Unbefleckte Empfängnis (Lutherstadt Wittenberg)

Unbefleckte Empfängnis
Kirche von innen

Die Kirche Unbefleckte Empfängnis ist eine römisch-katholische Kirche in Lutherstadt Wittenberg. Sie ist die Pfarrkirche der Pfarrei „St. Marien, Wittenberg“, zu der seit 2010 auch mehrere Gemeinden in der Umgebung gehören.

Geschichte

Nach der Reformation waren keine Katholiken in Wittenberg mehr ansässig. Ab etwa 1820/1830 kamen durch das preußische Militär wieder Katholiken in die Stadt. 1858 bekam die Gemeinde, zu der 70 Dragoner und 170 Zivilpersonen gehörten, ihren ersten Pfarrer. Sie erwarb das heutige Pfarrhaus und richtete darin eine katholische Schule ein. Für einen Kirchbau kaufte sie zudem das benachbarte Grundstück. Das Grundstück an der Mauerstraße lag zwischen Tuchmacherwerkstätten am Rande der Altstadt. Eine „prominentere“ Lage für ein katholisches Gotteshaus in der Stadt der Reformation erschien dem Wittenberger Magistrat nicht angebracht zu sein.

Die Kirche mit dem Patrozinium der Unbefleckten Empfängnis Mariens wurde 1868/1869 nach Plänen des Paderborner Architekten Arnold Güldenpfennig errichtet. Erst nach bereits dreijähriger Nutzung wurde sie 1872 von Bischof Konrad Martin geweiht, da der Paderborner Bischof den mitteldeutschen Teil seines Sprengels, das Bischöfliche Kommissariat Magdeburg, nur in größeren Abständen bereiste. Die Gemeinde gehörte zum Bistum Paderborn (ab 1930 Erzbistum) und von 1973 bis 1994 zum Bischöflichen Amt Magdeburg, das 1994 zum Bistum Magdeburg erhoben wurde.

1908 wurde die bisherige „Missionsstelle“ zur Pfarrei erhoben.

Ein großer Zustrom von Katholiken erfolgte in den Jahren von 1945 bis 1947. Damals zählte die Gemeinde zeitweise bis zu ca. 20.000 Mitglieder, vor allem Heimatvertriebene und Flüchtlinge, von denen die allermeisten nach Westen weiterzogen. Heute hat die Gemeinde ca. 2000 Mitglieder; in Wittenberg bezeichnen sich etwa 80 Prozent der Einwohner als Nichtchristen.[1]

Architektur

Es handelt sich um eine neugotische Hallenkirche aus Backstein mit rechteckigem Chor und einem Dachreiter über dem Portalgiebel. Der Innenraum wird durch zwei Säulen in der Mittelachse gegliedert.

St. Marien wurde in den Jahren 1999/2000 unter der Leitung des Architekten Gerold A. Ringelhan renoviert.

Ausstattung

Tabernakel und gotischer Schnitzaltar

Der gotische, als Triptychon angelegte Schnitzaltar kam 1975 in die Kirche. Das Mittelfeld zeigt Maria (Mutter Jesu) mit dem Jesusknaben, umgeben von musizierenden Engeln. In den Ecken finden sich vier Darstellungen marianischer Symbole, drei biblische und eine der antiken Mythologie entnommen, die für die Unbefleckte Empfängnis und die Heilsbedeutung Marias stehen: links oben der nicht verbrennende Dornbusch (Ex 3,2 ), rechts oben die Porta clausa (das verschlossene Tor) des Propheten Ezechiel, links unten Augustus und die Tiburtinische Sibylle, rechts unten das Vlies Gideons (Ri 6,36–40 ).

Ambo und Altar stammen vom Kronacher Bildhauer Heinrich Schreiber (am 12. Juni 2000 konsekriert), ebenso die Edith-Stein-Tafel. Die Fenster entwarf Günter Grohs aus Wernigerode.

Die Orgel auf der Empore wurde durch die Firma Alexander Schuke aus Potsdam errichtet.[2]

Gemeindeleben

Die Gemeinde gehört heute zum Bistum Magdeburg. Infolge der Strukturreform des Bistums bilden seit 2010 die Pfarrgemeinden in Annaburg, Jessen, Bad Schmiedeberg, Elster, Kemberg, Piesteritz, Wittenberg und Zahna eine gemeinsame Pfarrei St. Marien, Wittenberg, deren zentrale Pfarrkirche die Unbefleckte-Empfängnis-Kirche ist. Namensverwechslungen mit der historischen, seit der Reformation evangelischen Stadt- und Pfarrkirche St. Marien sind dadurch ausgeschlossen, dass diese offiziell Stadtkirche Wittenberg genannt wird.[3] Die katholische Gemeinde ist Trägerin einer Kindertagesstätte mit 44 Plätzen.

Seit 1935 gibt es in Wittenberg eine Niederlassung der Schönstätter Marienschwestern, die in der Pfarrseelsorge und im Krankenhaus der Alexianer („Klinik Bosse“) tätig sind.

Das Verhältnis zu den evangelischen Gemeinden der Stadt ist geprägt durch zahlreiche Begegnungen und gemeinsame Feiern während des gesamten Jahres. Das Kreuz auf dem Apollensberg im Wittenberger Ortsteil Apollensdorf soll ein Zeichen der Gemeinsamkeit sein.

Weblinks

Commons: Unbefleckte Empfängnis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kirchenhistoriker Volker Leppin hofft auf Brücken zwischen den Konfessionen (Memento vom 6. Februar 2013 im Webarchiv archive.today)
  2. Lutherstadt Wittenberg / Altstadt – Unbefleckte Empfängnis – Orgel Verzeichnis – Orgelarchiv Schmidt. Abgerufen am 17. August 2022.
  3. Stadtkirchengemeinde Wittenberg

Koordinaten: 51° 52′ 6,9″ N, 12° 38′ 42,3″ O

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Der gotische Schnitzaltar kam 1975 in die Kirche unbefleckte Empfängnis in Wittenberg.
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(c) Masterhase, CC BY-SA 3.0
Die Katholische Kirche unbefleckte Empfängnis in Wittenberg von Innen
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Die Katholische Kirche unbefleckte Empfängnis von Aussen. Dies ist die Katholische Kirche unbefleckte Empfängnis in Wittenberg