Typ 95 Ha-Gō

Typ 95 Ha-Gō

Typ 95 Ha-Gō
im Park Pobedy (Siegespark) in Moskau

Allgemeine Eigenschaften
Besatzung3 (Kommandant, Fahrer, Rumpf-MG-Schütze)
Länge4,37 m
Breite2,06
Höhe2,13
Masse7,4 t
Panzerung und Bewaffnung
Panzerung9–12 mm
Hauptbewaffnung37-mm-Kanone Typ 94,
später 37-mm-Kanone Typ 98
Sekundärbewaffnung2 × 6,8-mm-MG Typ 91,
später 7,7-mm-MG Typ 97
Beweglichkeit
Antrieb6-Zyl.-Diesel Mitsubishi A6120VD
90 kW (120 PS)
Geschwindigkeit45 km/h (Straße)
29 km/h (Gelände)
Leistung/Gewicht16,2 PS/t
Reichweite210 km (Straße)

Der Typ 95 Ha-Gō (japanisch 九五式軽戦車 ハ号Kyūgo-shiki kei-sensha Ha-Gō, deutsch ‚Typ 95 Leichter Panzer Ha-Gō‘) war ein japanischer leichter Panzer, der von 1935 (Kōki 2595, daher die Typbezeichnung) bis 1945 von den Kaiserlich Japanischen Streitkräften eingesetzt wurde.

Typ 95 Ha-Gō beim Tankfest Bovinton 2021.
Deutlich erkennbar sind die Schaukelbewegungen des Fahrzeuges.

Geschichte

Anfang der 1930er-Jahre begann das Kaiserlich Japanische Heer mit Experimenten zur mechanisierten Kriegsführung, die Infanterie mit Panzern kombinierte. Dafür wurde die Infanterie mit Lastkraftwagen beweglich gemacht. Die aber zur Verfügung stehenden Panzer wie der Typ 89 I-Gō waren mit 26 km/h Höchstgeschwindigkeit zu langsam, um mit den mindestens 40 km/h schnellen Lkw mitzuhalten und die Tankette Typ 92 Jū-Sōkōsha unzureichend bewaffnet bzw. gepanzert, um ausreichende Feuerunterstützung geben zu können. Daher wurde vorgeschlagen, einen neuen Leichten Panzer zu bauen, für den die Infanterie- und die Kavallerieschule im Juni 1933 die Spezifikationen festlegten.

Aufnahme des Prototyps des Typ 95 Ha-Gō, Sommer 1934

Als Entwicklungs- und Herstellerfirma wurde Mitsubishi gewählt. Diese sollte ein Fahrzeug mit einem Gewicht von 7 t, einer Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h und maximalen Außenmaßen von 4,3 m Länge, 2 m Breite sowie 2,28 m Höhe entwickeln. Die Bewaffnung sollte aus einer 37-mm-Kanone in einem Drehturm und einem Maschinengewehr im Bug bestehen. Die bis zu 12 mm starke Panzerung sollte gegen 7,7-mm-Hartkern-Munition schützen und es sollte so weit wie möglich die neue Schweißtechnik zur Anwendung kommen. Des Weiteren sollte der Zugang zum Kampfraum über eine zweigeteilte Luke im Turmdach ermöglicht werden und als Motor ein neu entwickelter luftgekühlte Dieselmotor von Mitsubishi zur Anwendung kommen, wie er auch schon im Typ 89 I-Gō eingebaut wurde. Bei dessen Unterbringung im Heck war darauf zu achten, dass der Motor von innen her erreichbar war. Daher musste sein Einbau nach rechts versetzt erfolgen. Als Laufwerk war eine verstärkte bzw. größere Version des Fahrwerks der in der Entwicklung befindlichen Tankette Typ 94 TK vorgesehen.

Noch im Jahr 1933 wurde im Heeres-Arsenal in Sagami mit dem Bau eines Prototyps begonnen, der bis zum Juni 1934 fertiggestellt wurde. Die mit diesem Fahrzeug durchgeführten Erprobungen verliefen positiv, aber der Panzer war mit 7,5 Tonnen zu schwer und musste daher überarbeitet werden, um sein Gewicht auf 6,5 Tonnen zu senken. Da die zuständigen Verantwortlichen der Infanterie aber Zweifel an der Fähigkeit zur Infanterieunterstützung hatten, wurde der Prototyp im Winter 1934/35 für weitere Erprobungen in die Mandschurei verlegt. Auf Grund weiterer dort gemachter positiver Erfahrungen wurde zwischen Juni und November 1935 ein weiteres Erprobungsfahrzeug gefertigt.

Ebenfalls im Jahr 1935 wurde entschieden, das Fahrzeug als Hauptpanzer für die mechanisierten Einheiten (Selbstständige gemischte Brigade) zu verwenden. Die anfänglichen Bedenken von Infanterieoffizieren, dass die Panzerung unzureichend sei, wurden durch die Argumente der Kavallerie zurückgewiesen, dass die verbesserte Geschwindigkeit und Bewaffnung die dünne Panzerung kompensiere und der Typ 95 Ha-Gō den verfügbaren Alternativen (Tanketten: Typ 92 Jū Sōkōsha und Typ 94 TK) immer noch überlegen sei.[1]

Fertigung

Mitsubishi begann im Jahr 1936 mit der Fertigung des Fahrzeugs und ging ab 1938 zur Massenproduktion über, wobei andere Hersteller (Arsenal Sagami, Arsenal Kokura, Hitachi, Niigata Tekkosho und Kobe Seikosho) mit einbezogen wurden.

Herstellungszahlen des Typ 95 Ha-Gō[2][3]
Jahr1934193519361937193819391940194119421943Insgesamt
Stückzahl01010310800531154227056552392302

Varianten/Projekte

Typ 95 Ha-Gō Restauration des Laufwerks (Sept. 2012)
Typ 95 Ha-Gō mit verändertem Laufwerk (Hokuman-Version)
  • Typ 95 Ha-Gō (frühe Version) – Fahrzeug produziert bis 1937 mit weniger als 100 Exemplaren, Hauptbewaffnung 37-mm-Kanone Typ 94 und zwei 6,5-mm-Bordmaschinengewehre Typ 91, 110-PS-Dieselmotor, Höchstgeschwindigkeit 40 km/h
  • Typ 95 Ha-Gō (späte Version) – Hauptmodell mit Verbesserungen an Motor und Bewaffnung.
  • Typ 3 Ke-Ri – 1942 wurde versucht, den Typ 95 Ha-Gō durch den Einbau einer 57-mm-Kanone – der Hauptwaffe des Typ 97 Chi-Ha – einer Kampfwertsteigerung zu unterziehen. Da der Originalturm aber zu klein für diese Waffe war, wurde der Turm leicht modifiziert. Anfang 1944 wurde ein Panzer entsprechend umgerüstet und als Typ 3 Ke-Ri getestet. Dabei wurde festgestellt, dass auch ein modifizierter Turm nicht ausreichend Platz für die vorgesehene Kanone bieten würde und das Projekt eingestellt.[4]
  • Typ 4 Ke-Nu – Umrüstung von Fahrgestellen des Typ 95 Ha-Gō auf die 57-mm-Kanone.
  • Typ 5 Ho-Ru – Ein leichter Jagdpanzer, ähnlich dem deutschen Jagdpanzer 38, mit 47-mm-Kanone in einer halbgeschlossenen Kasematte und verändertem Fahrwerk. Die Entwicklung begann im Februar 1945, wobei bis zum Kriegsende nur ein Prototyp fertiggestellt wurde.[5][6]

Einsatz

Sowjetische Soldaten untersuchen einen erbeuteten Typ 95 Ha-Gō
Anlandung eines Typ 95 Ha-Gō durch ein japanisches Landungsschiff im Februar 1944

Der Typ 95 Ha-Gō wurde erstmals 1937 in China eingesetzt und erwies sich trotz der nur wenigen bis dahin gebauten Fahrzeuge, zusammen mit dem Typ 89, als gut im Kampf gegen die nur mäßig ausgerüsteten chinesischen Truppen. Der erste wirkliche Bewährungstest fand im Juni 1939 während des Japanisch-Sowjetischer Grenzkonflikts statt. In diesem wurden die Typ 95, Typ 89 und einige Typ-94-Tanketten gegen sowjetische BT-5 und BT-7 eingesetzt. Die sowjetischen Panzer zeigten sich in diesem Konflikt überlegen, da sie mit ihrer 45-mm-Kanone die japanischen Fahrzeuge bereits auf 1000 Meter zerstören konnten, während die Japaner dafür auf weniger als 600 Meter herankommen mussten.

Mit dem Beginn des Pazifikkrieges wurde der Panzer gegen amerikanische und britische Kräfte eingesetzt. Im Feldzug auf der malaiischen Halbinsel und bei der Besetzung Burmas wurden die Ha-Gō im Dschungelkrieg eingesetzt, wo sie sich aufgrund ihrer Robustheit und leichten Gewichts bewährten, da sie schnell dorthin vorstoßen konnten, wo die Alliierten sie nicht erwarteten. Im Rahmen der Schlacht um die Philippinen kam es zu einigen Gefechten mit amerikanischen Panzern des Typ M3 Stuart. Diese erwiesen sich als technisch überlegen, aber die japanischen Panzerbesatzungen konnten dies durch eine bessere Ausbildung und mehr Erfahrung ausgleichen.

Auf Grund ihres geringen Gewichts wurden sie fast überall im Pazifik eingesetzt, von Guadalcanal bis Okinawa, und waren dadurch vielfach in Gefechte verwickelt. Ab 1944 zeigte sich deutlich, dass das Fahrzeug veraltet war, da es dem vielfach auftretenden US-amerikanischen M4 Sherman und anderen in Massen produzierten modernen Panzerabwehrmitteln nichts entgegenzusetzen hatte.

Verwendung in anderen Ländern

Thailand

Im Jahr 1940 wurden 50 Fahrzeuge an Thailand verkauft und durch dessen Militär in Kämpfen gegen den burmesischen Shan-Staat eingesetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden diese Panzer bis zu ihrer Außerdienststellung weiter verwendet.

China

Einige Fahrzeuge wurden für Ausbildungszwecke an das Heer des japanischen Marionettenstaates Mandschukuo abgegeben und dort zwischen 1943 und 1945 verwendet. Des Weiteren wurden erbeutete Fahrzeuge durch die Nationalrevolutionäre Armee bzw. Volksbefreiungsarmee eingesetzt.

Technische Daten

Typ 95 Ha-Gō
Frühe Ausf.Späte Ausf.
0Allgemeine Eigenschaften
Gewicht7,4 t
Länge4,38 m
Breite2,06 m
Höhe2,13 m
0Bewaffnung
Hauptbewaffnung37-mm-Kanone Typ 9437-mm-Kanone Typ 98
Kaliberlänge (KwK)L/46,1
Rohrlänge (KwK)1,707 m
Sekundärbewaffnung2 × Schweres Bord-MG Typ 912 × Schweres Bord-MG Typ 97
MunitionsvorratKwK: 119
MG: 2940
Panzerung
Wannenfront12 mm / 70°
Wannenseite12 mm / 90°
Wannenheck8 mm / 80°
Turmfront12 mm / 80°
Turmseite12 mm / 80°
Turmheck12 mm / 75°
Turmdecke6 mm
Beweglichkeit
Motor6-Zylinder-Dieselmotor
Mitsubishi A6120VD
luftgekühlt
Leistung bei min110 PS (80 kW)/1800120 PS (90 kW)/1800
Hubraum14,4 l
Gänge (V/R)5/1
Gewichtsbezogene Leistung16,2 PS/t
Höchstgeschwindigkeit Straße40 km/h45 km/h
Höchstgeschwindigkeit Gelände29 km/h
Kraftstoffvorrat131 l
Fahrbereich209 km

Siehe auch

Literatur

  • Alexander Lüdeke: Panzer weltweit. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-613-03973-5, S. 198.
  • Steven J. Zaloga: Japanese tanks. 1939–45. Osprey, Oxford 2007, ISBN 978-1-84603-091-8 (englisch).
  • TM–E 30–480 Handbook on japanese military Forces. Section IV. Tanks and armoured Cars. In: US-Department of War (Hrsg.): War Department technical Manual. TM–E 30–480. Washington D.C. 15. September 1944, OCLC 5039485, S. 238 bis 256 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Chris Bishop (Hrsg.): Waffen des zweiten Weltkriegs : eine Enzyklopädie. über 1500 Waffensysteme: Handfeuerwaffen, Flugzeuge, Artillerie, Kriegsschiffe, U-Boote. Dt. Erstausg. Auflage. Bechtermünz, Augsburg 2000, ISBN 3-8289-5385-9 (Originaltitel: The Encyclopedia of weapons of World War II : the comprehensive guide to over 1,500 weapons systems, including tanks, small arms, warplanes, artillery, ships, and submarines. 1998. Übersetzt von Neumann & Nürnberger).
  • Philip Trewhitt: Panzerfahrzeuge vom I. Weltkrieg bis Heute. Gondrom Verlag, Bindlach 2000, ISBN 978-1-84603-091-8, S. 30.

Weblinks

Commons: Typ 95 Ha-Go – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Typ 95 leichter Panzer Ha-Go. In: www.ww2technik.de. Abgerufen am 20. Januar 2021.
  2. Steven J Zaloga: Japanese Tanks 1939–45. S. 10.
  3. Steven J Zaloga: Japanese Tanks 1939–45. S. 17.
  4. Typ 3 leichter Panzer Ke-Ri. In: www.ww2technik.de. Abgerufen am 20. Januar 2021.
  5. Typ 5 experimenteller 47 mm Jagdpanzer Ho-Ru. In: www.ww2technik.de. Abgerufen am 20. Januar 2021.
  6. Type 5 47mm SP Gun "Ho-Ru". In: Taki's Home Page. Abgerufen am 20. Januar 2021 (englisch).

Auf dieser Seite verwendete Medien

Type 95 Light Tank 2nd order prototype - Manchurian type.png
A heavily retouched photo of Japanese Type 95 Light Tank 2nd batch prototype, the one of the three to receive the 'North Manchurian' type running gear.
Type 95 Ha Go tank under restoration in Sept 2012.JPG
Autor/Urheber: Nick-D, Lizenz: CC BY-SA 3.0
One of the two Type 95 tanks which were captured at the Battle of Milne Bay under restoration at the Australian War Memorial's Treloar Technology Centre in September 2012.
Ha Go bovington 2021.webm
Autor/Urheber: Geni, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Short video of a Ha-Go tank driving
Type 95 Ha-Gō - Victory Park, Moscow (23953041677).jpg
Autor/Urheber: Alan Wilson from Stilton, Peterborough, Cambs, UK, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Japanese WW2 era Light Tank Manufacturer:- Mitsubishi Built:- 1936 to 1943 Total Production:- 2,300 Main Armament:- 37mm Type 94 tank gun The Ha-Go was the most common Japanese tank during WW2. It was designed for use against infantry and not to fight other tanks. On display in ‘Victory Park’, Museum of the Great Patriotic War, Poklonnaya Hill, Moscow, Russia.

26th August 2017
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Japanese light tank Type 95 Ha-Go
Type 95 light tank Ha-Go early model.jpg
Imperial Japanese Army Type 95 light tank Ha-Go 1st Prototype, before the weight reduction modification
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japanese Type 95 Ha-Go captured by soviet troops after battle of Khalkhin Gol