Verbeekit
Verbeekit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Andere Namen | IMA 2001-005[1] |
Chemische Formel | PdSe2[1] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) | Sulfide und Sulfosalze |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana | 2.EA.25 (8. Auflage: II/C.11) 02.12.15.03 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol | monoklin-sphenoidisch; 2, monoklin-domatisch; m oder monoklin-prismatisch; 2/m |
Raumgruppe | C2 (Nr. 5) | , Cm (Nr. 8) oder C2/m (Nr. 12)
Gitterparameter | a = 6,659(7) Å; b = 4,124(5) Å; c = 4,438(6) Å β = 92,76(3)°[2] |
Formeleinheiten | Z = 2[2] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | ≈ 5,5 (VHN5 = 490–610, durchschnittlich 550 kPa/mm2)[2] |
Dichte (g/cm3) | berechnet: 7,211[2] |
Spaltbarkeit | fehlt[2] |
Bruch; Tenazität | uneben; spröde[2] |
Farbe | schwarz[2] |
Strichfarbe | schwarz[2] |
Transparenz | undurchsichtig (opak) |
Glanz | Metallglanz[2] |
Verbeekit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ mit der chemischen Zusammensetzung PdSe2[1] und damit chemisch gesehen ein Palladiumselenid, genauer Palladiumdiselenid. Als enge Verwandte der Sulfide werden die Selenide in dieselbe Klasse eingeordnet.
Verbeekit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem, konnte bisher jedoch nur in Form mikroskopisch kleiner, unregelmäßiger Körner von etwa 25 μm[2] bis 200 μm[3] Größe entdeckt werden. Das vollkommen undurchsichtige (opake) Mineral zeigt auf den Oberflächen der schwarzen Körner einen metallischen Glanz. Auch seine Strichfarbe ist schwarz.
Etymologie und Geschichte
Entdeckt wurde Verbeekit in der Musonoi Mine, einem Tagebau im Kupfergürtel etwa zwei Kilometer nordwestlich von Kolwezi in der Provinz Lualaba, Demokratische Republik Kongo. Die Analyse und Erstbeschreibung erfolgte durch Andrew C. Roberts, W. H. Paar, M. A. Cooper, D. Topa, A. J. Criddle und J. Jedwab, die das Mineral nach dem Geowissenschaftler Théodore Verbeek (1927–1991) benannten. Dieser hatte als Erster die Palladium-Mineralisation der Musonoi Mine studiert.
Das Mineralogenteam reichte seine Untersuchungsergebnisse 2001 zur Prüfung bei der International Mineralogical Association ein (interne Eingangs-Nr. der IMA: 2001-005[1]), die den Verbeekit als eigenständige Mineralart anerkannte. Die Publikation der Erstbeschreibung erfolgte ein Jahr später im Fachmagazin Mineralogical Magazine.
Das Typmaterial des Minerals wird im Natural History Museum in London (UK) unter der Sammlungs-Nr. BM2001,4 aufbewahrt.[4][5]
Klassifikation
Da der Verbeekit erst 2001 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet. Einzig im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. II/D.28-60. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Sulfide mit [dem Stoffmengenverhältnis] Metall : S,Se,Te < 1 : 1“, wo Verbeekit zusammen mit Berndtit, Kitkait, Melonit, Moncheit, Merenskyit, Shuangfengit und Sudovikovitdie „Melonit-Gruppe“ bildet (Stand 2018).[6]
Die seit 2001 gültige und von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte[7] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Verbeekit dagegen in die Abteilung der „Metallsulfide mit M : S ≤ 1 : 2“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach dem genauen Stoffmengenverhältnis und den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „M : S = 1 : 2; mit Cu, Ag, Au“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 2.EA.25 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Verbeekit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Froodit und Urvantsevit in der unbenannten Gruppe 02.12.15 innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n) : p = 1 : 2“ zu finden.
Chemismus
In der theoretisch idealen, das heißt stoffreinen Verbindung von Verbeekit (PdSe2) besteht das Mineral aus Palladium (Pd) und Selen (Se) im Stoffmengenverhältnis von 1 : 1. Dies entspricht einem Massenanteil (Gewichts-%) von 40,26 Gew.-% Pd und 59,74 Gew.-% Se.[8]
Insgesamt vier Mikrosondenanalysen an natürlichen Mineralproben aus der Typlokalität Musonoi ergaben dagegen eine leicht abweichende Zusammensetzung von 39,6 Gew.-% Pd und 58,8 Gew.-% Se sowie zusätzlich einen geringen Anteil von 0,5 Gew.-% Kupfer (Cu). Aus diesen Werten wurde auf der Grundlage der Atomanzahl von Pd + Cu + Se = 3 die empirische Formel (Pd0,99Cu0,02)Σ=1,01Se1,99 errechnet und zur eingangs genannten Formel idealisiert.[2]
Kristallstruktur
Verbeekit kristallisiert in der monoklinen Raumgruppe C2 (Raumgruppen-Nr. 5) , Cm (Nr. 8) oder C2/m (Nr. 12) mit den Gitterparametern a = 6,659(7) Å; b = 4,124(5) Å; c = 4,438(6) Å und β = 92,76(3)° sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]
Bildung und Fundorte
Verbeekit bildete sich primär bei niedrigen Temperaturen in einer selenreichen Sulfid-Linse. An seiner Typlokalität, der Musonoi Mine bei Kolwezi in der Demokratischen Republik Kongo, traten als Begleitminerale kupfer- und palladiumhaltiger Trogtalit sowie selenhaltiger Digenit und Covellin auf.
Der bisher einzige weiter bekannte Fundort ist der als Hope's Nose bekannte, kleine Calcit-Gang mit Gold- und Palladium-Mineralisation nahe Torquay in der englischen Grafschaft Devon.[9]
Siehe auch
Literatur
- Andrew C. Roberts, W. H. Paar, M. A. Cooper, D. Topa, A. J. Criddle, J. Jedwab: Verbeekite, monoclinic PdSe2, a new mineral from the Musonoi Cu-Co-Mn-U mine, near Kolwezi, Shaba Province, Democratic Republic of Congo. In: Mineralogical Magazine. Band 66, 2002, S. 173–179 (englisch, rruff.info [PDF; 739 kB; abgerufen am 21. Dezember 2020]).
- Joseph Anthony Mandarino: New minerals. In: The Canadian Mineralogist. Band 40, 2002, S. 1215–1234 (englisch, rruff.info [PDF; 148 kB; abgerufen am 21. Dezember 2020]).
- John Leslie Jambor, Andrew C. Roberts: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 88, 2003, S. 251–255 (englisch, rruff.info [PDF; 85 kB; abgerufen am 21. Dezember 2020]).
Weblinks
- Verbeekit. In: Mineralienatlas Lexikon. Stefan Schorn u. a., abgerufen am 21. Dezember 2020.
- Verbeekite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 21. Dezember 2020 (englisch).
- David Barthelmy: Verbeekite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 21. Dezember 2020 (englisch).
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Malcolm Back, William D. Birch, Michel Blondieau und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: November 2020. (PDF; 3,4 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, November 2020, abgerufen am 21. Dezember 2020 (englisch).
- ↑ a b c d e f g h i j k Andrew C. Roberts, W. H. Paar, M. A. Cooper, D. Topa, A. J. Criddle, J. Jedwab: Verbeekite, monoclinic PdSe2, a new mineral from the Musonoi Cu-Co-Mn-U mine, near Kolwezi, Shaba Province, Democratic Republic of Congo. In: Mineralogical Magazine. Band 66, 2002, S. 173–179 (englisch, rruff.info [PDF; 739 kB; abgerufen am 21. Dezember 2020]).
- ↑ Joseph Anthony Mandarino: New minerals. In: The Canadian Mineralogist. Band 40, 2002, S. 1215–1234 (englisch, rruff.info [PDF; 148 kB; abgerufen am 21. Dezember 2020]).
- ↑ John Leslie Jambor, Andrew C. Roberts: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 88, 2003, S. 251–255 (englisch, rruff.info [PDF; 85 kB; abgerufen am 21. Dezember 2020]).
- ↑ Catalogue of Type Mineral Specimens – V. (PDF 40 kB) In: docs.wixstatic.com. Commission on Museums (IMA), 12. Dezember 2018, abgerufen am 21. Dezember 2020.
- ↑ Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
- ↑ Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,82 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 21. Dezember 2020 (englisch).
- ↑ Verbeekit. In: Mineralienatlas Lexikon. Stefan Schorn u. a., abgerufen am 21. Dezember 2020.
- ↑ Fundortliste für Verbeekit beim Mineralienatlas und bei Mindat, abgerufen am 21. Dezember 2020.