Véhicule automatique léger

VAL 208 (links) und VAL 206 der Métro Lille

Véhicule automatique léger (VAL, deutsch: „leichtes automatisches Fahrzeug“) ist ein besonders leicht gebautes, fahrerloses, spurgeführtes Personennahverkehrsmittel, das sowohl als Peoplemover, z. B. in Flughäfen, als auch als Stadtschnellbahnsystem eingesetzt wird. Ursprünglich von Matra entwickelt, ist VAL heute ein Produkt von Siemens Mobility.

Technik

Val 206 der Metro Toulouse auf der Linie A
Führungsschienen übernehmen die seitliche Führung in einer Weiche – hier OrlyVAL.
Weiche gestellt zum Abbiegen nach rechts in einer Gleiswechselstelle des CDGval
Fahrweg an der Endhaltestelle Terminal 1 des CDGval
Val 256 der Metro Taipei beim Überholen
Val 208 der Metro Rennes auf der Linie A

Die Trag- und Antriebsfunktion wird durch gummibereifte Räder auf einem Betonfahrweg ausgeübt. Seitliche Führungsräder rollen an seitlich angebrachten Führungsschienen entlang. An Stellen, wo die seitlichen Führungsschienen unterbrochen sind, wie beispielsweise in Weichen, übernehmen Führungsschienen in der Fahrwegmitte die seitliche Führung. Die Weichenfunktion wird durch eine einzelne Zunge zwischen den Führungsschienen realisiert, in etwa vergleichbar mit einer beweglichen Herzstückspitze in Weichen von Zweischienenbahnen.

Das System basiert auf einer Erfindung von Professor Robert Gabillard (Université Lille Nord de France) und wurde Anfang der 1980er Jahre von der Firma Matra Transport entwickelt. Die Abteilung Verkehrstechnik von Matra gehört seit 2001 vollständig zu Siemens Transportation Systems.

Erstmals angewendet wurde das VAL-System 1983 bei der damals neu gebauten Métro Lille. Es eignet sich aufgrund der geringeren Kosten besonders gut für mittelgroße Städte. Das Akronym bedeutete ursprünglich Villeneuve-d’Ascq à Lille (deutsch: „Villeneuve-d’Ascq nach Lille“) und bezeichnete die beiden Endpunkte der ersten Strecke. Erst später wurde daraus véhicule automatique léger.

Wie auch bei einigen anderen fahrerlosen Personenbeförderungssystemen sind die Bahnsteige beim VAL-System durch transparente Glaswände mit eingelassenen Bahnsteigtüren von den Gleisen getrennt. Dadurch sollen Unfälle durch auf die Fahrbahn fallende Personen oder Gegenstände und Suizide verhindert werden. Die Bahnsteigtüren öffnen und schließen zum Fahrgastwechsel gleichzeitig mit den Fahrzeugtüren, nachdem ein Zug in die Station eingefahren ist.

Die automatische Linie 14 der Métro Paris und die ebenfalls vollautomatisch betriebene Linie D der Métro Lyon sind dagegen keine VAL-Systeme,[1] ebenso wenig die 2008 eröffnete Linie M2 der Métro Lausanne.

Neoval

Seit 2004 entwickelt Siemens gemeinsam mit der französischen Lohr Group im Projekt Neoval den Nachfolger des Val. Die Züge des Neoval-Systems werden wie beim von Lohr entwickelten Translohr-System durchgehend von einer Mittelschiene mit sechseckigem Schienenkopfquerschnitt geführt und kommen ohne elektrische Versorgung zwischen den Stationen aus. Die seitlichen Führungsschienen und die dazugehörigen waagerechten Führungsräder entfallen. So sollen die Kosten für die Infrastruktur verringert werden, da keine zusätzliche Stromschiene oder Oberleitung benötigt wird. Das System wird zudem durch ein regeneratives Bremssystem die Bremsenergie wieder zurückgewinnen und nutzen können. Seit März 2009 wird mit dem Airval ein erstes Neoval-Vorserien-Fahrzeug auf der Teststrecke von Lohr in Straßburg erprobt.[2]

Cityval

Cityval-Doppeltriebwagen für die Metrolinie B in Rennes, InnoTrans 2018

Das System Cityval basiert auf dem Neoval-Projekt. Die Linie B der Métro Rennes ist der erste Einsatz dieses Systems. 19 zweiteilige Cityval-Züge wurden für diese Linie bestellt worden, die am 20. September 2022 in Betrieb ging.[3][4]

Airval

Auf dem UITP World Congress in Wien hat Siemens am 8. Juni 2009 das Airval-System vorgestellt.[2] Airval beruht ebenfalls auf dem Projekt Neoval und ist die Variante für den Einsatz auf Flughäfen als Peoplemover.

Im Dezember 2017 gab Siemens die Bestellung eines Airval-Systems für die Verbindung der Terminals am Flughafen Suvarnabhumi in Bangkok bekannt.[5]

Am Flughafen Frankfurt soll ab 2023 eine 5,6 Kilometer Airval-Strecke das neue Terminal 3 mit den bestehenden Terminals verbinden.[6] Die Züge sollen im 2-Minuten-Takt verkehren und die Fahrzeit zwischen Terminal 1 und 3 soll 8 Minuten betragen.[7]

Installationen

StadtLandBetriebLinienNetzlänge in kmFahrzeugePlanbetriebArtBemerkung
LilleFrankreichMétro Lille24583 Val 206
60 Val 208
1983StadtDie zweite Linie wurde 1989 eröffnet.
Jacksonville (Florida)USAVal 2561989StadtIm Dezember 1996 durch Einschienenbahn ersetzt. Die zwei Fahrzeuge wurden nach Chicago verkauft.
ToulouseFrankreichMétro Toulouse22829 Val 206
70 Val 208
1993StadtDie zweite Linie wurde im Juni 2007 eröffnet.[8]
ChicagoUSA1415 Val 2561993FlughafenVerbindungsbahn im Flughafen O’Hare
2 Fahrzeuge wurden aus Jacksonville übernommen
TaipeiTaiwanStadtschnellbahn Taipei126102 Val 2561996StadtWenhu-Linie, bis zum 8. Oktober 2009 als Muzha-Line bezeichnet. Auf der Linie verkehren auch 202 Fahrzeuge von Bombardier.
RennesFrankreichMétro Rennes22224 Val 208 (Linie a)
19 Cityval (Linie b)
2002Stadt
ParisFrankreichOrlyval178 Val 2061991FlughafenZubringer zum Flughafen Paris-Orly
TurinItalienMetro Turin115[9]46 Val 2082006StadtSüdliche Verlängerung im April 2021 eröffnet.
ParisFrankreichCDGVAL2510 Val 208 NG2007FlughafenVerbindungsbahn im Flughafen Charles de Gaulle
UijeongbuKoreaUijeongbu Light Rail Transit11115 Val 2082012, 27. Juni[10][11]Stadt[12][13]
BangkokThailand116 zweiteilige Airval2020FlughafenVerbindungsbahn im Flughafen Bangkok-Suvarnabhumi
FrankfurtDeutschland15,612 zweiteilige Airval2023FlughafenVerbindungsbahn zum Terminal 3 am Flughafen Frankfurt

Fahrzeugtypen

Die Bezeichnungen für die Fahrzeugtypen Val 206, Val 208 und Val 256 leiten sich aus ihrer Breite ab.

TypBaujahreAnzahlLängeBreiteHöheMasseLeistungBemerkung
Val 206198312026,14 m2,06 m3,25 m30,5 t480 kW1. Generation
Val 208200016126 m2,08 m3,27 m28 t520 kW2. Generation
Val 208 NG20066426 m2,08 müberarbeitete 2. Gen.
Val 2561989–199311713,78 m2,56 m3,53 mbreite Version
Cityval[14]1911,20 m2,65 m3,60 mbasiert auf Neoval
Airval[15]18 bestellt11,20 m2,80 m3,60 mbasiert auf Neoval

Projekte

In Aachen wurde im Rahmen des Projektes Campusbahn der Einsatz des Systems Cityval untersucht. Der Lenkungsausschuss hatte sich Anfang 2011 dafür ausgesprochen.[16] Bei einem, von der Bürgerinitiative „Campusbahn = Größenwahn“ initiierten Bürgerentscheid entschieden sich im März 2013 rund 66 % der an der Abstimmung teilnehmenden Personen gegen die Campusbahn.[17]

Galerie

Siehe auch

Liste automatischer spurgeführter Systeme

Einzelnachweise

  1. J. M. Erbina, C. Soulas: Twenty Years of Experiences with DRIVERLESS METROS in France. 19. Verkehrswissenschaftliche Tage, [22. und 23. September 2003 in Dresden]. In: Mobilität und Verkehrsmanagement in einer vernetzten Welt. Techn. Univ., Fak. Verkehrswiss. Friedrich List, Dresden 2003 (ethz.ch).
  2. a b Siemens PR, 8. Juni 2009: Siemens präsentiert vollautomatische Metro der neuen Generation
  3. Siemens PR, 16. November 2010: Siemens baut neue Metro Linie im französischen Rennes
  4. Rennes : une forte fréquentation pour la mise en service de la ligne b du métro. 21. September 2022, abgerufen am 23. Oktober 2022.
  5. Siemens Pressemitteilung, 14. Dezember 2017: Siemens baut vollautomatischen People Mover am Flughafen Bangkok
  6. Siemens delivers fully automated people mover for the Frankfurt Airport. Siemens, 20. März 2018, abgerufen am 27. März 2018.
  7. Peter Thomas: Fraport gibt Gummi In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. Nr. 73, 2018 (2018-03-27), S. T2.
  8. Siemens PR, 30. Juni 2007:Opening of a second Val line in Toulouse (Memento vom 17. Dezember 2012 im Webarchiv archive.today)
  9. Turin: Verlängerung der automatischen Metro. In: Urban Transport Magazine. 27. April 2021, abgerufen am 27. April 2021 (deutsch).
  10. 의정부경전철. (Webpage) In: Construction Timeline. U Line, archiviert vom Original am 31. März 2012; abgerufen am 25. August 2011.
  11. 의정부경전철. (Webpage) In: About Company. U Line, archiviert vom Original am 31. März 2012; abgerufen am 25. August 2011.
  12. Siemens PR, 14. November 2006: Siemens liefert Metrosystem vom Typ VAL nach Südkorea (PDF; 23 kB)
  13. Siemens Web:Mobility Projects Asia Uijeongbu (Séoul) (Memento vom 9. November 2013 im Internet Archive)
  14. Siemens Broschüre: Cityval - High capacity driverless metro@1@2Vorlage:Toter Link/www.swe.siemens.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven) (PDF; 884 kB)
  15. Siemens Broschüre: Airval - Advanced airport APM@1@2Vorlage:Toter Link/www.swe.siemens.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven) (PDF; 710 kB)
  16. Machbarkeitsstudie: Campusbahn ohne Oberleitung eingebettet Aachener Nachrichten Online, 11. Januar 2010 (abgerufen am 9. April 2011)
  17. Glasklares Nein zur Aachener Campusbahn Aachener Zeitung vom 10. März 2013, abgerufen am 17. November 2013

Weblinks

Commons: Véhicule automatique léger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Une rame de VAL208 franchit le viaduc sur la rocade Est, ligne A du métro de Toulouse.
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台北捷運文山線(AGT)VAL256系電車(フランスMATRA製)。
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The Airport Transit System (ATS) is an automated people mover system at O'Hare International Airport in Chicago, Illinois.
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Rame Val208 arrivant à Parc PX
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Cityval-Triebwageneinheit für die Metro Rennes, vorgestellt auf der InnoTrans 2018 Berlin
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Vue d'aiguillages vers le terminal 1
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Orlyval's workshop with a rolling stock, in Wissous
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Rennes metro (France) : train type Val208 at the terminus of La Poterie
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Overrun on the north side of Taipei MRT Zhongshan Junior High School Station.
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Aiguillage d'Orlyval, Orly-Ouest
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Fahrzeug der Métro Rennes auf dem Hochbahnabschnitt zwischen den Stationen Pontchaillou und Anatole France (Linie a)
Terminal1 cdgval.jpg
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Vue de la station terminus "Terminal 1"