Ungarische Botschaft in Berlin

UngarnUngarische Botschaft in Berlin
Staatswappen
Staatswappen
Staatliche Ebenebilateral
Stellung der BehördeBotschaft
Aufsichts­behörde(n)Außenministerium
HauptsitzDeutschland Berlin
BotschafterPéter Györkös
Websitehttps://berlin.mfa.gov.hu/deu
Botschaft Unter den Linden 76 (2010)

Die ungarische Botschaft in Berlin ist der Hauptsitz der diplomatischen Vertretung von Ungarn in Deutschland. Sie befindet sich am Boulevard Unter den Linden 76 im Ortsteil Mitte des gleichnamigen Bezirks.

Botschafter ist seit dem 10. November 2015 Péter Györkös.[1][2]

Ungarn unterhält Generalkonsulate in Düsseldorf, München und Stuttgart, ein Honorargeneralkonsulat in Bremerhaven sowie Honorarkonsulate in Dresden, Erfurt, Essen, Frankfurt am Main, Hamburg, Nürnberg und Schwerin.[3]

Geschichte der diplomatischen Beziehungen

Bis 1918 war Ungarn Teil der k.u.k.-Monarchie Österreich-Ungarn, deren diplomatische Vertretung beim Deutschen Reich sich ab 1890 am Kronprinzenufer 14 (heute Bettina-von-Arnim-Ufer) im Alsenviertel befand.[4] Aus dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns am Ende des Ersten Weltkriegs ging ein selbständiges Ungarn hervor. Die neugebildete ungarische Gesandtschaftskanzlei bezog zunächst das Haus Corneliusstraße 8[5] und später ein Palais in der Drakestraße 2 in Berlin-Tiergarten.[6] Heute ist das Grundstück Teil des Erweiterungsgeländes des Zoologischen Gartens, nur das Nachbargrundstück mit der ehemaligen dänischen Gesandtschaft ist noch bebaut.

Ungarischer Gesandter in Berlin war von 1935 bis 1944 Döme Sztójay, der dort schon von 1925 bis 1933 als Militärattaché tätig war. Sztójay gehörte zum inneren Zirkel von Reichsverweser Miklós Horthy und hatte „unerschütterliches Vertrauen“ in den Sieg des nationalsozialistischen Deutschlands, mit dem Ungarn verbündet war. Sztójay wurde nach seiner Abberufung aus Berlin ungarischer Ministerpräsident und 1946 in Ungarn hingerichtet.[7]

Am Ende des Zweiten Weltkriegs war das Gesandtschaftsgebäude zerstört. Ungarn, das zu den besiegten Achsenmächten gehörte, gewann im Februar 1947 seine Souveränität mit den Pariser Friedensverträgen wieder, war aber in Berlin zunächst nicht vertreten.

Nach der Anerkennung der DDR durch die Ungarische Volksrepublik am 19. Oktober 1949[8] gab es zunächst eine diplomatische Mission Ungarns in Ost-Berlin, die 1953 zur Botschaft erhoben wurde. Sie befand sich in der Puschkinallee 49 in Berlin-Treptow.[9] Im Oktober 1966 verlegte sie ihren Sitz in einen Neubau in der Straße Unter den Linden 76. In West-Berlin unterhielt Ungarn ein Konsulat im Reifträgerweg 27–29 in Schlachtensee.

Am 21. Dezember 1973 nahmen Ungarn und die Bundesrepublik Deutschland diplomatische Beziehungen auf.[10] Die ungarische Botschaft befand sich in der Turmstraße 30 in Bonn (Ortsteil Plittersdorf).

Nach der deutschen Wiedervereinigung und dem Umzug der Bundesregierung nach Berlin schloss Ungarn 1999 die Botschaft in Bonn, während der Standort in Berlin erhalten blieb.

Botschafter

Gebäude

(c) Bundesarchiv, Bild 183-E1004-0004-001 / CC-BY-SA 3.0
Ehemaliges Botschaftsgebäude (1966)

Im Oktober 1966 verlegte die ungarische Botschaft in der DDR ihren Sitz in die Straße Unter den Linden 76 / Ecke Otto-Grotewohl-Straße (seit 1993 wieder Wilhelmstraße) in einen anstelle einer Kriegsruine errichteten Neubau mit damals freiem Blick zum Brandenburger Tor.

Die ungarische Regierung entschied sich – trotz bestehenden Denkmalschutzes des Gebäudes[11] – für einen Neubau nach einem Entwurf des Architekten Ádám Sylvester.[12] Er entstand von 1999 bis 2001 anstelle des bisherigen Gebäudes. Die Eröffnung fand am 11. September 2001 statt.

Das Gebäude besteht aus zwei sechsgeschossigen Flügeln mit raumhoch verglastem Sockelbereich. Blickpunkt des Hauses ist eine gläserne Ecke. Die Fassaden sind mit gelbgrau geflammten ungarischen Kalksteinplatten verkleidet.[13]

Weblinks

Commons: Ungarische Botschaft in Berlin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Akkreditierung von Botschaftern. In: www.bundespraesident.de. 10. November 2015, abgerufen am 16. April 2023.
  2. Péter Györkös. In: www.diplomatisches-magazin.de. Abgerufen am 16. April 2023.
  3. Vertretungen Ungarn. In: www.auswaertiges-amt.de. Abgerufen am 16. April 2023.
  4. Behörden. In: Berliner Adreßbuch, 1913, Teil 2, S. 15.
  5. Behörden. In: Berliner Adreßbuch, 1924, Teil 3, S. 7.
  6. Matthias Donath: Architektur in Berlin 1933–1945. Ein Stadtführer. Lukas Verlag, Berlin 2004, S. 99
  7. Eric Roman: Austria-Hungary & the Successor States. Infobase, New York 2003, ISBN 0-8160-4537-2, S. 564.
  8. Diplomatische Beziehungen der DDR zu 55 Ländern. In: Neues Deutschland, 3. Januar 1973, S. 6; online
  9. Botschaften. In: Fernsprechbuch für die Hauptstadt der DDR, 1963, S. 37.
  10. Ungarn: Steckbrief. In: www.auswaertiges-amt.de. Abgerufen am 16. April 2023.
  11. Die gute und die schlechte Botschaft. Streit um Denkmalschutz für ungarische Vertretung in Berlin. In: www.baunetz.de. 12. Oktober 1998, abgerufen am 16. April 2023.
  12. Botschaft von Ungarn in Berlin. In: www.architektur-bildarchiv.de. Abgerufen am 16. April 2023.
  13. Kerstin Englert, Jürgen Tietz (Hrsg.): Botschaften in Berlin. Gebr. Mann, Berlin 2004, ISBN 3-7861-2494-9, S. 138–139.

Koordinaten: 52° 31′ 0,4″ N, 13° 22′ 51,5″ O

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Bundesarchiv Bild 183-E1004-0004-001, Berlin, Ungarische Botschaft.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-E1004-0004-001 / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Berlin, Ungarische Botschaft Zentralbild Spremberg sua-zi 4.10.1966 Berlin: Neues ungarisches Botschaftsgebäude Unter den Linden Symbol der Freundschaft zwischen der DDR und Ungarn. Die Übergabe erfolgte am 30.9.1966 an den Botschafter der Ungarischen Volksrepublik József Kárpáti.
Berlin, Mitte, Unter den Linden 76, Botschaft von Ungarn 01.jpg
Autor/Urheber: Jörg Zägel, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die Botschaft von Ungarn, Unter den Linden 76, Ecke Wilhelmstraße (links), in Berlin-Mitte. Das Gebäude wurde 1999-2001 nach einem Entwurf des Architekten Ádám Sylvester errichtet.