Paracycling-Straßenweltmeisterschaften
Die Paracycling-Straßenweltmeisterschaften sind die jährlich durch den Radsport-Weltverband UCI durchgeführten Welttitelkämpfe im Paracycling auf der Straße.
Geschichte
Straßenradsport stand erstmals 1984 bei den Paralympischen Spielen im Programm.[1] 1990 veranstaltete die Fédération Française Handisport Behindertensport-Weltmeisterschaften in Saint-Étienne,[2] bei denen auch Radsport vertreten war. Weltmeisterschaften speziell für Paracycling richtete das Internationale Paralympische Komitee (IPC) erstmals 1994 aus.[3] Diese fanden alle vier Jahre im Wechsel mit den Paralympischen Sommerspielen statt und umfassten Wettbewerbe auf Straße und Bahn. Die ersten drei Austragungen waren 1994 in Hasselt,[4] 1998 in Colorado Springs[5] und 2002 in Altenstadt.[6]
2002 unterzeichneten IPC und UCI eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit.[7] Diese gipfelte darin, dass die UCI an ihrem Hauptquartier, dem Centre Mondial du Cyclisme in Aigle, die IPC-Paracycling-Weltmeisterschaften 2006 organisierte. Am Rande derselben vereinbarten IPC und UCI, die Verantwortung für Paracycling fortan der UCI zu übertragen; diese Vereinbarung wurde im Februar des Folgejahres formell verabschiedet.[8][9] Folgerichtig standen die Weltmeisterschaften ab 2007 unter Aufsicht der UCI, die sie, wie alle UCI-Weltmeisterschaften, jährlich organisiert. Ausnahmen wurden zunächst für Jahre gemacht, in denen es Paralympische Sommerspiele gab.[10]
Die Paracycling-Weltmeisterschaften 2007 in Bordeaux waren die ersten unter UCI-Aufsicht und umfassten weiterhin Wettbewerbe auf Straße und Bahn. Die Weltmeisterschaften 2009 waren vom 3. bis 13. September in Sevilla geplant, ebenfalls auf Straße und Bahn. Aus finanziellen Gründen mussten sie jedoch abgesagt und in zwei Veranstaltungen geteilt werden, wobei die Straßen-Wettbewerbe ans italienische Bogogno vergeben wurden.[11][12] Die Paracycling-Weltmeisterschaften 2010 wiederum sollten sich vom 12. bis 22. August in Cali abspielen.[13] Auch hier zerschlugen sich die Pläne; die Straßen-Wettbewerbe übernahm Baie-Comeau, während die Bahn-Wettbewerbe letztlich ausfielen. Die Paracycling-Straßenweltmeisterschaften 2010 waren auch die ersten, bei denen das heutige System von Leistungsklassen zum Einsatz kam.
In der Folge wurden die Paracycling-Weltmeisterschaften auf Bahn und Straße grundsätzlich getrennt vergeben. 2016 verkündete die UCI, die Straßen-Weltmeisterschaften künftig auch in Jahren mit Paralympischen Spielen durchzuführen.[14] Die Corona-Pandemie vereitelte diese Pläne für 2020, die an Ostende vergebene Veranstaltung musste abgesagt werden.[15] Die WM des Folgejahres wurde jedoch wie geplant durchgeführt, im selben Jahr wie letztlich die ebenfalls verschobenen Paralympischen Spiele von Tokio.
2023 waren die Weltmeisterschaften Teil der allgemeinen Radsport-Weltmeisterschaften 2023 in Glasgow, was sich in Zukunft alle vier Jahre wiederholen soll. 2024 in Zürich sind sie erstmals direkt mit der Straßen-WM der Elite integriert, nachdem sie 2011 schon in engem zeitlichen und räumlichen Zusammenhang in Dänemark abgehalten worden waren.
Modus
Die Weltmeisterschaften finden in den Sommermonaten (Juni bis September) an jährlich wechselnden Orten statt. Auf dem Programm stehen Straßenrennen und Einzelzeitfahren, die in allen Leistungsklassen ausgefahren werden. Zusätzlich gibt es (seit 2009) eine Handbike-Staffel. Das Programm und die Qualifikationskriterien werden durch Artikel 9.2.062ff des UCI-Regelwerks bestimmt. Die Sieger der Weltmeisterschaften erhalten das Regenbogentrikot verliehen und dürfen (bzw. müssen) dieses ein Jahr lang bei allen Rennen tragen, allerdings nur in Austragungen desselben Wettbewerbs.
Die Athleten treten für ihre Nationalmannschaften an und werden dazu von ihren Verbänden benannt. Jeder Verband kann pro Leistungsklasse bis zu drei Athleten benennen; für zwei Athleten müssen Weltcup-Punkte vorgewiesen werden, und für drei Athleten ist ein Top-10-Ergebnis erforderlich. Zusätzlich ist der Titelverteidiger qualifiziert. Die gastgebende Nation darf stets ein komplettes Kontingent stellen.
Die Distanzen (in Kilometern) im Straßenrennen und im Einzelzeitfahren richten sich nach den allgemeinen Regeln im Paracycling.[16]
Klassen | Straßenrennen | Einzelzeitfahren | ||
---|---|---|---|---|
Männer | Frauen | Männer | Frauen | |
B | 93–125 | 78–105 | 20–40 | 17–35 |
C4–C5 | 75–100 | 60–80 | 17–35 | 15–30 |
C3 | 60–80 | 48–65 | 17–35 | 12–25 |
C1–C2 | 60–80 | 48–65 | 15–30 | 12–25 |
H4–H5 | 60–80 | 52–70 | 17–35 | 15–30 |
H3 | 60–80 | 52–70 | 17–35 | 10–20 |
H1–H2 | 30–60 | 25–50 | 12–25 | 10–20 |
T1–T2 | 30–40 | 26–35 | 12–25 | 10–20 |
Bis zu einer Regeländerung Ende 2012[17] galt die so genannte Minus-Eins-Regel: In Wettbewerben mit weniger als vier Teilnehmern wurde eine Medaille weniger als Teilnehmer ausgegeben.
Austragungsorte
Datum | Jahr | Land | Stadt |
---|---|---|---|
8. bis 18. September | 2006 | Schweiz | Aigle |
19. bis 27. August | 2007 | Frankreich | Bordeaux |
2008 | keine Austragung | ||
8. bis 13. September | 2009 | Italien | Bogogno |
17. bis 22. August | 2010 | Kanada | Baie-Comeau |
8. bis 11. September | 2011 | Dänemark | Roskilde |
2012 | keine Austragung | ||
29. August bis 1. September | 2013 | Kanada | Baie-Comeau |
28. August bis 1. September | 2014 | Vereinigte Staaten | Greenville |
28. Juli bis 2. August | 2015 | Schweiz | Nottwil |
2016 | keine Austragung | ||
31. August bis 3. September | 2017 | Südafrika | Pietermaritzburg |
2. August bis 5. August | 2018 | Italien | Maniago |
12. bis 15. September | 2019 | Niederlande | Emmen |
2020 | keine Austragung | ||
9. bis 13. Juni | 2021 | Portugal | Cascais |
11. bis 14. August | 2022 | Kanada | Baie-Comeau |
9. bis 13. August | 2023 | Vereinigtes Königreich | Dumfries und Glasgow |
21. bis 29. September | 2024 | Schweiz | Zürich |
Weblinks
- Paracycling auf der UCI-Website
- Ergebnisse aller Weltmeisterschaften ab 2009 auf rsstiming.com
Einzelnachweise
- ↑ Ciclismo. Internationales Paralympisches Komitee, abgerufen am 6. September 2023 (spanisch).
- ↑ Qui était Yves Nayme ? Saint-Etienne Handisport, abgerufen am 6. September 2023 (französisch).
- ↑ Major international cycling events for riders with disabilities ( vom 1. Juli 2007 im Internet Archive) bei IPC Cycling
- ↑ Cycling World Championships 1994. Paralympics Australia, abgerufen am 6. September 2023 (englisch).
- ↑ Cycling World Championships 1998. Paralympics Australia, abgerufen am 6. September 2023 (englisch).
- ↑ Sportliche Großereignisse in Altenstadt. Sozialverband VdK - Ortsverband Pfaffenwinkel, abgerufen am 6. September 2023.
- ↑ Developing para-cycling together ( vom 12. November 2008 im Internet Archive), Seite 3
- ↑ Presseerklärung des IPC vom 14. September 2006 ( vom 30. September 2007 im Internet Archive)
- ↑ Presseerklärung der UCI vom 7. Februar 2007 ( vom 25. Oktober 2007 im Internet Archive)
- ↑ Liste der UCI-Paracycling-Veranstaltungen von 2008 bis 2018 ( vom 9. Oktober 2018 im Internet Archive)
- ↑ Presseerklärung der UCI vom 15. Mai 2009 ( vom 23. Juli 2009 im Internet Archive)
- ↑ Tres santandereanos por la ruta italiana. Vanguardia, 4. September 2009 (spanisch).
- ↑ Presseerklärung der UCI vom 1. März 2010 ( vom 3. Mai 2010)
- ↑ Jahresbericht der UCI 2016. Union Cycliste Internationale, Juni 2017, S. 53 (englisch).
- ↑ Presseerklärung der UCI vom 27. April 2020. (französisch).
- ↑ Artikel 16.7.002 und 16.7.009 des UCI-Regelwerks
- ↑ Regeländerungen vom 1. Oktober 2012 (in Kraft 1. Januar 2013), Artikel 16.1.004 ( vom 24. Juni 2013 im Internet Archive)
Auf dieser Seite verwendete Medien
Die quadratische Nationalfahne der Schweiz, in transparentem rechteckigem (2:3) Feld.
Flag of Canada introduced in 1965, using Pantone colors. This design replaced the Canadian Red Ensign design.
Verwendete Farbe: National flag | South African Government and Pantone Color Picker
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Flagge Portugals, entworfen von Columbano Bordalo Pinheiro (1857-1929), offiziell von der portugiesischen Regierung am 30. Juni 1911 als Staatsflagge angenommen (in Verwendung bereits seit ungefähr November 1910).
Flagge des Vereinigten Königreichs in der Proportion 3:5, ausschließlich an Land verwendet. Auf See beträgt das richtige Verhältnis 1:2.
Flagge des Vereinigten Königreichs in der Proportion 3:5, ausschließlich an Land verwendet. Auf See beträgt das richtige Verhältnis 1:2.
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Autor/Urheber: Tijmen Stam (User:IIVQ), Lizenz: CC BY-SA 3.0
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