Unterschiede zwischen den serbokroatischen Standardvarietäten

Banknote des Jugoslawischen Dinar von 1985: Bezeichnung des Zahlwortes „Tausend“ in serbischer und kroatischer Variante
Banknote des Jugoslawischen Dinar von 1981: Unterschiedliche Formulierung des Satzes „Geldfälschen wird dem Gesetz entsprechend bestraft“ in serbischer, kroatischer, slowenischer und mazedonischer Sprache

Dieser Artikel stellt eine linguistische Beschreibung der Unterschiede zwischen den serbokroatischen Standardvarietäten (Bosnisch, Kroatisch, Montenegrinisch, Serbisch) dar, wie sie heute als Amtssprachen in Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Montenegro und Serbien gebräuchlich sind.

Der Umstand, dass Bosnisch, Kroatisch und Serbisch in den jeweiligen Verfassungen als Amtssprachen festgelegt sind und Kodifizierungsmaßnahmen einen jeweils bosnischen, kroatischen, serbischen oder montenegrinischen Standard festlegen, sagt nichts über den linguistischen Status dieser Standardvarietäten aus.[1] Inhaltlich gibt es hier verschiedenste Zugänge und Meinungen, die entweder von Einzelsprachen oder von Standardvarietäten[2] einer plurizentrischen Sprache[3][4] ausgehen (siehe auch: Deklaration zur gemeinsamen Sprache). Im letzteren Fall wird entweder Bosnisch/Kroatisch/Serbisch (BKS), Serbisch und Kroatisch oder Serbokroatisch als Oberbegriff benutzt, vor allem bei Bezeichnungen für Studienrichtungen oder Universitätsinstitute. Da der Ausdruck Serbokroatisch sich früher auf eine der Amtssprachen im ehemaligen Jugoslawien bezog, wird er im offiziellen Sprachgebrauch heute nicht mehr verwendet. Manche Sprecher bezeichnen ihre Sprache jedoch nach wie vor als Serbokroatisch oder Kroatoserbisch (ebenso wie umgekehrt das ganze 20. Jahrhundert hindurch auch Kroatisch und Serbisch als kürzere, umgangssprachliche Sprachbezeichnungen üblich gewesen sind).

Das Serbische verfügt seinerseits über drei Standardvarietäten, die sich in einigen Punkten voneinander unterscheiden: diejenige der Republik Serbien, diejenige Montenegros und diejenige der Serben Bosnien-Herzegowinas und Kroatiens.[5] Das Montenegrinische besitzt bisher keine allgemein anerkannte kodifizierte Norm, so dass unklar ist, inwieweit seine künftigen Sprachnormen denjenigen der bisherigen serbokroatischen bzw. serbischen Standardvarietät Montenegros entsprechen oder größere Abweichungen von diesen enthalten werden. Im Folgenden werden vor allem Unterschiede zwischen Bosnisch, Kroatisch und Serbisch behandelt; wo nichts anderes gesagt ist, verhalten sich Sprecher des Serbischen in Montenegro sowie Bosnien und Herzegowina in der Regel ebenso wie diejenigen in Serbien.

Geschichte

Der Artikel Serbokroatische Sprache vermittelt eine detaillierte Gesamtdarstellung der Entwicklung der hier behandelten Sprachen (vor allem im 19. und 20. Jahrhundert). Für die neueren (bzw. auch früheren) Einzelentwicklungen siehe auch die Artikel Bosnische Sprache, Kroatische Sprache, Montenegrinische Sprache und Serbische Sprache

Phonologie

Alle drei Sprachen verwenden dasselbe Phoneminventar. Einige Wörter unterscheiden sich jedoch in ihrer lautlichen Form. Da die Orthographie strikt phonologischen Grundsätzen folgt, werden diese Unterschiede auch in der Schrift wiedergegeben, so dass sie recht leicht ins Auge fallen. Im Falle des auffälligsten Unterschiedes, desjenigen zwischen ijekavisch und ekavisch (der unterschiedlichen Reflexion des urslawischen Lautes Jat), verläuft die Grenze jedoch nicht wie in anderen Fällen zwischen den drei nationalen Varietäten, sondern innerhalb des Serbischen, da auch in Montenegro und von der Mehrheit der Serben in Kroatien und Bosnien und Herzegowina die ijekavischen Formen verwendet werden:

StandardvarietätTyplanges Jat:
*rěka ‘Fluss’
kurzes Jat:
*viděti ‘sehen’
Jat vor o:
*vidělъ ‘sah’
Bosnischijekavischrijekavidjetividio
Kroatisch
Montenegrinisch
Serbisch in Bosnien, Kroatien und Montenegro
Serbisch in Serbienekavischrekavidetivideo

Ein nur in wenigen Wörtern reflektierter phonologischer Unterschied betrifft den Laut[x] (orthographisch <h>), der in vielen serbokroatischen Dialekten komplett geschwunden oder durch andere Laute ersetzt ist. In der Position nach[u] wird dieses Phänomen bei einigen Wörtern im serbischen Standard als[ʋ] (orthographisch <v>) reflektiert, so dass es im Standardserbischen zum Beispiel meist suv ‘trocken’, duvan ‘Tabak’ heißt (aber kroat., mont. und bosn. suh, duhan). Im bosnischen Standard wird – mit Verweis auf den Stellenwert dieses Lautes im Arabischen und Türkischen[x] sogar in Wörtern restituiert, in denen es in fast sämtlichen Dialekten geschwunden ist, z. B. lahko ‘leicht’ (aber kroat., mont. und serb. lako; in diesem Sinne ist auch die bosnische Entscheidung für die Variante kahva ‘Kaffee’ zu verstehen, vgl. kroat. kava, serb. und mont. kafa). In den allermeisten Wörtern, in denen etymologisches h in vielen Dialekten entfällt (z. B. oću statt hoću ‘ich werde’, rast statt hrast ‘Eiche’ oder maati statt mahati ‘winken’) ist das h jedoch auch im Serbischen kodifiziert.

Schrift

Alphabet

Das Kroatische wird nur in lateinischer Schrift geschrieben.

Im Serbischen (sowie im Montenegrinischen) sind die kyrillische und die lateinische Schrift parallel im Gebrauch, wobei in manchen Gebieten die kyrillische, in anderen die lateinische bevorzugt wird. In ganz Serbien und ganz Montenegro sowie in Bosnien werden aber in der Schule beide Alphabete unterrichtet, und jeder Serbe und Montenegriner liest beide Schriften gleich fließend. Auch aktiv verwenden viele Sprecher beide Schriften abwechselnd. Für den amtlichen Gebrauch allerdings sieht die serbische Verfassung heute ausschließlich das kyrillische Alphabet vor.[6] Die montenegrinische Verfassung sieht die Verwendung des lateinischen Alphabets vor.

Das Bosnische wird heutzutage fast ausschließlich lateinisch geschrieben, seit dem Zerfall Jugoslawiens nur mehr sehr selten kyrillisch.

Die lateinische und kyrillische Version des Serbokroatischen sind wechselseitig eins zu eins ineinander transliterierbar, wobei den kyrillischen Buchstaben Љ/љ, Њ/њ und Џ/џ die lateinischen Buchstabenkombinationen LJ/Lj/lj, NJ/Nj/nj und DŽ/Dž/dž entsprechen. Auf diese Weise lässt sich ein und dieselbe Orthographie auf zwei verschiedene Schriften anwenden.

In früheren Jahrhunderten war die kyrillische Schrift auch bei Katholiken sehr verbreitet (z. B. in Dubrovnik sowie die von Franziskanern entwickelte so genannte Bosančica in Dalmatien und Bosnien). Außerdem existierte eine spezielle kroatische Form der glagolitischen Schrift, die bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein im religiösen Schrifttum Istriens und Dalmatiens noch im Gebrauch war. Die bosnischen Muslime benutzten ebenso lang auch noch die arabische Schrift in einer ans Bosnische adaptierten Form.

Das kroatische, bosnische und serbische Alphabet haben 30 Buchstaben. Das montenegrinische Alphabet besitzt 32.

Orthographie

Auf der Ebene der Orthographie gibt es drei Gruppen von Unterschieden, die sich allesamt so zusammenfassen lassen, dass die serbische Orthographie – getreu der von Vuk Karadžić aufgestellten Regel „Schreib, wie du sprichst“ („Piši kao što govoriš“) – „phonetischer“ ist, während insbesondere in der kroatischen Rechtschreibung die morphologische Zusammensetzung von Wörtern ein größeres Gewicht einnimmt.

Schreibung phonologischer Assimilation

Auch jeweils innerhalb der behandelten Standardvarietäten nicht einheitlich geregelt ist die Schreibung von Wörtern, deren Morpheme aufgrund vollständiger Assimilation miteinander verschmelzen. Beispielsweise fällt in den meisten Formen des Wortes mladac[ˈmlaːdats] ‘Jüngling’ das zweite a aus, so dass auch das d nicht mehr zu hören ist – der Nominativ Plural lautet also[ˈmlaːtsi]. Als Schreibweise dieser Form wird in verschiedenen Orthographien entweder morphemtreues mladci oder mit Schreibung der Stimmhaftigkeitsassimilation mlatci oder völlig phonemtreu mlaci kodifiziert. Dabei tendiert die kroatische Schreibpraxis in solchen Fällen eher zu mladci, die serbische eher zu mlaci.

Getrennt- und Zusammenschreibung

Einen klareren Unterschied gibt es bei der Schreibung des Futurs, wie am folgenden Beispielsatz deutlich wird:

KroatischBosnischSerbischMontenegrinischDeutsch
Napisat ću to.Napisaću to/Написаћу то .Napisaću to.Ich werde das aufschreiben.
Bit će.Biće/Биће .Biće.Er/sie/es wird sein.

Auch hier wird wieder ähnlich wie bei dem oben angeführten Beispiel mladci/mlaci deutlich, dass die serbische Orthographie „phonetischer“ ist, denn die Aussprache dieser Futurformen ist in allen Standardvarietäten einheitlich[naˈpiːsatɕu] bzw.[ˈbitɕɛ].

Adaption von fremdsprachlichen Eigennamen

Das lateinische Alphabet enthält die Buchstaben q, w, x und y, die zur Darstellung serbokroatischer Wörter nicht benötigt werden, aber zur Schreibung von Fremdwörtern benutzt werden können. Fremdwörter, die diese Buchstaben enthalten, können in kyrillischer Schrift nicht originalgetreu wiedergegeben werden. Aber auch bei anderen Fremdwörtern ist die Übernahme fremder Laut-Buchstaben-Zuordnungen undenkbar. So wird etwa Shakespeare in keiner kyrillisch geschriebenen Sprache der Welt als Схакеспеаре transliteriert, sondern z. B. im Serbischen als Шекспир (Šekspir) umschriftet. Da die Zweischriftlichkeit ein wichtiger Bestandteil der serbischen Kultur ist, gilt diese Regel auch für in lateinischer Schrift geschriebene serbische Texte – nicht jedoch für kroatische.[7] Im Bosnischen scheint man hier uneinheitlich zu verfahren. Im Montenegrinischen können Fremdwörter originalgetreu übertragen werden, jedoch werden sie öfters ins Montenegrinische umgeschrieben.

KroatischBosnischSerbischMontenegrinischDeutsch
William ShakespeareWilliam ShakespeareVilijam Šekspir oder Вилијам ШекспирVilijam Šekspir/William ShakespeareWilliam Shakespeare
MünchenMinhenMinhen oder МинхенMinhen/MünchenMünchen
ZürichZürichCirih oder ЦирихCirih/ZürichZürich
BruxellesBriselBrisel oder БриселBrisel/BruxellesBrüssel, frz. Bruxelles, nl. Brussel
New YorkNew YorkNjujork oder ЊујоркNjujork/New YorkNew York

Grammatik (Morphologie und Syntax)

Fast alle grammatischen Kategorien, Formen und Regeln sind in allen serbokroatischen Standardvarietäten identisch.[8] Es gibt jedoch zwei größere Ausnahmen:

Gebrauch des Infinitivs vs. da-Konstruktion

Im Kroatischen wird bei Modalverben mehrheitlich und bei der Bildung des Futurs ausschließlich der Infinitiv benutzt. Im Serbischen, Montenegrinischen und Bosnischen erscheint an dieser Stelle häufig eine Nebensatz-Konstruktion mit der Konjunktion da ‘dass’ und einer finiten Verbform, wobei das Subjekt dieses dass-Satzes mit dem des Hauptsatzes identisch ist. Dies ist eine Gemeinsamkeit mit den Idiomen des Balkansprachbunds. In den Sprachen dieser Gruppe ist der Infinitiv jedoch vollständig geschwunden, sodass etwa im Bulgarischen die da-Konstruktion die einzig mögliche Variante darstellt. Im Bosnischen, Montenegrinischen und Serbischen sind dagegen beide Varianten möglich. Im Montenegrinischen wird die da-Konstruktion häufiger benutzt.

KroatischBosnischSerbischMontenegrinischDeutsch
želim vas informiratiželim da vas informišem oder želim vas informisatiželim da vas informišem oder

(ugs.) želim da ve informišem

ich will Sie informieren
(„ich will, dass ich Sie informiere“)
moram raditimoram da radim oder moram raditimoram da radimich muss arbeiten
(„ich muss, dass ich arbeite“)
mogu vam rećimogu da vam kažem oder mogu vam rećimogu da vam kažem/mogu vam rejich kann Ihnen sagen
(„ich kann, dass ich Ihnen sage“)
ja ću to napisati
oder napisat ću to
ja ću to da napišem
oder ja ću to napisati
oder napisat ću to
ja ću to da napišem
oder ja ću to napisati
oder napisaću to
ja ću to da napišem
oder napisaću to
ich werde das aufschreiben
(„ich werde, dass ich das aufschreibe“)

da-Konstruktion im Fragesatz

In Entscheidungsfragen wird normalerweise, ähnlich wie im Deutschen, die Satzstellung umgekehrt, indem das finite Verb an die erste Position gestellt wird (wobei ggf. enklitische durch betonte Formen ersetzt werden müssen wie im dritten Beispiel unten). Diese komplizierte Konstruktion kann in den serbokroatischen Umgangssprachen vereinfacht werden, indem an die erste Stelle die Konjunktion da rückt und so auf das stereotype da li der Rest des Satzes in der normalen Satzstellung des Aussagesatzes folgt (vgl. die ähnliche Konstruktion mit est-ce que ‘ist es so, dass’ im Französischen). Im Gegensatz zum Kroatischen und auch zum Bosnischen, wo diese Konstruktion auf die Umgangssprache beschränkt ist, gilt sie im Serbischen als standardsprachlich völlig akzeptabel.

AussagesatzInversion (überall möglich)da-Konstruktion (vor allem serbisch)
Petar čita novine.
‘Peter liest Zeitung.’
Čita li Petar novine?
‘Liest Peter Zeitung?’
Da li Petar čita novine?
‘Liest Peter Zeitung?’
Petar je došao.
‘Peter ist gekommen.’
Je li Petar došao?
‘Ist Peter gekommen?’
Da li je Petar došao?
‘Ist Peter gekommen?’
Petar ima kuću.
‘Peter hat ein Haus.’
Ima li Petar kuću?
‘Hat Peter ein Haus?’
Da li ima Petar kuću?
‘Hat Peter ein Haus?’

Wortschatz

Der allergrößte Teil des Grund- und Ausbauwortschatzes ist in den serbokroatischen Standardvarietäten identisch.[9] Allerdings waren, ähnlich wie auch die verschiedenen Varietäten des Deutschen, auch die serbokroatischen Idiome unterschiedlichen kulturellen Einflüssen unterworfen, die durch die Vereinigungsbestrebungen des 19. und 20. Jahrhunderts kaum ausgeglichen wurden.

Sprachen sind allerdings einem steten Wandel unterworfen. Sie beeinflussen sich auch gegenseitig. Es kann deshalb sein, dass gewisse Phrasen mit der Zeit ihren Weg vom einen in das andere Idiom finden werden. Es ist beispielsweise bereits bemerkbar, dass die bosnische Sprache sehr viele Wendungen und Wörter aus dem Kroatischen übernimmt (z. B. EU-Terminologie, Wirtschaftsausdrücke etc.), wie auch zu Zeiten Jugoslawiens viele Serbismen den Weg nach Kroatien fanden.

Selbstverständlich können hier nicht alle lexikalischen Unterschiede aufgezählt werden; dazu sei auf systematisch erarbeitete Wörterbücher wie Ćirilov (1989) oder Brodnjak (1991) verwiesen. Jedoch lassen sich verschiedene kulturhistorisch begründete Ursachen für die lexikalischen Unterschiede aufzeigen. Generell sind das Serbische, Montenegrinische und Bosnische offener für Fremdwörter aus westlichen Sprachen und (insbesondere das Bosnische) für Turzismen und für die Übernahme umgangssprachlicher Ausdrücke in den Standard als das Kroatische. Dieses knüpft dafür stärker an Schrifttraditionen vor dem 19. Jahrhundert an, benutzt Lehnübersetzungen und Lehnübertragungen und entlehnt bisweilen aus dem in und um Zagreb gesprochenen Kajkavischen.

Fremdwörter vs. Lehnübersetzungen

Die kroatische Standardsprache zeichnet sich durch einen Sprachpurismus[10] aus, der deutlich weniger Fremdwörter akzeptiert als zum Beispiel das Serbische. Kroatische Formen wiederbelebter Archaismen, Neologismen, Lehnübersetzungen und Lehnübertragungen werden bevorzugt.[11]

KroatischBosnischSerbischMontenegrinischDeutsch
odrezakšnicla (dt.)Schnitzel
časnikoficir (dt./frz.)Offizier
zrakoplovavion (frz.)Flugzeug
kolodvorstanica (ksl.)Bahnhof
tisućahiljada (gr.)tausend
povijesthistorija (gr.)istorija oder historija (gr.)historija (gr.)Geschichte
glazba (auch muzika)muzika (lat.)Musik
znamenkacifra (arab.)Ziffer
kralježnicakičma (türk.)Wirbelsäule
susjedkomšija (türk.), susjedsused, komšija (türk.)susjed, komšija (türk.)Nachbar
nogometnogomet, fudbal (engl.)fudbal (engl.)Fußball
hladnjakfrižider (frz.)Kühlschrank
rajčicaparadajz (dt.)Tomate
mrkvamrkvamrkva, šargarepa (ung.)šargarepa, šangarepa (ung.)Karotte, Mohrrübe
krivotvorenje
(auch falsificiranje [lat.])
falsifikovanje (lat.)Fälschung, (das) Fälschen

Die kroatische Umgangssprache hat aber deutlich mehr Fremdwörter aufzuweisen als die Schriftsprache (außer den auch im Serbischen üblichen Internationalismen vor allem Germanismen und Hungarismen im Norden sowie venezianische Italianismen an der Küste).

Auch die kroatischen Monatsbezeichnungen unterscheiden sich von den internationalen und somit von den serbischen Bezeichnungen:

KroatischBosnischSerbischMontenegrinischDeutsch
siječanjjanuarJanuar
veljačafebruarFebruar
ožujakmartMärz
travanjaprilApril
svibanjmajMai
lipanjjunijunJuni
srpanjjulijulJuli
kolovozaugustavgustAugust
rujanseptembarSeptember
listopadoktobarOktober
studeninovembarNovember
prosinacdecembarDezember

Nach Auffassung bosnischer Linguisten sind die hier unter Kroatisch aufgeführten Monatsnamen auch in der bosnischen Sprache zulässig. Daher werden in vielen bosnischsprachigen Zeitschriften, Büchern und anderen Schriften auch diese Formen angegeben.

Zusätzlich sind das Bosnische und Montenegrinische sowie in geringerem Maße das Serbische durch zahlreiche Turzismen gekennzeichnet, von denen viele wiederum ursprünglich aus dem Persischen oder Arabischen stammen:

KroatischBosnischSerbischMontenegrinischDeutsch
tatababo oder tatatatababo oder tataPapa
bakanena/nana oder majkabaka oder babanana, bika, baka oder babaOma
ujakdajdžaujakdajdža (kurz dajo) oder ujakOnkel, Mutterbruder
stricamidžastricamidža (kurz midžo) oder stricOnkel, Vaterbruder

Dialektale Unterschiede und Entlehnungen aus unterschiedlichen Sprachen

Zum Teil haben die jeweiligen Standardvarietäten Wörter aus verschiedenen Dialekten übernommen, wobei neben Wörtern štokavischer Herkunft im Kroatischen insbesondere Entlehnungen aus dem Kajkavischen und Čakavischen, im Serbischen solche aus dem Kirchenslawischen stehen. Auch Lehnwörter oder Lehnbedeutungen aus anderen Sprachen sind manchmal nur in bestimmten Standardvarieten gebräuchlich.

KroatischBosnischSerbischMontenegrinischDeutsch
Dobar tek! (kajkav.) oder U slast!Prijatno!Guten Appetit!
tjedan (altslaw.)sedmica, hefta (türk.)nedelja (kirchenslaw.), sedmicasedmica, hefta (türk.), nedelja( kirchenslaw.)Woche
sat (türk.)sat (türk.)čas (in dieser Bed. aus dem Russ.)[12],
sat (türk.)
sat (türk.)Stunde
otokostrvoInsel
vrt (lat.)bašta oder baščabaštabašta oder vrtGarten
vlak (tschech.)vozZug
kruhhljeb, somun (türk.)hlebhljeb, somun (türk.)Brot
talijanskitalijanski oder italijanskiitalijanskiitalienisch
nitko; svatkoniko; svakoniemand; jeder

Verschiedene Entlehnungswege

Bei Wörtern griechischer Herkunft, die Teile des auf gelehrtem Wege tradierten Bildungswortschatzes sind, ergeben sich Unterschiede, da das Kroatische diese Begriffe in der Regel auf dem Umweg über die lateinische Schriftsprache des Mittelalters und der Neuzeit übernommen hat, das Serbische dagegen einen Teil dieser Begriffe direkt aus dem byzantinischen Griechisch. Dadurch erscheinen solche Wörter im Kroatischen mit einem Lautstand, der der mitteleuropäischen Schulaussprache des Lateinischen entspricht, im Serbischen hingegen mit neugriechischem Lautstand. Die wichtigsten Lautentsprechungen, die sich auf diesem Wege ergeben, sind diese:

Kroatischlateinische SchulausspracheLateinischaltgriechische Aussprachegriech. Buchstabebyzantinische AusspracheSerbisch
b[b]b[b]β[v]v
e[ɛ]e[ɛː]η[i]i
k oder c[k] oder[ts] (je nach Kontext)c[k]κ[k]k
u[u̯]u[u̯]υ (nach Vokal)[v]v
k oder h[k] oder[x]ch[kʰ]χ[x]h

Daraus ergibt sich eine Reihe von Unterschieden zwischen dem Serbischen und dem Kroatischen, wobei das Bosnische eine Mittelstellung einnimmt:

KroatischBosnischSerbischMontenegrinischDeutsch
oceanokeanOzean
barbarvarvarbarbar oder varvarBarbar
kemijahemijaChemie
BetlehemVitlejemBetlehem oder VitlejemBethlehem
demokracijademokratijaDemokratie
EuropaEvropa oder EuropaEvropaEuropa
EuroEuro oder EvroEvroEuroEuro

Unterschiedliche Entlehnung kann auch bei Kirchenslawismen zu verschiedenen Ergebnissen führen; so ist z. B. das kirchenslawische Wort община mit der originalen bulgarischen Lautung als opština ins Serbische und Montenegrinische entlehnt worden, während im Kroatischen und Bosnischen die štokavische Entsprechung općina eingesetzt wurde.

Verschiedene Wortbildungen mit demselben Material

Bei der Standardisierung der Varietäten im 19. Jahrhundert wurden teilweise verschiedene Wortbildungsmittel kodifiziert:

KroatischBosnischSerbischMontenegrinischDeutsch
ŠpanjolskaŠpanijaSpanien
priopćitisaopćitisaopštitimitteilen
spolpolGeschlecht

Fremde Verben mit lateinischer Wurzel erhalten im heutigen Kroatischen fast immer das Suffix -irati; im Serbischen und Montenegrinischen kommen an dieser Stelle auch die Suffixe -ovati und -isati vor. Im Bosnischen entspricht die Form in der Regel der kroatischen, allerdings wird umgangssprachlich auch häufig die serbische Form verwendet.

KroatischBosnischSerbischMontenegrinischDeutsch
identificiratiidentifikovatiidentifizieren
informiratiinformisatiinformieren

Genusunterschiede

Einige wenige Substantive unterscheiden sich im Genus und werden entsprechend anders dekliniert. Diese Unterschiede liegen oft in den Sprachen begründet, aus denen die Wörter entlehnt sind; so ist etwa lat. planeta Femininum, dt. Planet aber Maskulinum, und frz. minute ist Femininum, endet in der Aussprache aber auf einen Konsonanten, was im Slawischen typisch für Maskulina ist. Eine klare Regel lässt sich hierbei jedoch nicht ausmachen.

KroatischBosnischSerbischMontenegrinischDeutsch
planet (m.)planeta (f.)planet (m.) oder planeta (f.)Planet
minuta (f.)minut (m.)Minute
večer (f.)veče (n.)Abend

Semantische Unterschiede: „falsche Freunde“

In einigen wenigen Fällen hat ein und dasselbe Wort in den verschiedenen Standardvarietäten im Laufe der Zeit verschiedene Bedeutungen bekommen:

AusdruckKroat. BedeutungBosn. BedeutungMont. BedeutungSerb. Bedeutung
slovenski‘slowenisch’
(‘slawisch’ = slavenski)
‘slawisch’
(‘slowenisch’ = slovenački)

Textbeispiele

Im Folgenden werden am Beispiel der Artikel 1 bis 6 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte „sinngleiche, möglichst wörtlich übersetzte Texte“ im Sinne Ammons[13] angeführt, um das Ausmaß der sprachlichen Abweichungen zwischen den hier behandelten Standardvarietäten in einem fließenden Text zu verdeutlichen.

KroatischBosnischSerbischDeutsch
Opća deklaracija o pravima čovjekaOpća deklaracija o pravima čovjekaOpšta deklaracija o pravima čovekaAllgemeine Erklärung der Menschenrechte
Član 1. Sva ljudska bića rađaju se slobodna i jednaka u dostojanstvu i pravima. Ona su obdarena razumom i sviješću i trebaju jedno prema drugome postupati u duhu bratstva.Član 1. Sva ljudska bića rađaju se slobodna i jednaka u dostojanstvu i pravima. Ona su obdarena razumom i sviješću i treba da jedno prema drugome postupaju u duhu bratstva.Član 1. Sva ljudska bića rađaju se slobodna i jednaka u dostojanstvu i pravima. Ona su obdarena razumom i svešću i treba da jedno prema drugome postupaju u duhu bratstva.Artikel 1. Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.
Član 2. Svakome su dostupna sva prava i slobode navedene u ovoj Deklaraciji bez razlike bilo koje vrste, kao što su rasa, boja, spol, jezik, vjera, političko ili drugo mišljenje, narodnosno ili društveno podrijetlo, imovina, rođenje ili drugi pravni položaj.
Nadalje, ne smije se činiti bilo kakva razlika na osnovi političkog, pravnog ili međunarodnog položaja zemlje ili područja kojima neka osoba pripada, bilo da je ovo područje nezavisno, pod skrbništvom, nesamoupravno, ili da se nalazi ma pod kojim drugim ograničenjima suverenosti.
Član 2. Svakome su dostupna sva prava i slobode navedene u ovoj Deklaraciji bez razlike bilo koje vrste, kao što su rasa, boja, spol, jezik, vjera, političko ili drugo mišljenje, narodnosno ili društveno porijeklo, imovina, rođenje ili drugi pravni položaj.
Nadalje, ne smije se činiti bilo kakva razlika na osnovu političkog, pravnog ili međunarodnog položaja zemlje ili područja kojima neka osoba pripada, bilo da je ovo područje nezavisno, pod starateljstvom, nesamoupravno, ili da se nalazi ma pod kojim drugim ograničenjima suverenosti.
Član 2. Svakome su dostupna sva prava i slobode navedene u ovoj Deklaraciji bez razlike bilo koje vrste, kao što su rasa, boja, pol, jezik, vera, političko ili drugo mišljenje, narodnosno ili društveno poreklo, imovina, rođenje ili drugi pravni položaj.
Nadalje, ne sme se činiti bilo kakva razlika na osnovu političkog, pravnog ili međunarodnog položaja zemlje ili područja kojima neka osoba pripada, bilo da je ovo područje nezavisno, pod starateljstvom, nesamoupravno, ili da se nalazi ma pod kojim drugim ograničenjima suverenosti.
Artikel 2. Jeder hat Anspruch auf die in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Überzeugung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand.
Des Weiteren darf kein Unterschied gemacht werden auf Grund der politischen, rechtlichen oder internationalen Stellung des Landes oder Gebiets, dem eine Person angehört, gleichgültig ob dieses unabhängig ist, unter Treuhandschaft steht, keine Selbstregierung besitzt oder sonst in seiner Souveränität eingeschränkt ist.
Član 3. Svatko ima pravo na život, slobodu i osobnu sigurnost.Član 3. Svako ima pravo na život, slobodu i osobnu sigurnost.Član 3. Svako ima pravo na život, slobodu i osobnu sigurnost.Artikel 3. Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.
Član 4. Nitko ne smije biti držan u ropstvu ili ropskom odnosu; ropstvo i trgovina robljem zabranjuje se u svim njihovim oblicima.Član 4. Niko ne smije biti držan u ropstvu ili ropskom odnosu; ropstvo i trgovina robljem zabranjuje se u svim njihovim oblicima.Član 4. Niko ne sme biti držan u ropstvu ili ropskom odnosu; ropstvo i trgovina robljem zabranjuje se u svim njihovim oblicima.Artikel 4. Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden; Sklaverei und Sklavenhandel sind in allen ihren Formen verboten.
Član 5. Nitko ne smije biti podvrgnut mučenju ili okrutnom, nečovječnom ili ponižavajućem postupku ili kažnjavanju.Član 5. Niko ne smije biti podvrgnut mučenju ili okrutnom, nečovječnom ili ponižavajućem postupku ili kažnjavanju.Član 5. Niko ne sme biti podvrgnut mučenju ili okrutnom, nečovečnom ili ponižavajućem postupku ili kažnjavanju.Artikel 5. Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden.
Član 6. Svatko ima pravo da se svugdje pred zakonom priznaje kao osoba.Član 6. Svako ima pravo da se svagdje pred zakonom priznaje kao osoba.Član 6. Svako ima pravo da se svuda pred zakonom priznaje kao osoba.Artikel 6. Jeder hat das Recht, überall als rechtsfähig anerkannt zu werden.
Quellen: Der bosnische Text stammt aus der offiziellen Übersetzung beim Hohen Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte (ebenso der deutsche (Memento vom 18. November 2008 im Internet Archive)). Dieser bosnische Text wurde im Rahmen eines Proseminars an der Universität Bonn ins Kroatische und Serbische übersetzt. Die offizielle serbische und kroatische Übersetzung sind unabhängig entstanden und enthalten daher vor allem individuelle, nicht sprachlich bedingte Abweichungen.

Keine realen Texte, sondern zur Demonstration der Unterschiede konstruierte Sätze sind folgende:[14]

KroatischBosnischSerbischDeutsch
Bijela sol za kuhanje kemijski je spoj natrija i klora.Bijela so za kuhanje je hemijski spoj natrijuma i hlora.Bela so za kuvanje je hemijsko jedinjenje natrijuma i hlora.Weißes Salz zum Kochen ist eine chemische Verbindung von Natrium und Chlor.
Vlak sa željezničkog kolodvora krenut će točno u deset sati.Voz sa željezničke stanice krenut će tačno u deset sati.Voz sa železničke stanice krenuće tačno u deset sati/časova.Der Zug wird genau um zehn Uhr vom Bahnhof abfahren.

Quellen

  1. Bernhard Gröschel: Das Serbokroatische zwischen Linguistik und Politik. Mit einer Bibliographie zum postjugoslavischen Sprachenstreit (= Lincom Studies in Slavic Linguistics. Band 34). Lincom Europa, München 2009, ISBN 978-3-929075-79-3, S. 451.
  2. Snježana Kordić: Nationale Varietäten der serbokroatischen Sprache. In: Biljana Golubović, Jochen Raecke (Hrsg.): Bosnisch – Kroatisch – Serbisch als Fremdsprachen an den Universitäten der Welt (= Die Welt der Slaven, Sammelbände – Sborniki). Band 31. Sagner, München 2008, ISBN 978-3-86688-032-0, S. 93–102 (bib.irb.hr [PDF; 1,3 MB; abgerufen am 7. November 2010]).
  3. Daniel Bunčić: Die (Re-)Nationalisierung der serbokroatischen Standards. In: Sebastian Kempgen (Hrsg.): Deutsche Beiträge zum 14. Internationalen Slavistenkongress. Ohrid, 2008 (= Welt der Slaven). Otto Sagner, München 2008, OCLC 238795822, S. 89–102.
  4. Aldo Zanelli: Eine Analyse der Metaphern in der kroatischen Linguistikfachzeitschrift Jezik von 1991 bis 1997 (= Studien zur Slavistik. Band 41). Dr. Kovač, Hamburg 2018, ISBN 978-3-8300-9773-0, DNB 114213069X, S. 20–21: „Es kann mit Recht angenommen werden, dass es sich immer noch um eine plurizentrische Sprache handelt, da die Sprachstruktur auch nach 1990 nicht nennenswert verändert wurde.“
  5. Miloš Okuka: Die serbische Standardsprache in Theorie und Praxis. Die Welt der Slaven, 45, 2000, S. 233–248.
  6. Art. 10 der serbischen Verfassung von 2006: „In der Republik Serbien sind die serbische Sprache und die kyrillische Schrift im offiziellen Gebrauch. Den offiziellen Gebrauch anderer Sprachen und Schriften regelt das Gesetz, auf der Grundlage der Verfassung.“ Ähnlich hieß es auch schon in Art. 8 der Verfassung von 1990.
  7. Daniel Bunčić: Integracija inostrannych slov iz evropejskich jazykov v kirillice i latinice. „Die Integration von Fremdwörtern aus den europäischen Sprachen in kyrillischer und lateinischer Schrift“ in russischer Sprache. In: M. P. Kotjurova (Hrsg.): Filologičeskie zametki: Mežvuzovskij sbornik naučnych trudov. 2. Auflage. 1 von 2. Perm, 2003, S. 122–150 (kroatisch).
  8. John Frederick Bailyn: To what degree are Croatian and Serbian the same language? Evidence from a Translation Study. In: Journal of Slavic Linguistics. Band 18, Nr. 2, 2010, ISSN 1068-2090, S. 181–219 (online [PDF; abgerufen am 11. Oktober 2019]): „An examination of all the major 'levels' of language shows that BCS is clearly a single language with a single grammatical system.“
  9. Danko Šipka: Lexical layers of identity: words, meaning, and culture in the Slavic languages. Cambridge University Press, New York 2019, ISBN 978-953-313-086-6, S. 166, doi:10.1017/9781108685795: „Lexical differences between the ethnic variants are extremely limited, even when compared with those between closely related Slavic languages (such as standard Czech and Slovak, Bulgarian and Macedonian), and grammatical differences are even less pronounced. More importantly, complete understanding between the ethnic variants of the standard language makes translation and second language teaching impossible.“
  10. Snježana Kordić: Die aktuelle Sprachzensur in Kroatien. In: Bernhard Symanzik, Gerhard Birkfellner, Alfred Sproede (Hrsg.): Sprache – Literatur – Politik. Osteuropa im Wandel (= Studien zur Slavistik). Band 10. Verlag Dr. Kovač, Hamburg 2004, ISBN 3-8300-1215-2, S. 259–272 (bib.irb.hr [PDF; 1,1 MB; abgerufen am 9. April 2012]).
  11. Snježana Kordić: Sprache und Nationalismus in Kroatien. In: Bernhard Symanzik (Hrsg.): Studia Philologica Slavica. Festschrift für Gerhard Birkfellner zum 65. Geburtstag gewidmet von Freunden, Kollegen und Schülern: Teilband I (= Münstersche Texte zur Slavistik). Band 4. Lit Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-8258-9891-1, S. 337–348 (bib.irb.hr [PDF; 1,2 MB; abgerufen am 1. Februar 2013]).
  12. vgl. Odbor za standardizaciju srpskog jezika, Odluka br. 1 (Memento vom 19. Juni 2008 im Internet Archive), Punkt 2.0.
  13. Ulrich Ammon: Die deutsche Sprache in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das Problem der nationalen Varietäten. Berlin, New York 1995, S. 6.
  14. Das erste Beispiel stammt von Dalibor Brozović („O općim jezičnim i izvanjezičnim uvjetovanostima standardnonovoštokavske pravopisne problematike sa stanovišta njezina historijata i suvremenoga stanja“, in: Pravopisna problematika u Bosni i Hercegovini, Sarajevo 1976, S. 49–58, hier S. 55), der ihn hypothetisch als „einen völlig banalen Satz aus dem Gebiet der Chemie, wie er in jedem beliebigen Chemielehrbuch stehen könnte“, konstruierte. Das zweite Beispiel stammt von Stjepan Babić, aus der Einleitung der Gramatika hrvatskoga jezika (10. Aufl., Zagreb 1994, § 19; eine Variante dieses Satzes hat derselbe Autor in Hrvatski jučer i danas, Zagreb 1995, S. 18, angeführt: kroat. Vlak kreće s kolodvora točno u deset sati vs. serb. Voz kreće sa stanice tačno u deset časova). Beide Beispiele sind im Original nur auf Kroatisch und Serbisch, die bosnische Entsprechung wurde für die Wikipedia hinzugefügt.

Literatur

Differenzwörterbücher
  • Vladimir Brodnjak: Razlikovni rječnik srpskog i hrvatskog jezika [Wörterbuch der Unterschiede zwischen der serbischen und der kroatischen Sprache]. Zagreb 1991, 640 S., ISBN 86-7457-074-7 (30.000 Einträge).
  • Jovan Ćirilov: Hrvatsko-srpski rječnik inačica. Srpsko-hrvatski rečnik varijanata. Beograd 1989, 1994.

Zum Vergleich für Deutschsprachige interessant: das Variantenwörterbuch des Deutschen.

Abhandlungen
  • Leopold Auburger: Die kroatische Sprache und der Serbokroatismus. Ulm/Donau 1999. ISBN 3-87336-009-8.
  • Daniel Blum: Sprache und Politik. Sprachpolitik und Sprachnationalismus in der Republik Indien und dem sozialistischen Jugoslawien (1945–1991) (= Beiträge zur Südasienforschung. Band 192). Ergon, Würzburg 2002, ISBN 3-89913-253-X, S. 200.
  • Dalibor Brozović: Serbo-Croatian as a pluricentric language. In: Michael Clyne (Hrsg.): Pluricentric Languages: Differing Norms in Different Nations. Mouton de Gruyter, Berlin / New York 1992, ISBN 3-11-012855-1, S. 347–380.
  • Robert D. Greenberg: Language and Identity in the Balkans: Serbo-Croatian and its Disintegration. Oxford u. a. 2004. ISBN 0-19-925815-5.
  • Bernhard Gröschel: Postjugoslavische Amtssprachenregelungen - Soziolinguistische Argumente gegen die Einheitlichkeit des Serbokroatischen? In: Srpski jezik. Band 8, Nr. 1–2, 2003, ISSN 0354-9259, S. 135–196 (scindeks.ceon.rs).
  • Miro Kačić: Kroatisch und Serbisch: Irrtümer und Falsifizierungen. In Zusammenarbeit mit Ljiljana Šarić. Übers. Wiebke Wittschen, Ljiljana Šarić. Zagreb 1997, ISBN 953-6602-01-6.
  • Enisa Kafadar: Bosnisch, Kroatisch, Serbisch – Wie spricht man eigentlich in Bosnien-Herzegowina? In: Beate Henn-Memmesheimer, Joachim Franz (Hrsg.): Die Ordnung des Standard und die Differenzierung der Diskurse. Teil 1. Peter Lang, Frankfurt am Main 2009, OCLC 699514676, S. 95–106 (books.google.hr [abgerufen am 29. Januar 2013]).
  • Snježana Kordić: Pro und kontra: ‘Serbokroatisch’ heute. In: Marion Krause, Christian Sappok (Hrsg.): Slavistische Linguistik 2002. Referate des XXVIII. Konstanzer Slavistischen Arbeitstreffens, Bochum 10.9.–12.9.2002 (= Slavistische Beiträge). Band 434. Sagner, München 2004, ISBN 3-87690-885-X, S. 97–148 (bib.irb.hr [PDF; 4,2 MB; abgerufen am 9. August 2010]).
  • Snježana Kordić: Plurizentrische Sprachen, Ausbausprachen, Abstandsprachen und die Serbokroatistik. In: Zeitschrift für Balkanologie. Band 45, Nr. 2, 2009, ISSN 0044-2356, S. 210–215 (zeitschrift-fuer-balkanologie.de [abgerufen am 3. Dezember 2012]).
  • Snježana Kordić: Sprache und Nationalismus (= Rotulus Universitas). Durieux, Zagreb 2010, ISBN 978-953-188-311-5, S. 430, doi:10.2139/ssrn.3467646 (serbokroatisch, bib.irb.hr [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 3. Februar 2011] Originaltitel: Jezik i nacionalizam.).
  • Miloš Okuka: Eine Sprache – viele Erben: Sprachpolitik als Nationalisierungsinstrument in Ex-Jugoslawien. Klagenfurt 1998. ISBN 3-85129-249-9.
  • Amela Osmanović: Heiße Luft, geschlagen: Sprachseparatismus im jugoslawischen Sprachraum. In: die tageszeitung, 15. Oktober 2005, S. IV.
  • Velimir Piškorec: Kroatisch und Serbisch zwischen Verständnis und Missverständnis - Eine Dokumentation. In: Trans. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften, Nr. 15 (2004).
  • Hans-Dieter Pohl: Serbokroatisch – Rückblick und Ausblick. In: Ingeborg Ohnheiser (Hrsg.): Wechselbeziehungen zwischen slawischen Sprachen, Literaturen und Kulturen in Vergangenheit und Gegenwart. Akten der Tagung aus Anlaß des 25jährigen Bestehens des Instituts für Slawistik an der Universität Innsbruck (= Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft, Slavica aenipontana). Band 4. Non Lieu, Innsbruck 1996, OCLC 243829127, S. 205–219.
  • Branko Tošović (Hrsg.): Die Unterschiede zwischen dem Bosnischen/Bosniakischen, Kroatischen und Serbischen. LIT, Wien 2008, ISBN 978-3-8258-0144-1 (3 Bände).

Zum Vergleich vor allem für deutschsprachige Leser zu empfehlen sind die allgemein übertragbaren Theoriekapitel in: Ulrich Ammon: Die deutsche Sprache in Deutschland, Österreich und der Schweiz: Das Problem der nationalen Varietäten. Berlin u. a. 1995, ISBN 3-11-014753-X.

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