Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden in der Schweiz

Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden in der Schweiz
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Gründung1919
SitzAarau, Schweiz
SchwerpunktNationaler Verband evangelischer Freikirchen der Deutschschweiz und im Tessin
AktionsraumSchweiz
VorsitzPeter Schneeberger
Mitglieder16 freikirchliche Bewegungen mit ca. 750 örtlichen Kirchen mit ca. 70'000 Personen und diakonischen Werken, 12 Organisationen mit Gaststatus[1][2]
Websitefreikirchen.ch

Der Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden in der Schweiz ist ein Dachverband von Freikirchen vor allem im deutschsprachigen Teil der Schweiz. Er tritt heute unter der Bezeichnung «VFG – Freikirchen Schweiz» auf.

Geschichte

Am 18. November 1919 erfolgte die Gründung des «Verbandes unabhängiger evangelischer Korporationen (Kirchen, Gemeinschaften, Gesellschaften und Vereine) der Schweiz».

Unter dem Eindruck der grossen Grippe-Epidemie nach dem Ersten Weltkrieg haben die Behörden teilweise Versammlungsverbote erlassen. Die Landeskirchen und Restaurants waren nicht davon betroffen, die Freikirchen hingegen schon. Die Schweizerische Evangelische Allianz als Verband von Einzelpersonen wurde von den Behörden als Ansprechpartner nicht akzeptiert. Als Folge davon wurde auf Antrag des Zürcher Allianz-Komitees in den Räumlichkeiten der Minoritätsgemeinde Aarau der Freikirchen-Verband gegründet, um dieser Diskriminierung entgegenzutreten.[3]

Bis 1995 hiess der Verband «Verband evangelischer Freikirchen und Gemeinschaften». Auch kleine Einzel-Gemeinden wie die Freie Kirche Uster und die Minoritätsgemeinde in Aarau, die sich von der dortigen evangelisch-reformierten Kirchgemeinde abgespalten hatte, gehörten ihm an. Heute dagegen ist Bedingung für die Mitgliedschaft, dass eine Freikirche oder freikirchliche Gemeinschaft mindestens zehn vollamtliche Mitarbeitende oder 2'000 Mitglieder zählt.

Selbstverständnis

Der Verband sieht sich selbst als «dritte Kraft» zwischen den zwei grossen Kirchen. Verbindend sind für die Mitgliedskirchen und -gemeinden «das Bekenntnis zu Jesus Christus als Herr auf der Basis der Bibel, der Auftrag der Verkündigung des Evangeliums und der Aufbau von lokalen Kirchen.»[4] Die gemeinsame theologische Basis sind das Apostolische Glaubensbekenntnis und die Lausanner Verpflichtung.[4] Die Freikirchen und der Verband haben in den letzten Jahren viel unternommen, um das Sektenimage abzustreifen. So haben sie die Medien besser informiert, sich vermehrt an Vernehmlassungen beteiligt, mehr Beziehungen zu andern Kirchen und Institutionen gepflegt, sich stärker in gesellschaftliche Prozesse eingebracht und mit der Schaffung einer Clearing-Stelle eine Beschwerdestelle geschaffen und damit auch die Transparenz erhöht.[5]

Organisationsstruktur und Statistik

Die Generalversammlung des Verbandes ist identisch mit der Konferenz der Leiter der zugehörigen Freikirchen. Der Vorstand wird durch die Leiterkonferenz (LKF) auf drei Jahre gewählt und besteht aus dem Präsidenten, dem Vizepräsidenten, dem Sekretär und dem Kassier.

Derzeitiger Präsident ist Max Schläpfer von der Schweizerischen Pfingstmission.

Generalversammlung und Vorstandschaft wird unterstützt von mehreren Ausschüssen, darunter ein ständiger Ausschuss für Medien. In Bezug auf Radio und Fernsehanstalten arbeitet man mit der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) zusammen. Das Forum der Begegnung dagegen dient der Aussprache und Konsensfindung über brennende theologische und gesellschaftliche Fragen. Ausser zur Evangelischen Allianz unterhält der Verband ökumenische Beziehungen zu Fédération Romande des Eglises et Oeuvres Evangéliques (FREOE) und zur Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS), beteiligt sich an den «Oltner Gesprächen der überdenominationellen Werke» und hat seit 2017 Gaststatuts bei der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz.[6]

Der Verband umfasst 16 freikirchliche Körperschaften mit etwa 750 lokalen Freikirchen[7] mit etwa 70'000 Mitgliedern und 80'000 Sympathisanten. Weiter sind etliche diakonische Werke, evangelistische Organisationen und theologische Seminare – vorwiegend aus der deutschsprachigen Schweiz – im Gästestatus angeschlossen.[8][9] Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten gehört seit September 2019 dem unverbindlicheren Beobachterstatus an, der dem Dialog und gegenseitigen Kennenlernen noch nicht angeschlossener Freikirchen dient.[10]

Mitgliedskirchen

Zum Verband VFG – Freikirchen Schweiz gehören die folgenden Gemeindeverbände:[11]

Anteil an der Bevölkerung

Anlässlich der schweizerischen Volkszählung im Jahr 2000 wurden die Einwohner auch nach ihrer Religion befragt. Von der Gesamtbevölkerung von 7'288'010 wurden 161'075 Personen als Angehörige der evangelischen Freikirchen und übrigen protestantischen Gemeinschaften gezählt. Das ergibt ein Bevölkerungsanteil von 2,2 Prozent, gleich viel wie 1990. Bei den Schweizer Bürgern ist der Anteil der Freikirchen von 2,3 auf 2,5 Prozent gewachsen, bei den Personen ohne Schweizer Bürgerrecht ist der Anteil von 1,8 auf 1,3 Prozent gesunken.[12]

40 Prozent der Angehörigen der statistik-amtlichen Kategorie Evangelische Freikirchen und übrige protestantische Gemeinschaften gehören über ihren Gemeindeverband zum VFG. Der Anteil ist relativ tief, da in der amtlichen Kategorie auch Gemeinschaften wie die Neuapostolische Kirche, Zeugen Jehovas, Adventisten und Mormonen mit insgesamt rund 54'000 Personen dazu gezählt werden, die nicht aus der evangelischen Tradition stammen.

VFG-DenominationenZugehörige VZ 2000
ganze Schweiz[13]
Freie Evangelische Gemeinden14'045
Schweizerische Pfingstmission9'741
Chrischona9'039
Evangelisch-methodistische Kirche8'411
Freie Missionsgemeinden3'876
Heilsarmee3'793
Freikirchen baptistischer Herkunft3'764
Evangelische Täufergemeinden3'019
BewegungPlus2'850
Mennoniten2'725
Freie Christengemeinden2'204
Evangelisches Gemeinschaftswerk1'055

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Rolf Höneisen: Wir haben voneinander gelernt. ideaSpektrum, Liestal 18. Januar 2017, Seiten 8–11
  2. Stefan Schweyer: Viele Freikirchen kommen aus dem Nischendasein heraus, ideaSpektrum, Liestal 27. Juni 2018, S. 21
  3. Archivierte Kopie (Memento desOriginals vom 8. Januar 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.freikirchen.ch (abgerufen am: 19. November 2012).
  4. a b VFG-Selbstverständnis (Memento desOriginals vom 8. März 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.freikirchen.ch auf der Internetseite der VFG
  5. Stefan Schweyer: Viele Freikirchen kommen aus dem Nischendasein heraus, ideaSpektrum, Liestal 27. Juni 2018, S. 20
  6. Stefan Schweyer: Viele Freikirchen kommen aus dem Nischendasein heraus, ideaSpektrum, Liestal 27. Juni 2018, S. 20
  7. Die Entstehung des VFG (Memento desOriginals vom 8. Januar 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.freikirchen.ch auf freikirchen.ch (abgerufen 14. Februar 2012)
  8. Gäste auf der Website freikirchen.ch
  9. Rolf Höneisen: Wir haben voneinander gelernt. ideaSpektrum, Liestal 18. Januar 2017, Seiten 8–11
  10. Beobachter auf der Website freikirchen.ch
  11. Mitglieder. In: freikirchen.ch. Abgerufen am 3. August 2023.
  12. Werner Haug: Die Religionsgemeinschaften der Schweiz im Spiegel der Volkszählungen. In: René Pahud de Mortanges / Erwin Tanner (Hrsg.): Kooperation zwischen Staat und Religionsgemeinschaften nach schweizerischem Recht. Schulthess, Zürich/Basel/Genf 2005, ISBN 3-7255-4958-3, S. 28.
  13. Werner Haug: Die Religionsgemeinschaften der Schweiz im Spiegel der Volkszählungen. In: René Pahud de Mortanges / Erwin Tanner (Hrsg.): Kooperation zwischen Staat und Religionsgemeinschaften nach schweizerischem Recht. Schulthess, Zürich/Basel/Genf 2005, ISBN 3-7255-4958-3, S. 32.

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