Ulrich Sahm (Diplomat)

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Ulrich Sahm (Mitte) bei einem Empfang im Bundespräsidialamt (1976)

Ulrich Sahm (* 13. Oktober 1917 in Bochum; † 22. August 2005 in Bodenwerder) war einer der führenden Diplomaten im Auswärtigen Dienst der Bundesrepublik Deutschland und Botschafter in Moskau, Ankara und Genf.

Leben

Grabstätte Ulrich Sahm

Sahm wurde 1917 in Bochum als Sohn des späteren Senatspräsidenten der Freien Stadt Danzig sowie Berliner Oberbürgermeisters Heinrich Sahm (1877–1939) und Dora Rolffs (1883–1964) geboren, wuchs in Danzig auf und lebte später in Berlin, als sein Vater 1931 bis 1935 Oberbürgermeister von Berlin war. Er wurde auf Anraten seines Vaters 1938 als Jurastudent Mitglied der NSDAP.

Im Kriegsjahr 1941 wurde er mit der staatswissenschaftlichen Doktorarbeit Täterschaft und Teilnahme im norwegischen Strafrecht und in der deutschen Strafrechtsreform an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg promoviert. 1944 wurde er im Zuge des gescheiterten Putschs vom 20. Juli 1944 von der Gestapo verhaftet und eine Woche im Potsdamer Polizeigefängnis inhaftiert; man warf ihm eine Beteiligung in Zusammenarbeit mit seinem Schwager Ulrich-Wilhelm Graf Schwerin (1902–1944) vor.

1951 trat er nach kurzer Tätigkeit im Bundesministerium für Wirtschaft in den diplomatischen Dienst ein. Er arbeitete an der Botschaft in London und später an der Pariser NATO-Botschaft. 1966 wurde er Leiter der Unterabteilung Ost der Politischen Abteilung des Auswärtigen Amtes und 1969 Abteilungsleiter im Bundeskanzleramt.

Unter der Regierung Willy Brandt war er einer der führenden Mitarbeiter für die Außen-, Deutschland- und Verteidigungspolitik im Kanzleramt. In dieser Funktion war er der erste bundesdeutsche Beamte, der offizielle Gespräche mit der DDR führte. Von 1972 bis 1977 war er als Nachfolger von Helmut Allardt Botschafter in Moskau und spielte hier eine Schlüsselrolle in der Brandtschen „Ost-Politik“.

In den Jahren von 1977 bis 1979 war er Botschafter in Ankara, danach bis zu seiner Pensionierung 1982 bei der Ständigen Vertretung bei den Vereinten Nationen in Genf.

Mit seinem Buch über das Leben von Rudolf von Scheliha wies Sahm auf das Schicksal verschiedener Diplomaten aus der NS-Zeit und deren Witwen hin. Dies war mit dem „Fall Krapf“ einer der Auslöser für den sich in einer halböffentlichen Briefaktion 2004/2005 manifestierenden „Aufstand“ einer Gruppe von etwa 70 Mitarbeitern des Auswärtigen Amtes gegen Außenminister Joschka Fischer.

Sahm war verheiratet mit Insea Hohlt, der ehemaligen Äbtissin des Klosters Mariensee, und später mit Christiane von Alten. Er hatte sieben Kinder, darunter den Nahostkorrespondenten Ulrich W. Sahm. 2005 verstarb er im Alter von 87 Jahren und wurde in der Familiengrabstätte auf dem Berliner Waldfriedhof Dahlem (Feld 014-31) beigesetzt.

Ehrungen

Literatur

  • Ulrich Sahm: Rudolf von Scheliha 1897–1942. Ein deutscher Diplomat gegen Hitler, C.H. Beck Verlag: München 1996; ISBN 3406347053
  • Ulrich Sahm: Der Schuman-Plan: Vertrag über die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl; Verlag Kommentator Frankfurt am Main 1951, DNB 999396846
  • Ulrich Sahm: Diplomaten taugen nichts. Aus dem Leben eines Staatsdieners, Autobiografie, Droste-Verlag: Düsseldorf 1994; ISBN 3770010337
  • Heinrich Sahm, Ulrich Sahm: Erinnerungen aus meinen Danziger Jahren 1919–1930; Herder: Freiburg im Breisgau|Freiburg i. Br. 1955, DNB 454254881. Marburg/Lahn: Johann-Gottfried-Herder-Institut, 1958; DNB 36455682X

Siehe auch

Weblinks

VorgängerAmtNachfolger
Per FischerStändiger Vertreter Deutschlands bei den Vereinten Nationen und den anderen internationalen Organisationen in Genf
1979–1982
Hans Arnold

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Grabstätte Ulrich Sahm
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Bundespräsident Walter Scheel empfängt die Teilnehmer der Botschafterkonferenz aus osteuropäischen Staaten im Bundespräsidialamt.