Veleda

Veleda, Gemälde von André Charles Voillemot (1823–1893), um 1869, Musée des Beaux-Arts Rennes

Veleda oder Velaeda war eine germanische Seherin vom Stamm der Brukterer zur Zeit Vespasians. Historische Bedeutung kommt ihr durch ihre Beteiligung am Bataveraufstand des Iulius Civilis bei, in dem sie den Sieg für die aufständischen Germanen weissagte.

Historische Ereignisse

Veleda war nach Tacitus (Hist., IV, 61, 65) eine germanische Seherin vom Stamm der Brukterer. Die nach Tacitus hochgewachsene Jungfrau wohnte von der profanen Umwelt zurückgezogen in einem Turm unweit der Lippe. Die Seherin kommunizierte in dieser Funktion nur über Verwandte, die die Anfragen und Antworten übermittelten.

Munius Lupercus, der Legat der XV. Legion, wurde im Bataveraufstand 69/70 nach der Eroberung des Lagers Vetera bei Xanten gefangen genommen. Er wurde von den Eroberern unter Iulius Civilis zur Seherin gesandt, doch wurde er aus unbekannten Gründen unterwegs getötet. Die Brukterer und die Bewohner von Köln, die sich durch die Römer bedroht sahen, verhandelten miteinander, wobei Veleda und Iulius Civilis angerufen wurden. Quintus Petilius Cerialis nahm Kontakt zu den beiden Schiedsrichtern auf, um den Krieg zu beenden. Veleda hatte den Aufstand der Bataver unter Civilis und den Sieg der Bataver vorausgesagt, was ihr nach Tacitus einen großen Prestigezuwachs eingetragen hatte. Möglicherweise sah Tacitus die Seherin in Rom persönlich.[1] Nach der Unterdrückung der batavischen Revolte wurde Veleda im Jahr 77 von den Römern gefangen genommen.

Aus einem 1926 bei Ardea, unweit Rom entdeckten Spottepigramm auf Veleda, das in Form eines Orakels abgefasst ist, glaubte man, das Städtchen sei zeitweise Aufenthaltsort der Veleda gewesen.

Überlieferung und Namensetymologie

Der Name ist sowohl bei den lateinischen und griechischen Schriftstellern Tacitus (hist. 4,61,2; hist. 4,65,3.4; hist. 5,22,3; hist. 5,24,1; germ. 8,2) in den Schreibungen veleda, velaeda, Statius (silv. 1,4,90) als veleda und Cassius Dio (67,5,3) als οὐλήδαν (hss. auch βελήδαν), als auch inschriftlich (ardeatinische Inschrift, 2. Jh. n. Chr.: Βεληδαν … μακρῆς περὶ παρθέν […] ἣν οἳ Ῥηνοπόται σέβουσιν ‚Veleda … über die lange Jungfrau (…), die die Rheinwassertrinker verehren’) als Βεληδαν bezeugt. Unsicher ist die Quantität des Mittelvokals -e-. Während dieser bei Statius metrisch kurz erscheint, scheinen die Schreibung -ae- bei Tacitus und -η- bei Cassius Dio und inschriftlich auf ein langes -e- zu weisen. Da bei Fremdnamen die Anpassung von Vokalquantitäten in das römische metrische Schema geläufig und die Vokallänge in drei unterschiedlichen Quellen belegt ist, wird der Name als Velēda anzusetzen sein. Der Name wird zu gallisch *veled- (etwa: „Seher“), irisch fili, Genitiv: filid, walisisch gwelet gestellt (siehe auch Druidin).[2] Möglicherweise handelt es sich also nicht um einen Eigennamen, sondern um eine ursprünglich keltische Amtsbezeichnung für eine Kultoffiziantin.[3]

Rezeption

Veleda, Seherin der Germanen Illustration aus dem Jahr 1882

In dem von August von Kotzebue verfassten romantischen Zauberspiel in fünf Akten Die kluge Frau im Walde, oder Der stumme Ritter (1801) kommt „Welleda“ die Titelrolle zu.

1818 wurde sie zur Titelheldin des heute wohl dem Fantasy-Genre zuzurechnenden Romans Welleda und Ganna von Friedrich de la Motte Fouqué.

In der DDR erschien in den 1960er Jahren das bekannte Kinderbuch Die Wächter der Veleda von Rolf Kahl.

Nach der germanischen Seherin Veleda ist das anthroposophische Pharmaunternehmen Weleda benannt.

In der Walhalla bei Regensburg erinnert eine Gedenktafel an sie.

Der Asteroid (126) Velleda wurde nach ihr benannt.

Die niederländische Metalband Heidevolk widmete ihr auf dem 2012 erschienenen Album Batavi das Instrumentalstück Veleda.

Literatur

  • Heinz Cüppers: Veleda. In: Der Kleine Pauly, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1979, Sp. 1156.
  • J. A.: Velaeda. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 39, Duncker & Humblot, Leipzig 1895, S. 556 f.
  • Roland Schuhmann: Aurinia und Veleda: zwei germanische Seherinnen? Personennamen im Sprachkontakt. In: Beiträge zur Namenforschung. NF 34 (1999), S. 136–142.
  • Rudolf Simek: Lexikon der germanischen Mythologie (= Kröners Taschenausgabe. Band 368). 3., völlig überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2006, ISBN 3-520-36803-X.
  • Stefan Schaffner: Zu Wortbildung und Etymologie von altisländisch Vǫlva‚ Seherin, Prophetin. In: M. Kozianka, R. Lühr, S. Zeilfelder: Indogermanistik – Germanistik – Linguistik. Akten der Arbeitstagung der Idg. Gesellschaft, Jena 18.-20-09.2002. Hamburg 2004, ISBN 3-8300-1464-3, S. 512–513.
  • Peter Kehne, Piergiusepe Scardigli: Veleda. In: Heinrich Beck, Dieter Geuenich, Heiko Steuer (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Bd. 32. De Gruyter, Berlin/New York 2006, S. 109–112. ISBN 978-3-11-018387-0.
  • Wolfgang Meid: Der germanische Personenname der Veleda. In: Indogermanische Forschungen. 69, 1962, S. 256–258.

Weblinks

Commons: Veleda – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Rudolf Simek: Females as Cult Functionaries or Ritual Specialists in the Germanic Iron Age? In: Between Text and Practice. Mythology, Religion and Research, Sonderheft der Retrospective Methods Network Newsletter 10 (2015) 71–78, hier: S. 73.
  2. Rudolf Simek: Lexikon der germanischen Mythologie (= Kröners Taschenausgabe. Band 368). 3., völlig überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2006, ISBN 3-520-36803-X, S. 464.
  3. Matthias Egeler: Kontinuitäten, Brüche und überregionale Verflechtungen: Kult und Religion in der alten Germania. In: Germanen. Eine archäologische Bestandsaufnahme. Katalog zur Ausstellung des Museums für Vor- und Frühgeschichte Berlin und des LVR LandesMuseums Bonn. Wiss, Buchgesellschaft, Darmstadt 2020, S. 195–211, hier: S. 208 f.


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Germania, 1882 "Veleda, profetisa de los germanos". (4358472779).jpg
Autor/Urheber: Fondo Antiguo de la Biblioteca de la Universidad de Sevilla from Sevilla, España, Lizenz: CC BY 2.0

Ilustraciones de la obra :

Germania : dos mil años de historia alemana / por Juan Scherr. - Barcelona : Montaner y Simón, 1882.