Verein Jordsand

Verein Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur
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Rechtsformeingetragener Verein
Gründung1907
SitzHamburg
ZweckSee- und Küstenvogelschutz, Naturschutz
VorsitzVeit Hennig
GeschäftsführungSteffen Gruber
Mitgliederca. 3.000
Websitewww.jordsand.de

Der Verein Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur e. V. wurde 1907 als „Verein zur Begründung von Vogelfreistätten an den deutschen Küsten – Jordsand“ (Bezeichnung bis 1966) in Hamburg gegründet und ist damit eine der ältesten Naturschutzorganisationen in Deutschland. Seit 1982 befindet sich die Geschäftsstelle des Vereins im Haus der Natur (Gut Wulfsdorf) in Ahrensburg bei Hamburg. Die Kampagne Seevogel des Jahres hebt neue Gefährdungen hervor, die den Seevogelschutz heute definieren.

Geschichte

Das Infozentrum Schlüttsiel am Hauke-Haien-Koog existiert seit 1980.
Die Vogelschutzinseln Scharhörn (vorn) und Nigehörn

Namensgeberin für den Verein war die damals deutsche Hallig Jordsand östlich vor List auf Sylt im Wattenmeer. Sie bildete das erste Vogelschutzgebiet des Vereins. Während die Hallig im 17. und 18. Jahrhundert noch mit zwei Höfen besiedelt war, wurde sie 1907 unter Naturschutz gestellt. Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte die Hallig Jordsand ab 1920 zu Dänemark. Die Dänische Ornithologische Vereinigung setzte die Vogelbeobachtung fort. Aufgrund fortschreitender Erosion bildet Jordsand seit 2001 keine Hallig mehr, sondern nur noch einen Hochsand.

Im Jahr 1909 kaufte der Verein die Hallig Norderoog, die damit die erste und bislang einzige deutsche Hallig ist, die einem Vogelschutzverein gehört.[1] Jens Wand wurde im gleichen Jahr Vogelwart auf der Hallig, die er bis zum Ersten Weltkrieg mehrmals und ab 1932 bis zu seinem Tod im Jahr 1950 fast durchgängig betreute. Er starb im Watt zwischen Hallig Hooge und Norderoog.

Im Laufe der Jahre war der Verein in vielen Schutzgebieten im Natur- und Landschaftsschutz aktiv, die er nur zum Teil selber betreute. Heute werden diese Gebiete, bei deren Unterschutzstellung der Verein häufig Pionierarbeit leistete, von anderen Naturschutzorganisationen betreut. Dazu zählen folgende Gebiete:

SchutzgebietAktiv im Zeitraum
Trischen1909–1910
Der Bock und die Werderinseln in Mecklenburg-Vorpommern1909–1910
Der Ellenbogen1910–1914
Insel Langenwerder und die ehemaligen Poeler Schutzgebiete1910–1926, teilw. –1927
Insel Messina bei Danzig1913
Graswarder1919
Die Grüne Insel1929–1939
Grüner Brink auf Fehmarn1938
Seevogelfreistätte Priwall1963–1965
Eidum-Vogelkoje (Sylt)1968–2008
Vogelschutzgebiet Hullen1970–1976
Hallig Süderoog1971–1977

Organisation

Dem Vorstand sitzt seit 2022 Veit Hennig vor. Er setzt sich aus gewählten Mitgliedern des Vereins zusammen. Als weitere Organe neben dem Vorstand existieren die Mitgliederversammlung und eine mehrköpfiger Beirat, der den Vorstand in wichtigen Vereinsangelegenheiten berät.[2]

Zusätzlich bestehen die Jugendgruppe, Ortsgruppen, die Gruppe der Referenten der betreuten Schutzgebiete und der Ehrenrat, der repräsentative Aufgaben wahrnimmt.

Vorsitzende

1907–1929Franz Dietrich
1929–1933Reinhart Biernatzki
1933–1935Franz Dietrich
1935–1937Nicolaus Peters sen.
1937–1938Herbert Zeidler
1952–1962Wilhelm Meise
1962–1972Klaus Stüven
1972–1974Johann Henning (Notvorstand)
1974–1976Joachim Münzing
1976–1979Uwe Schneider
1979–1990Gottfried Vauk
1990–1999Nicolaus Peters jun.
1999–2002Jörg Ganzhorn
2002–2005Veit Hennig
2005–2012Uwe Schneider
2012–2017Eckart Schrey
2017Reinhard Schmidt-Moser (Rücktritt im Mai)

Erika Vauk-Hentzelt (geschäftsführende Vorsitzende, † 21. November 2017)

2018Mathias W. Vaagt
seit 2022Veit Hennig

Aufgaben

Der Verein betreut in erster Linie mehrere Seevogel- und Naturschutzgebiete. Insgesamt 20 Reservate (Stand: 2011) wurden auf wissenschaftlicher Grundlage eingerichtet und werden geschützt und ständig betreut. Unter anderem zählen dazu die Inseln Neuwerk, Nigehörn, Scharhörn, die Greifswalder Oie, Teile von Helgoland, Sylt und Amrum sowie die Halligen Südfall, Habel und Norderoog.

Insbesondere mit den beiden Nationalparks Hamburgisches Wattenmeer und Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer besteht eine enge Zusammenarbeit.

Zum Erhalt der Hallig Norderoog führt der Verein in den Sommermonaten mehrere Workcamps für Jugendliche durch. Dabei wird vor Ort aktiv Uferschutz zur Erhaltung der Hallig betrieben. Die Jugendlichen leben für zwei Wochen in Gruppen von bis zu 20 Personen auf der Hallig. Während dieser Zeit müssen sie ohne fließendes warmes Wasser auskommen; die Ausstattung ihrer Unterkünfte beschränkt sich auf Zelte, Gaskocher und eine 12-Volt-Batterie für das Aufladen von Handy-Akkus. Jahr für Jahr werden von den Jugendlichen Lahnungen gebaut und repariert sowie Gräben gezogen, um die Halligkante vor der Erosion durch die Gezeiten zu schützen.

Des Weiteren betreibt der Verein Jordsand Öffentlichkeitsarbeit, Umweltbildung sowie internationale Jugendarbeit. Insbesondere im Haus der Natur in Wulfsdorf bei Ahrensburg nahe Hamburg hat der Verein ein Zentrum für Umweltbildung eingerichtet. Hier stehen zahlreiche Angebote für Schulklassen vor allem aus Hamburg sowie für andere Gruppen und Einzelpersonen bereit. Im Jahr 2005 konnte der Verein das Haus von der Stadt Hamburg erwerben und sichert dessen Erhaltung überwiegend durch Spenden. Presseorgan des Vereins ist unter anderem die Zeitschrift Seevögel.

Schutzgebiete des Verein Jordsand

SchutzgebietLageBetreuung seitBeschreibungSchutzmaßnahmen
RantumbeckenSylt19571937 als Landeplatz für Wasserflugzeuge angelegtes Becken, Vorkommen des Säbelschnäblers.Schutzaufgaben: Kontrolle und Öffentlichkeitsarbeit.
Amrumer OddeNordspitze Amrums1941Eines der südlichsten Brutgebiete der Eiderente, bemerkenswerte Tendenz zur Verdrängung der Silber- durch die Heringsmöwe. Rast- und Brutgebiet zahlreicher weiterer Arten.NSG seit 1936. Schutzaufgaben im Bereich von Beobachtung, Dokumentation und Besucherführungen.
Hauke-Haien-KoogKreis Nordfriesland, Schlüttsiel19671959 eingedeichter Koog. Durch unterschiedliche Vegetation großer Artenreichtum, besondere Bedeutung für Entenvögel.Vorrangig Öffentlichkeitsarbeit.
HabelÖstlich von Gröde1983Kleinste Hallig. Bedeutend als Rast- und Brutgebiet besonders für die RingelgansGanzjährige Besetzung mit einem Vogelwart. Schutzaufgaben besonders bei Beobachtung, Dokumentation und Schutz gegen Ruhestörungen.
NorderoogSüdwestlich von Hooge1909Seit 1909 Eigentum des Vereins und ältestes Schutzgebiet. Bedeutende Population der Brandseeschwalbe.Schutz gegen Störungen durch Betreten des Gebiets, im Sommer Workcamps zur Reparatur der Küstenschutzeinrichtungen.
NorderoogsandWestlich der Halligen1968Zweitgrößter Außensand. Dünenbildung im Norden und Ansiedlung erster Brutpaare.Naturschutzgebiet seit 1968. Maßnahmen gegen Störungen
SüdfallSüdöstlich von Pellworm1957Hallig im WattenmeerVorrangig Besucherführungen
Helgoländer FelssockelHelgoland1983Mit 5.184 ha das größte Naturschutzgebiet Schleswig-HolsteinsBesucherführungen
LummenfelsenHelgoland1980Felsklippe an der südlichen Seite der Westspitze Helgolands. Brutplatz für Vögel wie Lummen, Dreizehenmöwe, Eissturmvogel, Basstölpel, Tordalk und SilbermöweBesucherführungen
NeuwerkHamburgisches Wattenmeer1982seit einigen Jahren brütet die Brandseeschwalbe auf NeuwerkBesucherführungen
ScharhörnHamburgisches Wattenmeer1939Insel vor NeuwerkBesucherführungen
NigehörnHamburgisches Wattenmeer19891989 angelegte, künstliche Insel. Mittlerweile große Population von Fluss- und Küstenseeschwalben.Durchsetzung des Betretungsverbots. Betreuung von Scharhörn aus.
SchleimündungOstseeküste Schleswig-Holstein1922Das Schutzgebiet setzt sich aus den beidseitig der Schleimündung gelegenen Gebieten der Lotseninsel und dem Sandhaken Olpenitz (Teil des ehem. Marinestützpunkts Olpenitz) zusammenMonitoring
MöwenbergSchleswig1991Das Betreten der Insel ist verbotenMonitoring
Greifswalder OieOstsee1993In der ganzjährig betreuten Inselstation gibt es keine Anbindung an das Energie- und Wassernetz.Beringung tausender Zugvögel während des Frühjahrs- und Herbstzuges
GörmitzUsedom2002Halbinseln, ehemaliges Ferienobjekt für Mitarbeiter des Kernkraftwerkes LubminMonitoring
SchwarztonnensandUnterelbe1973Bedeutend als Rastgebiet, 34 Brutvogelarten (2006). Seit den 70er Jahren Entwicklung von einer Schlickbank zur Insel, entsprechende Veränderungen in Fauna und Flora.Naturschutzgebiet seit 1985.
AsselersandKehdingen1994BesonderheitenMonitoring
Haus der Natur mit ParkAhrensburg1981Geschäftsstelle des Vereins, Park anerkannter Naturerlebnisraum mit Naturerlebnispfad.Angebote der Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung.
Ahrensburger TunneltalAhrensburg1984560 ha großes Naturschutzgebiet seit 1978, bzw. 1982, FFH-Gebiet. Besondere Bedeutung der geomorphologischen Formen eines eiszeitlichen Tunneltales.Landschaftspflege, Renaturierung, Gestaltung der Wegführung.
HöltigbaumHamburg1996Ehemaliger Truppenübungsplatz. Rückzugsgebiet insbesondere für Feldlerchen, Steinschmätzer, Wachtelkönig und Neuntöter. Vorkommen zahlreicher Heuschreckenarten sowie vieler NachtfalterartenUnterschutzstellung 1997, Schutzgemeinschaft aus Verein Jordsand, NABU, Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Umsetzung der Schutzverordnung, Landschaftspflege und Öffentlichkeitsarbeit.
Hoisdorfer TeicheHoisdorf19886 künstlich angelegte Fischteiche, von besonderer Bedeutung ist das Gebiet als Rastplatz und für vorkommende Seevögel aus der Ordnung der LappentaucherKeine klassische Betreuung aufgrund fischwirtschaftlicher Nutzung.
Insel RudenGreifswalder Bodden2015Insel in der Mündung des Peenestroms vor der zu Mecklenburg-Vorpommern gehörenden Ostseeküste. Liegt in direkter Nachbarschaft zur Greifswalder Oie.naturschutzfachliche Betreuung

Nebenorganisationen

Seit 1980 besteht die Jugendgruppe Naturschutzjugend Jordsand (NJJ), seit 1986 das Institut für Naturschutz- und Umweltschutzforschung des Vereins Jordsand (INUF).

Sonstiges

  • Gelegentlich nutzt der Verein die leicht abweichende Bezeichnung Verein Jordsand zum Schutze der Seevögel und der Natur e. V.

Auszeichnungen

Literatur

  • 90 Jahre Verein Jordsand. In: SEEVÖGEL. Band 18, Heft, 1997, ISSN 0722-2947.
  • 100 Jahre Seevogelschutz an deutschen Küsten. In: SEEVÖGEL. Band 28, Heft, 2007, ISSN 0722-2947.

Einzelnachweise

  1. Vogelfreistätten an der Nordseeküste. In: Dresdner neueste Nachrichten. 4. Juni 1909, abgerufen am 1. November 2021.
  2. Satzung des Verein Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur e. V., 21. März 2015

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Autor/Urheber: Ralf Roletschek (talk), Lizenz: CC BY-SA 3.0 de
Fotoflug Nordsee, Scharhörn (vorne) und Nigehörn (hinten)