Urnenfriedhof am Tabor

Blick vom Friedhofseingang am Taborweg zum Krematorium

Der Urnenfriedhof am Tabor befindet sich im Stadtteil Tabor der Stadt Steyr in Oberösterreich. Das Krematorium mit dem Urnenfriedhof und einem kleinen Wohnhaus, 1926/1927 mit dem Verein „Flamme“ gegründet, seit 1939 im Besitz der Stadt Steyr, stehen unter Denkmalschutz. Das Krematorium wurde in der Zeit des Nationalsozialismus bis 1941[1] für die Einäscherung von Häftlingen und Zwangsarbeitern vom KZ Mauthausen und deren Nebenlager genutzt.

Allgemeines

Der Urnenfriedhof befindet sich im Stadtteil Tabor (Taborweg 8) nahe der Renaissanceanlage des Taborfriedhofs und des Taborturms. Hier befindet sich das von Franz Koppelhuber geplante Steyrer Krematorium. Der Urnenfriedhof untersteht dem Magistrat Steyr, der benachbarte Taborfriedhof dagegen der Stadtpfarre Steyr und der Vorstadtpfarre St. Michael.[2]

Geschichte

In den 1920er Jahren wurden auch in Steyr Forderungen nach einer Möglichkeit zur Feuerbestattung laut. Josef Wokral gründete den Verein „Flamme“, der sich für die Errichtung eines Krematoriums einsetzte. Da die römisch-katholische Kirche die Feuerbestattung strikt ablehnte und besonders gegen die Errichtung eines Krematoriums auf dem Taborfriedhof eintrat, wies der Gemeinderat dem Verein „Flamme“ am 11. Juli 1926 ein dem Taborfriedhof benachbartes Grundstück für einen Urnenhain zu. Der Verein „Flamme“ ließ dort 1926/27 nach Plänen des Steyrer Architekten Franz Koppelhuber ein Krematorium errichten, welches am 26. Juni 1927 als zweites Krematorium Österreichs – nach der Feuerhalle Simmering in Wien – eröffnete.[3] Im Sterbebuch der Stadtpfarre Steyr wird knapp zwei Monate später erstmals eine Person als „im Krematorium zu Steyr eingeäschert“ bezeichnet; es handelte sich dabei um die am 12. August 1927 verstorbene Hedwig Mitterberger (* 1898), die Ehefrau des städtischen Schulinspektors von Steyr.[4] Ende 1939 erwarb die Stadt Steyr den Urnenfriedhof für 115.000 Reichsmark. 1941 war kurzfristig angedacht, den Friedhof aus Hygienegründen aus der Stadt hinaus zu verlegen.[5]

Gedenktafel am NS-Mahnmal im Urnenfriedhof
Urnenort der KZ-Häftlinge in einem Verbindungsweg neben einem Friedhofsmauerrest

Im Zweiten Weltkrieg unter dem Nationalsozialismus diente das Krematorium zur Einäscherung von KZ-Häftlingen aus dem KZ Mauthausen und dem KZ Gusen. 1948 wurden wohl am Ende eines Verbindungswegs vor einer ehemaligen Einfriedungsmauer mehr als 1000 Urnen versenkt. Danach wurde der Urnenfriedhof am Tabor wohl erweitert, und dabei ein Teil einer Friedhofsmauer entfernt, der Verbindungsweg verlängert, und dabei das Urnengrab der KZ-Häftlinge überasphaltiert. Aufgrund einer Initiative eines Enkels von Wiktor Ormicki[6] wurde nach dem Ort der Urnen gesucht und 2011 wurde eine Stelle mit Urnen wiedergefunden. Dieser Urnenort ist jetzt mit einer dreiteiligen Schachtabdeckung aus Granit markiert.[7][8][9][10]

Hier bestattete Personen

Ansichten der Anlage

Friedhofseingänge

Krematorium

Urnenfriedhof

Gedenkstätten

Einzelnachweise

  1. Eine Reise zum Erinnern@1@2Vorlage:Toter Link/www.perspektive-mauthausen.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. perspektive mauthausen, 2014.
  2. Steyr Online – Friedhof (aufgerufen am 26. Jänner 2013).
  3. Manfred Brandl: Neue Geschichte von Steyr, Ennsthaler 1980, ISBN 3-85068-093-2, S. 71 u. 230
  4. Sterbebuch-Eintrag der Stadtpfarre Steyr am 12. August 1927
  5. Manfred Brandl: Neue Geschichte von Steyr, Ennsthaler 1980, ISBN 3-85068-093-2, S. 71 u. 230
  6. Gruft mit Urnen von KZ-Häftlingen entdeckt Bezirksrundschau, Sabine Thöne, 2. Februar 2012.
  7. Hannes Fehringer: Urnen von Nazi-Opfern lagerten auf dem Friedhof unter einem Gehweg (OÖN-Artikel vom 26. Januar 2012) aufgerufen am 26. Januar 2013.
  8. 1000 Schwarze Luftballons Oberösterreichische Nachrichten, Kurt Daucher, 21. Juli 2015.
  9. Vergrabene Geschichten. Sommerwerkstatt 2015. Film, youtube 2:15 min, Museum Arbeitswelt Steyr, Ein Projekt in Kooperation mit der IGS Roderbruch, dem MKÖ Steyr, den Jungen Grünen, der Katholischen Jugend und der Evangelischen Jugend. 16. Juli 2015.
  10. Viele Urnen in der KZ-Gruft sind beschädigt Interview mit Vizebürgermeister Wilhelm Hauser, Oberösterreichische Nachrichten, 29. Juli 2015.
  11. "Von hinten hat ihn eine Kugel in den Bauch getroffen", OÖN, Zugriff am 26. November 2018
  12. a b c Sterbebuch-Einträge der Stadtpfarre Steyr für die im Zuge der Februarkämpfe 1934 getöteten Sozialdemokraten: August „Gustav“ Hilber, Johann Buchmayer, Heinrich Maurer und Josef „Sepp“ Ahrer
  13. Hermann Leithenmayr: 1000 Trauergäste nahmen Abschied vom Lobbyisten der kleinen Leute. (Angesehen am 26. Jänner 2013).

Siehe auch

Weblinks

Commons: Urnenfriedhof am Tabor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 2′ 41,5″ N, 14° 25′ 22,9″ O

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Krematorium Steyr: Gedenkstätte der Volksrepublik Polen, an der Einfriedungsmauer des Krematoriums, Gedenktafel, Einfriedung mit Blumen in der Nationalfarben
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Steyr, Oberösterreich: Urnenfriedhof am Tabor - Blick von Feuerhalle zum Eingang
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Das Innere der Verabschiedungshalle am Steyrer Urnenfriedhof
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Urnenfriedhof am Tabor - Grab von Franz Sichlrader (1895–1962), Bürgermeister von Steyr 1926–1934.
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Urnenfriedhof am Tabor - Grab von Josef Holub, Direktor der Steyr-Werke
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Krematorium mit Verabschiedungshalle am Steyrer Urnenfriedhof
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Steyr Taborweg 10, kleines Wohnhaus beim Krematorium, Ansicht vom Taborweg aus
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Eingang des Steyrer Urnenfriedhofs zur Industriestraße
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Steyr, Urnenfriedhof am Tabor: Grab des Schauspielers Richard Romanowsky (1883–1968)
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Steyr, Oberösterreich: Urnenfriedhof am Tabor, Grab von Leopold Steinbrecher (1886–1964), Bürgermeister von Steyr
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NS-Mahnmal (Urnenfriedhof am Tabor), Steyr, Österreich
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Urnenfriedhof am Tabor - Grab von Johann Weiss (* 3. Juni 1885; † 14. Februar 1934), Opfer der Februarkämpfe in Linz. Sein Sohn Franz Weiss (* 1920) war Bürgermeister von Steyr von 1974 bis 1984.
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Steyr, Urnenfriedhof am Tabor - Eingang Taborweg: Blickrichtung vom Urnenfriedhof nach außen auf den Taborweg
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Steyr, Urnenfriedhof am Tabor: Urnenort der KZ-Häftlinge. Die Urnen jener KZ-Häftlinge, die während der Zeit des Nationalsozialismus im Krematorium Steyr eingeäschert worden waren, wurden zunächst in einem Holzschuppen aufbewahrt. 1948 wurden die Urnen am Ende eines Verbindungsweges bei der Einfriedungsmauer des Friedhofes versenkt. Als später der Friedhof erweitert wurde, wurde die Friedhofsmauer an dieser Stelle teils entfernt, der Verbindungsweg verlängert und der Weg asphaltiert, wodurch der Urnenort der KZ-Häftlinge in Vergessenheit geriet. 2011 wurden die Urnen wiedergefunden, heute zeigt der Verbindungsweg eine dreiteilige Schachtabdeckung aus Granit.
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Steyr, Oberösterreich: Urnenfriedhof am Tabor, Grab von August "Gustav" Hilber (1909-1934)
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Steyr Taborweg 8, Krematorium, Südwestansicht
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Das Grab von Heinrich und Dora Dunkl am Steyrer Urnenfriedhof (Tabor). Der Grabspruch stammt aus Dora Dunkls Gedichtzyklus Mein Haus[1]
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Das Ehrengrab des Steyrer Bürgermeisters Josef Wokral (1875–1926) und seiner Ehefrau Josefa (1876–1947) am Städtischen Urnenfriedhof am Tabor
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NS-Mahnmal (Urnenfriedhof am Tabor), Steyr, Österreich
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Steyr, Urnenfriedhof am Tabor - Grab von Josef Fellinger (1910–1981), Bürgermeister von Steyr 1958 bis 1974
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Mahnmal am Steyrer Urnenfriedhof (Tabor)