Uder (Ortsteil)

Uder
Landgemeinde Uder
Wappen von Uder
Koordinaten:51° 22′ N, 10° 4′ O
Höhe: 230 m
Fläche:14 km²
Einwohner:2688 (31. Dez. 2022)
Bevölkerungsdichte:192 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. Januar 2024
Postleitzahl:37318
Vorwahl:036083
Uder (Thüringen)
Uder (Thüringen)

Lage von Uder in Thüringen

Uder ist ein Ortsteil der Landgemeinde Uder im thüringischen Landkreis Eichsfeld.

Geographische Lage

Uder liegt im Tal der Leine ungefähr vier Kilometer westlich von Heilbad Heiligenstadt. Die Landschaft wird durch die umliegenden Berge geprägt, darunter die Elisabethhöhe (430 m) im Osten, den Höhberg (ca. 450 m) im Südosten und den Wessen (344 m) im Norden.

Geschichte

Von der Ersterwähnung bis zur Gegenwart

Die erste urkundliche Erwähnung Uders erfolgte im Jahre 1089 als Udra. Diese Bezeichnung wechselte mehrmals im Lauf der Geschichte. So wurde der Ort zwischen 1137 und 1158 als Othera bezeichnet, 1162 als Udera, 1205 als Odra oder Odera, 1241 wieder als Udera und 1588 als Ohder. Das Dorf war bis 1802 im Besitz des Erzstifts Kurmainz, Grundherren waren die Junker von Volkerode. 1802 bis 1807 wurde der Ort preußisch und kam dann zum Königreich Westphalen (Kanton Udra). Von 1815 bis 1945 war er Teil der preußischen Provinz Sachsen.

Südöstlich von Uder gibt es den Flurnamen „Alte Burg“ am Fuße des Bergrückens „Elisabethhöhe“. Es wird angenommen, dass auf diesem Bergrücken eine Befestigungsanlage stand. Durch Steinbrüche ist das Umfeld stark gestört. Reste einer Buntsandsteinmauer wurden im 20. Jahrhundert gefunden. Vom Leinetal ziehen sich noch Wälle und Hohlen hinauf zur Elisabethhöhe. Im Tal führte einst die Heeresstraße vorbei.[1]

Nach 1945 lag der Ort in der sowjetischen Besatzungszone und ab 1949 in der DDR. Bis zur Wende und Wiedervereinigung 1989/1990 wurde Uder jahrzehntelang durch das Grenzregime der DDR im Bereich der innerdeutschen Grenze nachhaltig beeinträchtigt. Seit 1990 gehört der Ort zum wiedergegründeten Land Thüringen der Bundesrepublik Deutschland und seit 1994 zum Landkreis Eichsfeld.

Am 1. Februar 1992 schlossen sich die Gemeinden Asbach-Sickenberg, Birkenfelde, Dietzenrode/Vatterode, Eichstruth, Lenterode, Lutter, Mackenrode, Röhrig, Schönhagen, Steinheuterode, Thalwenden, Uder und Wüstheuterode zur Verwaltungsgemeinschaft Uder zusammen. Mit Auflösung dieser am 1. Januar 2024 wurde Uder ein Ortsteil der neugebildeten Landgemeinde Uder.[2]

Von 1974 bis zur Gründung der Landgemeinde Uder 2024 gehörte Schönau als Ortsteil zu Uder. Seitdem gehören Uder und Schönau als Ortsteile zur Landgemeinde Uder und bilden zusammen die Ortschaft Uder.[3]

Namensherkunft

Die Entstehung des Namens reicht in die frühe Siedlungsperiode vor der Völkerwanderung zurück. Eine eindeutige Klärung des Namens ist daher schwierig, eine erste Deutung von otheraha zu Otterwasser ist nicht zu beweisen. Eine Ableitung vom althochdeutschen utar, mittelhochdeutschen uter und mittelniederländisch/angelsächsischen uder für Euter führt zu einem Euterbach, an dem der Ort gelegen hat. Von dem indogermanischen udh bedeutet es auch Ort am anschwellenden Bach/Wasser. Die heutige Siedlungsfläche Uder liegt zwar am Zusammenfluss von Leine, Lutter und Asbach (im Weiteren noch die Beber), die Ursiedlung befand sich aber nicht direkt an diesen Gewässern, sondern an dem Quellgewässer des Kirchbaches mit einer Schöpfmöglichkeit für die Menschen und einer Viehtränke (Kessenborn). Die ursprünglichen geographischen Gegebenheiten mögen an einen Euter erinnert haben und der Gewässername (Euterwasser) wurde auf den Ort übertragen. Früher floss der Kirchbach in den Asbach ab, wurde im Laufe der letzten Jahrhunderte bei Ortsumbauten verlegt, wegen der nachlassenden Wassermenge verrohrt und schließlich über die Ratsgasse direkt in die Leine abgeleitet.[4][5] Der Name Kirchbach entstand dann sicher erst zu späteren Zeiten, da die Kirche nahe am Bach lag.

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl (31. Dezember):

  • 1994: 2.513
  • 1995: 2.508
  • 1996: 2.556
  • 1997: 2.538
  • 1998: 2.541
  • 1999: 2.575
  • 2000: 2.539
  • 2001: 2.541
  • 2002: 2.540
  • 2003: 2.525
  • 2004: 2.539
  • 2005: 2.540
  • 2006: 2.543
  • 2007: 2.545
  • 2008: 2.579
  • 2009: 2.554
  • 2010: 2.557
  • 2011: 2.542
  • 2012: 2.539
  • 2013: 2.600
  • 2014: 2.593
  • 2015: 2.608
  • 2016: 2.652
  • 2017: 2.657
  • 2018: 2.649
  • 2019: 2.640
  • 2020: 2.658
  • 2021: 2.682
  • 2022: 2.688
Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik

Politik

Ehemaliger Gemeinderat

Der ehemalige Gemeinderat von Uder setzte sich aus 14 Gemeinderatsmitgliedern zusammen. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte bei einer Wahlbeteiligung von 63,3 % zu folgendem Ergebnis:[6]

Partei / ListeStimmenanteilSitze+/−
CDU74,2 %10± 0
FWG UDF25,8 %4± 0

+/−: Differenz zur Wahl 2014

Ortschaftsbürgermeister

Der Ortschaftsbürgermeister Andreas Uhlich (CDU) wurde 2024 mit 67 Prozent der Stimmen gewählt.

Wappen

Blasonierung: „Durch einen silbernen Wellenbalken schräglinks geteilt von Rot und Blau, oben ein sechsspeichiges silbernes Rad, unten eine silberne Jakobusmuschel.“

Wappenerklärung: Der silberne Wellenbalken stellt die Lage von Uder an der Leine dar, das sechsspeichige silberne Rad ist das Mainzer Rad, das die Zugehörigkeit des Ortes über Jahrhunderte zum Kurfürstentum Mainz bekundet. Die silberne Pilger- oder Jakobsmuschel stellt das Patrozinium der Ortskirche zu Jakobus dem Älteren dar, der blaue Grund symbolisiert die Weihung von Uder und dem gesamten Eichsfeld der Gottesmutter Maria.[7]

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Verkehrsmäßig ist der Ort gut über die Landesstraße 3080, die Bundesautobahn 38 und einen Haltepunkt der Bahnstrecke Halle–Hann. Münden erreichbar.

Kirche St. Jakobus in Uder
Hochaltar in St. Jakobus
Knorr'sches Haus Kirchgasse 4
Lourdesgrotte zu Uder

Wasser und Abwasser

Die Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung wurde auf den Zweckverband Wasserversorgung und Abwasserentsorgung Obereichsfeld übertragen.

Sehenswürdigkeiten

  • Katholische Kirche St. Jakobus, erbaut im Jahre 1910 an der Stelle zweier Vorgängerbauten aus dem 12. und 17. Jahrhundert. Zur Ausstattung gehören ein barocker Hochaltar und ein gotischer Schnitzaltar.
  • Uder liegt am Jakobsweg. Seit 1998 zeigt eine Stele den Weg nach Santiago de Compostela.
  • Eine Sehenswürdigkeit besonderer Art ist die Lourdesgrotte aus Naturstein auf dem Marienhügel, dem ehemaligen Katzenkopf. Sie wurde im Jahr 1907 von Mitgliedern des Arbeiter- und Turnvereins errichtet. Die große Marienstatue wurde direkt aus Lourdes bezogen. Sie war ein Geschenk einiger Lourdespilger. Am Kirchweihfest des Jahres 1908 wurde die Grotte eingeweiht. Der Stationsweg zur Grotte wurde ebenfalls im Jahr 1908 eingeweiht.
  • Das Ossenritter-Denkmal (Schöpfer: der gebürtige Uderaner Heimo Ertl) wurde 2009 im Leinepark aufgestellt. Es erinnert an die Sage, dass der damalige Schulze (Bürgermeister) von Uder, Hansfranz Hase, 1153 von König Friedrich Barbarossa in Ermangelung eines ritterlichen Pferdes auf einem Ochsen zum Ritter geschlagen wurde. Seither werden die Einwohner von Uder mit Spitznamen „Ossenritter“ genannt.
  • Schulmuseum
  • Knorrsches Haus und weitere Fachwerkhäuser im Ortskern
  • Parkanlage an der Leine
  • Evangelische Christuskapelle
  • Uder liegt am Leine-Heide-Radweg und bietet zahlreiche Wanderwege in die nähere Umgebung, unter anderem zur Blockhütte auf dem Wessen.

Söhne und Töchter der Gemeinde

  • Johannes Weinrich (1793–1855), Volkskünstler, Erfinder der Mundharmonika
  • Martin Weinrich (1865–1925), Mundartdichter
  • Gert Riethmüller (1934–2023), Immunologe und Hochschullehrer
  • Heimo Ertl, deutscher Anglist und Bildhauer (* 1943)
  • Gisbert Paar (* 1948), Tiermediziner und Politiker (CDU)
  • Gerhard Michael Artmann (* 1951), Biophysiker, Hochschullehrer und Autor

Literatur

  • Bernhard Siebert: Uder und seine Geschichte. Teil 1: Ein Beitrag zur politischen und wirtschaftlichen Geschichte des Eichsfeldes, insbesondere des Amtes Rusteberg. Nach archivalischen und anderen Quellen. Cordier, Heiligenstadt 1938.
  • Bernhard Rinke et al.: Uder und seine Geschichte. Teil 2: Beiträge zur Entwicklung von Uder seit 1930. Mecke, Duderstadt 2014
  • Rat der Gemeinde Uder (Hrsg.): 900 Jahre Uder 1089–1989. Mühlhausen 1989, S. 81, Format 20 cm × 20 cm.
Commons: Uder – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Michael Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. Jenzig-Verlag 2001, ISBN 3-910141-43-9, S. 50.
  2. Thüringer Gesetz- und Verordnungsblatt Nr. 15/2023 vom 22. Dezember 2023, S. 347 ff., abgerufen am 22. Dezember 2023
  3. Hauptsatzung der Gemeinde Uder vom 15. Januar 2024 (PDF; 654 KB) Gemeinde Uder, abgerufen am 23. März 2024.
  4. Bernhard Rinke: Die Problematik bei der Deutung des Ortsnamens Uder. In: Eichsfelder Heimatzeitschrift, 2008, Heft 9,. S. 309–311
  5. Erhard Müller: Die Ortsnamen des Kreises Heiligenstadt. Heilbad Heiligenstadt 1989, S. 46
  6. Gemeinderatswahl 2019, endgültiges Ergebnis
  7. Wappen | Verwaltungsgemeinschaft Uder. Abgerufen am 10. März 2019.

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Positionskarte Thüringen, Deutschland. Geographische Begrenzung der Karte:
Mariengrotte zu Uder.jpg
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Mariengrotte zu Uder im Eichsfeld. Die Mariengrotte befindet sich am Ende des Freilandkreuzweges
StJakobus Uder 02.jpg
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Katholische Pfarrkirche St. Jakobus in Uder, Landkreis Eichsfeld, Thüringen. Erbaut 1910
Hochaltar in der St. Jakobuskirche zu Uder.JPG
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Hochaltar in der St. Jakobuskirche zu Uder im Eichsfeld
Knorr'sches Haus Kirchgasse 4 zu Uder im Eichsfeld.jpg
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Knorr'sches Haus Kirchgasse 4 zu Uder im Eichsfeld