Valanga irregularis

Valanga irregularis

Valanga irregularis

Systematik
Klasse:Insekten (Insecta)
Ordnung:Heuschrecken (Orthoptera)
Unterordnung:Kurzfühlerschrecken (Caelifera)
Familie:Feldheuschrecken (Acrididae)
Gattung:Valanga
Art:Valanga irregularis
Wissenschaftlicher Name
Valanga irregularis
(Walker, F., 1870)

Valanga irregularis (engl. „Hedge Grasshopper“, „Giant Green Grasshopper“ oder „Giant Valanga“) ist eine Kurzfühlerschrecke aus der Familie der Feldheuschrecken (Acrididae), die in den Tropen und Subtropen Australiens heimisch ist. Es handelt sich um die größte Heuschreckenart des Kontinents. Die Tiere leben meist einzelgängerisch.

Merkmale

Die Geschlechter ähneln sich im Aussehen und unterscheiden sich vor allem in der Körpergröße. Die Weibchen können zwischen 60 und 75 Millimeter lang werden, während männliche Exemplare eine Länge von 45 bis 55 Millimetern erreichen.[1] Damit ist Valanga irregularis die größte Heuschreckenart Australiens.[2] Manche Quellen geben sogar eine Maximallänge der Tiere von 90 Millimetern an.[3][4]

Die Körperfarbe und -musterung variiert stark. Erwachsene Tiere besitzen eine cremebraune bis graugrüne Farbe und zeigen oft einen hellen Streifen auf der Oberseite.[5] Der Halsschild hat einen leichten Kiel. Die Deckflügel sind gepunktet, die Hinterflügel sind dunkelgrau, manchmal auch farblos oder hellgrün.[6] Die Schienen (Tibien) sind wie der restliche Körper gefärbt und haben gut sichtbare Dornen in oranger bis roter Farbe mit schwarzer Spitze.[7]

Die Färbung der Nymphen ist ebenfalls sehr variabel. Junge Individuen sind grün bis braun mit dunkler Musterung, später treten gelbe, orange und rosa Flecken auf, die Flügelansätze sind ebenfalls oft rosa gefärbt. Im Profil wird der Kopf sehr hoch gehalten und die Oberlinie des Körpers erscheint insbesondere in den jungen Entwicklungsstadien konkav. Die länglichen Facettenaugen liegen im Profil vertikal und weisen an der Unterseite einen langen dünnen Streifen auf. Der Halsschild besitzt ebenfalls einen leichten Kiel, er ist in der vorderen Hälfte dunkler als im hinteren Bereich. Im Vergleich zu Nymphen anderer Arten sind die Hinterbeine länger, sichtbar dünner und zeigen an der Oberseite der hinteren Schenkel (Femora) zwei gut sichtbare dunkle Flecken, welche auch bei erwachsenen Tieren noch gut erkennbar sind.[8]

Ähnlich wie die Art Austracris guttulosa besitzt Valanga irregularis zwischen den Vorderbeinen einen markanten, mehrere Millimeter langen Sporn. Beide Arten haben zudem eine vergleichbare Form, können fast die gleiche Größe erreichen und auch eine ähnliche Farbgebung aufweisen. Anhand der Beindornen, die bei ersterer Art weiß statt rötlich gefärbt sind, können sie aber leicht unterschieden werden.[9]

Vorkommen und Lebensraum

Verbreitungskarte

Valanga irregularis ist in den tropischen und subtropischen Regionen Australiens heimisch. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von den küstennahen Regionen Western Australias über die Nordhälfte des Northern Territory und weite Teile Queenslands bis in den Norden von New South Wales an der Kontinentalseite des Großen Australischen Berglandes.[1]

Die Art bevorzugt ein feuchtes Klima und ist im Frühjahr und Herbst häufig in Grasland oder Wäldern anzutreffen, bei entsprechender Witterung findet sie sich auch in Vorstadtgärten.[10] Nach starken Regenfällen kann sie auch am Rand von Wüstengebieten weiter im Landesinneren vorkommen.[11]

Lebensweise

Beim Abfressen eines Blatts

Diese Heuschrecken fressen praktisch alle fleischigen Pflanzenteile, insbesondere Blätter, Blüten und Fruchtstände. Dabei bevorzugen sie Nesselblatt (Acalypha), Hibiskus (Hibiscus) und Bauhinien (Bauhinia),[10] eine weitere Nahrungsquelle sind Palmengewächse (Arecaceae).[12] Sie besitzen kräftige Mundwerkzeuge, mit denen sie die Pflanzenteile vom Rand her abfressen. Die Futterphase dauert die ganze Nacht, an heißen und regnerischen Tagen verstecken sie sich in den Zweigen.[11]

Erwachsene Tiere können sehr gut springen und verteidigen sich gegen Angreifer, wie beispielsweise Fangschrecken (Mantodea) oder Luchsspinnen (Oxyopidae), mit den Dornen an ihren Hinterbeinen. Zudem sind sie gut getarnt, da ihre Körperfarbe den Pflanzenstängeln und Blättern entspricht, auf denen sie sich aufhalten. Am verwundbarsten sind sie in den Morgenstunden, da sie sich in dieser Zeit auf den Blattoberseiten in der Sonne aufwärmen.[6] Erwachsene Tiere und ältere Nymphen werden durch Fliegen der Gattung Blaesoxipha parasitiert.[3] Die kleine Wespenart Scelio flavicornis parasitiert die abgelegten Eier.[13]

Valanga irregularis lebt meist einzelgängerisch und bildet keine Schwärme. Unter günstigen Umständen kann die Art auch gehäuft auftreten und dann Schäden verursachen. Sie soll sporadisch Zitrus-[14] und Kaffeeplantagen[8] geschädigt haben, insgesamt gilt die Art jedoch nicht als ökonomisch bedeutender Schädling.[15]

Erwachsene Tiere verbringen die Wintermonate weitgehend in ihren Verstecken. Sie sind aber nicht völlig inaktiv und verlassen diese Verstecke von Zeit zu Zeit zum Fressen und zum Sonnenbaden. Die Paarungszeit beginnt mit den ersten warmen Tagen im folgenden Frühjahr. Die meisten Männchen locken die Weibchen mit Geräuschen an, typischerweise treffen sich die Paare aber an den Nahrungspflanzen. Nach der Eiablage sterben die erwachsenen Tiere.[11]

Entwicklung

Valanga irregularis bei der Paarung

Es wird eine Generation pro Jahr ausgebildet, der Lebenszyklus ist dabei an die Feucht- und Trockenperioden in den Tropen und Subtropen angepasst. Die Eier werden im Frühsommer in der feuchten Erde abgelegt und sind fünf bis sechs Millimeter lang. Zur Eiablage bohrt das Weibchen einen bis zu 90 Millimeter tiefen zylindrischen Kanal in die Erde, legt auf dessen Grund ein Gelege bestehend aus bis zu 150 Eiern und verschließt den Kanal mit einer schaumartigen Substanz. Auf diese Weise bleiben die Eier auch während der Trockenzeit lange feucht.

Die anfangs etwa fünf Millimeter langen Nymphen schlüpfen nach dem ersten starken Regen und verlassen den Kanal dann durch dessen Zentrum, wo der Schaum weniger dicht ist.[8] Sie durchlaufen innerhalb von drei Monaten sieben Entwicklungsstadien und häuten sich im Spätsommer und Herbst zur Imago. In den letzten Entwicklungsstadien gleichen die Nymphen äußerlich den erwachsenen Tieren und besitzen auch bereits Flügelansätze, sie können jedoch noch nicht fliegen.[6]

Systematik

Grünliche Farbvariante

Der derzeit anerkannte Artname Valanga irregularis wurde von dem britischen Entomologen Francis Walker im Jahr 1870 vergeben, der die Art als Teil seiner Arbeit im Natural History Museum in London erstmals beschrieb. In der dortigen entomologischen Sammlung befindet sich auch das Typusexemplar.[16] Der Gattungsname leitet sich vom javanischen Wort „Valang“ für Heuschrecke ab; das lateinische Artepitheton bedeutet „unregelmäßig“ und deutet auf die Farbvielfalt der Art hin.[11] Weitere, nicht mehr gültige Namen sind Cyrtacanthacris irregularis (Walker, 1870), Acridium maculicollis (Walker, 1870) und Valanga elegans (Uvarov, 1923).[17]

Es werden zwei Unterarten anerkannt:[18]

  • Valanga irregularis irregularis (Walker, 1870)
  • Valanga irregularis signata (Sjöstedt, 1921)

Die Unterart V. i. signata wurde aus Queensland beschrieben und bislang auch nur dort beobachtet.[19] Zur Gattung Valanga gehören über 30 weitere Arten, die alle im südostasiatischen und ozeanischen Raum beheimatet sind.[20]

Quellen

Einzelnachweise

  1. a b Giant or Hedge grasshopper: Valanga irregularis. (Nicht mehr online verfügbar.) Department of Agriculture, Fisheries and Forestry, Australian Government, 13. April 2007, archiviert vom Original am 18. Mai 2009; abgerufen am 24. April 2009 (englisch).
  2. Valanga irregularis (Walker). CSIRO Entomology, 19. September 2004, abgerufen am 24. April 2009 (englisch).
  3. a b Bruno Pinese, Harry Fay und Rod Elder: Giant grasshopper. Department of Employment, Economic Development and Innovation, Queensland Government, 5. Januar 2012, abgerufen am 22. Juli 2013 (englisch).
  4. Megan Connolly: Hopping mad or just madly hopping. (PDF; 560 kB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Katherine Rural Review, Ed. 254. Department of Business, Industry and Resource Development, Northern Territory Government, Januar 2004, archiviert vom Original am 19. März 2011; abgerufen am 13. Mai 2009 (englisch).
  5. Rentz, Lewis, Su und Upton, S. 339
  6. a b c Giant Grasshoppers – The largest grasshopper – Valanga irregularis. Brisbane Insects and Spiders, abgerufen am 24. April 2009 (englisch).
  7. Rentz, S. 192
  8. a b c Giant or Hedge grasshopper: Valanga irregularis (nymph). (Nicht mehr online verfügbar.) Department of Agriculture, Fisheries and Forestry, Australian Government, 13. April 2007, archiviert vom Original am 18. Mai 2009; abgerufen am 24. April 2009 (englisch).
  9. CSIRO, S, 391
  10. a b Grasshoppers and Locusts. Queensland Museum, abgerufen am 22. Juli 2013 (englisch).
  11. a b c d Life and Adaptions to Water – Giant grasshopper (Memento vom 17. Oktober 2009 im Internet Archive)
  12. Giant Grasshopper. Australian Insects australian-insects.com, abgerufen am 24. April 2009 (englisch).
  13. G.L. Baker, R.J. Dysart und R.G. Pigott: Parasitism of Grasshopper and Locust Eggs (Orthoptera: Acrididae) by Scelio Species (Hymenoptera: Scelionidae) in Southern Australia. In: Australian Journal of Zoology. Band 44 (4), 1996, S. 427–443.
  14. S.V. Rajakulendran, R. Pigott und G.L. Baker: Biology and phenology of giant grasshopper, Valanga irregularis (Walker) (Orthoptera: Acrididae: Crytacanthacridinae), a pest of citrus, in central western New South Wales. In: Australian Entomologist. Band 20 (3), 1993, S. 81–90.
  15. Identification of Locusts. (PDF; 301 kB) (Nicht mehr online verfügbar.) Department of Employment, Economic Development and Innovation, Queensland Government, 2007, archiviert vom Original am 19. Mai 2009; abgerufen am 24. April 2009 (englisch).
  16. Francis Walker: Catalogue of the Specimens of Dermaptera Saltatoria in the Collection of the British Museum. Part III. British Museum, London 1870, S. 425–604.
  17. Species Valanga irregularis (Walker, 1870). (Nicht mehr online verfügbar.) Australian Faunal Directory, Department of the Environment, Water, Heritage and the Arts, Australian Government, 9. Oktober 2008, archiviert vom Original am 17. Mai 2009; abgerufen am 24. April 2009 (englisch).
  18. Valanga irregularis (Walker, F., 1870). Encyclopedia of Life, abgerufen am 24. April 2009 (englisch).
  19. D.C. Eades, D. Otte und P. Naskrecki: Specimen list for subspecies Valanga irregularis signata (Sjöstedt, 1921). Orthoptera Species File Online, abgerufen am 24. April 2009 (englisch).
  20. Valanga. Encyclopedia of Life, abgerufen am 24. April 2009 (englisch).

Literatur

  • CSIRO, Division of Entomology: Insects of Australia. Melbourne University Press, 1991, ISBN 0-522-84638-6.
  • David C. Rentz: Grasshopper Country – the Abundant Orthopteroid Insects of Australia. UNSW Press, 1996, ISBN 0-86840-063-7.
  • David C. Rentz, R.C. Lewis, Y.N. Su und M.S. Upton: A Guide to Australian Grasshoppers and Locusts. Natural History Publications, Malaysia 2003, ISBN 983-812-074-X.

Weblinks

Commons: Valanga irregularis – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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Giant Valanga (Valanga irregularis) eating a leaf.
Giant Grasshopper.JPG
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Ein Grashüpfer (Valanga irregularis) auf einem Betonboden in Canungra, Queensland, Australien.
Valanga irregularis branch1.JPG
Autor/Urheber: Quartl, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Giant grasshopper (Valanga irregularis) at Treachery Head, Myall Lakes National Park, Australia.
Giant Grasshopper Distribution.png
Autor/Urheber: Quartl, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Verbreitungskarte von Valanga irregularis gezeichnet nach: Giant or Hedge grasshopper: Valanga irregularis (nymph), Department of Agriculture, Fisheries and Forestry, Australian Government
Valanga irregularis .jpg
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Giant grasshoppers mating on a fig tree in a suburban garden in Perth, Western Australia in November 2019