Verkündigung des Herrn

Leonardo da Vinci: Die Verkündigung, um 1472–1475, Uffizien
Sandro Botticelli: Verkündigung von Cestello, 1489/1490

Verkündigung des Herrn, lateinisch Annuntiatio Domini, auch Mariä Verkündigung (In Annuntiatione Beatæ Mariæ Virginis), ist ein Fest im Kirchenjahr und zugleich die Bezeichnung für das im Lukasevangelium geschilderte Ereignis der Verkündigung durch den Engel Gabriel, dass die Jungfrau Maria den Sohn Gottes vom Heiligen Geist empfangen und ihn gebären werde.

Das Fest am 25. März wird in vielen Konfessionen gefeiert. Ältere Bezeichnungen sind Conceptio Christi (‚Empfängnis Christi‘), Mariä Bekleibung[1] und Ancilla [Domini] (‚Magd [des Herrn]‘). Die biblische Begebenheit ist ein in der christlichen Ikonographie häufig dargestelltes Motiv. Viele Kirchen sind Mariä Verkündigung geweiht.

Überlieferung

Verkündigung Mariens; Stickerei, 13. Jh.

Heilige Schrift

Die Verkündigung des Herrn wird im Lukasevangelium (Lk 1,26–38 ) erzählt.

„Im sechsten Monat[2] wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben. Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich. Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.“

Die Ankündigung wird zugleich als Moment der Empfängnis verstanden, nach dem biblischen Grundsatz: Wenn Gott spricht, geschieht, was er sagt. Die Jungfrauengeburt gilt als eigenständiges Mysterium.

In deutscher Übersetzung sagt der Engel zu Maria: „Ich grüße dich, Maria!“ Das im griechischen Urtext des Lukasevangeliums an dieser Stelle verwendete Wort χαίρε (chaire) bedeutet „Freue dich, sei froh“; dies war bei den Griechen der übliche Gruß. Der Gruß im Hebräischen war שלום „Schalom“ ‚Frieden‘. In der lateinischen Übersetzung des Lukasevangeliums wird hier das Wort Ave verwendet, eine übliche Grußformel der Römer in der Bedeutung ‚Gesegnet seist du‘, ‚Heil dir‘.[3] Die Worte des Neuen Testamentes sind eine Einladung zur Freude.[4]

Die zentrale Bedeutung dieses Heilsereignisses für die Christen kommt auch im Angelus zum Ausdruck, der die Verkündigung des Herrn zum Betrachtungsgegenstand hat. Die Bibelstelle ist auch die Grundlage des Ave Maria.

Archäologie

Der Ort der Verkündigung in Nazareth soll das Haus von Maria und Josef gewesen sein. Dort befindet sich heute die Verkündigungsbasilika. Zentraler Verehrungsort ist eine kleine Grotte, die bereits im Jahr 383 einen Altar enthielt, wie es die spanische Pilgerin Egeria bezeugte. Der Grotte vorgebaut war ein kleines Haus, das während der Belagerung von Akkon (1291) und vor der anschließenden endgültigen Vertreibung der Kreuzfahrer aus dem Heiligen Land abgebaut wurde und nach Loreto gelangt sein soll, wo es 1294 wieder aufgebaut und zum Ziel der Loretowallfahrt wurde.

Das Fest in den verschiedenen Konfessionen

Meister von Seitenstetten: Mariä Verkündigung, um 1490

Das Datum des Festes der Verkündigung des Herrn ist von Weihnachten abgeleitet, das neun Monate danach gefeiert wird, und hat adventlichen Charakter. Das Fest der Verkündigung galt in Europa mancherorts lange Zeit als Jahresbeginn (Annunziationsstil), in England bis in das 16. Jahrhundert.

Katholische Kirche

Nach dem römischen Generalkalender wird die Verkündigung in der ordentlichen Form des römischen Ritus als Herrenfest (Annuntiatio Domini) begangen, da es die Menschwerdung Gottes betrachtet. In der außerordentlichen Form des römischen Ritus wird es weiterhin als Marienfest begangen (Annuntiatio beatae Mariae virginis)[5]. Fällt der 25. März in die Karwoche oder die Osteroktav, wird das Fest in der lateinischen Kirche auf den ersten Tag nach der Osteroktav verlegt, da sowohl die Kartage als auch die Tage der Osteroktav liturgisch einen höheren Rang bekleiden und daher das Fest verdrängen.

Orthodoxe Kirchen

In den orthodoxen Kirchen zählt das Fest (unter dem griechischen Namen Εὐαγγελισμός bzw. Euangelismos, „Verkündigung der Frohbotschaft“) zu den zwölf Hauptfesten. Die dritte Antiphon der Liturgie zum Fest fasst das Festgeheimnis zusammen: „Heute ist der Anfang unseres Heils und das Mysterium von Ewigkeit her wird offenbar. Gottes Sohn wird der Jungfrau Kind und Gabriel überbringt die Frohbotschaft der Gnade. Mit ihm rufen auch wir der Gottesgebärerin zu: ‚Freue dich, Gnadenvolle! Der Herr ist mit dir.‘“ Eine Ikone mit der Darstellung der Verkündigungsszene ist gewöhnlich an der Königlichen Türe der Ikonostase angebracht; aus dieser Türe heraus wird das Evangelium verkündet, und die Gläubigen sollen wie Maria die Worte der Verkündigung des Wortes hören.

Im Kalender der orthodoxen Kirchen wird das Fest von keinem anderen verdrängt, sondern es gibt besondere Vereinigungsliturgien für jeden der beweglichen Feiertage, der mit der Verkündigung zusammenfallen kann. Sogar am Karfreitag wird in diesem Fall die entsprechende Liturgie mit Eucharistie gefeiert. In der griechisch-orthodoxen Kirche und den anderen neukalendarischen orthodoxen Kirchen kann das Fest der Verkündigung allerdings heute nicht mehr mit den Kar- oder Ostertagen zusammenfallen, da es als feststehender Feiertag nach dem mit dem gregorianischen Kalender fast identischen orthodoxen Kalender, die beweglichen Feiertage wie Ostern aber nach dem julianischen Kalender begangen werden. (Der Unterschied zwischen orthodoxem und gregorianischem Kalender tritt erst im Jahr 2800 in Erscheinung; der orthodoxe Kalender stellt in der Jahreslänge eine noch genauere Annäherung an die tropische Umlaufsperiode der Erde dar als der gregorianische Kalender.)

Evangelische und anglikanische Kirche

Auch evangelische Kirchen wie die Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland, die Evangelisch-Lutherische Kirche in Amerika und die Lutherische Kirche der Missouri-Synode verzeichnen das Datum in ihrem Kalender, Martin Luther bezeichnete es als „eins der fürnehmsten Feste“. In der anglikanischen Kirche wird das Fest ebenfalls gefeiert.

Darstellung in der christlichen Kunst

Bildende Kunst

Die Szene der Verkündigung an Maria ist durch die Jahrhunderte ein häufiges Motiv der Bildenden Kunst und besonders in der Renaissance vielfältig dargestellt. Die Darstellungen zeigen üblicherweise Maria und den Engel im Innenraum eines Hauses, möglicherweise als Symbol für Marias Innerlichkeit, Keuschheit und Jungfräulichkeit (vergleiche hortus conclusus). Zuweilen bringt der Engel Maria eine weiße Lilie, ein Symbol der Jungfräulichkeit und Reinheit, während die Gesten des Mädchens Überraschung und Berührtsein ausdrücken. Manchmal wird Maria auch in einer Bibel lesend dargestellt, womit auch die Verbindung mit der Ankündigung des Messias beim Propheten Jesaja im Alten Testament unterstrichen wird. In vielen Darstellungen erscheint auch der Heilige Geist in Gestalt einer Taube, in anderen Darstellungen wird die Empfängnis durch einen Maria treffenden Lichtstrahl dargestellt.

Die künstlerischen Darstellungen betonen jeweils unterschiedliche Aspekte bzw. Momente der Begegnung Marias mit dem Engel. Unterschieden werden Botschaft, Begrüßung und Gespräch; im Einzelnen fünf Unterphasen: Conturbatio – Aufregung der Maria wegen der unerwarteten und bedeutungsvollen Botschaft; Cogitatio – die Überlegung über das soeben Gesagte; Interrogatio – die Nachfrage; Humiliatio – die Unterwerfung unter den göttlichen Willen; Meritatio – die Betonung des Verdienstes der Maria.

Musik

Johann Sebastian Bach schrieb eine Kantate für diesen Tag: Wie schön leuchtet der Morgenstern, BWV 1. Außerdem erweiterte er die Widmung der Kantate Himmelskönig, sei willkommen (BWV 182), die eigentlich für den Palmsonntag geschrieben worden war.[6]

Prozessionen und Reenactment

Bekannt waren seit dem 13. Jahrhundert Prozessionen am Fest der Verkündigung mit szenischen Aufführungen Reenactment als Mysterienspielen besonders in Venedig, Padua[7] und Florenz. In Padua begann der Feiertag mit einer Prozession von der Piazza delle Erbe zur Arenakapelle (Cappella degli Scrovegni) unmittelbar vor der Stadtmauer mit Mysterienspiel. Dafür wurden zu Beginn der Prozession im Palazzo della Ragione Stühle für den Engel und Maria, deren Rollen durch Jungen übernommen wurden, bereitgestellt. Hinter den städtischen Herolden mit Trompeten gingen die geistlichen Würdenträger, gefolgt von den zwei Kathedren mit Engel und Maria, ihnen folgte der Podestà und das Volk. Überliefert sind die mit festgelegten Gesten und Bewegungen für ein zweites nachmittägliches Reenactment in der Kathedrale. Hier wurde die Rolle der Maria von einem Geistlichen übernommen, die des Engels wieder von einem Jungen, die die Begrüßungstexte des Lukasevangeliums sprachen. Weitere Priester übernahmen die Rollen von Josef, Joachim und Elisabet.[8]

Patrozinien

Die Verkündigungsbasilika zu Nazareth ist dem Glaubensgeheimnis der Verkündigung des Herrn geweiht (siehe Mariä-Verkündigung-Kirche). Dem Patrozinium der Verkündigung des Herrn unterstellt ist die russische Stadt Blagoweschtschensk. Die italienische Stadt Torre Annunziata entstand um eine Verkündigungskapelle über antiken Ruinen.

Ebenfalls diesem Patrozinium unterstellt sind die Annuntiatinnen, ein kontemplativer Orden in der römisch-katholischen Kirche, der Ordo SS. Annuntiationis, ein 1604 von Maria Vittoria De Fornari Strata in Genua gegründeter kontemplativer Frauenorden, und die Kongregation der Mägde von Mariae Verkündigung (Congregatio Ancillarum Beatae Mariae Virginis ab Annunciata), eine 1920 von Johannes Stanislaus Boda OFMCap (1871–1933) in Szombathely gegründete Kongregation. Die Verleihung des Annunziaten-Ordens ist der Verkündigung des Herrn geweiht.

Rezeption im Islam

Der Koran berichtet von dem Ereignis in der 3. Sure (Vers 45–51)[9], variiert allerdings in 19:16–26:[10]

„(Damals) als die Engel sagten: Maria! Gott verkündet dir ein Wort von sich, dessen Name Jesus Christus, der Sohn der Maria, ist! Er wird im Diesseits und im Jenseits angesehen sein, einer von denen, die (Gott) nahestehen. (3:45)[11]

Siehe auch

Commons: Mariä Verkündigung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bekleibung = „Verwurzelung“, „Anwachsen“ laut Grimms Wörterbuch
  2. nachdem der Engel, wie zuvor in Lk 1,5–25  berichtet, dem Zacharias die Geburt eines Sohnes angekündigt und Elisabet darauf Johannes den Täufer empfangen hatte; Franz Bogislaus Westermeier: Epistelpredigten, 2. Band, Halle 1847, S. 282 books.google
  3. Thomas Baier (Hrsg.): Der neue Georges. Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch [...] ausgearbeitet von Karl Ernst Georges. Auf der Grundlage der 8., verbesserten und vermehrten Auflage 1913 neu bearbeitet von Tobias Dänzer, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2013, Band 1, Sp. 586.
  4. Benedikt XVI.; Stefan von Kempis (Hrsg.): Die Heilige Schrift: Meditationen zur Bibel. St.-Benno-Verlag, Leipzig 2008, ISBN 978-3-7462-2482-4.
  5. Annuntiatio Domini. kath.net
  6. Bach-Werke-Verzeichnis mit Angabe der Widmungen (PDF; 233 kB)
  7. Michael Viktor Schwarz: Padua, its Arena and the Arena Chapel: a liturgical ensemble. In: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes, Jg. 10 (2010), JSTOR:41418713, S. 39–64, 39–43.
  8. Michael Viktor Schwarz: Padua, its Arena and the Arena Chapel: a liturgical ensemble. In: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes, Jg. 10 (2010), JSTOR:41418713, S. 41, 43.
  9. 3:45-51 in deutscher Übersetzung, www.koran-auf-deutsch.de
  10. 19. Sure, in deutscher Übersetzung, www.koran-auf-deutsch.de
  11. 3:45 – deutsch durch Rudi Paret, www.corpuscoranicum.de

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Embroidered bookbinding. "The earliest example of an embroidered book in existence is, I believe, the manuscript English Psalter written in the thirteenth century, which afterwards belonged to Anne, daughter of Sir Simon de Felbrigge, K. G., standard-bearer to Richard ii. Anne de Felbrigge was a nun in the convent of Minoresses at Bruisyard in Suffolk, during the latter half of the fourteenth century, and it is quite likely that she herself worked the cover—such work having probably been largely done in monasteries and convents during the middle ages.

"On the upper side is a very charming design of the Annunciation, and, on the under, another of the Crucifixion, each measuring 7¾ by 5¾ inches. In both cases the ground is worked with fine gold threads 'couched' in a zigzag pattern, the rest of the work being very finely executed in split-stitch by the use of which apparently continuous lines can be made, each successive stitch beginning a little within that immediately preceding it—the effect in some places being that of a very fine chain-stitch. The lines of this work do not in any way follow the meshes of the linen or canvas, as is mostly the case with book-work upon such material, but they curve freely according to the lines and folds of the design."
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Maler: Konrad Witz (um 1400-1445/46)
Datierung: um 1437/1440
Ort der Entstehung: Oberrhein; Basel
Material/Technik: Malerei auf Holz (Malerei auf Tischlerplatte übertragen)
Maße: H. 157 cm; B. 120
Ausstellungsort: Germanisches Nationalmuseum in Nürnberg