Ursula A. J. Becher

Ursula A. J. Becher (* 1934) ist eine deutsche Historikerin, Geschichtsdidaktikerin und Hochschullehrerin.

Leben

Nach dem Abitur am Helene-Lange-Gymnasium in Düsseldorf studierte Ursula A. J. Becher von 1954 bis 1956 an der Pädagogischen Akademie Aachen. 1959 legte sie das zweite Staatsexamen ab. In den Jahren 1962/63 arbeitete sie im Rahmen eines Austauschprogramms für ein Jahr als Sprachassistentin an einem französischen Gymnasium in Clermont-Ferrand und absolvierte parallel dazu ein Studienjahr an der dortigen Universität. Nach ihrer Rückkehr aus Frankreich unterrichtete sie weiterhin an der Düsseldorfer Schule.

Ab 1966 arbeitete Becher als pädagogische Mitarbeiterin am Seminar für Didaktik der Geschichte der Justus-Liebig-Universität in Gießen. Hier traf sie auf den Historiker und Geschichtsdidaktiker Friedrich J. Lucas. Sie lernte seine Geschichtsdidaktik kennen und arbeitete an deren Weiterentwicklung mit. Gleichzeitig eröffnete sich ihr die Möglichkeit eines Zweitstudiums der Fächer Geschichte, Romanistik und Philosophie. 1974 promovierte sie bei Lothar Gall mit einer Studie zur Entwicklung eines Begriffs politischer Gesellschaft in der deutschen Reichspublizistik im 18. Jahrhundert. 1974 wechselte sie zur Ruhr-Universität Bochum. Dort wurde sie wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl Neuere Geschichte III (Jörn Rüsen). 1983 erfolgte mit einer Studie zur Geschichte der französischen Geschichtswissenschaft im 19. Jahrhundert ihre Habilitation. Seitdem war sie Privatdozentin an der Fakultät für Geschichtswissenschaft der Ruhr-Universität Bochum und übernahm zudem Lehrstuhlvertretungen in Bochum und Gießen.

Im Jahr 1986 erhielt sie einen Ruf an die Katholische Universität Eichstätt. Dort lehrte sie als Professorin für Theorie und Didaktik der Geschichte. Von 1992 bis zur Emeritierung im Jahr 2000 war sie Direktorin des Georg-Eckert-Instituts für internationale Schulbuchforschung in Braunschweig und wirkte mit in der Deutsch-Polnischen Schulbuchkommission und weiteren internationalen Kooperationsprojekten des Instituts.

Forschung und Lehre

Ihre Forschungsschwerpunkte sind Geschichte der Geschichtswissenschaft, Mentalitäts- und Kulturgeschichte im 18. Jahrhundert, Bildungsgeschichte von Frauen, theoretische Grundlagen einer Didaktik der Geschichte.

Schriften

Monographien

  • Geschichte des modernen Lebensstils. Essen – Wohnen – Freizeit – Reisen, München 1990 ISBN 978-3406344459
  • Geschichtsinteresse und historischer Diskurs: ein Beitrag zur Geschichte der französischen Geschichtswissenschaft Im 19. Jahrhundert, Stuttgart 1986 (Studien zur modernen Geschichte 23) ISBN 978-3515042376
  • Politische Gesellschaft: Studien zur Genese bürgerlicher Öffentlichkeit in Deutschland, Göttingen 1978 (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte Bd. 47) ISBN 978-3525353707
  • Der implizite Leser der Historiographie : zur didaktischen Dimension der Geschichtswissenschaft, München 1989 (Eichstätter Hochschulreden 72) – ISBN 978-3-597-30072-2

Herausgeberschaften

  • Deutschland und Polen im zwanzigsten Jahrhundert: Analysen – Quellen – didaktische Hinweise, hrsg. von Ursula A. J. Becher, Wlodzimierz Borodziej, Robert Maier, Hannover 2001 ISBN 978-3-88304-141-4
  • Internationale Verständigung: 25 Jahre Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung in Braunschweig, hrsg. von Ursula A. J. Becher, Rainer Riemenschneider, Roderich Henry, Hannover 2000 (Studien zur internationalen Schulbuchforschung. Schriftenreihe des Georg-Eckert-Instituts Bd. 100) – ISBN 978-3-88304-300-5
  • Grenzen und Ambivalenzen: Analysen zum Deutschlandbild in den Niederlanden und in niederländischen Schulbüchern, hrsg. von Ursula A. J. Becher, Frankfurt/ M. 1996 (Studien zur internationalen Schulbuchforschung. Schriftenreihe des Georg-Eckert-Instituts Bd. 47) – ISBN 978-3-88304-287-9
  • Weiblichkeit in geschichtlicher Perspektive. Fallstudien und Reflexionen zu Grundproblemen der historischen Frauenforschung, hrsg. von Ursula A. J. Becher, Jörn Rüsen, Frankfurt/ M. 1988 – ISBN 978-3-518-28325-7
  • Geschichte – Nutzen oder Nachteil für das Leben? Sammelband zum 10jährigen Bestehen der Zeitschrift 'Geschichtsdidaktik', hrsg. von Ursula A. J. Becher und Klaus Bergmann, Düsseldorf 1986 (= Studien – Materialien. Band 43. Geschichtsdidaktik, herausgegeben von Klaus Bergmann, Annette Kuhn, Jörn Rüsen, Gerhard Schneider) – ISBN 978-3-590-18055-0
  • Geschichte als engagierte Wissenschaft. Zur Theorie einer Geschichtsdidaktik, hrsg. v. Ursula A. J. Becher/Klaus Bergmann/Ulrich Mayer/Hans-Jürgen Pandel/Walter Petzinger, Stuttgart 1985 (Anmerkungen und Argumente zur historischen und politischen Bildung) – ISBN 978-3129202920

Weblinks