Uri Zvi Grinberg

Uri Zvi Grinberg, 1956
Albatros, Heft 3/4 1923, Uri Zwi Grünberg als Schriftleiter aufgeführt

Uri Zvi Grinberg (engl. oft Greenberg, dt. auch Grünberg; jidd.: אורי צבי גרינבערג, hebr.: אוּרִי צְבִי גְּרִינְבֵּרְג; geboren 22. September 1896 in Bilyj Kamin (Ost-Galizien), Österreich-Ungarn; gestorben 8. Mai 1981 in Ramat Gan, Israel) war ein israelischer Politiker und Dichter in hebräischer wie jiddischer Sprache. Er schrieb auch unter dem Pseudonym Tur Malka.

Leben

Grinberg war Sohn einer bekannten chassidischen Familie und wuchs in Lemberg auf. Seine ersten Gedichte fielen Gerschon Schoffmann, einem desertierten russischen Soldaten, auf, der sie an Joseph Chaim Brenner, der in Palästina lebte, weitergab. 1912 wurden Grinbergs erste Gedichte in Lemberg in Der Jiddischer Arbeiter, in Odessa in ha-Schlioach und in Jaffa veröffentlicht;[1] 1915 erschien Grinbergs erster Gedichteband Ergeyz oyf Felder.[2]

Von 1915 bis 1917 diente Grinberg der österreichisch-ungarischen Armee an serbischer Front. Nach Ende des Ersten Weltkrieges desertierte er und wurde 1918 Zeuge antisemitischer Pogrome.

Er lebte nun in Berlin und Warschau, wo er auf Jiddisch und Hebräisch zu schreiben begann, 1920 Co-Publizist von Der Chalyastre wurde und 1923 die jiddische Kunstzeitschrift Albatros herausgab.[3]

Im Dezember 1923 emigrierte Grinberg ins britische Mandatsgebiet Palästina.[4] Dort begeisterte er sich für die Kibbuzimbewegung und schrieb nur noch Hebräisch,[5] zunächst für die Zeitschrift Davar, die ein wesentliches Sprachorgan der linksgerichteten Zionistischen Arbeiterbewegung (siehe auch Histadrut) darstellte, und die Wochenzeitung Kuntres.[6]

Nach dem Chewron-Massaker von 1929, wurde Grinberg zunehmend militanter. Er kritisierte die Passivität der britischen Behörden angesichts der Gewalttaten im palästinensischen Mandatsgebiet vehement und schloss sich der rechtsgerichteten Irgun und der Untergrundorganisation Lechi, einem Ableger der Irgun, an. Seit 1930 war er ein entschiedener Vertreter des Revisionistischen Zionismus unter Zeev Jabotinsky und vertrat diese Bewegung auf mehreren zionistischen Kongressen in Polen.

Die Dreißigerjahre verbrachte Grinberg größtenteils in Polen. Während des deutschen Überfalls auf Polen 1939 konnte er zurück nach Palästina fliehen, wo er bis 1945 blieb; der Rest seiner Familie kam in der Schoah ums Leben.

Nach Gründung des Staates Israel schloss sich Grinberg 1948 Menachem Begins Cherut-Partei, einem Vorgänger der heutigen Likud, an und wurde 1949 in die erste Knesset gewählt. Bei den Wahlen zur zweiten Legislaturperiode 1951 verlor er den Sitz. Nach dem Sechstagekrieg 1967 kämpfte er für den Anschluss des Westjordanlandes an Israel.

Wirken

Grinbergs Schriften zeichnen sich durch tiefen Mystizismus und jüdischen Nationalismus aus. Sein von Walt Whitman inspirierter Stil wirkt expressionistisch, seine wesentlichen Themen schöpfte er aus dem Tanach. Greenberg war überzeugt, dass JHWHs Bund mit Abraham Basis allen jüdischen Lebens war und von daher zwischen Juden und Nicht-Juden ein kategorischer Unterschied bestand.

Daran, dass Israel von Gott auserwählt worden war, ließ Greenberg keinen Zweifel zu. Er war überzeugt, dass das Königreich Israel, das mit dem Ende des davidisch-salomonischen Reiches untergegangen war, durch die Ankunft eines Messias neu errichtet würde. Die Aufgabe hebräischer Literatur sah er darin, diese messianische Vision zu besingen.

Obwohl er in Israel von vielen als Extremist wahrgenommen wird, wird Greenberg doch wegen der Schönheit seiner Poesie geschätzt. Neben anderen Preisen wurde ihm für seine Verdienste um die hebräische Literatur 1957 der Israel-Preis verliehen. Außerdem erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Bar-Ilan in Tel Aviv und der Yeshiva University in New York.

Grinbergs Poesieband Mefisto

Ausgewählte Werke

  • 1919 In tsaytens roysh
  • 1921 Mefisto
  • 1921 Farnachtengold
  • 1923 Krig oyf dem erd
  • 1925 Emah gedolah ve-yareah
  • 1926 Ha-Gavrut Hah-olah
  • 1928 Hazon Ehad Ha-Ligyonot
  • 1928 Anacre’on Al Kotev Ha-Itzavon sha’are shir
  • 1929 Kelev Bayyit
  • 1929 Ezor Magen u-Ne’um Ben Ha-Dam
  • 1937 Sefer Ha-Kitrug veha-emunah
  • 1939 Yerushalayim shel mata
  • 1950 Min Ha-Kahlil U-Min Ha-Kahol
  • 1951 Rehovot hanahar: sefer ha ’iliyot yeh’akoah
  • 1968 Mivhar mishirav
  • 1979 Be-Emtza Ha-olam, Be-Emtza ha-zma’nim
  • 1979 Mivhar Shirim

Literatur

  • Dan Miron: Tur Malka. In: Dan Diner (Hrsg.): Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur (EJGK). Band 6: Ta–Z. Metzler, Stuttgart/Weimar 2015, ISBN 978-3-476-02506-7, S. 173–181.

Weblinks

Commons: Uri Zvi Grinberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Dan Miron: Grinberg, Uri Tsevi. In: YIVO Encyclopedia of Jews in Eastern Europe. Abgerufen am 10. Dezember 2022 (englisch).
  2. ערגיץ אויף פעלדער / אורי צבי גרינבערג. In: Israelische Nationalbibliothek. Abgerufen am 11. Dezember 2022 (hebräisch).
  3. Susanne Marten-Finnis, Heather Valencia: Sprachinseln: jiddische Publizistik in London, Wilna und Berlin 1880 – 1930. In: Lebenswelten osteuropäischer Juden. Band 4. Böhlau, Köln 1998, ISBN 978-3-412-02998-2, S. 129–137.
  4. A Poet of the Jewish People. In: International Fellowship of Christians and Jews. 19. September 2022, abgerufen am 10. Dezember 2022 (amerikanisches Englisch).
  5. Michael Weingrad: An Unknown Yiddish Masterpiece That Anticipated the Holocaust. In: Mosaic Magazine. 15. April 2015, abgerufen am 10. Dezember 2022 (englisch).
  6. Yisrael Medad: Rereadings | Yisrael Medad on the poetry of Uri Tzvi Greenberg. In: Fathom Journal. Abgerufen am 10. Dezember 2022 (englisch).

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Albatros. Zeitschrift für neue Dichtung und Graphik. Berlin 1923 Heft 3/4 Titelblatt. Schriftleiter de:Uri Zvi Greenberg