Verband Deutscher Brieftaubenzüchter

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Der Verband Deutscher Brieftaubenzüchter e.V. (VDBZ) ist die Dachorganisation des Brieftaubensports in Deutschland. Er wurde 1884 gegründet und hat seinen Sitz in Essen.

Verein

Zum Verein gehörten im Jahr 2023 ca. 28.000 Brieftaubenzüchter an.[1] Diese haben sich ihrerseits zu Reisevereinigungen zusammengeschlossen, die Wettflüge mit Brieftauben organisieren und durchführen. Dazu benötigen sie insbesondere einen Kabinenexpress zum Transport der Tauben. Mehrere Reisevereinigungen bilden einen Regionalverband.

Organisation des Brieftaubensports in Deutschland

Der Verein unterhält in Essen eine eigene Spezialklinik für Brieftauben (Taubenklinik) und gibt eine wöchentlich erscheinende Fachzeitschrift für Brieftaubenkunde (Die Brieftaube) heraus. Die jährlich im Januar in Dortmund stattfindende Deutsche Brieftauben-Ausstellung (2010 fand die Messe für 2011 jedoch im Dezember statt, so dass es die Messe zweimal innerhalb eines Jahres gab) ist nach eigenen Angaben weltweit die bedeutendste Veranstaltung im Brieftaubensport. Seit 1969 unterstützte der Verein die Aktion Mensch (ursprünglich: Aktion Sorgenkind) mit 9 Millionen Euro.[2]

Mitgliederzahlen

JahrMitglieder
188470.000
190168.000
193252.000
195045.000
198955.000
201540.000
202030.000
202328.000

Geschichte

Der erste Verein von Brieftaubenzüchtern in Deutschland wurde 1834 in Aachen gegründet.[3] Mit dem Fortschritt der Industrialisierung, insbesondere des Eisenbahnwesens (eine Basis für große Wettflüge), verbreitete sich auch der Brieftaubensport in ganz Deutschland. Um 1860 gab es mit der Columba die erste Fachzeitschrift für Brieftaubenkunde. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 wuchs die Zahl der Vereine weiter, unter anderem aufgrund der Förderung durch das preußische Kriegsministerium, das die Brieftauben in die militärische Nachrichtenübermittlung einbinden wollte.

Ende 1883 gab es in Deutschland über 70 Brieftaubenvereine, dazu zwei Reisevereinigungen: die RV des rheinisch-westfälischen Industriegebietes, Sitz Bochum, gegründet 1881, und die RV Solingen, gegründet 1882. Am 13. Januar 1884 fand in Köln die Gründungsversammlung statt, es kam zur Gründung des „Verbandes Deutscher Brieftaubenliebhaber-Vereine“.[4] Erster Präsident wurde Karl Georg Edmund Baron von Alten-Linsingen. Die erste Wanderversammlung fand am 24. Oktober 1884 in Essen statt, ihr war eine Ausstellung angegliedert. 1886 gab der Verband die Zeitschrift für Brieftaubenkunde heraus. Die Zahl der Vereine wuchs weiter auf 190 im Jahr 1890 und 688 im Jahr 1900. Das Brieftaubenschutzgesetz von 1894 brachte allen Vereinen ab 1901 militärische Flugaufgaben. Dafür erhielt der Verband alljährlich Zuschüsse vom Preußischen Kriegsministerium und später auch vom Kaiserlichen Reichsmarineamt. Ab 1895 wurden Verbandsausstellungen durchgeführt und die schönsten Tauben wurden prämiert.

Nach dem Ersten Weltkrieg wuchs der Verband stetig weiter und zählte 1932 rund 7800 Vereine mit 52.000 Mitgliedern. Nach Beginn der Zeit des Nationalsozialismus 1933 wurde der Verband in die Fachschaft IV des Reichsverbandes für Geflügelzucht eingegliedert und gleichgeschaltet. Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden erste Wettflüge bereits im Oktober 1945 durch Brieftaubenfreunde in Essen-Katernberg statt. Der Verband wurde erneuert und unter dem Namen „Verband zur Förderung der Reisetaubenzucht, Sitz Essen“ beim Essener Amtsgericht eingetragen. 1948 wurde die erste Ausstellung nach dem Krieg veranstaltet. Im Westen des geteilten Deutschlands zählte der Verband 1950 in 96 Kreisverbänden über 45.000 Mitglieder. 1955 änderte sich der Verbandsname zu „Verband Deutscher Reisetaubenliebhaber e.V., Sitz Essen“.

Nach der Wiedervereinigung gehörten dem gesamtdeutschen Verband 10.000 Mitglieder aus der ehemaligen DDR an. Im Jahr 2003 wurden nahmen die neu gegründeten Regionalverbände als Mittler zwischen den einzelnen Reisevereinigungen und dem Gesamtverband ihre Arbeit auf. Die Mitgliederzahl verringerte sich mit der Zeit und wurde 2015 mit 40.000 angegeben,[5] im Jahr 2020 mit 30.000.[6] Im Jahr 2023, wurden nur noch 28.000 Mitglieder gezählt.

Präsidenten

Nr.BildOrtName (Lebensdaten)[7]AlterAmtsantrittEnde der AmtszeitAmtszeit
1HannoverKarl Gustaf Edmund Baron von Alten-Linsingen (1843–1916)731884191632 Jahre
2EssenConrad Troullier

(1898–1945)

471918193315 Jahre
3BerlinAlexander Hammesfahr

(1880–1941)

61193419351 Jahr
4HünfeldJosef Kircher

(1889–1965)

761936193611 Monate
5BerlinKonrad Most

(1906–1977)

71193719381 Jahr
6WürzburgChristian Seel

(1859–1941)

82193819391 Jahr
7KölnFranz Bonfigt

(1912–1982)

70193919456 Jahre
8LüttringhausenHermann Braun

(1903–1965)

62194619482 Jahre
9KrefeldJosef Grüttner

(1916–1952)

36194919523 Jahre
10Frankfurt/MainErich Heinemann

(1929–2002)

731953196613 Jahre
11BochumJosef Kohaus

(1924–1997)

731966199327 Jahre
12BielefeldHorst Althoff

(1933–2020)

871993200310 Jahre
13SwisstalHorst Menzel

(1944)

79+200320129 Jahre
14LehrteHans-Hermann Wöbse

(1951–2012)

61201220129 Monate
15LandstuhlRichard Groß

(1962–2021)

59201320218 Jahre
16BroderstorfUlrich Peck

(1948)

75+202120232 Jahre
17OeldeMartin Stiens

(1966)

57+20231 Monat

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Brieftauben-Vereine schrumpfen: Ein aussterbendes Hobby?. Soester Anzeiger, 29. Oktober 2021, abgerufen am 11. März 2022
  2. brieftaube.de
  3. brieftaube.de
  4. brieftauben-historiker.de
  5. Züchter kämpfen mit Nachwuchssorgen. Westfälische Rundschau, 11. Januar 2015, abgerufen am 11. März 2022
  6. Internationale Brieftaubenmesse. Brieftauben als Geldanlage. Deutschlandfunk Nova, 3. Januar 2020, abgerufen am 11. März 2022
  7. brieftaube.de

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