Ute Vogt

Ute Vogt (2014)

Ute Vogt (* 3. Oktober 1964 in Heidelberg) ist eine deutsche Politikerin (SPD) und Rechtsanwältin. Sie war von 2002 bis 2005 parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesinnenminister. Von 1999 bis 2009 war sie Landesvorsitzende der SPD Baden-Württemberg. Von 1994 bis 2005 sowie 2009 bis 2021 war Vogt Mitglied des Deutschen Bundestages und von Dezember 2013 bis November 2017 eine der sieben stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion. Zudem war sie von 2006 bis 2009 Abgeordnete des Landtags von Baden-Württemberg. Vogt ist seit Oktober 2021 Präsidentin der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft.

Ausbildung und Beruf

Die in Wiesloch aufgewachsene Ute Vogt absolvierte nach dem Abitur an der Johann-Philipp-Bronner-Schule Wiesloch[1] ein Studium der Rechtswissenschaft in Heidelberg, das sie mit beiden juristischen Staatsexamina beendete. Zudem studierte Vogt an der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer. Seitdem ist sie als Rechtsanwältin[2] tätig.

Vogt lebt in Kronsgaard im Kreis Schleswig-Flensburg.[3]

Partei

Nachdem sich Vogt schon seit 1983 bei den Jusos engagiert hatte, wurde sie 1984 auch Mitglied der SPD.[4] Von 1991 bis 1994 war sie Sprecherin der Jusos in Baden-Württemberg.[5] Ab 1993 gehörte sie dort dem SPD-Landesvorstand an.[6] Im Jahre 1995 wurde sie zur stellvertretenden Landesvorsitzenden gewählt. Von 1999 bis 2009 war sie SPD-Landesvorsitzende in Baden-Württemberg.[7]

Im Jahre 2001 trat sie bei der Landtagswahl als Spitzenkandidatin der SPD gegen Ministerpräsident Erwin Teufel an.[8] Seit 2001 ist sie Mitglied im Präsidium der SPD.[9] Von 2003 an war Vogt stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD. Für den Bundesparteitag im Oktober 2007 wurde sie nicht mehr für das Amt einer Vize-Vorsitzenden nominiert.[10] Auf dem Bundesparteitag am 26. Oktober 2007 in Hamburg wurde sie als Mitglied des Parteivorstands im ersten Wahlgang mit 345 Stimmen gewählt.[11]

Sie war erneut Spitzenkandidatin der SPD für die Landtagswahl in Baden-Württemberg am 26. März 2006.[12]

Vogt übernahm nach der Landtagswahl den Vorsitz ihrer Fraktion und damit das Amt der Oppositionsführerin im Landtag.

Zum Anfang des Jahres 2008 erklärte sie ihren Rücktritt vom Fraktionsvorsitz.[13]

Als Reaktion auf das schlechte Ergebnis der Südwest-SPD bei der Bundestagswahl 2009 sowie ihr eigenes Abschneiden im Bundestagswahlkreis Stuttgart I kündigte sie am 30. September 2009 an, nicht mehr für den Landesvorsitz der SPD zu kandidieren.

Ute Vogt auf der SPD-Basiskonferenz am 10. Oktober 2006 in Schorndorf

Öffentliche Ämter

Von 1989 bis 1994 war Vogt Stadträtin in Wiesloch.[14] Von 1994 bis 2005 war sie Mitglied des Deutschen Bundestages.[15] Hier war sie von 2000 bis 2002 Vorsitzende des Innenausschusses.[16] Ute Vogt ist 1998 als direkt gewählte Abgeordnete des Wahlkreises Pforzheim und sonst stets über die Landesliste Baden-Württemberg in den Deutschen Bundestag eingezogen.[17] Nach der Bundestagswahl 2002 wurde sie am 22. Oktober 2002 als parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister des Innern in die von Bundeskanzler Gerhard Schröder geführte Bundesregierung (Kabinett Schröder II) berufen. Am 22. November 2005 schied sie aus dem Amt.[18]

2006 bis 2009 war Vogt Mitglied des Landtages von Baden-Württemberg. Bei der Landtagswahl 2006 zog sie über ein Zweitmandat in den Landtag ein. Trotz innerparteilicher Kritik aufgrund des landesweit schlechten SPD-Wahlergebnisses wurde sie am 29. März 2006 mit 24 zu 14 Stimmen zur Vorsitzenden der SPD-Landtagsfraktion gewählt und löste damit Wolfgang Drexler ab.[19] Am 9. Oktober 2007 gab sie bekannt, für diese Position bei den Neuwahlen zum Fraktionsvorstand im Januar 2008 nicht mehr zur Verfügung zu stehen.[20] Vogt legte ihr Landtagsmandat am 30. September 2009 nach ihrer erneuten Wahl über die Landesliste in den Bundestag nieder.

Von 2010 bis 2013 war sie Obfrau (Sprecherin) der SPD-Bundestagsfraktion im 1. Untersuchungsausschuss (Gorleben).[21][22]

Im 18. Bundestag war Vogt ordentliches Mitglied im Gemeinsamen Ausschuss[23] sowie ordentliches Mitglied der Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe (Endlagerkommission) gemäß § 3 Standortauswahlgesetz.[24][25] Zudem war sie stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft,[26] im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit,[27] im Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz[28] sowie im Vermittlungsausschuss.[29][30] Seit dem 19. Dezember 2013 bis zum Ende der Legislaturperiode war sie stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion und in dieser Funktion zuständig für die Bereiche Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit sowie Ernährung und Landwirtschaft.[31]

Bei der Wahl im Jahr 2017 zog sie – wieder über die Landesliste Baden-Württemberg – auch in den 19. Bundestag ein.[32] Sie war ordentliches Mitglied im Ausschuss für Inneres und Heimat, sowie stellvertretendes Mitglied im Gemeinsamen Ausschuss, im Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz sowie im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.[33] Außerdem war sie stellvertretendes Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates.[34] Im Oktober 2019 wurde sie als Nachfolgerin von Burkhard Lischka zur innenpolitischen Sprecherin der SPD-Fraktion gewählt.[35]

Bei der Wahl zum 20. Deutschen Bundestag 2021 kandidierte sie nicht erneut.[36]

Gesellschaftliches Engagement und Mitgliedschaften

Ute Vogt ist seit dem 23. Oktober 2021 Präsidentin der DLRG[37]. Sie ist zudem stellvertretende Vorsitzende des Stiftungsvorstandes der Rotkreuz Stiftung Stuttgart[38], stellvertretende Vorsitzende des Vorstands der Hilfsorganisation Help – Hilfe zur Selbsthilfe[39], Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Energie & Klimaschutz Baden-Württemberg,[40] Schirmherrin des Vereins MEHRSi und von Blick nach Rechts, Ehrenpräsidentin der THW-Jugend (Baden-Württemberg) sowie Vorstandsmitglied der Deutschen Umweltstiftung.[41] Daneben ist sie Mitglied weiterer Vereine und Initiativen. Ute Vogt ist katholisch.[42]

Auszeichnungen

Veröffentlichungen

  • Eva Rühmkorf, Ute Vogt: „Wir sind die Besseren.“ Starke Frauen und Politik. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart u. a. 2002, ISBN 3-421-05606-4.
  • Ute Vogt: Nichts genaues weiß man nicht – Politikberatung aus den Erfahrungen der Praxis. in: Steffen Dagger, Christoph Greiner, Kirsten Leinert, Nadine Meliß, Anne Menzel (Hrsg.): Politikberatung in Deutschland. Praxis und Perspektiven. VS, Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2004, ISBN 3-531-14464-2, S. 30–36.
  • Stephan Braun, Ute Vogt (Hrsg.): Die Wochenzeitung „Junge Freiheit“. Kritische Analysen zu Programmatik, Inhalten, Autoren und Kunden. VS, Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-531-15421-3 (Rezensionen: Kampf ums Image. In: taz, vom 11. August 2007; Ideologie aus dem Nichts. In: Jungle World, vom 23. August 2007).
Commons: Ute Vogt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vgl. Setzen, Sechs! – Schulgeschichten aus Deutschland (3/3). Experiment Schule. Dokumentarfilm von Susanne Bausch im Auftrag des SWR. Deutsche Erstausstrahlung am 22. Dezember 2005
  2. Kanzlei Silcher. Abgerufen am 24. April 2013
  3. Ove Jensen: Neue DLRG-Präsidentin: Aus dem Bundestag nach Angeln: Warum Ex-SPD-Bundesvize Ute Vogt jetzt in Kronsgaard wohnt. In: shz.de. Abgerufen am 1. November 2021.
  4. Kristina Jagemann: Ute Vogt: Ein kesser Schnabel greift nach dem Chefsessel. In: Der Spiegel. 28. Februar 2001, abgerufen am 24. Mai 2023.
  5. Politik: SPD-Spitzenkandidatur in Baden-Württemberg: Die Bildungs-Expertin: Ute Vogt hat eine Blitzkarriere hinter sich. In: Der Tagesspiegel Online. Abgerufen am 24. Mai 2023.
  6. Ute Vogt im Munzinger-Archiv, abgerufen am 24. Mai 2023 (Artikelanfang frei abrufbar)
  7. Ute Vogt, MdB. In: spdfraktion.de. 27. Juni 2011, abgerufen am 24. Mai 2023.
  8. Baden-Württemberg: Ute Vogt vor ungewisser politischer Zukunft. In: FAZ.NET. 27. März 2006, abgerufen am 24. Mai 2023.
  9. Ute Vogt, MdB (SPD). In: wehrhafte-demokratie.info. Abgerufen am 24. Mai 2023.
  10. Ute Vogt - Biografie WHO'S WHO. Abgerufen am 24. Mai 2023.
  11. Wer zur neuen Parteispitze gehört. In: welt.de. 16. November 2011, abgerufen am 24. Mai 2023.
  12. Vor der Wahl: Baden-Württemberg. In: deutschlandfunkkultur.de. 3. März 2006, abgerufen am 24. Mai 2023.
  13. Rüdiger Soldt: Ute Vogt: Das ewige Talent zieht sich zurück. In: FAZ.NET. 11. Oktober 2007, abgerufen am 24. Mai 2023.
  14. Biogramm: Ute Vogt. In: FAZ.NET. 20. Dezember 2000, abgerufen am 24. Mai 2023.
  15. Ute Vogt. In: Deutsche Umweltstiftung. Abgerufen am 24. Mai 2023.
  16. Furiose Aufholjagd der SPD läßt Teufel alt aussehen: Bei Wahl in Baden-Württemberg ist alles drin. In: Handelsblatt. Abgerufen am 24. Mai 2023.
  17. Bundestagswahl: Ute Vogt will Direktmandat in Stuttgart. In: pz-news.de. Abgerufen am 24. Mai 2023.
  18. Deutscher Bundestag - Ute Vogt. In: bundestag.de. Abgerufen am 24. Mai 2023.
  19. Baden-Württemberg: Ute Vogt führt Stuttgarter SPD-Fraktion. In: FAZ.NET. 29. März 2006, abgerufen am 24. Mai 2023.
  20. Frühere Stuttgarter Bundestagsabgeordnete: Neuer Job für Ex-SPD-Abgeordnete Ute Vogt. In: Stuttgarter Zeitung. Abgerufen am 24. Mai 2023.
  21. 1. Untersuchungsausschuss (Gorleben). Website des Deutschen Bundestags. Abgerufen am 24. April 2013.
  22. Ute Vogt, SPD. Biografie. Website des Deutschen Bundestags. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. Juni 2013; abgerufen am 24. April 2013.
  23. Mitglieder des Gemeinsamen Ausschusses (Memento vom 19. Oktober 2014 im Internet Archive), online, abgerufen am 24. September 2014
  24. Mitglieder der Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe, online, abgerufen am 24. September 2014
  25. Abschlussbericht der Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe. (PDF; 7,1 MB) 5. Juli 2016, S. 547, abgerufen am 26. Juni 2019.
  26. Mitglieder des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft (Memento vom 27. April 2015 im Internet Archive), online, abgerufen am 24. September 2014
  27. Mitglieder des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (Memento vom 30. September 2016 im Internet Archive), online, abgerufen am 24. September 2014
  28. Mitglieder des Ausschusses für Recht und Verbraucherschutz (Memento vom 22. Juni 2015 im Internet Archive), online, abgerufen am 24. September 2014
  29. Mitglieder des Vermittlungsausschusses (Memento vom 21. Oktober 2014 im Internet Archive), online, abgerufen am 24. September 2014
  30. Der Bundestag – Abgeordnete – Biografien (Memento vom 24. September 2014 im Internet Archive), online, abgerufen am 24. September 2014
  31. Fraktionsvorstand. Website der SPD-Bundestagsfraktion. Abgerufen am 22. November 2015.
  32. Fast 100 Abgeordnete aus Baden-Württemberg. In: swr.de. 24. Oktober 2017, abgerufen am 26. Juni 2019.
  33. Deutscher Bundestag - Abgeordnete. Abgerufen am 1. Februar 2021.
  34. Ute Vogt, SPD. Biografie. Website des Deutschen Bundestags. Abgerufen am 26. Juni 2019.
  35. Ute Vogt als innenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion nominiert. In: welt.de. 17. Oktober 2019, abgerufen am 18. Oktober 2019.
  36. Pressemitteilung – Ute Vogt: Kandidiere nächstes Jahr nicht erneut für die Bundestagswahl. In: ute-vogt.de. 10. Oktober 2020, abgerufen am 11. Oktober 2020.
  37. News Detail | DLRG e.V. Abgerufen am 23. Oktober 2021.
  38. Stiftungsvorstand. Website des Deutschen Roten Kreuzes Stuttgart. Abgerufen am 26. Juni 2019.
  39. Gremien. Help – Hilfe zur Selbsthilfe. Abgerufen am 4. Januar 2022.
  40. Kuratorium. Website der Stiftung Energie und Klimaschutz Baden-Württemberg. Abgerufen am 11. September 2014.
  41. Vorstand Website der Deutschen Umweltstiftung. Abgerufen am 11. September 2014.
  42. Ute Vogt – Mitglied des SPD-Parteivorstands und Präsidiums, Landesvorsitzende der SPD Baden-Württemberg (Memento vom 17. Januar 2009 im Internet Archive)
  43. Verdienstorden des Landes an 26 verdiente Persönlichkeiten. 23. Juli 2021, abgerufen am 25. Juli 2021.

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