Völkisch-sozialer Block

Als Völkisch-sozialer Block oder Völkischer Block (auch Völkischsozialer Block, VSB) bezeichneten sich 1924 verschiedene Wahlbündnisse der extremen Rechten in deutschen Ländern unter maßgeblicher Beteiligung von nationalsozialistischen Politikern, die nach dem Verbot der NSDAP aufgrund des Hitler-Putsches entstanden. Sie sind nicht zu verwechseln mit dem Völkischsozialen Block, der als nationalsozialistische Wahlliste bei der Landtagswahl in Kärnten 1927 kandidierte.

Die jeweiligen VSB können jedoch nicht als reine Ersatzorganisationen für die verbotene NSDAP angesehen werden, da viele Mitglieder auch aus anderen, bereits zuvor bestehenden völkischen Organisationen kamen und ihre politischen Positionen nicht immer mit denen der Nationalsozialisten identisch waren. Der einflussreiche bayerische Ableger, zu dessen Mitbegründern etwa Rudolf Buttmann gehörte, trat unter dem Namen „Völkischer Block in Bayern“ (VBl) auf.[1]

Im Verlauf des Jahres 1924 schlossen sich die verschiedenen Landesorganisationen des Völkisch-sozialen Blocks und der Deutschvölkischen Freiheitspartei in der kurzlebigen Nationalsozialistischen Freiheitspartei bzw. Nationalsozialistischen Freiheitsbewegung zusammen.

Wahlergebnisse

Ergebnisse der Völkisch-sozialen Blocks und der Deutschvölkischen Freiheitspartei (Mai) bzw. der Nationalsozialistischen Freiheitspartei (Dez.) bei den Reichstagswahlen 1924[2]
WahlkreisMai 1924Dezember 1924
DeutschlandVereinigte Listen*1.918.3296,6 %907.2423,0 %
1OstpreußenVölkischsozialer Freiheitsblock87.8228,6 %62.2366,2 %
2BerlinDeutschvölkische Freiheitspartei39.9303,6 %17.8071,6 %
3Potsdam IIDeutschvölkische Freiheitspartei56.5976,5 %26.2732,9 %
4Potsdam IDeutschvölkische Freiheitspartei50.8735,8 %25.7512,8 %
5Frankfurt an der OderDeutschvölkische Freiheitspartei40.5785,0 %26.5243,2 %
6PommernDeutschvölkischer Wahlverband Pommern65.6307,3 %38.2294,2 %
7BreslauDeutschvölkische Freiheitspartei37.9054,0 %13.6491,4 %
8LiegnitzDeutschvölkische Freiheitspartei8.8851,5 %9.0781,5 %
9OppelnDeutschvölkische Freiheitspartei11.8652,6 %8.2001,5 %
10MagdeburgVölkischsozialer Freiheitsblock43.1844,9 %27.2923,0 %
11MerseburgVölkischsozialer Block62.0988,7 %31.4244,3 %
12ThüringenVölkischsozialer Block110.6049,9 %60.3175,4 %
13Schleswig-HolsteinVölkischsozialer Block55.4177,4 %20.5132,7 %
14Weser-EmsVölkischsozialer Block48.9937,4 %33.0724,8 %
15Ost-HannoverVölkischsozialer Block43.4378,6 %22.2004,4 %
16Südhannover-BraunschweigVölkischsozialer Block77.0687,6 %34.0193,4 %
17Westfalen NordVölkischsozialer Block37.1673,5 %13.6461,3 %
18Westfalen SüdVölkischsozialer Block19.1091,5 %14.3171,1 %
19Hessen-NassauVölkischsozialer Block66.6045,6 %29.0862,5 %
20Köln-AachenVölkischsozialer Block13.3221,5 %5.2410,6 %
21Koblenz-TrierVölkischsozialer Block6.9871,3 %-
22Düsseldorf OstVölkischsozialer Block38.2744,0 %*** 16.6141,6 %
23Düsseldorf WestVölkischsozialer Block19.7912,6 %**** 7.2590,9 %
24Oberbayern-SchwabenVölkischer Block164.56517,0 %***** 55.7774,8 %
25NiederbayernVölkischer Block46.24610,2 %***** 16.7483,0 %
26FrankenVölkischer Block230.01020,7 %***** 94.3367,5 %
27PfalzVölkischer Block21.0715,7 %8.2291,9 %
28Dresden-BautzenVölkischsozialer Block43.8074,5 %15.1531,5 %
29LeipzigVölkischsozialer Block55.3367,9 %13.2121,8 %
30Chemnitz-ZwickauVölkischsozialer Block70.7177,7 %39.3384,2 %
31WürttembergVölkischsozialer Block**50.7864,1 %25.2752,1 %
32BadenVölkischsozialer Block45.0494,8 %19.1601,9 %
33Hessen-DarmstadtVölkischsozialer Block17.8932,9 %8.2121,3 %
34HamburgVölkischsozialer Block37.7576,0 %14.4792,3 %
35MecklenburgDeutschvölkische Freiheitspartei92.95220,8 %54.57611,9 %
* 
Vollständige Bezeichnung: Vereinigte Listen der Deutschvölkischen Freiheitspartei und der Nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei.
** 
Vollständige Bezeichnung: Völkischsozialer Block (Deutsche Arbeiterpartei, Nationalsozialistische Arbeiterpartei, Deutschvölkische Freiheitspartei).
*** 
Im Wahlkreis 22 (Düsseldorf Ost) angetreten als Völkischsozialer Block (Nationalsozialistische Freiheitsbewegung).
**** 
Im Wahlkreis 23 (Düsseldorf West) angetreten als Völkischsozialer Block.
***** 
In den Wahlkreisen 24 (Oberbayern-Schwaben), 25 (Niederbayern) und 26 (Franken) angetreten als Der Völkische Block, Nationalsozialistische Freiheitsbewegung Großdeutschlands.

Literatur

  • Stefanie Schrader: Vom Partner zum Widerpart Die Deutschvölkische Freiheitspartei und ihr Wahlbündnis mit der NSDAP. In: Daniel Schmidt, Michael Sturm, Massimiliano Livi (Hrsg.): Wegbereiter des Nationalsozialismus. Personen, Organisationen und Netzwerke der extremen Rechten zwischen 1918 und 1933 (= Schriftenreihe des Instituts für Stadtgeschichte Bd. 19). Klartext, Essen 2015, ISBN 978-3-8375-1303-5, S. 55 ff.
  • David Jablonsky: The Nazi Party in Dissolution. Hitler and the Verbotszeit 1923–25. Frank Cass, London 1989, ISBN 0-7146-3322-4.
  • Robert Probst: Die NSDAP im Bayerischen Landtag 1924–1933 (= Münchner Studien zur neueren und neuesten Geschichte Bd. 19). Peter Lang, Frankfurt/M. u. a. 1998, ISBN 3-631-32213-5.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Robert Probst: Völkischer Block in Bayern (VBl), 1924/25. In: Historisches Lexikon Bayerns. 23. November 2015, abgerufen am 17. September 2016.
  2. Wahlen in der Weimarer Republik. In: gonschior.de, abgerufen am 2. Oktober 2016.