Unterbäch
Unterbäch | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Wallis (VS) |
Bezirk: | Westlich Raron |
BFS-Nr.: | 6201 |
Postleitzahl: | 3944 |
Koordinaten: | 627850 / 126018 |
Höhe: | 1193 m ü. M. |
Höhenbereich: | 637–3050 m ü. M.[1] |
Fläche: | 22,08 km²[2] |
Einwohner: | 485 (31. Dezember 2022)[3] |
Einwohnerdichte: | 22 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 10,9 % (31. Dezember 2022)[4] |
Website: | www.unterbaech.ch |
Unterbäch | |
Lage der Gemeinde | |
Unterbäch (walliserdeutsch: Unnerbäch) ist eine politische Gemeinde und eine Burgergemeinde des Bezirks Westlich Raron sowie eine Pfarrgemeinde des Dekanats Raron im deutschsprachigen Teil des Kantons Wallis (Oberwallis) in der Schweiz.
Geographie
Das Dorf liegt in den Walliser Alpen an einem südlichen Hochplateau über dem Rhonetal, an der sogenannten Schattenberge, die trotz des Namens eine der sonnigsten und schönsten Gegenden der Schweiz ist. Die Gemeinde entstand 1290 aus mehreren Weilern, ihre ersten Statuten wurden 1490 verfasst. 1554, mit päpstlicher Sondererlaubnis, gründete Unterbäch eine eigene Pfarrgemeinde, ihre Pfarrkirche wurde 1558 gebaut. Seit 1957, einer historischen Volksabstimmung im Dorf, trägt Unterbäch die Bezeichnung „Rütli der Schweizer Frau“.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung | ||||||||||
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Jahr | 1798 | 1850 | 1900 | 1950 | 2000 | 2010 | 2012 | 2014 | 2016 | 2019 |
Einwohner | 238 | 228 | 385 | 415 | 426 | 401 | 409 | 404 | 412 | 469 |
Rütli der Schweizer Frau
Unterbäch wird auch das „Rütli der Schweizer Frau“ genannt, weil dort am 3. März 1957 die erste Schweizer Abstimmung mit Frauenbeteiligung stattfand. Der damalige Gemeinderat hatte beschlossen, die Frauen an einer eidgenössischen Urnenabstimmung über die Ausdehnung der Zivilschutzpflicht auf die Frauen teilnehmen zu lassen (die Vorlage wurde gesamtschweizerisch mit 52 Prozent Nein-Stimmen abgelehnt).
Katharina Zenhäusern (1919–2014[5]) war die erste Schweizerin überhaupt, die eine Stimmkarte in eine helvetische Abstimmungsurne legte. Ihr Ehemann, Gemeindepräsident und Grossrat Paul Zenhäusern (1917–2002), und der Walliser Nationalrat Peter von Roten (1916–1991) waren die Initiatoren der Frauenbeteiligung. Der Medienaufmarsch war riesig, auch Reporter von Der Spiegel[6] und der New York Times berichteten vom Ort des Geschehens, sowie die Schweizer Filmwochenschau in ihrem Beitrag vom 8. März 1957.[7]
An der berühmt gewordenen Abstimmung beteiligten sich 33 der 84 potentiell stimmberechtigten Unterbächer Frauen. Ihre Stimmen, die in einer separaten Urne gesammelt wurden (die Männerstimmen blieben so gültig), wurden allerdings annulliert, da die Frauenbeteiligung damals noch keine rechtliche Grundlage hatte. Trotzdem gab diese erste eidgenössische Frauenabstimmung einen wichtigen Anstoss für die spätere offizielle Einführung des Frauenstimmrechtes. Unterbäch führte bereits 1957 als erste Gemeinde der Schweiz das kommunale Wahl- und Stimmrecht für Frauen ein – trotz Verbot durch den Walliser Staatsrat.
Ehrenbürgerin und Frauendenkmal
Elisabeth Kopp, die erste Bundesrätin der Schweiz, wurde nach ihrer Wahl in die Landesregierung 1984 Ehrenbürgerin der Gemeinde Unterbäch. Sie weihte 1985 die Unterbächer Gedenkskulptur vor dem Burgerhaus (Gemeindehaus) ein, die der historischen Frauenabstimmung und der ersten Bundesrätin gewidmet wird.
Das robuste, ästhetische Bronzedenkmal des Walliser Künstlers Andreas Henzen aus Visp stellt das unterbächer Wappensymbol, ein Doppelkreuz, mitten in einem schwungvollen, leicht spiralförmigen und immer breiter werdenden Bandes dar. Die Plastik, die in ihrer Form auch einer Sonnenuhr ähnelt, könnte die erfüllte Zeit der Schweizer Frauen bildlich ausdrücken, wie es durch die eingeprägte Widmung am breitesten Teil des Bronzebandes mit Worten formuliert wird: „Im Jahre 1957 gingen erstmals seit Bestehen der Eidgenossenschaft in Unterbäch Frauen an die Urne – Der Schweiz erste Bundesrätin, Unterbächs Ehrenbürgerin Frau Elisabeth Kopp, enthüllte am 18. August 1985, dem Tag ihrer Ehrenburgerfeier, dieses Werk zum Gedenken.“
Frauen-Zitatenweg
Seit 2000 trägt der 3,5 km lange Wanderweg von Unterbäch nach Brandalp den Namen Frauen-Zitatenweg.[8] Der Weg wurde damals mit zwölf grossen Tafeln, welche Zitate weltberühmter Frauen trugen, markiert. Die dekorativen Hintergrundbilder der Zitatentafel wurden von der Walliser Grafikerin Denis Eyer-Oggier, Naters, gestaltet.
Gemeindepräsidentin
Anfangs 2009 wurde erstmals eine Frau für die Leitung der Gemeinde gewählt: Rosa Weissen-Zenhäusern,[9] Tochter von Maria Elsig und Leo Zenhäusern, die die historische Frauenabstimmung vom 1957 mitgetragen haben (siehe Rütli der Schweizer Frau).
Persönlichkeiten
- Sigismund Furrer (1788–1865), Historiograf des Wallis und Provinzial der Schweizer Kapuziner
- Elisabeth Kopp (1936–2023), erste Bundesrätin, Ehrenbürgerin der Gemeinde Unterbäch ab 1985
- Katharina Zenhäusern (1919–2014), die erste Frau überhaupt, die eine Stimmkarte in eine Schweizer Abstimmungsurne legte
Historische Pfarrkirche
Unterbäch erhielt 1551 vom Papst Julius III. das Privileg der Gründung einer eigenen Pfarrgemeinde, eine Faksimilie der päpstlichen Bulle ist in der unterbächer Kirche ausgestellt. Die Gemeindegründung fand 1554 durch den damaligen Bischof von Sitten Johann Jordan statt, zur Pfarrgemeinde gehörten auch die Bewohner vom Nachbardorf Bürchen. Die gemeinsame einschiffige Pfarrkirche „Heilige Dreifaltigkeit“ entlang der unterbächer Dorfstrasse wurde 1556–1558 im spätgotischen Stil erbaut und 1558 vom Bischof eingeweiht, aus dieser Zeit stammen die Freskoreste und das Tabernakel an der Chorwand. 1675 wurde die Kirche erweitert, im 18. Jahrhundert umgebaut und 1937 renoviert. Die Holzskulpturen sind Meisterwerke der Walliser Bildhauer und Altarbauer Johann Ritz, Hochaltar mit Marienkrönung und Kreuzigungsgruppe am Chorbogen aus 1697, sowie (wohl) Peter Lagger, Seitenaltären aus ca. 1750. Die Baldachinkanzel wurde durch Stiftung der unterbächer Familie Kalbermatten um 1710 errichtet. Ein unbekannter Meister baute um ca. 1700 die historische Orgel an der Empore, die mit Flügelgemälden umrahmt wird. Die Erdbeben vom 1855 verursachte einen Riss am Gewölbe der Kirche, das renoviert werden musste.[10] Zwei ehemalige Kirchenglocken sind am Brunnen des Kirchplatzes zu sehen, die barocke „Mittagsglocke“ aus 1560 und die rokoko „Evangeli- oder Kapetschglocke“ aus 1784. Die Gemeinde Bürchen gründete 1879 eine eigene katholische Pfarrei und trat aus dem Pfarrverband aus. Die unterbächer Pfarrkirche steht unter eidgnössichem Denkmalschutz.
Vom Don-Bosco-Park und
Vom Kirchplatz gesehen
Barocke Innengestaltung
Hochaltar, 1697
Wandtabernakel und Fresko, Spätgotik
Orgel, ca. 1700
Alte Kirchenglocken
„Mittagsglocke“, 1560
Weitere Sehenswürdigkeiten
Literatur
- Pfarrer Josef Indermitte: Chronik der Gemeinde Unterbäch. Visp 1986
- Alois Grichting: Unterbäch. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2012.
- Lundwig Weissen: Denkwürdigkeiten von Unterbäch. Saint-Maurice 1959
- Gregor Zenhäusern: Holz. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2008.
- Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz. Band 7, Neuenburg 1934
- Schweizer Lexikon in zwölf Bänden, Volksausgabe. Band 11, Verlag Schweizer Lexikon Mengis + Ziehr, Visp 1999, ISBN 978-3-9520144-1-7
Weblinks
- Unterbäch auf der Plattform ETHorama
- Unterbäch – Offizielle Website der Gemeinde
- Offizielles WebGIS der Gemeinde Unterbäch
- Unterbäch – Gemeindewappen
Einzelnachweise
- ↑ Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
- ↑ Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
- ↑ Daniel Meier: Die erste Schweizerin an der Urne. Nachruf in: NZZ am Sonntag. vom 1. Juni 2014, S. 19.
- ↑ Schweiz / Frauen-Stimmrecht: Fortschritt in Unterbäch. In: Der Spiegel. Band 11, 13. März 1957 (spiegel.de [abgerufen am 29. März 2018]).
- ↑ Das Frauenstimmrecht in Unterbäch Schweizer Filmwochenschau vom 8. März 1957
- ↑ Der Frauen-Zitatenweg (Memento des vom 29. September 2007 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Eröffnung am 18. Juni 2000 durch Elisabeth Kopp und Brigitte Hauser, damalige Präsidentin des Vereins Zukunft-Frau
- ↑ Heute ist Unterbäch in Frauenhand. In: St.Galler Tagblatt Online. 5. Februar 2009.
- ↑ Otto Volger: Untersuchungen über das Phänomen der Erdbeben in der Schweiz. Band 2. Justus Perthes, Gotha 1857, S. 101 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Auf dieser Seite verwendete Medien
Schweizerfahne, Flagge der Schweiz. Commons-Seite zur Schweiz → Confoederatio Helvetica.
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"Willkommen im Rütli der Schweizerfrau" - Begrüssung an der Hauptstrasse von Unterbäch.
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Freskoreste und Tabernakulum an der Chrorwand der unterbächer Pfarrkirche aus der originalen Bauperiode, 1558
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Barocker Hochaltar in der unterbächer Pfarrkirche Heilige Dreifaltigkeit, Werk des Walliser Bildhauers und Altarbauers Johann Ritz, 1697
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Bundesrätin Elisabeth Kopp und Brigitte Hauser, Präsidentin des Vereins Zukunft Frau, eröffnen den Frauen-Zitatenweg in Unterbäch, Kanton Wallis, Schweiz.
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Unterbächer Pfarrkirche aus dem Kirchplatz gesehen. Fahnen von links: Kanton Wallis, Gemeinde Unterbäch, Schweiz, EU. Der Berg auf linker Seite ist der Gärsthorn (2927 m.ü.M.)
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Historische Orgel mit Seitenflügel-Gemälden an der Empore der unterbächer Pfarrkirche. Die Orgel hat drei Manuale, Pedalwerk und 20 Register. Sie wurde um ca. 1700 vom unbekannten Meister gebaut und 1994 durch der Firma Füglister restauriert.
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Ehemalige Glocken der unterbächer Pfarrkirche am Brunnen des Kirchplatzes. Links rokoko "Evangeli- oder Kapetschglocke" mit "H.W." Meistermonogramm, Inschrift: "SANCTA TRINITAS VNNUS DEUS MISERE NO BIS 1784" - "Heilige Dreifaltigkeit, eineiniger Gott, erbarme dich unser 1784". Rechts barocke "Mittagsglocke" aus der Gründungszeit der Pfarrgemeinde, Inschrift: "SOLI DEO HONOR GLORIA MCCCCCLX" - "Allein Gott Ruhm (und) Ehre 1560".
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Katharina Zenhäusern, die erste Schweizerin, die an einer Abstimmung (1957) beteiligte
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Kopp-Denkmal in Unterbäch, gewidmet der historischen unterbächer Frauenabstimmung von 1957 und der ersten Bundesrätin Elisabeth Kopp, Ehrenbürgerin der Gemeinde, die dieses Denkmal 1985 enthüllte. Die robuste bronze Gedenkskulptur des Walliser Künstlers Andreas Henzen aus St. German stellt das unterbächer Wappensymbol, ein Doppelkreuz, mitten in einem schwungvollen, leicht spiralförmigen und immer breiter werdenden Bandes dar. Die ästhetische Plastik, die in ihrer Form auch einer Sonnenuhr ähnelt, könnte die erfüllte Zeit der Schweizer Frauen bildlich ausdrücken, wie es durch die eingeprägte Widmung am breitesten Teil des Bronzebandes mit Worten formuliert wird: „Im Jahre 1957 gingen erstmals seit Bestehen der Eidgenossenschaft in Unterbäch Frauen an die Urne − Der Schweiz erste Bundesrätin, Unterbächs Ehrenbürgerin Frau Elisabeth Kopp, enthüllte am 18. August 1985, dem Tag ihrer Ehrenburgerfeier, dieses Werk zum Gedenken.“ Signiert rechts von der Aufschrift: "AHenzen".
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Unterbächer Frauendenkmal, gewidmet der historischen unterbächer Frauenabstimmung von 1957 und der ersten Bundesrätin Elisabeth Kopp, Ehrenbürgerin der Gemeinde Unterbäch. Die Gedenkskulptur ist ein Werk des Walliser Künstlers Andreas Henzen, 1985
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Unterbächer Pfarrkirche Heilige Dreifaltigkeit aus dem Don Bosco-Park gesehen. Ganz links über dem Rhonetal das Bietschhorn.
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Innenansicht der unterbächer Pfarrkirche Heilige Dreifaltigkeit. Der Hochaltar und die Kreuzigungsgruppe sind Werke des Walliser Bildhauers und Altarbauers Johann Ritz, um 1697. Die Seitenaltäre wurden wohl vom Walliser Bildhauer Peter Lagger um ca. 1750 gestaltet. Die Baldachinkanzel wurde durch Stiftung der unterbächer Familie Kalbermatten um 1710 errichtet. Links an der Kirchenwand ist eine Faksimile der päpstlichen Bulle von 1554 sichtbar, in der Julius III. Unterbäch das Privileg für die Gründung einer eigenen Pfarrgemeinde erteilt hatte.
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Ehemalige "Mittagsglocke" der unterbächer Pfarrkirche am Brunnen des Kirchplatzes. Inschrift: "SOLI DEO HONOR GLORIA MCCCCCLX" - "Allein Gott Ruhm (und) Ehre 1560".
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Aufschrit des unterbächer Denkmals: „Im Jahre 1957 gingen erstmals seit Bestehen der Eidgenossenschaft in Unterbäch Frauen an die Urne − Der Schweiz erste Bundesrätin, Unterbächs Ehrenbürgerin Frau Elisabeth Kopp, enthüllte am 18. August 1985, dem Tag ihrer Ehrenburgerfeier, dieses Werk zum Gedenken.“ Die Bronzeskulptur ist ein Werk des Walliser Künstlers Andreas Henzen, signiert rechts neben der Aufschrift: "AHenzen".
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Unterbächer Frauendenkmal neben alten Walliserhäuser. Bronzeskulptur des Walliser Künstlers Andreas Henzen, 1985.