Ulrich Hachulla

Ulrich Hachulla (* 30. Mai 1943 in Heydebreck, Oberschlesien) ist ein Maler und Grafiker und zählt zu den Vertretern der Leipziger Schule.

Leben

In den Jahren 1945 bis 1947 siedelte die Familie Hachulla im Zuge der Flucht nach Halle/Saale um. Hier nahm Hachulla schon während seiner Schulzeit Zeichenunterricht bei dem Maler und Liebermann-Schüler Hanns Markowski. Nach dem Abitur und einem praktischen Jahr in einer Hallenser Druckerei begann er 1963 sein Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig u. a. bei Harry Blume, Hans Mayer-Foreyt, Bernhard Heisig und Werner Tübke. In den Jahren 1968 bis 1972 war Hachulla als freischaffender Künstler in Leipzig tätig, bevor er 1972 als Aspirant bei Werner Tübke an die Hochschule zurückkehrte und anschließend dessen Meisterschüler wurde. Von 1972 bis 1974 war Hachulla mit der Leipziger Malerin Petra Fleming verheiratet.[1]

1974 erhielt er einen Lehrauftrag, zwei Jahre später wurde ihm die Leitung der Werkstatt für Radierung übertragen. Seit 1993 hatte Hachulla die Professur für Grafik/Radierung an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig inne und von 2005 bis zu seiner Emeritierung 2008 leitete er die Grafikklasse der bekannten Kunstakademie. Ulrich Hachulla lebt und arbeitet in Leipzig.

Hachulla war bis 1990 Mitglied des Verbandes Bildender Künstler der DDR. Er hatte in der DDR und im Ausland eine bedeutende Zahl von Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen, u. a. von 1972 bis 1988 an der VII. bis X. Kunstausstellung der DDR in Dresden.

Studienreisen führten ihn u. a. nach Italien, Ägypten, Korea, Jugoslawien, in die Schweiz, USA, die Sowjetunion und in den Irak.

Werk

Zusammen mit Volker Stelzmann, Arno Rink und Wolfgang Peuker gehört Ulrich Hachulla einer Generation an, die vor allem in den 1970er Jahren in ihrer Formsprache der Neuen Sachlichkeit nahesteht. Hachullas Bilder kommunizieren erstarrte, menschliche Verhaltensweisen, Zustände der Distanz und Fremdheit, sie erzählen, nicht selten mit einem humoristischen Unterton, von bedrückender Enge und aufbegehrenden Fluchtversuchen. Das Porträt spielt hierbei eine zentrale Rolle. Die Bildnisse Hachullas zeigen neben immer wiederkehrenden Selbstdarstellungen den Menschen allein, unkommunikativ, kühl distanziert, verortet in privater Umgebung oder in seinem Arbeitsumfeld. Auf diese Weise entstehen zahlreiche charakteristische Typenbildnisse, individuelle Geschichten, Gesichter der Zeit.

Ansehen erlangte Ulrich Hachulla in besonderem Maße für sein umfangreiches grafisches Œuvre: Nach frühen, streng linearen Ätzungen erprobte er die Möglichkeiten und Grenzen von Kaltnadel, Aquatinta und Reservage, erobert sich das Feld des farbigen Mehrplattendrucks, entdeckt in Vergessenheit geratene Techniken wie Vernis mou, Roulette und Weißdruck neu und gibt dieses Wissen in seiner langjährigen Hochschultätigkeit weiter an die Folgegeneration der sogenannten Neuen Leipziger Schule.

Das künstlerische Werk von Ulrich Hachulla schließt sich den Tendenzen des kritischen Realismus seiner Zeit an. Es führt Traditionslinien von Otto Dix und Christian Schad fort, entwickelt diese weiter und überführt sie in die Gegenwart. Im Sinnbildhaften, in den mythologisch allegorischen Verweisen lassen sich die Spuren seiner Lehre bei Werner Tübke erkennen.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Der Tiefdruck. Marginalien, Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie. Bucha, 237. Heft, 2020/2

Auszeichnungen (Auswahl)

Einzelausstellungen

  • 1970: Museum der bildenden Künste, Graphisches Kabinett | Leipzig
  • 1974: Ausstellungszentrum | Győr (Ungarn); Schloßmuseum Merseburg I Merseburg
  • 1976: Kulturhistorisches Museum Magdeburg I Magdeburg
  • 1981: Echnatonhalle | Kairo
  • 1982 Leipzig, Galerie Wort und Werk (mit Gisela Richter-Thiele)
  • 1983: Galerie Schmidt-Rottluff | Karl-Marx-Stadt (Chemnitz)
  • 1986: Neue Dresdner Galerie | Dresden
  • 1987: Kunstverein Bretten I Bretten; Staatliches Museum Schwerin I Schwerin; Schloss Güstrow I Güstrow
  • 1988: Kulturzentrum Krakau I Krakau; Galerie Spala | Prag; Kulturzentrum Bratislava I Bratislava
  • 1992: Galerie Schwind | Frankfurt am Main
  • 1993: Galerie im Torhaus | Münster; Kunstspeicher | Oldenburg
  • 1999: Galerie Schwind | Frankfurt am Main
  • 2007: Galerie am Ritterplatz | Bensheim; Galerie Schwind | Leipzig und Frankfurt am Main
  • 2008: Haus des Buches | Leipzig; Galerie Schwind | Leipzig; Künstlerhaus Hohenossig | Krostitz
  • 2009: Galerie im Kreishaus, Künstlerbund | Olpe
  • 2019: Kunsthalle Rostock | Rostock

Literatur

Monografien und Ausstellungskataloge

  • Ulrich Hachulla. Malerei Grafik. Staatliches Museum Schwerin. Kunstsammlungen, Schlösser und Gärten (Hrsg.). Schwerin 1987.
  • Ulrich Hachulla. Malerei – Grafik. Kunstsammlung der Karl-Marx-Universität Leipzig (Hrsg.). Katalog zu der Ausstellung vom 11. Juni – 23. Juli 1983 in der Galerie im Hörsaalbau. Leipzig 1983.
  • Vier Maler aus der DDR. Ulrich Hachulla, Uwe Pfeiffer, Arno Rink, Volker Stelzmann. Kunstverein Neustadt an d. Weinstraße. Staatlicher Kunsthandel der DDR (Hrsg.). Katalog zu der Ausstellung vom 20. März – 17. April 1983 in der Villa Böhm. Neustadt an d. Weinstraße 1983.
  • Ulrich Hachulla. Bilder, Zeichnungen, Graphik. Katalog zur Ausstellung in der Galerie Schwind | Frankfurt am Main. Frankfurt am Main 1999. ISBN 3-932830-33-4
  • Ulrich Hachulla. Malerei Zeichnungen Radierungen. Neue Dresdner Galerie. Staatlicher Kunsthandel der DDR (Hrsg.). Dresden 1986.
  • Ulrich Hachulla. Gemälde (ink. Werkverzeichnis der Malerei). Hrsg. Karl Schwind. Edition Galerie Schwind. Leipzig 2019. ISBN 978-3-932830-74-7
  • Ulrich Hachulla. Maler und Grafiker. Galerie Berlin. Staatlicher Kunsthandel der DDR (Hrsg.). Berlin 1978.
  • Ulrich Hachulla. Kabinett-Ausstellung, Kulturhistorisches Museum Magdeburg (Hrsg.). Magdeburg 1976.

Illustrationen (Auswahl)

  • Daniil A. Granin: Der Platz für das Denkmal. Novellen und Erzählungen. Mit 16 Federzeichnungen von Ulrich Hachulla. Leipzig 1975.
  • Johannes R. Becher: Abschied. Mit Illustrationen von Ulrich Hachulla. Berlin 1979.
  • Johannes Bobrowski: Die Erzählungen. Illustriert mit der Wiedergabe graphischer Blätter von Ulrich Hachulla, Karl-Georg Hirsch, Rolf Kuhrt, Klaus Magnus und Lothar Sell., Berlin, Union Verlag, 1979.
  • Ralf Schröder (Hrsg.): Der Platz für das Denkmal. Mit 16 Federzeichnungen von Ulrich Hachulla. Leipzig 1975.
  • Peter Gosse: Ausfahrt aus Byzanz. Mit Illustrationen von Ulrich Hachulla. Mitteldeutscher Verlag Halle/Leipzig 1982.

Allgemeine Literatur

  • Hachulla, Ulrich. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin, 2010. ISBN 978-3-355-01761-9, S. 300/301
  • Roberto Tassi, in: Giovane Pittura Tedesca (Continuità della „Neue Sachlichkeit“)/ Junge Deutsche Malerei (Kontinuität der „Neuen Sachlichkeit“). Galleria del Levante (Hrsg.). Milano/ München 1970.
  • Herwig Guratzsch, G. Ulrich Großmann (Hrsg.): Katalog zur Ausstellung „Lust und Last. Leipziger Kunst seit 1945“ im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg 15. Mai – 7. September 1997, im Museum der bildenden Künste Leipzig und in der Hochschule für Grafik und Buchkunst 2. Oktober – 31. Dezember 1997.
  • Renate Hartleb: Die Malerei der „Leipziger Schule“ und die Hochschule für Grafik und Buchkunst. In: Katalog Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig 1945–1989. Malerei/ Grafik/ Fotografie. Leipzig 1989.
  • Eduard Beaucamp: Kritische Reflexion. Werke ostdeutscher Künstler im Museum am Dom. Museumsschriften der Diözese Würzburg. Regensburg 2003. S. 38ff.
  • 60/40/20. Kunst in Leipzig seit 1949. Karl-Siegbert Rehberg, Hans-Werner Schmidt (Hrsg.). Ausstellungskatalog Museum der bildenden Künste. Leipzig 2009.
  • Realisme uit Leipzig. Drie generaties Leipziger Schule. Ausstellungskatalog Drents Museum Assen, Nederlands (Hrsg.). Mit Beiträgen von Diederik Kraaijpoel, Eduard Beaucamp, Harry Tupan. Zwolle 2009.
  • Brigitte Schad, Thomas Ratzka (Hrsg.): Katalog zur Ausstellung: „Grünewald in der Moderne. Die Rezeption Matthias Grünewalds im 20. Jahrhundert“. 30. November 2002 bis 28. Februar 2003 in der Galerie der Stadt Aschaffenburg. Köln 2003, S. 170, 184.
  • Christian Schad. Retrospektive. Leben und Werk im Kontext. Leopold Museum (Hrsg.). Wien 2008, S. 266f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Petra Fleming - Vita. In: www.kunst-archive.net. Abgerufen am 19. April 2023.