Bahnradsport-Weltmeisterschaften 2015
Die Bahnradsport-Weltmeisterschaften 2015 fanden vom 18. bis 22. Februar 2015 in Saint-Quentin-en-Yvelines, einem Vorort von Paris, statt, im dortigen im Januar 2014 eröffneten Vélodrome National.[1]
Die Bewerbungen
Als Bewerber für die Bahn-Weltmeisterschaften 2015 waren zunächst Frankreich sowie Mexiko genannt worden.[2] In Mexiko standen Velodrome in Guadalajara und Aguascalientes zur Verfügung, auf denen schon Bahnrad-Weltcups ausgetragen wurden. Im März 2014 wurde bekannt, dass sich Aguascalientes für die Ausrichtung der Weltmeisterschaften beworben hatte, während Guadalajara ein weiteres Weltcup-Rennen ausrichten wollte.[3] Den Zuschlag für die Weltmeisterschaften erhielt schließlich das neue Velodrom in Frankreich.
Die Meisterschaften
Erfolgreichste Nation bei den Weltmeisterschaften waren die Gastgeber aus Frankreich mit insgesamt sieben Medaillen, davon fünf Goldmedaillen; viermal erreichten die französischen Fahrer Gold in Kurzzeitdisziplinen, zweimal durch François Pervis im 1000-Meter-Zeitfahren und Keirin, zweimal durch den mehrfachen Weltmeister Grégory Baugé im Sprint und Teamsprint. Die fünfte Goldmedaille steuerten Bryan Coquard und Morgan Kneisky mit einem Sieg im Zweier-Mannschaftsfahren bei. Auf Platz zwei im Medaillenspiegel landete Australien, das zwar mit vier Goldmedaillen eine weniger als Frankreich errang, dafür aber mit elf Medaillen die insgesamt meisten mit nach Hause nehmen konnte. Die australischen Goldmedaillen wurden hauptsächlich von den Frauen in den Ausdauerdisziplinen gewonnen. In den Sprintdisziplinen war vor allem Anna Meares erfolgreich: Neben Silber und Bronze (500-m-Zeitfahren und Teamsprint) gewann Meares Gold in der Keirin-Konkurrenz. Sie ist mit nunmehr elf Weltmeistertiteln die bisher erfolgreichste Bahnradsportlerin (Stand 2015)[4].
Auf Platz drei im Medaillenspiegel schloss der Bund Deutscher Radfahrer die Weltmeisterschaften ab. Während die männlichen Sportler in den Kurzzeitdisziplinen nicht an ihre Leistungen der Vorjahre anknüpfen konnten, bewies Kristina Vogel starke Nerven und verteidigte trotz Sturzes und einigen Verzögerungen im Zeitplan ihren Titel im Sprint aus dem Vorjahr und ist damit die erfolgreichste Radsportlerin Deutschlands (Stand 2015)[5]. Weitere Goldmedaillen gewannen die Ausdauerfahrer Stephanie Pohl im Punktefahren sowie Lucas Liß im Scratch.
Für die Schweiz errang Stefan Küng die Goldmedaille in der Einerverfolgung. Die kleine Delegation mit zwei Fahrern aus Österreich, Andreas Graf und Andreas Müller, ging leer aus.
Am Morgen des vierten Wettkampftages kollidierte der Kolumbianer Fabián Puerta beim Warmfahren mit der litauischen Ex-Keirin-Weltmeisterin Simona Krupeckaitė. Puerta erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma, Schürfwunden sowie Gesichtsverletzungen. Auch Krupeckaitė, die tags zuvor Rang sieben im Sprintturnier belegt hatte, musste mit einer Halskrause stabilisiert und mit einer Trage aus der Halle getragen werden.[6] Tags darauf konnte sie jedoch im Keirin starten.[7] Auch Puerta wurde am kommenden Tag aus dem Krankenhaus entlassen, verpasste aber die Teilnahme am Sprintturnier.[8]
Am Nachmittag desselben Tages tropfte Wasser von der Decke des nagelneuen Velodroms auf die Bahn, so dass die Wettkämpfe unterbrochen werden mussten. Helfer arbeiteten rund 20 Minuten an einer Lösung des Problems und wischten die Bahn immer wieder trocken. Die Organisatoren nahmen das Malheur mit Humor und ließen den Song Why Does It Always Rain on Me? der britischen Rockband Travis erklingen.[9]
Zeitplan
Datum | Disziplinen Männer | Disziplinen Frauen |
---|---|---|
Mittwoch, 18. Februar | Teamsprint | Punktefahren, Teamsprint |
Donnerstag, 19. Februar | Mannschaftsverfolgung, Scratch, Keirin | 500-m-Zeitfahren, Mannschaftsverfolgung |
Freitag, 20. Februar | 1000-Meter-Zeitfahren, Punktefahren | Einerverfolgung |
Samstag, 21. Februar | Omnium, Einerverfolgung | Sprint, Scratch |
Sonntag, 22. Februar | Sprint, Zweier-Mannschaftsfahren | Keirin, Omnium |
Resultate
Sprint
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Keirin
Zeitfahren
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Teamsprint
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Einerverfolgung
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Mannschaftsverfolgung
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In der Qualifikation stellte der deutsche Bahn-Vierer mit 3:57,116 Minuten einen neuen deutschen Rekord auf.
Scratch
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Im Rennen der Frauen kam es zu einer Relegation der französischen Fahrerin Pascale Jeuland wegen des Befahrens des Sprintkorridors, nachdem dieser von einer Konkurrentin – der Slowakin Alžbeta Pavlendová – bereits besetzt war.[10][11]
Punktefahren
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Omnium
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Zweier-Mannschaftsfahren (Madison)
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Medaillenspiegel
Rang | Land | Gold | Silber | Bronze | Gesamt |
---|---|---|---|---|---|
1 | Frankreich | 5 | 2 | 7 | |
2 | Australien | 4 | 4 | 3 | 11 |
3 | Deutschland | 3 | 1 | 3 | 7 |
4 | Russland | 2 | 2 | 4 | |
5 | Neuseeland | 1 | 2 | 1 | 4 |
Niederlande | 1 | 2 | 1 | 4 | |
7 | Volksrepublik China | 1 | 1 | 2 | |
8 | Kolumbien | 1 | 1 | ||
Schweiz | 1 | 1 | |||
10 | Großbritannien | 3 | 3 | ||
11 | Spanien | 2 | 2 | ||
12 | Vereinigte Staaten | 1 | 2 | 3 | |
13 | Italien | 1 | 1 | 2 | |
14 | Japan | 1 | 1 | ||
15 | Kanada | 2 | 2 | ||
16 | Belgien | 1 | 1 | ||
Kuba | 1 | 1 | |||
Malaysia | 1 | 1 | |||
Total | 19 | 19 | 19 | 57 |
|}
Aufgebote
Deutschland
Ausdauer Männer
- Maximilian Beyer, Henning Bommel, Lucas Liß, Theo Reinhardt, Nils Schomber, Kersten Thiele, Domenic Weinstein
Ausdauer Frauen
Kurzzeit
- Miriam Welte, Kristina Vogel, Stefan Bötticher, Joachim Eilers, Eric Engler, René Enders, Robert Förstemann, Maximilian Levy
Österreich
Ausdauer Männer
Schweiz
Ausdauer Männer
Weblinks
- Offizielle Webseite. Archiviert vom am 12. August 2015; abgerufen am 2. Februar 2015.
Einzelnachweise
- ↑ UCI Track World Championships 2015 awarded to Saint Quentin en Yvelines, France. UCI, 20. August 2014, abgerufen am 20. August 2014 (englisch).
- ↑ BDR will sich mit „Drei-Stufen-Plan“ um Bahn-WM bewerben. radsport-news.com, 2. März 2014, abgerufen im Jahr 2014.
- ↑ Aguascalientes aims to host World Track Championships in 2015. Cyclingnews, 10. März 2014, abgerufen am 16. April 2014 (englisch).
- ↑ Meares mit elftem WM-Titel alleinige Rekordhalterin. rad-net, 22. Februar 2015, abgerufen am 22. Februar 2015.
- ↑ Vogel mit sechstem WM-Titel auf dem Weg in die Geschichtsbücher. radsport-news.com, 22. Februar 2015, abgerufen am 22. Februar 2015.
- ↑ Schwerer Sturz bei der Bahnrad-WM. sport1.de, 21. Februar 2015, abgerufen am 22. Februar 2015.
- ↑ Women’s Keirin / Keirin femmes – First Round / Premier tour. tissottiming.com, 22. Februar 2015, abgerufen am 22. Februar 2015.
- ↑ El oro de Fernando Gaviria terminó en el cuello de Fabián Puerta. El País.com.co, 22. Februar 2015, abgerufen am 23. Februar 2015 (spanisch).
- ↑ Bahnrad-WM: Vogel erneut Sprint-Weltmeisterin. Zeit Online, 21. Februar 2015, archiviert vom am 10. Oktober 2016 .
- ↑ Women’s Scratch Race / Course scratch femme. tissottiming.com, 21. Februar 2015, abgerufen am 22. Februar 2015.
- ↑ Bernd Mülle: UCI Bahn-WM: Kristina Vogel rettet mit Gold die Ehre der deutschen Sprinter. turus.net, 22. Februar 2015, abgerufen am 22. Februar 2015.
Auf dieser Seite verwendete Medien
Flag of Australia, when congruence with this colour chart is required (i.e. when a "less bright" version is needed).
See Flag of Australia.svg for main file information.Flagge des Vereinigten Königreichs in der Proportion 3:5, ausschließlich an Land verwendet. Auf See beträgt das richtige Verhältnis 1:2.
Flagge des Vereinigten Königreichs in der Proportion 3:5, ausschließlich an Land verwendet. Auf See beträgt das richtige Verhältnis 1:2.
Flag of Canada introduced in 1965, using Pantone colors. This design replaced the Canadian Red Ensign design.
Die quadratische Nationalfahne der Schweiz, in transparentem rechteckigem (2:3) Feld.
Man sagt, dass der grüne Teil die Mehrheit der katholischen Einwohner des Landes repräsentiert, der orange Teil die Minderheit der protestantischen, und die weiße Mitte den Frieden und die Harmonie zwischen beiden.
Vexillum Ucrainae
Flagge Österreichs mit dem Rot in den österreichischen Staatsfarben, das offiziell beim österreichischen Bundesheer in der Charakteristik „Pantone 032 C“ angeordnet war (seit Mai 2018 angeordnet in der Charakteristik „Pantone 186 C“).
Autor/Urheber: Egbpl, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Vélodrome de Saint-Quentin-en-Yvelines, journée porte ouverte 1er février 2014
(c) Nicola, Wikimedia Commons, CC-by-sa 4.0
Maximilian Levy, deutscher Bahnradsportler
Autor/Urheber: Nicola, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Kristina Vogel, deutsche Radsportlerin
Logo of the Union Cycliste Internationale, Aigle VD, Switzerland
Autor/Urheber: Nicola at de.wikipedia, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Daniel Gisiger, Schweizer Radsporttrainer und ehem. Rennfahrer
(c) Jérémy-Günther-Heinz Jähnick / Herve - Flèche ardennaise, 22 juin 2014 (F11) / Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0
Reportage photographique réalisé le dimanche 22 juin à l'occasion du départ et de l'arrivée de la Flèche ardennaise 2014 à Herve, Belgique.
silver medal with number 2
Autor/Urheber: Nicola, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Bahnrad-Weltcup 2012, Lucas Liss: Sieger im Omnium
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