Ulrich Knoop

Ulrich Knoop (* 19. Dezember 1940 in Pforzheim) ist ein deutscher Germanist und Hochschullehrer.

Wissenschaftlicher Werdegang

Knoop studierte von 1961 bis 1968 Philosophie, Germanistik und Anglistik an der Universität Heidelberg und der Universität Marburg (1. Staatsexamen). Er promovierte 1972, habilitierte 1994 und lehrte seit 1995 Germanische Philologie an der Universität Freiburg.[1][2]

Knoop ist Mitherausgeber der Sprachatlas-Zeitschrift „Germanistische Linguistik“ (1972–1995) und der Monographien-Reihe „Germanistische Linguistik-Monographien“ (ab 1998). Er ist Mitherausgeber des Handbuches „Dialektologie“ (1982/83), sowie eines synoptischen Dialektwörterbuchs (1997). Daneben Forschungen zur Sprachnorm und Sprachkritik. Er wird in den Vorstand der Henning-Kaufmann-Stiftung und deren Jury für den Deutschen Sprachpreis berufen und ist Herausgeber von dessen Jahrbuch (1983–2008). Aus dem Komplex Dialekt und Schriftlichkeit entwickeln sich die Forschungen zur geschriebenen Sprache. Knoop wird zum Mitglied der „Studiengruppe geschriebene Sprache“ berufen (1984–1999) und Mitherausgeber des Handbuchs „Schrift und Schriftlichkeit“ (1994 und 1996).

Aus den Überlegungen zur geschriebenen Sprache ergeben sich Forschungen zu ihrer Verbreitung in Deutschland in historischer Zeit und damit das Projekt „Grundlagen der Sprachgeschichtsschreibung“, worin der Aspekt der Schriftsprachenkenntnisse bei sog. Dialektsprechern ausgearbeitet wird und die sprachhistorische Entgegensetzung Hochsprachesprecher vs. Dialektsprecher nivelliert wird. Diese „Begrifflichkeit der Sprachgeschichtsschreibung“ wird umfänglich untersucht, in einigen Aufsätzen abgehandelt und in der Habilitationsschrift zusammengefasst (1993). Überlegungen zum besonderen Status der Sprachnorm (nach 1800, vorher eine ‚verstehbare‘ Sprache) und zum „Sprachwandel“ werden eingebunden. Von den Problemen der Wortbedeutungsbestimmungen für die Klassikerzeit wendet er sich dann hin zu den literarischen Texten dieser Zeit. Es entstehen etliche Bestimmungsversuche zu ihrem zeitgenössisch zu verstehenden Inhalt. Folgenreich hier die Erläuterungen zum Gedicht „Hälfte des Lebens“ von Friedrich Hölderlin.[3] Derzeit werden folgende Themenbereiche bearbeitet: Handschriften und Verbindung zur fragmentarischen Hymne 'Wie wenn am Feiertage...' des Gedichts 'Hälfte des Lebens', Dionysos und Christus in 'Brod und Wein', 'die Natur, der Mensch', Kleists 'Marquise von O.', 'Sprache', 'Mensch'.

Klassikerwortschatz

Knoop leitet das Projekt „Klassikerwortschatz“, das an der „Freiburger Anthologie“ maßgeblich beteiligt ist, um Lyrik auszuwählen und öffentlich bereitzustellen.[4][5]

Für diese Zusammenstellung der „Freiburger Anthologie“ in Form einer Datenbank macht Knoop das Urheberrecht und insbesondere den Schutz als Datenbankwerk geltend, die Hochschule darüber hinaus als Träger des Projekts einen wettbewerbsrechtlichen Leistungsschutz.

Der Verlag Directmedia Publishing orientierte sich mit dem Produkt „1000 Gedichte, die jeder haben muss“, 2002 auf CD-ROM herausgegeben, zu sehr an der Arbeit des Projekts, wie der Europäische Gerichtshof am 9. Oktober 2008 entschied.[6] Directmedia unterlag als Klägerin gegen die Hochschule.[7] Der Bundesgerichtshof hat im August 2009 nun das Verfahren abschließend im Sinne der Kläger beendet.[8]

Einzelnachweise

  1. Website Ulrich Knoop (ehem. Professur für Germanische Philologie) an der Universität Freiburg
  2. Spitzmüller, Jürgen. Metasprachdiskurse - Einstellungen zu Anglizismen und ihre wissenschaftliche Rezeption. Berlin: de Gruyter, 2005. S. 340.
  3. http://klassikerwortschatz.de/images/files/publikationen/knoop_ulrich_haelfte_des_lebens.pdf
  4. Projekt Klassikerwortschatz
  5. Freiburger Anthologie − Lyrik und Lied (Memento vom 22. Januar 2009 im Internet Archive)
  6. EuGH, Urteil vom 9. Oktober 2008, Az. C‑304/07, Rechtssache Directmedia Publishing, Volltext.
  7. Europäischer Gerichtshof legt Datenbankschutz weit aus., Heise online, 13. Oktober 2008.
  8. BGH, Urteil vom 13. August 2009, Az. I ZR 130/04, Volltext; Gedichttitelliste II.