VT-Falte
VT-Falten (Abkürzung für vorgefertigte, trapezförmige Faltwerkträger) sind Bestandteil einer großflächigen Dachkonstruktion aus Spannbeton. Sie sind gekennzeichnet durch einen über die gesamte Länge konstant bleibenden trapezförmigen Querschnitt, der nach unten geöffnet ist (Haubenform). VT-Falten können große Spannweiten bis zu 24 Metern überbrücken und zeichnen sich durch Tragfähigkeit, Stabilität und Variabilität aus.
Geschichte
Die VT-Falte wurde in den 1960er Jahren am Institut für Stahlbeton in Dresden von den Bauingenieuren Eberhard Kühn und Karlheinz Weißbach entwickelt. Auf der Basis des leichten ökonomischen Bauens konstruierten sie damit ein Dachtragwerk, das weittragende und raumabschließende Funktionen verbindet und eine sehr geringe Eigenlast hat, damit es gut vorgefertigt und transportiert werden kann, sowie sparsam in Stahl- und Zementeinsatz ist. Bei einer Länge von 8 bis 25 m und einer Spannweite von 18 bis 24 m hat die VT-Falte nur eine Dicke von 8 cm. Die Eigenlast beträgt zwischen 1,62 und 1,86 kN/m² (165–190 kp/m²). Hergestellt wurden die VT-Falten zunächst im VEB Betonwerke Dresden, Betriebsteil Ottendorf-Okrilla. Der wachsende Bedarf führte 1970 dazu, weitere Fertigungsstätten in den DDR-Bezirken Leipzig, Erfurt, Magdeburg, Potsdam und Rostock einzurichten.
Bauwerke
Das erste Bauwerk mit VT-Faltendach wurde 1967 auf dem Versuchsgelände des Institutes für Stahlbeton in Dresden montiert. Es diente als Dauerstand zur Langzeiterprobung. 1968 wurden ein erster Speisesaal in Porschdorf bei Bad Schandau und eine einschiffige Produktionshalle in Meißen mit 1700 m² Grundrissfläche mit VT-Falten überdacht. 1969 folgte in Dresden die erste Schwimmhalle mit einem VT-Faltendach (Schwimmhalle Steinstraße).
In den 1970er Jahren wurden auf dem gesamten Gebiet der DDR zahlreiche eingeschossige Mehrzweckgebäude mit einem VT-Faltendach gebaut: neben Lager- und Produktionshallen, Garagen sowie Speise- und Veranstaltungssälen (darunter Gaststätten und Clubs) vor allem Schwimm-, Turn- und Kaufhallen. Ein prominentes Beispiel ist die Schwimmhalle Fischerinsel in Berlin-Mitte, die 1979 gebaut und 2009 aufwendig saniert wurde. Dabei erhielt das Architekturbüro Veauthier Meyer Architekten aus Respekt vor der Bau-Moderne der DDR die charakteristische Dachgestaltung mit der VT-Falte und brachten die nötige Dämmung auf das filigrane Dach so auf, dass dessen Eleganz erhalten blieb.[1]
Siehe auch
- HP-Schale – ein ebenfalls in der DDR entwickeltes Betonfertigteil, vorrangig für Dächer
Literatur
- Eberhard Kühn, Karlheinz Weißbach: Entwicklung eines optimalen, vorgefertigten, weitspannenden Raumtragwerkes aus Beton, seine Einführung in die Praxis und daraus abgeleitete allgemeine Schlußfolgerungen zur Entwicklung optimaler, vorgefertigter Schalen- oder Faltwerkträger aus Beton – Dissertation an der Hochschule für Bauwesen Leipzig. 1970.
- Hermann Rühle, Eberhard Kühn, Karlheinz Weißbach, Dietrich Zeidler: Räumliche Dachtragwerke. Konstruktion und Ausführung. In: Band 1 Beton, Holz, Keramik. Verlag für Bauwesen, Berlin 1969.
Weblinks
- Dach in the day, GDR design – East German architectural bits and bobs
- Schwimmhalle Fischerinsel, Berlin-Mitte. Website der av-a Veauthier Architekten GmbH.
- VT-Falten auf Flickr
Einzelnachweise
- ↑ Schwimmhalle Fischerinsel. (PDF; ca. 688 kB) Berliner Bäder-Betriebe, archiviert vom am 15. Dezember 2013; abgerufen am 15. Dezember 2013.
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VT-Falte 18, Abmessungen und Bewehrungsanordnung
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Die Schwimmhalle Fischerinsel in Berlin nach der Renovierung mit VT-Falten