Verlängerungsspule

Einfache Verlän­ge­rungs­spule nahe dem Fußpunkt einer Monopol­antenne.
Handgroße moderne Amateur­funk-Verlän­ge­rungs­spule mit Abgriff.
Übermannshohe Verlän­ge­rungs­spule als Teil eines ehe­maligen Lang­wellen­senders (60 kHz mit 200 kW) der Firma Telefunken (1914).

Eine Verlängerungsspule (auch: Antennenverlängerungsspule;[1] englisch Loading coil) ist eine Spule zur elektrischen Verlängerung (und umgekehrt zur mechanischen Verkürzung) einer Antenne.

Verwendung

Eine Verlängerungsspule wird grundsätzlich in Reihe mit der Antenne geschaltet und soll einen möglichst geringen ohmschen Widerstand aufweisen und auch möglichst geringe induktive Verluste erzeugen. Sie wird daher meist als Luftspule mit dicken Windungen und ausreichendem Abstand zwischen ihnen ausgeführt.

Verlängerungsspulen werden nicht immer nahe dem Fußpunkt einer Antennen platziert (englisch base-loaded at feedpoint, kurz base load), sondern können auch in der Mitte der Antenne installiert werden (englisch mid-point-loaded oder center-loaded, kurz center load). Letzteres erkennt man als Verdickung, beispielsweise bei Vertikalantennen.

Elektrotechnischer Nachteil dabei ist, dass eine Verlängerungsspule in der Mitte einer Vertikalantenne (aufgrund der dort geringeren Stromstärke als im Fußpunkt) eine etwa doppelt so hohe Induktivität aufweisen muss als nahe dem Fußpunkt, um die gleiche elektrische Verlängerung zu bewirken.[2] Mit anderen Worten: Bei gleicher Induktivität der Verlängerungsspule muss eine Antenne mit mittig angebrachter Verlängerungsspule mechanisch deutlich länger sein als bei Anbringung derselben nahe dem Fußpunkt.

Vorteilhaft hingegen ist, dass Antennen mit mid-point loading einen höheren Wirkungsgrad aufweisen als Antennen mit base-loading, wenn das Gegengewicht relativ hochohmig ist (Erdpfahl). Da mit Base-Loading die Antenne niederohmiger wird, machen sich die Erdungsverluste stärker bemerkbar. Eine Antenne mit Gegengewicht oberhalb der Erdoberfläche hat denselben Wirkungsgrad mit einer Verlängerungsspule in der Strahlermitte oder am Fusspunkt.

Auch bei selbststrahlenden Sendemasten und selbststrahlenden Sendetürmen kommt es gelegentlich vor, dass Verlängerungsspulen innerhalb der Konstruktion untergebracht sind. Eine solche ist zum Beispiel beim Blosenbergturm in Beromünster in einer Kabine in 150 m Höhe montiert.

Alternativen

Eine Alternative mit gleichem Ziel der elektrischen Verlängerung der Antenne (beziehungsweise mechanischen Verkürzung), ist eine Dachkapazität, beispielsweise bei Schirmantennen und T-Antennen.

Eine Kapazität hingegen am Fußpunkt der Antennen hat den gegenteiligen Effekt, wirkt als Verkürzungskondensator und führt zu einer elektrischen Verkürzung der Antenne.

Pupin-Spule

Prinzipiell ähnliche Spulen, nach ihrem Erfinder Mihajlo Pupin (1854–1935), als „Pupin-Spulen“ bezeichnet, wurden früher – vor Erfindung rauscharmer elektronischer Verstärker – zur Signalentzerrung in lange Telegrafenleitungen eingesetzt. Im Gegensatz zu Verlängerungsspulen haben Pupin-Spulen aber heute kaum noch eine technische Bedeutung.

Literatur

  • Kazimierz Siwiak, Ulrich Rohde: Tuning Electrically Short Antennas for Field Operation. In: Microwave Journal. Mai 2019, PDF; 965 kB (englisch).
  • Eberhard Spindler: Das große Antennen-Buch. 11. Auflage, Franzis-Verlag GmbH, München 1987, ISBN 3-7723-8761-6
  • Gregor Häberle, Heinz Häberle, Thomas Kleiber: Fachkunde Radio-, Fernseh- und Funkelektronik. 3. Auflage, Verlag Europa-Lehrmittel, Haan-Gruiten 1996, ISBN 3-8085-3263-7

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Handbuch für Hochfrequenz- und Elektro-Technik, V. Band, Fachwörterbuch, Verlag für Radio-Foto-Kinotechnik GmbH, Berlin 1957; S. 41.
  2. 80 mtrs short mid-loaded verticals (englisch), abgerufen am 23. April 2021.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Large antenna loading coil.jpg
Große Kupfer-Verlängerungsspule einer Antenne der Sendestation Tuckerton, New Jersey, USA für transatlantische Funktelegrafie, erbaut 1912 von Telefunken. Der Sender hatte eine Leistung von 200 kW bei 60 kHz, erzeugt von einem Goldschmidt-Alternator, und sendete 4000 Meilen weit nach Eilvese in Deutschland. Es war seinerzeit eine der leistungsstärksten Radiostationen Amerikas. Der Sender speiste eine Schirmantenne aus einem 250 m hohen zentralen Mast und Radialen, die von der Mastspitze zu 12 m hohen Pfosten in einem Kreis von 450 m Radius um den Mast gespannt waren. Diese Bauart von Längstwellenantennen war elektrisch sehr kurz (ein Zwanzigstel der Wellenlänge), die Radiale erhöhten als Dachkapazität den Wirkungsgrad der Antenne. Die Verlängerungsspule war am Fuß der Antenne montiert und glich die hohe Kapazität aus, um die Antenne für eine effiziente Speisung in Resonanz zu bringen.
Wegen des geringen Strahlungswiderstandes wirkten Antenne und Spule als Schwingkreis hoher Güte, der schwierig abzustimmen war. Die Spule musste auf der Sendefrequenz einen sehr niedrigen Widerstand aufweisen. Um Verluste durch den Proximity-Effekt zu minimieren, musste sie sehr groß ausgeführt werden, mit einem großen Leiterdurchmesser zur Reduzierung des Skineffekts. Die Antenne arbeitete sehr schmalbandig und wurde mit einer zusätzlichen verstellbaren Spule auf Resonanz abgestimmt. Wenn diese Spule verstellt war, wurde die Sendeleistung in den Goldschmidt-Alternator reflektiert, der sich dadurch erwärmte, bis der Rotor durch Ausdehnung festsaß.
Monopol antenna 2m 70cm loading coil.JPG
Autor/Urheber: wdwd, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Verlängerungsspule am Fusspunkt einer Monopolantenne für 70cm Band (λ/2) und 2m Band (λ/4)