Untergröningen
Untergröningen Gemeinde Abtsgmünd | |
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Koordinaten: | 48° 55′ N, 9° 53′ O |
Höhe: | 372 m ü. NN |
Fläche: | 11,29 km² |
Einwohner: | 1129 (30. Jun. 2021)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 100 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. September 1971 |
Postleitzahl: | 73453 |
Vorwahl: | 07975 |
Blick vom Schloss ins Dorf Untergröningen |
Untergröningen ist ein Ortsteil der Gemeinde Abtsgmünd im Ostalbkreis in Baden-Württemberg.
Geschichte
Die erste schriftliche Erwähnung erfolgte in einer Urkunde aus dem Jahr 1102, mit der Herzog Friedrich I. von Schwaben das von ihm gegründete Kloster Lorch dem heiligen Stuhl übergab. Als Überbringer der Urkunde wird ein Adeliger namens Wito von Groningen genannt.[2]
Die Burg Untergröningen war 1351 im Besitz von Johann von Rechberg und blieb im Besitz der Herren von Rechberg,[3][4] bis sie im Jahr 1410 von Wilhelm von Rechberg an Schenk Friedrich von Limpurg verkauft wurde.[5][6]
1564 ließ Schenk Christoph III. das Torhaus der Burg abbrechen und den südlichen Flügel des heutigen Schlosses bauen.[6] Ost- und Nordflügel des Schlosses wurden zwischen 1606 und 1609 erbaut.[7][8][9] Die Schlosskirche wurde 1609 als evangelische Gemeindekirche eingerichtet. Der Pfarrer von Obergröningen hielt die Gottesdienste abwechselnd in Ober- und Untergröningen.[10] Das Schloss diente als Amtssitz für einen Vogt und als Jagdschloss.[6] Der Ostflügel über der Schlosskirche war das Herrenhaus.[3]
1635 starben an der Pest in Gröningen 103 Personen,[11] im Jahr darauf nochmals 50.[12] 1767 hatte Untergröningen 313 Einwohner.[13]
Fürst Ludwig Carl Franz Leopold zu Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein gründete 1779 eine katholische Volksschule und – durch Ansiedelung katholischer Untertanen – die Kolonie. Nach seinem Tod ging die Herrschaft 1799 über an seinen Sohn Ludwig Aloys.[14] Dieser tauschte 1804 die Herrschaft Gröningen ein gegen böhmische Besitzungen des österreichischen Fürsten und Reichsvizekanzlers Franz Gundaccar von Colloredo-Mansfeld.[15][16] 1806 wurde die Herrschaft Untergröningen mediatisiert und damit Teil des von Napoleon I. neu geschaffenen Königreichs Württemberg. Untergröningen wurde dem Oberamt Gaildorf zugeordnet. Am 12. Januar 1827 verkaufte Rudolph von Colloredo-Mannsfeld Schloss und Herrschaft Gröningen an den Staat Württemberg.[9]
Die Untergröninger bauten 1828 das Rathaus mit einer evangelischen Schule und 1838 eine steinerne Kocherbrücke.[17] Vorher gab es eine überdachte Holzbrücke. Besonders in der Kolonie gab es arme Leute, die von der öffentlichen Fürsorge abhängig waren. Sie verdienten Geld in der Baumwollspinnerei und der Schachtelmacherei, andere als herumziehende Gewerbetreibende und Bettler. Wegen der früheren Fürstenresidenz gab es im Dorf vielerlei Handwerker: Bierbrauer, Gerber, Seifensieder, Uhrmacher, Seiler, Hutmacher, Konditoren, Drechsler und eine kleine Zündhölzchen-Fabrik.[18] 1855 kam das verarmte Dorf unter Staatsaufsicht.[9]
Seit 1858 hat Untergröningen eine eigene evangelische Pfarrei.[19] 1862 wurde eine Realschule gegründet. Sie war zunächst im Schloss und wurde 1869 in das Rathaus verlegt.[20] Die katholische Kirchengemeinde kaufte 1892 von der evangelischen Kirchengemeinde in Laufen drei Heiligenfiguren aus der Heerbergskirche: Maria, Barbara und Katharina. Damit kam die Wallfahrt zur Mutter Gottes vom Heerberg beim heutigen Sulzbach-Laufener Teilort Laufen nach Untergröningen.[19][21]
Am 1. August 1903 erfolgte die Einweihung der 18,5 km langen Oberen Kochertalbahn, einer Nebenstrecke von Untergröningen nach Gaildorf, wo Anschluss an die Bahnstrecke Waiblingen–Schwäbisch Hall-Hessental bestand.
1908 bauten die Untergröninger in der Wasenstraße ein neues Schulhaus und 1930 ein evangelisches Gemeindehauses neben der Kirche.[9] Die beiden Konfessionsschulen wurden 1936 aufgelöst und durch die Deutsche Volksschule ersetzt.[9] 1938 wurde Untergröningen dem Landkreis Gmünd zugeordnet.[22] Im April 1945 führte der Todesmarsch von KZ-Häftlingen vom KZ Kochendorf zum KZ Dachau durch Untergröningen.[23] Deutsche Soldaten sprengten die beiden Straßenbrücken über den Kocher und die amerikanische Armee zog kampflos ein.
1963 wurde ein neues, größeres, Schulhaus gebaut. Neues Bauland wurde erschlossen. Auch die Industrie fand Eingang. In der Gemeinde waren die Alobe-Strickwarenfabrik, eine Metallveredelungsfabrik, eine Blechwarenfabrik, ein Nummerierwerk, eine Kistenfabrik, zwei Hoch- und Tiefbauunternehmungen, ein Baugeschäft, ein Transportunternehmen, eine Brauerei, eine Obst- und Gemüsegroßhandlung ansässig.
Am 1. September 1971 wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde Untergröningen mit Zustimmung der Einwohner zum Ortsteil von Abtsgmünd[24] im Landkreis Aalen, der durch die Kreisreform 1973 im Ostalbkreis aufging.
Sehenswürdigkeiten
Vereine
- Die Ortsgruppe Untergröningen des Schwäbischen Albvereins wurde 1999 mit der Eichendorff-Plakette ausgezeichnet.[25]
Persönlichkeiten
In Untergröningen geboren
- Ferdinand Joseph Schliz (1778–1844), Jurist, württembergischer Oberamtmann
- Joseph Christian von Schliz (1781–1861), württembergischer Oberamtmann, Landtagsabgeordneter
- Wilhelm Johann Maier (1901–1977), Bürgermeister von Obereisesheim
- Gertrud Franck (1905–1996), Sachbuchautorin und Biogärtnerin
Literatur
- Unter-Gröningen. In: Rudolf Moser (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Gaildorf (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 31). J. B. Müller, Stuttgart 1852, S. 216–222 (Volltext [Wikisource]).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Zahlen & Fakten. Abgerufen am 16. Mai 2022.
- ↑ Die Heimatgeschichte Untergröningens bis zum 16. Jahrhundert mit einem Blick auf die vor- und frühgeschichtliche Besiedlung Württembergisch Frankens, Examensarbeit von Erika Martin, 1951, S. 40.
- ↑ a b Eduard Funk: Burgen und Schlösser um Schwäbisch Gmünd. In: Einhorn, illustrierte Zeitschrift zur Pflege des Heimatgedankens in Stadt und Kreis Schwäbisch Gmünd, Jahrgang 12, Heft 69, Juni 1965.
- ↑ Geschichte und Beschreibung der zum fränkischen Kreise gehörigen Reichsgrafschaft Limpurg von Heinrich Prescher, Stuttgart, bei Christian Gottlieb Erhard, 2. Teil 1790.
- ↑ Beschreibung des Oberamts Gaildorf, herausgegeben von dem Königlichen statistisch-topographischen Bureau, Stuttgart, J. B. Müller’s Verlagshandlung 1852, S. 220.
- ↑ a b c Prescher 2, S. 281.
- ↑ E. Dietz: Schloss Untergröningen ums Jahr 1600. In: Gmünder Heimatblätter, Oktober 1960.
- ↑ Roland Knobloch: Vom Jagdschloss zur Fürstlichen Residenz, Festschrift anlässlich des 230. Jahrestags des Einzugs der Fürstin Sophie Friederike von Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein, Fürstenzug Untergröningen, 9./10. September 2006.
- ↑ a b c d e Erich Wacker in der Festschrift 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Untergröningen 1864–1964.
- ↑ Oberamtsbeschreibung, S. 219.
- ↑ Geschichte und Beschreibung der zum fränkischen Kreise gehörigen Reichsgrafschaft Limpurg von Heinrich Prescher, Stuttgart, bei Christian Gottlieb Erhard, 1. Teil 1789, S. 360.
- ↑ A. Hieber in Die Hutzeltruhe, Beilage zum Kocherboten, Herbst 1936.
- ↑ Prescher 2, S. 285.
- ↑ Baden-Württemberg, Vielfalt und Stärke der Regionen, herausgegeben von Hans-Georg Wehling, Angelika Hauser-Hauswirth und Fred Ludwig Sepaintner im Auftrag der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, DRW-Verlag 2002, ISBN 3-87181-481-4, S. 247.
- ↑ Oberamtsbeschreibung, S. 99 und 218 bis 221.
- ↑ Prescher 2, S. 279 ff.
- ↑ Oberamtsbeschreibung, S. 219.
- ↑ Oberamtsbeschreibung, S. 217 ff.
- ↑ a b Festschrift zur 200-Jahr-Feier der Evangelischen und Katholischen Kirche in Untergröningen am 4. Dezember 1977.
- ↑ Zum 50-jährigen Jubiläum der Realschule Untergröningen 1862–1912 von Oberreallehrer Harrer und Oberreallehrer Mauz, Druck von Hermann Schwend in Gaildorf 1912.
- ↑ Die Heerbergskirche auf den Webseiten des Kirchenbezirks Gaildorf der Evangelischen Landeskirche.
- ↑ Martin, S. 2.
- ↑ Untergröningen. Geschichte – Geschichten, herausgegeben vom Heimatverein Untergröningen, 2002.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 445 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder).
- ↑ Verleihung der Eichendorff-Plakette in Blätter des Schwäbischen Albvereins Heft 2/2000, S. 24
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