Ulrich Wilhelm Züricher

Ulrich Wilhelm Züricher (* 30. August 1877 in Bern; † 23. September 1961 in Thun) war ein Schweizer Maler, Grafiker, Zeichenlehrer und Schriftsteller.[1]

Leben und Werk

Ulrich Wilhelm Züricher war ein Sohn des freisinnigen Politikers Friedrich Alfred Züricher (1837–1887) und der Bertha, geborene Lohner († 1888). Sie war eine Enkelin des freisinnigen Thuner Staatsmanns und Geschichtsforschers Carl Friedrich Ludwig Lohner. Die Schwestern von Ulrich Wilhelm Züricher waren Bertha Züricher und Gertrud Züricher. Nach dem frühen Tod seiner Eltern lebte Züricher bei seinem Onkel Ludwig Hürnli in Wimmis.[2]

Ulrich Wilhelm Züricher begann 1896 ein Architekturstudium am Polytechnikum in Zürich und freundete sich dort mit Ernst Samuel Geiger an. Das Studium brach er jedoch bald ab, um sich in Paris, wo er Mitglied der Société des arts indépendants war, sowie auf Reisen nach Deutschland und Italien zum Maler ausbilden zu lassen. Von 1905 bis 1909 lebte er in Zürich, wo er mit dem damaligen Universitätspfarrer Leonhard Ragaz in Beziehung trat. Die Sommermonate verbrachte er öfter im "Hübi", das Chalet seiner Schwester Gertrud, in Lauenen bei Saanen.

Ulrich Wilhelm Züricher war mit Luise, geborene Reber, verheiratet. Zusammen hatten sie zwei Töchter, Margrit und Gertrud. Das Ehepaar lebte von 1909 bis 1911 in Gadmen und von 1911 bis 1924 in Ringoldswil. Anschliessend liessen sie sich in einem selbst entworfenen Haus in Sigriswil nieder. Züricher unterrichtete als Zeichenlehrer von 1918 bis 1950 am Kantonalen Lehrerinnenseminar in Thun.

Ulrich Wilhelm Züricher unternahm 1896 eine erste Italienreise zu Fuss. In den kommenden Jahrzehnten folgten viele weitere Auslandsaufenthalte, so 1901, als er seinen Bruder Paul Züricher in Nipmerow auf Rügen besuchte. Von Bedeutung war auch eine Reise zum Jahresende 1928, als er seine Schwester Bertha in der tour fondue bei Giens an Côte d'Azur besuchte. 1932 hielt er sich in Griechenland und Ägypten auf.

Ulrich Wilhelm Züricher stellte seine Werke von 1900 bis 1961 regelmässig an Kunstausstellungen aus. Beginnend mit den Weihnachtausstellungen im Kunstmuseum Bern, dann im Künstlerhaus und im Kunsthaus Zürich, in der Kunsthalle Bern, an den Ausstellungen der Schweizerischen Sezession, deren Mitglied er war, an Turnusausstellungen des Schweizer Kunstvereins, und an vielen anderen Orten.

Seine erste Publikation, Jugendstürme, veröffentlichte Ulrich Wilhelm Züricher 1896 in Leipzig. Ab Ende 1906 wirkte er neben Fritz Brupbacher als Redaktionsmitglied der Polis. Sozialpolitische Rundschau, deren Leitung er Anfang 1908 bis zu deren Einstellung Ende des Jahres innehatte. Er betätigte sich auch aktivistisch für den Umweltschutz und verfasste dazu etliche Zeitschriften- und Zeitungsartikel. 1949 erschien seine 390 Seiten umfassende epische Dichtung Die Feuerkette.[3] Zudem schrieb er eine grosse Zahl von Aufsätzen zu sozialen, politischen und künstlerischen Tagesfragen. Neben seinen Bildern und Grafiken hinterliess Ulrich Wilhelm Züricher einige Novellen, Gedichte und Monographien. Sein Nachlass befindet sich in der Burgerbibliothek Bern.

Einzelnachweise

  1. Züricher, Ulrich Wilhelm (S. 32), abgerufen am 12. Mai 2024.
  2. Züricher, Ulrich Wilhelm in literpedia bern.
  3. Die Feuerkette, abgerufen am 12. Mai 2024.