensverwalter – viele davon Geschäftsbanken – bieten auch Privatpersonen ihre Dienste an. Sie verwalten das Kundenportfolio im Auftrag des Kunden. Anders als bei Fonds kann das Portfolio auf den persönlichen Bedarf und individuelle Kundenwünsche zugeschnitten werden.

In Deutschland gibt es etwa 700 bankenunabhängige Vermögensverwalter, die besondere Zulassungsvoraussetzungen erfüllen müssen und die im Verband unabhängiger Vermögensverwalter organisiert sind. Ein Vermögensverwalter verwaltet mit eigenem Entscheidungsspielraum. Zur Verwaltung gehört ein Reporting: Das regelmäßige Reporting (jeden Monat bzw. jedes Quartal) und das unverzügliche Reporting bei wesentlichen Änderungen (so genanntes Verlustschwellenreporting).[2]

Wohlhabende Privatpersonen engagieren einen Vermögensverwalter beispielsweise, um die Zeit für die Betreuung des Vermögens oder für die Aneignung der nötigen finanziellen Allgemeinbildung einzusparen. Viele Vermögensverwalter fordern Mindestanlagesummen als Einstiegskriterium. Gängige Kategorien sind in diesem Zusammenhang high-net-worth individual (HNWI, z. B. mindestens 5 Millionen Euro) und Ultra high-net-worth individual (UHNW, z. B. mindestens 30 Millionen Euro).

Interessenkonflikte der Vermögensverwaltung

Bieten Banken Vermögensverwaltung an, so besteht die Gefahr von Interessenkonflikten: Zum Beispiel verdient die Bank beim Bestücken des Kundenportfolios mit eigenen Finanzprodukten sowohl an der Vermögensverwaltung als auch am Produkt. Unabhängige Vermögensverwalter beziehen teilweise Retrozessionen, welche denselben Effekt haben. Gegenmaßnahmen könnten Kostentransparenz und Kostengarantien sein, welche die maximalen Kosten begrenzen (Total Expense Ratio Warranty), oder eine Vereinbarung mit dem Vermögensverwalter, dass sämtliche Retrozessionen an den Kunden weitergereicht werden.

Zugang zu Vermögensverwaltung

Privatbanken und größere Retail-Banken bieten in der Regel Vermögensverwaltungsmandate an. Hoch personalisierte Dienstleistungen erbringen vor allem die unabhängigen Vermögensverwalter.

Verschiedene Internet-Plattformen bieten Zugang zu Vermögensverwaltung:

  • In Deutschland informiert z. B. der Verband unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland e. V. (VuV)[3] über Vermögensverwalter.
  • In der Schweiz listet u. a. der Verband Schweizerischer Vermögensverwalter,[4] eine der Schweizer Selbstregulierungsorganisationen, seine Mitglieder auf.

In sogenannten Family-Offices erfolgt die Vermögensverwaltung besonders großer Vermögen.

Zulassungspflicht für Vermögensverwalter

Deutschland

Aufsichtsrechtlich ist zu unterscheiden zwischen der „echten Vermögensverwaltung“, nämlich der in § 1 Abs. 1a Nr. 3 KWG geregelten Finanzportfolioverwaltung, wonach „die Verwaltung einzelner in Finanzinstrumenten angelegter Vermögen für andere mit Entscheidungsspielraum“ der Erlaubnis der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) bedarf, und der „unechten Vermögensverwaltung“, die sich häufig als bloße Anlageberatung darstellt. Jedoch unterliegt die Anlageberatung der gleichen Zulassungspflicht wie die Vermögensverwaltung. Einzige Ausnahme ist gemäß § 2 Abs. 6 Satz 1 Nr. 8 KWG die Anlageberatung zu Publikums-Investmentfonds mit Vertriebszulassung. Der Gesetzgeber geht davon aus, dass die Regulierung der Fonds selbst bereits einen ausreichenden Schutz darstellt. Daher ist für diesen Spezialfall keine über die Regeln der Gewerbeordnung (§ 34f Abs. 1 Nr. 3 GewO) hinausgehende Zulassung erforderlich. Jedoch lauern dabei Fallstricke. Wenn z. B. im Rahmen der Beratung empfohlen wird, bestehende Wertpapierbestände zu verkaufen, die selbst keine entsprechenden Investmentfonds sind, und den Verkaufserlös in Investmentfonds anzulegen, so ist das von der Ausnahme nicht mehr gedeckt. Denn jeder Teil der Beratung muss gesondert betrachtet werden, und demnach erfüllte bereits die Verkaufsempfehlung den Tatbestand der zulassungspflichtigen Anlageberatung, unabhängig davon, dass sie im Zusammenhang mit einer zulassungsfreien Kaufempfehlung für einen Investmentfonds verbunden war.

Schweiz

In der Schweiz werden aufsichtsrechtlich gemäß Finanzinstitutsgesetz (FINIG)[5] die Lizenz für Vermögensverwalter (VV) und die Lizenz für Vermögensverwalter von Kollektivvermögen (VKV) unterschieden. Für eine Lizenz eines VKV müssen gewisse Schwellenwerte überschritten werden.[6] Er ist definiert als Verwalter von kollektiven Kapitalanlagen oder Vorsorgeeinrichtungen.

Ab 2023 wird für alle Vermögensverwalter und Trustees[7] in der Schweiz eine Bewilligung der FINMA nach FINIG und FIDLEG (Verhaltensregeln für Finanzdienstleister) verlangt.[8]

Bankbetriebslehre

Wird Vermögensverwaltung (englisch financial advisory) und/oder Finanzberatung von Kreditinstituten betrieben, so rechnet die Bankbetriebslehre diese Produktgruppen zum Indifferenzgeschäft, das als Dienstleistungsgeschäft Bankgebühren auslöst.[9]

Literatur

  • Klaus Spremann: Vermögensverwaltung, Gebundene Ausgabe: 445 Seiten, Oldenbourg (August 1999), ISBN 978-3-486-25258-3

Einzelnachweise

  1. a b c The world’s 500 largest asset managers
  2. Urban Bacher: Verlustschwellenreporting für Vermögensverwalter. In: Wertpapiermitteilungen WM 34/2020. S. 1576–1571 (wmrecht.de [abgerufen am 9. November 2020]).
  3. VuV – Verband unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland e. V. Abgerufen am 6. Dezember 2018.
  4. Verband Schweizerischer Vermögensverwalter | VSV. Abgerufen am 6. Dezember 2018.
  5. Bundesgesetz über die Finanzinstitute. In: admin.ch. Schweizerische Eidgenossenschaft, abgerufen am 30. September 2020.
  6. Marc Escher: De-Minimis-Regelung für Vermögensverwalter – welche Lizenz darf es sein? In: bdo.ch. 2. Juni 2020, abgerufen am 30. September 2020.
  7. Umsetzung FIDLEG/FINIG: FINMA bewilligt erste Aufsichtsorganisationen. In: finma.ch. 7. Juli 2020, abgerufen am 3. November 2020.
  8. Fidleg: So viele Schweizer Vermögensverwalter geben auf. In: finews.ch. 7. Juli 2020, abgerufen am 3. November 2020.
  9. Marc Oliver Blahusch, Preismanagement im Privatkundengeschäft von Banken, 2012, S. 20

Auf dieser Seite verwendete Medien

Flag of Switzerland within 2to3.svg
Die quadratische Nationalfahne der Schweiz, in transparentem rechteckigem (2:3) Feld.
Flag of the United Kingdom.svg
Flagge des Vereinigten Königreichs in der Proportion 3:5, ausschließlich an Land verwendet. Auf See beträgt das richtige Verhältnis 1:2.
Flag of the United Kingdom (3-5).svg
Flagge des Vereinigten Königreichs in der Proportion 3:5, ausschließlich an Land verwendet. Auf See beträgt das richtige Verhältnis 1:2.
Flag of Canada (Pantone).svg
Flag of Canada introduced in 1965, using Pantone colors. This design replaced the Canadian Red Ensign design.