Tyrrell 004

Tyrrell 004

Tyrrell 004

Konstrukteur:Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Tyrrell
Designer:Derek Gardner
Vorgänger:Tyrrell 001
Nachfolger:Tyrrell 005
Tyrrell 006
Technische Spezifikationen
Chassis:Aluminiummonocoque
Motor:Cosworth DFR V8
Radstand:2536 mm
Gewicht:560 kg
Reifen:Goodyear
Statistik
Fahrer:Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Jackie Stewart
FrankreichFrankreich Patrick Depailler
Sudafrika 1961Südafrika Eddie Keizan
Erster Start:Großer Preis von Monaco 1972
Letzter Start:Großer Preis von Südafrika 1974
StartsSiegePolesSR
5
WM-Punkte:
Podestplätze:
Führungsrunden:
Stand: Saisonende 1974
Vorlage:Infobox Rennwagen/Wartung/Alte Parameter

Der Tyrrell 004 ist ein Rennwagen des ehemaligen britischen Formel-1-Teams Tyrrell. Zusammen mit den weitgehend baugleichen Tyrrell 002 und Tyrrell 003 bildete er eine Modellfamilie, die 1971 auf den im Vorjahr vorgestellten Prototyp Tyrrell 001 folgte. Die Familie 002/003/004 begründete den Ruf Tyrrells als einer der führenden Rennwagenkonstrukteure ihrer Zeit.[1] Der 004 war ebenso wie seine Schwestermodelle ein Einzelstück. Er war von Beginn an lediglich als Ersatzfahrzeug vorgesehen und kam im Werksteam nur bei drei Weltmeisterschaftsläufen zum Einsatz. Der 004 ist das einzige Exemplar der Modellfamilie, das an ein unabhängiges Kundenteam verkauft wurde.

Die Modellfamilie 002/003/004

Tyrrell bezeichnete seine Rennwagen regelmäßig mit einem fortlaufenden dreistelligen Zahlencode. Bis zum 005 knüpfte die Bezeichnung nicht an eine Baureihe, sondern an einzelne Fahrgestelle an. Der 002, der 003 und der 004 waren deshalb jeweils Einzelstücke. In technischer Hinsicht waren sie allerdings nahezu identisch. Die Fahrgestelle 002 und 003, die bereits im Januar bzw. April 1971 fertiggestellt waren, erhielten im Laufe des Jahres schrittweise einige technische Verbesserungen. Der 004, der erst Ende 1971 komplettiert wurde, war bereits von Beginn an mit diesen Modifikationen ausgestattet.

Entstehungsgeschichte

Die Tyrrell Racing Organisation war seit den 1950er-Jahren in der Formel Junior, der Formel 3 und der Formel 2 angetreten. Nachdem Teamgründer Ken Tyrrell in den 1960er-Jahren zeitweise die Formel-2- und Formel-1-Werksteams von Cooper geleitet hatte, brachte er seinen eigenen Rennstall 1968 in die Formel 1. In den ersten beiden Jahren war Tyrrell ein reines Kundenteam, das Chassis von Matra mit Motoren von Cosworth kombinierte. Als Matra für die Saison 1970 die weitere Chassislieferung an Tyrrell von dem Einsatz französischer Motoren abhängig machte,[2][3][4] beendete Ken Tyrrell die Beziehung zu Matra. Da keine anderen konkurrenzfähigen Kundenchassis verfügbar waren, entschied er sich für die Konstruktion eigener Rennwagen. Nach einer kurzen Übergangszeit mit Chassis von March war der erste Prototyp, der Tyrrell 001, im August 1970 einsatzbereit. Das von Derek Gardner unter großer Geheimhaltung konstruierte Auto[5] war schnell, hatte aber zahlreiche Kinderkrankheiten, zu denen mangelhafte Öl- und Treibstoffversorgung, aber auch Zuverlässigkeitsprobleme im mechanischen Bereich gehörten.[2] Der 001 ging 1970 und 1971 bei fünf Weltmeisterschaftsläufen an den Start, kam aber nur einmal ins Ziel: Beim Auftaktrennen der Saison 1971 in Südafrika wurde Stewart Zweiter. Hinzu kamen einzige Zieleinläufe bei Formel-1-Rennen, die keinen Weltmeisterschaftsstatus hatten.

Auf der Grundlage des 001 konstruierte Gardner die Modellfamilie 002/003/004. Sie waren weiterentwickelte und verbesserte Versionen des 001, dem sie im Kern noch sehr ähnelten.[6]

Konstruktion

Der Tyrrell 004 hatte ein Aluminiummonocoque, das aus stärkeren Aluminiumblechen geformt war als beim Vorgänger. Das Monocoque war 10 cm länger war als das des 001 und bot mehr Ellenbogenfreiheit.[7] Der Überrollbügel hinter dem Fahrer war verstärkt worden. Vorn wurden einteilige Dreieckslenker verwendet. Der 004 hatte doppelte Scheibenbremsen von Girling. Als Antrieb verwendete Tyrrell den etablierten Cosworth-DFV-Motor mit 3,0 Liter Hubraum; die Kraftübertragung übernahm ein Fünfganggetriebe von Hewland (FG40). Tyrrell gehörte allerdings zu Cosworths bevorzugten Kunden. Während die meisten DFV-Motoren etwa 435 PS leisteten, standen den Tyrrell-Fahrern speziell überarbeitete Versionen zur Verfügung, die 10 bis 15 PS mehr abgaben.[8]

Die Karosserie entsprach den 002 und 003 in ihrer letzten Form. Der 004 hatte von Beginn an eine Lufthutze aus Kunststoff über dem Motor sowie einen neuen Frontspoiler, der sich über die gesamte Fahrzeugbreite erstreckte und die Luft über die Vorderräder leiten sollte.

Renneinsätze

1972

Jackie Stewart fuhr ihn beim Großen Preis von Monaco; er wurde im 004 Vierter. Danach gab Tyrrell das Auto zweimal an Patrick Depailler, der in Frankreich und den USA als dritter Fahrer des Tyrrell-Werksteams an den Start ging. In Frankreich war er nicht klassiert, in den USA wurde er Siebter.

1973 und 1974

Ende 1972 verkaufte Tyrrell den 004 an den südafrikanischen Rennfahrer Eddie Keizan, der ihn 1973 und 1974 in der Südafrikanischen Formel-1-Meisterschaft einsetzte und darüber hinaus in beiden Jahren in der Formel-1-Weltmeisterschaft beim Großen Preis von Südafrika an den Start brachte. Beim Weltmeisterschaftslauf 1973 war Keizan nicht klassiert, 1974 beendete er das Rennen als 14.

Rennergebnisse

Fahrer123456789101112131415PunkteRang
Automobil-Weltmeisterschaft 1972Flag of Argentina.svgFlag of South Africa (1928–1994).svgFlag of Spain (1945–1977).svgFlag of Monaco.svgFlag of Belgium (civil).svgFlag of France.svgFlag of the United Kingdom.svgFlag of Germany.svgFlag of Austria.svgFlag of Italy.svgFlag of Canada.svgFlag of the U.S..svg2 (45)[9]2[10]
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich J. Stewart4
FrankreichFrankreich P. DepaillerNC70
Automobil-Weltmeisterschaft 1973Flag of Argentina.svgFlag of Brazil (1968–1992).svgFlag of South Africa (1928–1994).svgFlag of Spain (1945–1977).svgFlag of Belgium (civil).svgFlag of Monaco.svgFlag of Sweden.svgFlag of France.svgFlag of the United Kingdom.svgFlag of the Netherlands.svgFlag of Germany.svgFlag of Austria.svgFlag of Italy.svgFlag of Canada.svgFlag of the U.S..svg02[11]
Sudafrika 1961Südafrika E. KeizanNC
Automobil-Weltmeisterschaft 1974Flag of Argentina.svgFlag of Brazil (1968–1992).svgFlag of South Africa (1928–1994).svgFlag of Spain (1945–1977).svgFlag of Belgium (civil).svgFlag of Monaco.svgFlag of Sweden.svgFlag of the Netherlands.svgFlag of France.svgFlag of the United Kingdom.svgFlag of Germany.svgFlag of Austria.svgFlag of Italy.svgFlag of Canada.svgFlag of the U.S..svg03[12]
Sudafrika 1961Südafrika E. Keizan14
Legende
FarbeAbkürzungBedeutung
GoldSieg
Silber2. Platz
Bronze3. Platz
GrünPlatzierung in den Punkten
BlauKlassifiziert außerhalb der Punkteränge
ViolettDNFRennen nicht beendet (did not finish)
NCnicht klassifiziert (not classified)
RotDNQnicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQin Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
SchwarzDSQdisqualifiziert (disqualified)
WeißDNSnicht am Start (did not start)
WDzurückgezogen (withdrawn)
HellblauPOnur am Training teilgenommen (practiced only)
TDFreitags-Testfahrer (test driver)
ohneDNPnicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJverletzt oder krank (injured)
EXausgeschlossen (excluded)
DNAnicht erschienen (did not arrive)
CRennen abgesagt (cancelled)
 keine WM-Teilnahme
sonstigeP/fettPole-Position
SR/kursivSchnellste Rennrunde
*nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
()Streichresultate
unterstrichenFührender in der Gesamtwertung

Literatur

  • Doug Nye: Das große Buch der Formel-1-Rennwagen. Die Dreiliterformel ab 1966. Verlagsgesellschaft Rudolf Müller, Köln 1986, ISBN 3-481-29851-X.
  • Mike Lawrence: March, The Rise and Fall of a Motor Racing Legend. MRP, Orpington 2001, ISBN 1-899870-54-7.
  • Ken Stewart, Norman Reich: Sun on the Grid. Grand Prix and Endurance Racing in Southern Africa. London 1967. ISBN 1-870519-49-3
  • Pierre Ménard: La Grande Encyclopédie de la Formule 1, 2. Auflage, St. Sulpice, 2000, ISBN 2-940125-45-7 (französisch)
  • Adriano Cimarosti: Das Jahrhundert des Rennsports. 1. Auflage. Stuttgart 1997, ISBN 3-613-01848-9.
  • David Hodges: A–Z of Grand Prix Cars 1906–2001, 2001 (Crowood Press), ISBN 1-86126-339-2 (englisch)
  • David Hodges: Rennwagen von A–Z nach 1945, Motorbuch Verlag Stuttgart 1993, ISBN 3-613-01477-7

Weblinks

Commons: Tyrrell 004 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Adriano Cimarosti: Das Jahrhundert des Rennsports, S. 233.
  2. a b Der Tyrrell 001 auf der Internetseite www.research-racing.de (abgerufen am 1. November 2017).
  3. Doug Nye: Das große Buch der Formel-1-Rennwagen. Die Dreiliterformel ab 1966. Verlagsgesellschaft Rudolf Müller, Köln 1986, ISBN 3-481-29851-X, S. 53.
  4. Adriano Cimarosti: Das Jahrhundert des Rennsports, S. 226.
  5. Rob Widdows: The best kept secrets…, Motorsport Magazine, Heft 9/2008, S. 73.
  6. David Hodges: Rennwagen von A–Z nach 1945, Motorbuch Verlag Stuttgart 1993, ISBN 3-613-01477-7, S. 253.
  7. Doug Nye: Das große Buch der Formel-1-Rennwagen. Die Dreiliterformel ab 1966. Verlagsgesellschaft Rudolf Müller, Köln 1986, ISBN 3-481-29851-X, S. 56.
  8. Adriano Cimarosti: Das Jahrhundert des Rennsports, S. 236.
  9. Stewart erzielte in der Saison 1972 insgesamt 45 Weltmeisterschaftspunkte, 24 davon mit dem 003 und zwei weitere mit dem 004. Die restlichen Punkte erzielte er zum Saisonende mit dem Tyrrell 005.
  10. Tyrrell erzielte 1972 mit dem 002, 003 und 004 insgesamt 51 Punkte in der Konstrukteursmeisterschaft. Damit belegte das Team in der Gesamtwertung Rang 2
  11. Tyrrell erzielte in der Saison 1973 insgesamt 82 Meisterschaftspunkte. Keiner davon wurde mit dem 004 eingefahren. In der Gesamtwertung belegte das Team Rang 2 der Konstrukteurswertung.
  12. Tyrrell erzielte in der Saison 1974 insgesamt 54 Meisterschaftspunkte. Keiner davon wurde mit dem 004 eingefahren. In der Gesamtwertung belegte das Team Rang 3 der Konstrukteurswertung.

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