Unternehmen Staatsgewalt

Film
Deutscher TitelUnternehmen Staatsgewalt
OriginaltitelExecutive Action
ProduktionslandVereinigte Staaten
OriginalspracheEnglisch
Erscheinungsjahr1973
Länge91 Minuten
Stab
RegieDavid Miller
DrehbuchDalton Trumbo
ProduktionEdward Lewis
MusikRandy Edelman
KameraRobert Steadman
SchnittGeorge Grenville
Besetzung

sowie John Brascia, Richard Bull, Lee Delano, Dick Miller, Rutanya Alda und Hunter Von Leer als weitere Profikiller

Unternehmen Staatsgewalt (Originaltitel: Executive Action) ist ein US-amerikanischer Politthriller rund um die Ermordung John F. Kennedys aus dem Jahre 1973 nach einem Drehbuch von Dalton Trumbo. Burt Lancaster und Robert Ryan spielen die Hauptrollen der Verschwörer aus rechtsradikalen Industriellenkreisen.

Handlung

Am 22. November 1963 wird in Dallas, Texas, der US-Präsident John F. Kennedy ermordet. Noch am selben Tag verhaftet die Polizei den mutmaßlichen Täter, einen gewissen Lee Harvey Oswald, der bis dahin als ein weitgehend unbeschriebenes Blatt gilt. Bevor er überführt werden kann, fällt auch er einem Mordanschlag zum Opfer. Obwohl die Warren-Kommission die Alleinschuld Oswalds feststellt, verstummen die Stimmen derer nicht, die hinter dem Anschlag ein Komplott interessierter Kreise sehen. Der Film wagt dazu eine Spekulation, demzufolge sehr reiche und sehr mächtige US-Amerikaner -- Industrielle, hohe Geheimdienstoffiziere und Rechtsradikale -- sich zusammengefunden und verschworen haben, den 35. Präsidenten der Vereinigten Staaten ermorden zu lassen.

Im Juni 1963, fünf Monate vor dem Attentat, kommt es auf dem hochherrschaftlichen Anwesen des steinreichen Robert Foster zu einem konspirativen Treffen mehrerer Männer. Sie alle eint der Hass auf den derzeitigen Amtsinhaber Kennedy, der ihnen zu weich und zu nachgiebig und vor allem viel zu liberal erscheint. Mit dabei sind auch der einflussreiche Ölmagnat Harold Ferguson, dessen Macht und Reichtum für das geplante Unterfangen ebenso von beträchtlicher Bedeutung ist wie James Farrington, ein ehemaliger CIA-Mann und Spezialist für „spezielle“, verdeckte Operationen. In akribisch genauer Planung werden Konzepte ausgearbeitet, wie der amerikanische Präsident am besten beseitigt werden kann, ohne dass auch nur der Hauch eines Verdachts auf sie, die Hintermänner und Strippenzieher, fallen kann.

Die Motive der Konspiratoren sind unterschiedlich, jeden der Verschwörer treibt etwas anderes zur Teilnahme am Komplott: in Gesprächen stellt sich heraus, dass beispielsweise der eine mit dem von der Kennedy-Administration geplanten Abzug aus Vietnam bis 1965 überhaupt nicht einverstanden ist, während andere angesichts der weltweiten Bevölkerungsentwicklung, die einen starken Anstieg der Anzahl dunkelhäutiger (Schwarze, Latinos) und „gelber“ (Chinesen) Menschen bedeutet, um die weiße Vorherrschaft in Amerika fürchten. Nach zahlreichen Diskussionen und Einzelgesprächen ist man sich einig, die Tat durchführen zu lassen. Von Farrington werden mehrere Teams, bestehend aus sehr professionell arbeitenden Scharfschützen, zusammengestellt. Am 22. November 1963 ist die ruchlose Tat schließlich vollbracht, die Camouflage perfekt.

Um den Sündenbock Oswald schnellstmöglich loszuwerden, kontaktiert Farrington den Nachtclubbesitzer Jack Ruby, der bald darauf Oswald in aller Öffentlichkeit ermordet. Als Farrington kurz darauf überraschend an einem Herzinfarkt stirbt, ist auch die letzte Verbindung zu den gedungenen Killer-Scharfschützen gekappt. Am Ende des Films erfährt man, dass in den kommenden drei Jahren insgesamt 18 Zeugen des Attentats auf höchst unnatürliche Weise ums Leben gekommen seien.

Produktionsnotizen

Unternehmen Staatsgewalt basiert auf den Forschungen des Anwalts und Buchautors Mark Lane, der sich intensiv mit dem Kennedy-Attentat befasste. Lane schrieb auch den ersten Entwurf zum Drehbuch, distanzierte sich dann aber von der Produktion.

Der Film lief am 7. November 1973 in den USA an. Die deutsche Erstausstrahlung folgte am 12. Februar 1977 um 20.15 Uhr in der ARD.

Burt Lancaster, der als Mitproduzent fungierte, sagte später über den Film:

„Ich war Kennedy-Anhänger. Ich weiß, daß es in verschiedenen politischen Lagern einige Aufschreie geben wird, aber ich habe mich nie darum gekümmert, was die Öffentlichkeit denkt. Ich habe sehr genau über das Drehbuch und über seine Stichhaltigkeit nachgedacht. Keine Frage, es hat da irgendeine Verschwörung gegeben. Jedermann war unzufrieden mit den Untersuchungen, und viele Zeugen mußten hinterher sterben. Das wirkliche Anliegen des Films ist es, den Leuten klarzumachen, nicht alles gleich zu schnell zu glauben, was man ihnen vorsetzt.“[1]

Der Terminus Executive Action nimmt seit den frühen 1950er Jahren Bezug auf CIA-Operationen, in deren Mittelpunkt ein Mordauftrag steht. In den Film eingewoben sind zahlreiche Dokumentaraufnahmen rund um den Kennedy-Mord.

Für Co-Star Robert Ryan war dies der vorletzte Filmauftritt. Wie in den meisten seiner Spätwerke zu Beginn der 70er Jahre „sah man Robert Ryan … als dunkle, drahtziehende Existenz hinter den Kulissen oder als Gangsterboß („Treibjagd“, „Revolte in der Unterwelt“ und die Filmspekulation „Unternehmen Staatsgewalt“, in der Ryan einen von mehreren fiktiven Verschwörern bei der Ermordung John F. Kennedys gab).“

Kritiken

Die Filmkritik reagierte auf den Film irritiert bis ablehnend, teilweise aber auch positiv:

  • Leonard Maltin schrieb: „Excruciatingly dull thriller promised to clear the air about JFK‘s assassination but was more successful at clearing theaters“.[2] („Erschreckend langweiliger Thriller, der versprach, die Hintergründe von JFKs Ermordung zu klären, aber erfolgreicher bei der Säuberung der Kinos war“.)
  • Halliwell‘s Film Guide charakterisierte den Film mit dem Worten: „Interesting but rather messy mixture of fact and fiction; makes one sit up while it‘s unreeling.“[3] („Interessante, aber ziemlich chaotische Mischung aus Fakten und Fiktion; lässt einen aufhorchen, während es abrollt.“)
  • Kay Weniger nannte Unternehmen Staatsgewalt in der Biografie Dalton Trumbos eine „gewagte(n) Verschwörungs-Theorie zum Kennedy-Mord“ 1963.[4]
  • Nora Sayre schrieb dagegen in der New York Times anerkennend, der Film „offers a tactful, low-key blend of fact and invention. The film makers do not insist that they have solved John Kennedy’s murder; instead, they simply evoke what might have happened… The film’s sternest and strongest point is that only a crazed person acting on his own would have been acceptable to the American public — which, at that time, certainly did not want to believe in a conspiracy.“[5] (Der Film „bietet eine taktvolle, zurückhaltende Mischung aus Tatsachen und Erfindungen. Die Filmemacher bestehen nicht darauf, dass sie John Kennedys Mord aufgeklärt haben, sondern sie beschwören einfach herauf, was hätte passieren können... Der strengste und stärkste Punkt des Films ist es, dass nur eine verrückte, allein handelnde Person für die amerikanische Öffentlichkeit akzeptabel gewesen wäre – die damals sicherlich nicht an eine Verschwörung glauben wollte.“)
  • Das Lexikon des internationalen Films konstatierte: „Dokumentarmaterial und fiktive Szenen verbinden sich in einem Film über den Mord an John F. Kennedy (22. November 1963), der die Verantwortung für das Attentat einer rechtsradikalen Clique zuschiebt. Eine Verschwörergeschichte, die durch ihre historischen Bezüge aufrüttelt, jedoch in ihren kritischen Absichten durch Thriller-Effekte nicht sehr überzeugt.“[6]

Einzelnachweise

  1. Tony Thomas, Burt Lancaster. Seine Filme, sein Leben, München: Heyne 1981, S. 176
  2. Movie & Video Guide, 1996 edition, S. 399
  3. Leslie Halliwell: Halliwell‘s Film Guide, Seventh Edition, New York 1989, S. 325
  4. Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 8: T – Z. David Tomlinson – Theo Zwierski. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3.
  5. Nora Sayre, Suspense Film Dramatizes Kennedy Assassination: The Cast, in: The New York Times, 8. November 1973.
  6. Unternehmen Staatsgewalt. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.

Weblinks