Urnes-Stil

Der Urnes-Stil ist die späteste Stilrichtung der Wikingerzeit. Erste Arbeiten im Urnes-Stil finden sich in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts, als die Wikingerkunst noch stark vom vorausgehenden Ringerike-Stil beeinflusst war. Der Urnes-Stil blieb bis zum Beginn des 12. Jahrhunderts in Gebrauch. Kennzeichnend für den Stil sind feinlinige, ineinander verflochtene Tierdarstellungen (drakslingor, dt. Drachenschlingen)[1].




Namensgebend für den Kunststil ist Urnes (manchmal auch Ornes), ein kleiner Ort am Ostufer des Lustrafjords, einem Seitenarm des Sognefjords in Norwegen. Der Ort ist vor allem sehenswert wegen der Stabkirche, deren Ursprung vor das Jahr 1100 zurückgeht und die als älteste Stabkirche Norwegens bezeichnet werden kann. Das erhaltene Gebäude stammt aus dem 12. und 13. Jahrhundert.
Vor allem wegen ihres reich geschnitztes Nordportals, wurde sie 1979 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Sie vereinigt in sich Spuren keltischer Kunst mit Traditionen der Wikinger und Bauformen der Romanik.
Weitere Schnitzereien im Urnes-Stil sind noch, wenn auch in einem stark verwitterten Zustand, an zwei Brettern des Portals der Kapelle von Bjølstad erhalten, die vom Vorgängerbau übernommen wurden. Ebenso weist das Nordportal des Chores der Stabkirche Hopperstad zwei ineinander verschlungende Ranken im Urnes-Stil auf, die bei Neubau der Stabkirche im 12. Jahrhundert wiederverwendet wurden.[2][3] Auch ein Fußbodenbrett des im Jahr 1880 abgerissenen Chores der Stabkirche Torpo weist die Reste einer ähnlichen Schnitzerei auf. Ebenso befanden sich solche am Giebelbrett der Stabkirche Rinde, die im 19. Jahrhundert abgerissen wurde.[2]
Der Urnes-Stil findet sich gemeinsam mit dem Mammen-Stil und dem Ringerike-Stil unter anderem auch auf dem Teppich von Bayeux.[4]
Auch in den Runensteinen der Runenmeister Fot und Balli lassen sich Details des Urnes-Stils feststellen. Ebenso in Metallarbeiten, wie Schmucknadeln, der hölzernen Innenausstattung der Stabkirche Urnes und der Buchmalerei wurde der Urnes-Stil verwendet.[2]
Literatur
- Thorsten Andersson, Klaus Böldl, Frands Hersehend, Dieter Strauch, Sir David M. Wilson: Wikinger. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 34, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2007, ISBN 978-3-11-018389-4, S. 55–79.
- Sebastian Brather, Torsten Capelle: Wikingerzeit. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 34, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2007, ISBN 978-3-11-018389-4, S. 79–81.
- Egon Wamers (Hrsg.): Die letzten Wikinger – Der Teppich von Bayeux und die Archäologie. Archäologisches Museum Frankfurt am Main, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-88270-506-5
Anmerkungen
- ↑ Drachenschlingen sind in den nordischen Ländern übliche Dekorelemente für Objekte aus der Eisenzeit und dem Mittelalter. Am bekanntesten sind sie in verschiedenen Epochen der Vendelzeit und auf Runensteinen. Ein Aspekt ist, dass die Varianten zeitgebunden sind und sich in Schmuck- und Runensteinornamenten wiederholen. Dies ist Grundlage für die Datierung der Objekte
- ↑ a b c Leif Anker, Stephan Tschudi-Madsen, Kirker i Norge (2000-2008, Arfo forlag): Urnes stavkirke. In: Store norske leksikon. 18. September 2025 (snl.no [abgerufen am 12. Oktober 2025]).
- ↑ Das Portal im Urnes-Stil. In: KulturPunkt. Fortidsminneforeningen, abgerufen am 17. Oktober 2025.
- ↑ Wamers et al., S. 34
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Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: Stefan Bollmann, Lizenz: CC BY 2.5
Zeittafel der Kunststile der Wikingerzeit
Silverskål med förgylld kant av drakslingor (runstensslingor) , från järnåldern, funnen på Gotland.
Autor/Urheber: The Swedish History Museum, Stockholm from Sweden, Lizenz: CC BY 2.0
Brooch. Bronze. Urnes style. Gårdby borg, Gårdby, Öland, Sweden. SHM 7871:171a
See also <a href="http://kulturarvsdata.se/shm/object/html/107297" rel="nofollow">kulturarvsdata.se/shm/object/html/107297</a>