Valentin Manheimer
Valentin Manheimer (* 13. Juli 1815 in Gommern; † 7. Februar 1889 in Berlin) war ein deutsch-jüdischer Unternehmer und einer der führenden Vertreter der Berliner Konfektionsindustrie.
Leben
Manheimer war Sohn eines Chasans und Händlers. Er selbst heiratete 1844 Philippine Behrend, eine Tochter des Manufakturwarenhändlers und Damenmäntelfabrikanten Joseph Behrend. Mit seiner Frau hatte er drei Söhne und fünf Töchter. Einer seiner Brüder war Moritz Manheimer.
Valentin Manheimer ließ sich 1836 in Berlin nieder und gründete zusammen mit seinen Brüdern Moritz und David das textilverarbeitende Unternehmen „Gebr. Manheimer“. Das Kapital soll aus einem Lotteriegewinn gestammt haben. Valentin Manheimer hat sich 1839 von seinen Brüdern getrennt und gründete die Firma „V. Manheimer“. Diese war neben dem Betrieb von Herrmann Gerson einer der ersten Hersteller von Damenkonfektion in Berlin. Manheimer hat die Traditionen und Erfahrungen des alten Berliner Schneiderhandwerks zum Aufbau eines großbetrieblichen Konfektionsunternehmens genutzt. Dieses beruhte teilweise auf dem Verlagssystem. Er stellte vor allem preisgünstige, aus dicker Wolle gefertigte Damenmäntel her. Seine Produkte wurden nicht nur in Deutschland verkauft, sondern er begann diese auch im Ausland abzusetzen. Manheimer besaß eine Filiale in London.
1856 trat Valentin Manheimer der Gesellschaft der Freunde bei. 1862 ließ er sich vom Architekten Friedrich Hitzig im neuen Tiergartenviertel in der Bellevuestraße 8 eine Villa errichten. Vor allem nach der Reichsgründung von 1871 fasste Manheimer auf dem internationalen Markt Fuß, trat in Konkurrenz mit Herstellern aus Paris und lieferte bis in die USA. Das Unternehmen Manheimers nahm nach dem des Betriebes von Herrmann Gerson nach den Umsatzzahlen den zweiten Rang in der Konfektionsbranche ein. Die Firma Manheimer beschäftigte Ende der 1890er Jahre etwa 8000 Personen.
Im Jahr 1873 wurde er zum Kommerzienrat, 1884 zum Geheimen Kommerzienrat ernannt. Seine Frau Philippe gab anlässlich des siebzigsten Geburtstages von Manheimer ein Gemälde bei Anton von Werner in Auftrag. Bei seinem Tod hinterließ er ein Vermögen von 10 bis 12 Millionen Mark.
Der Betrieb wurde nach seinem Tod von seinen Söhnen Ferdinand, Gustav und Alfred weiter geführt, nach dem Ausscheiden der beiden letzteren (1903 bzw. 1904) von Ferdinand als Alleininhaber und anschließend von dessen Sohn Adolf. Das Unternehmen ging während der Weltwirtschaftskrise unter.
Die Tochter Julie Manheimer war Ehefrau des Industriellen Isidor Loewe, Mitinhaber und seit 1886 alleiniger Direktor des Unternehmens Ludwig Loewe & Co. KG.
Er wurde auf dem Jüdischen Friedhof Schönhauser Allee bestattet.
Literatur
- Hans Jaeger: Manheimer, Valentin. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, ISBN 3-428-00197-4, S. 34 f. (Digitalisat).
Weblinks
- Kathrin Chod, Herbert Schwenk, Hainer Weisspflug: Manheimer, Valentin. In: Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke (Hrsg.): Berliner Bezirkslexikon, Mitte. Luisenstädtischer Bildungsverein. Haude und Spener / Edition Luisenstadt, Berlin 2003, ISBN 3-89542-111-1 (luise-berlin.de – Stand 7. Oktober 2009).
- Germanhistorydocs
Personendaten | |
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NAME | Manheimer, Valentin |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Konfektionär |
GEBURTSDATUM | 13. Juli 1815 |
GEBURTSORT | Gommern |
STERBEDATUM | 7. Februar 1889 |
STERBEORT | Berlin |
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Grab von Valentin Manheimer auf dem Jüdischen Friedhof Schönhauser Allee
Das Porträt des jüdischen Unternehmers und Kommerzienrates Valentin Manheimer (geb. 1815) wurde vom Hohenzoller Hofmaler Anton von Werner (1843-1915) gemalt, worin auch der Großteil dieses Bildes liegt, da es das Ausmaß angibt, bis zu dem die Juden es geschafft hatten in den Rängen der Berliner Oberschicht aufgenommen zu werden, wodurch sie zumindest auf eine gewisse Art und Weise „des Hofes würdig“ geworden waren. Werner wurde damit beauftragt Manheimers 70ste Geburtstagsfeier zu malen, welche im Brunnenhaus im Garten seiner Villa in der Bellevuestraße 8 in Berlin statt fand. Hier zu sehen ist Mannheimers Ehefrau Philippine (dritte von links, im schwarzen Kleid), sowie auch seine Töchter und Enkelkinder. Die Tatsache, dass Manheimers Frau den Maler, der für seine Preußischen Historienszenen und die Darstellung der kaiserlichen Herrscherschicht bekannt war, für dieses Ereignis engagierte, und dass er dem auch zustimmte, impliziert, dass sogar eine Modemacherin für Frauenkleidung im Neuen Berlin das Sagen haben konnte. Manheimer war im Jahre 1836 nach Berlin gekommen. Er startete sein Kleidungsunternehmen, was der Firmenlegende zufolge jedoch lediglich mit dem Geld erfolgte, das er zuvor in der Staatslotterie gewonnen hatte. Sogar noch vor der Gründung des Reiches hatten es sein Talent für die industrielle Herstellung und internationales Marketing Manheimer erlaubt ein beträchtliches Vermögen anzuhäufen. In den 1880er Jahren beschäftigte seine Firma 8000 Angestellte, aber während der Großen Depression, die 1929 begann, ging sie bankrott.
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Das ehemalige Konfektionshaus Valentin Manheimer in der Oberwallstraße 6-7 in Berlin-Mitte, erbaut 1889-1891 von den Architekten Albert Blohm und Paul Engel. Das Haus gehörte bis 2009 zum Berliner Sendezentrum der ProSieben-Sat-1-Media AG. Es ist als Baudenkmal ausgewiesen.