Ustrina

Befundzeichnung einer Ustrina an der Gräberstraße in Carnuntum/Österreich

Eine Ustrina (eingedeutscht: Ustrine, seltener: Ustrinum) ist ein Verbrennungsplatz für Verstorbene, meist in Verbindung mit einem Gräberfeld oder einem sonstigen Bestattungsplatz. Die Scheiterhaufenplätze wurden von verschiedenen Kulturen der Ur- und Frühgeschichte genutzt, die im Zusammenhang mit dem Bestattungsritual Verbrennungspraktiken kannten, was ab dem Mittelneolithikum zu beobachten ist.

Beschreibung

Ustrinen wurden einmalig oder mehrfach verwendet. Auf ihnen wurden die Verstorbenen auf einem Scheiterhaufen verbrannt, danach die Knochen und sonstige Überreste aufgesammelt. Diese wurden dann meist in einem Grab bestattet. Dabei konnten entweder die Beigaben mit verbrannt worden sein, oder diese wurden dem Toten unverbrannt erst später mitgegeben.[1]

Archäologische Befunde liegen in den Gräberfeldern von Carnuntum (Militärlager) und Mogontiacum vor.

Eine repräsentativere Form des Ustrinums sind die Verbrennungsplätze der römischen Kaiser auf dem Marsfeld in Rom, insbesondere das von Strabon[2] beschriebene Ustrinum des Augustus. Nach dessen Kremation blieb der aufwändige Bau als Denkmal erhalten. Weitere Funde von Bauresten auf dem Marsfeld werden als die Ustrinen der Kaiser Hadrian, Marc Aurel und Antoninus Pius interpretiert.

Beispiele für ähnlich ablaufende Rituale können in heute oder bis vor kurzer Zeit lebenden („rezenten“) Gesellschaften beobachtet werden (etwa die hinduistische Art der Bestattung in Indien, wobei hier der Leichenbrand im Fluss Ganges bestattet wird).

Quellen

Literatur

  • Tilmann Bechert: Zur Terminologie provinzialrömischer Brandgräber. In: Archäologisches Korrespondenzblatt, 10 (1980), ISSN 0342-734X, S. 253–258.
  • Gabriele Rasbach: Römerzeitlich Gräber aus Moers-Asberg, Kreis Wesel. Ausgrabungen 1984 im nördlichen Gräberfeld. (= Funde aus Asciburgium, 12), Duisburg 1997, S. 17f.
  • Christoph Höcker: Metzler Lexikon antiker Architektur. Sachen und Begriffe. Sonderausgabe. Metzler, Stuttgart u. a. 2008, ISBN 978-3-476-02294-3, S. 266.
  • James Phillips: Funerary monuments, ustrina, general works on tombs, mausolea and pyramids. (= Bibliographic essays on the architecture of the ancient city of Rome, 36). Vance, Monticello. 1985, ISBN 0-89028-361-3

Weblinks

Fußnoten

  1. Tilmann Bechert unterteilt bei römischen Friedhöfen grundsätzlich in Ustrina- und Bustumbestattungen. Ustrinen sind zu dieser Zeit öffentliche Verbrennungsplätze innerhalb des Friedhofes, die von Teilen der Bevölkerung genutzt wurden. Solche Bereiche innerhalb von Nekropolen konnte man bisher selten eindeutig nachweisen. Tilmann Bechert: Zur Terminologie provinzialrömischer Brandgräber. Archäologisches Korrespondenzblatt, 10/1980, Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, Mainz 1980, ISSN 0342-734X, S. 253 ff. Nach: Ines Klenner: Römische Gräberfelder, Mainzer Internetportal der Altertumswissenschaften, auf students.uni-mainz.de.
  2. Strabon Geographika 5.3.8

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Befundzeichnung eines römischen Krematoriums (Ustrina) an der Gräberstraße, Petronell-Carnuntum, Österreich.