UC 71

UC 71 p1
Schiffsdaten
FlaggeDeutsches Reich Deutsches Reich
SchiffstypU-Boot
KlasseTyp UC II
BauwerftBlohm & Voss, Hamburg
Baunummer287
Baukosten2.141.000 Mark
Stapellauf12. August 1916
Indienststellung28. November 1916
VerbleibAm 20. Februar 1919 gesunken
Schiffsmaße und Besatzung
Länge53,15 m (Lüa)
Breite5,22 m
Tiefgang (max.)3,64 m
Verdrängungaufgetaucht: 427 t
getaucht: 508 t
 
Besatzung26 Mann
Maschinenanlage
Maschine2 × 6-Zyl.-Diesel
2 × Elektromotor
Maschinen­leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/LeistungsformatDiesel: 600 PS
E-Motor: 620 PS
Propeller2 × dreiflügelig ⌀ 1,29 m
Einsatzdaten U-Boot
Aktionsradiusbei 7 kn 10.420 sm
Tauchzeit35 s
Höchst-
geschwindigkeit
getaucht
7,4 kn (14 km/h)
Höchst-
geschwindigkeit
aufgetaucht
12,0 kn (22 km/h)
Bewaffnung
Sonstiges
Einsätze19 Feindfahrten
Erfolge61 Schiffe versenkt

UC 71 war ein deutsches U-Boot vom Typ UC II, das während des Ersten Weltkrieges von der Kaiserlichen Marine eingesetzt wurde.

Geschichte

Das Boot wurde am 12. Januar 1916 bei Blohm & Voss in Hamburg bestellt. Der Stapellauf fand am 12. August 1916 statt. Die Übergabe vom Hersteller Blohm & Voss an die Kaiserliche Marine und die Indienststellung fanden am 28. November 1916 statt.

Nach einer ausführlichen Erprobung wurde UC 71 am 3. März 1917 in Flandern der II. U-Flottille Flandern zugeteilt. Am 13. Oktober 1918, nach der Aufgabe der flandrischen Stützpunkte wegen des allgemeinen deutschen Rückzugs, wurde es zur I. U-Flottille der Hochseeflotte versetzt, wo es bis zum Kriegsende am 11. November 1918 verblieb. UC 71 führte 19 Feindfahrten durch, wobei es 61 zivile Schiffe mit einer Gesamtverdrängung von 110.688 BRT versenkte. Zusätzlich beschädigte es 17 zivile Schiffe und ein militärisches Schiff.

Bei diesem militärischen Schiff handelte es sich um die Dunraven, eine britische U-Boot-Falle. Am 8. August 1917 kam es zu der Begegnung beider Schiffe und zu einem Feuergefecht. Dabei wurde die Dunraven stark beschädigt, konnte aber nicht ohne Risiko vom U-Boot versenkt werden, weil diese schon alle Torpedos verschossen hatte. Deshalb drehte UC 71 ab und überließ das britische Schiff seinem Schicksal. Während des Gefechtes starb ein britischer Matrose. Die Dunraven sank während des Bergungsversuchs durch den britischen Zerstörer Christopher am 10. August 1917. Der Kommandant des U-Boots war zu der Zeit Oberleutnant zur See Reinhold Saltzwedel.

Das größte von UC 71 versenkte Schiff war der belgische Passagierdampfer Élisabethville (7.017 BRT), der am 6. September 1917 in der Biskaya durch einen einzelnen Torpedo versenkt wurde. Dabei kamen 14 Menschen ums Leben. Das britische Passagierschiff Rangara war mit 10.040 BRT zwar größer, wurde aber nur beschädigt und nicht versenkt.

Versenkung

Nach dem Waffenstillstand von Compiègne (1918) sollte UC 71 nach Großbritannien ausgeliefert werden. Bei der Überführung sank das Boot am 20. Februar 1919 unmittelbar südlich von Helgoland auf der Position 54° 10′ N, 7° 54′ O in etwa 20 Meter Wassertiefe. Dabei kam niemand ums Leben.

Wissenschaftler der Universität Dundee haben anhand von 3D-Modellierung herausgefunden, dass der Untergang nicht auf schlechte Wetterverhältnisse zurückzuführen war. Es handelte sich vielmehr um eine Selbstversenkung durch die eigene Besatzung.[1]

Beforschung

Untersuchungen des Wracks in den Jahren 2001 und 2014 deuten darauf hin, dass UC 71 von seiner Besatzung versenkt wurde.[2]

Im Juli 2016 wurde die Netzsäge von UC 71 geborgen.[3] Von dem Seemann Georg Trinks, der 18 Monate lang als Maschinist auf UC 71 diente, sind persönliche Tagebücher erhalten. Deren Inhalt ist in dem am 19. Februar 2019 erschienenen Buch „Kein Engländer soll das Boot betreten!“ Die letzte Fahrt von UC 71 nachgedruckt.[4][5] Dort wird die Versenkung, die bisher nur vermutet wurde, belegt. Die Tagebücher sollen zukünftig (Stand: 22. Juli 2019) im Museum Helgoland zu besichtigen sein.

UC 71 liegt in 23 m Tiefe und steht seit 2012 unter Denkmalschutz. Im April 2023 wurden von Tauchern mit vier Unterwasserkameras Videoaufnahmen vom U-Boot gemacht. Wegen geringer Sichtweite zeigt jedes Einzelbild nur einen kleinen Ausschnitt der Ansicht des Boots. Unter Forschungstaucher und Projektleiter Florian Huber wurden 30.000 Einzelbilder aus den Videos extrahiert und bis September 2023 mittels Software zu einer 3D-Gesamtansicht zusammengefügt. 2024 wurde ein materielles 3D-Modell ausgedruckt und im Museum Helgoland ausgestellt.[6] Die geborgene 4 Meter lange Netzsäge des Bootes ist im Bunkerstollen Unterland ausgestellt.

Erfolge

Die genauen Versenkungserfolge durch die Minen sind schwer zu verifizieren, da keine eigenen Berichte der Kommandanten die Versenkung unmittelbar nachweisen können.

UC 71 (Europa)
UC 71 (Europa)
Ausgewählte Versenkungsorte (sofern Koordinaten bekannt)[7]
Erfolge von UC 71
DatumSchiffsnameNationalitätTonnageBemerkung
30. März 1917EdernianVereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich3.588Beschädigt
30. März 1917Saint Louis IIIFrankreich Frankreich97
30. März 1917ScarcelleFrankreich Frankreich49
31. März 1917PrimroseVereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich113
3. April 1917Ellen JamesVereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich165
4. April 1917PensieroItalien Italien2.632
5. April 1917Gower CoastVereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich804
5. April 1917San FulgenciaSpanien Spanien1.558
7. April 1917CaminhaPortugal Portugal2.763
9. April 1917ThemistoclisGriechenland Griechenland1.895
9. April 1917ValhallNorwegen Norwegen750
10. April 1917RanvikNorwegen Norwegen5.848
12. April 1917EdelweissFrankreich Frankreich192
18. April 1917HeimNorwegen Norwegen1.669
23. April 1917CenobicBelgien Belgien16
2. Mai 1917WestlandNiederlande Niederlande108
5. Mai 1917SimonNiederlande Niederlande150
15. Mai 1917BoreasNiederlande Niederlande192
16. Mai 1917Hendrika JohannaNiederlande Niederlande134
17. Mai 1917JakobaNiederlande Niederlande107
17. Mai 1917MercuriusNiederlande Niederlande80
18. Mai 1917AnnettaNiederlande Niederlande177
14. Juni 1917WegaVereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich839
15. Juni 1917WapelloVereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich5.576
26. Juni 1917NormandyFrankreich Frankreich543Beschädigt
28. Juni 1917MarneFrankreich Frankreich4.019
29. Juni 1917DriskosGriechenland Griechenland2.833
3. Juli 1917OrleansVereinigte Staaten Vereinigte Staaten2.823
4. Juli 1917SentoppenNorwegen Norwegen2.349
6. Juli 1917LøvstakkenNorwegen Norwegen3.105
6. Juli 1917Victoria 2Norwegen Norwegen2.798
8. Juli 1917VendeeVereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich1.295
3. August 1917AubeVereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich1.837
4. August 1917AfriqueFrankreich Frankreich2.457Beschädigt
4. August 1917CairnstrathVereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich2.128
7. August 1917Port CurtisVereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich4.710
8. August 1917DunravenVereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich3.117
6. September 1917ElisabethvilleBelgien Belgien7.017
7. September 1917Mont De PieteFrankreich Frankreich38
7. September 1917KleberFrankreich Frankreich277
8. September 1917SetubalNorwegen Norwegen1.201
9. September 1917MyosotisVereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich1.250Beschädigt
10. September 1917VikholmenNorwegen Norwegen494

Kommandanten

28. November 1916 bis 25. April 1917Hans Valentiner
26. April bis 9. Juni 1917Hugo Thielmann
10. Juni bis 13. September 1917Reinhold Saltzwedel
14. September 1917 bis 28. Januar 1918Ernst Steindorff
29. Januar 1918 – 13. August 1918Walter Warzecha
14. August 1918 – 11. November 1918Eberhard Schmidt

Literatur

  • Florian Huber: „Kein Engländer soll das Boot betreten!“ Die letzte Fahrt von UC 71. Rowohlt Verlag, Reinbek 2019, ISBN 978-3-498-03044-5.
  • Claude Fröhle, Hans-Jürgen Kühn: SM UC 71. Das vergessene U-Boot vor Helgoland. Eine militärgeschichtliche Entdeckungsreise. Fröhle-Kühn, Herbolzheim 2005, ISBN 3-9805415-6-8.
  • Erich Gröner, Dieter Jung, Martin Maass: Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945. Band 3: U-Boote, Hilfskreuzer, Minenschiffe, Netzleger und Sperrbrecher. Bernard & Graefe Verlag, Bonn 1985, ISBN 3-7637-4802-4.

Weblinks

Fußnoten

  1. Experts create 3D model to solve U-boat sinking puzzle. In: BBC news. 7. Dezember 2023, abgerufen am 7. Dezember 2023 (englisch).
  2. Erster Weltkrieg: Untersuchungen am Wrack von U-Boot UC-71 - SPIEGEL ONLINE 6. Mai 2015.
  3. Dr. Florian Huber | U-Boot UC 71 – persönliche Webseite des zuständigen Unterwasserarchäologen
  4. Florian Huber: „Kein Engländer soll das Boot betreten!“ Die letzte Fahrt von UC 71. Rowohlt Verlag, Reinbek 2019, ISBN 978-3-498-03044-5.
  5. Huber: „Kein Engländer soll das Boot betreten!“ (Hardcover) - Rowohlt.
  6. Ausstellungseröffnung U-Boot-Wrack "UC 71" ndr.de, 15. April 2024, abgerufen am 15. April 2024.
  7. uboat.net: Ships hit by UC 71 (engl.)

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