Typ 95 Aufklärungswagen

Typ 95 Aufklärungswagen
Sowjetische Soldaten mit einem erbeuteten Typ 95 im Jahr 1939

Sowjetische Soldaten mit einem erbeuteten Typ 95 im Jahr 1939

Basisinformation
HerstellerTōkyū Kurogane Kōgyō
(Nippon Internal Combustion Engine)
Produktionszeit1935–1945
Besatzung2–4 (Fahrer + 1–3 Passagiere)
Technische Daten
Eigengewicht1,1 t
Länge3,38 m
Breite1,52 m
Höhe1,68 m
Radstand3,35 m
Watfähigkeit50 cm
Motor2-Zylinder Kurogane V1-AF mit Luftkühlung
Leistung33 PS (24 kW)
Geschwindigkeit75 km/h (Straße)
Verbrauch13,18
Kraftstoffvorrat48,83 l
Getriebe4-Gang
Antriebsformel4×4

Der Typ 95 Aufklärungswagen (japanisch 九五式小型乗用車Kyūgo-shiki kogata jōyōsha) Kurogane war ein japanischer Geländewagen von Tōkyū Kurogane Kōgyō (Nippon Internal Combustion Engine Company). Der Wagen wurde von den japanischen Soldaten meist nur mit seinem Spitznamen „Daruma“ (eine Pappfigur) bezeichnet. Bis zum Kriegsende 1945 blieb der Typ 95 der einzige original-japanische Geländewagen. Alle anderen Fahrzeuge dieser Kategorie waren kopierte Varianten ausländischer, vorrangig US-amerikanischer Produkte.

Anforderungen

Aufgrund der Erfahrungen, die zu Beginn der 1930er-Jahre in der Mandschurei und Nordchina gesammelt worden waren, entwickelte der Automobilhersteller Nippon Nainenki Seiko Co. in Tokio eine Art „Jeep“. Das raue mandschurische Klima in Verbindung mit einem verkehrstechnisch ungünstigen Gelände hatte der japanischen Armee vor Augen geführt, dass ein solches Fahrzeug benötigt wurde.

Technik

Vorderansicht eines Typ 95 Aufklärungsfahrzeugs.

Ein technisch komplizierter und schwierig zu wartender Allradantrieb mit Einzelradaufhängung und Schraubenfedern verlieh dem Fahrzeug eine gute Geländegängigkeit, die aber durch einen mit 33 PS Leistung zu schwachen luftgekühlten Zweizylinder-Petroleummotor eingeschränkt wurde. Der V-Motor war eine Weiterentwicklung von dem Motor des japanischen Typ 97 Motorrad (Rikuo), der seinerseits von Harley-Davidson abstammte. Einen Nachteil im Gelände stellten die Bremsen dar, die lediglich auf die Hinterräder wirkten.

Varianten

Typ 95 Pickup

Ursprünglich waren als Besatzung lediglich zwei Mann vorgesehen, bald wurde jedoch ein dritter Sitz eingebaut. Zwar lieferte Nippon Nainenki Seiko fabrikmäßig bereits verschiedene Versionen wie einen Pick-up[1] oder eine Limousine, an den Fronten entstanden jedoch allmählich die wildesten Varianten und Improvisationen, je nach Bedarf und abhängig von der sich im Verlauf des Krieges drastisch verschlechternden Ersatzteillage.

Einsatz

Die 4.775 gebauten Fahrzeuge wurden zumeist bei rückwärtigen Versorgungseinheiten als Verbindungsfahrzeuge oder, je nach Modell, als Lastkraftwagen eingesetzt. Mit stark profilierten Reifen konnte der „Daruma“ schwieriges Terrain bewältigen und somit auch als Aufklärungsfahrzeug dienen. Bei seinem Einsatz erfüllte er die Hoffnungen der Soldaten auf ein geländegängiges Fahrzeug, da er auch bei empfindlichen Kältegraden zunächst mit den schlechten chinesischen Straßenverhältnissen und dann – im Verlauf des Pazifikkrieges – auch mit den Verhältnissen auf den eroberten Inseln und in Burma zurechtkam. Bei den Operationen erwies sich der Motor in Nordchina und der Mandschurei als ideal, da er mit niedrigen Temperaturen zurechtkam und aufgrund der Luftkühlung nicht auf das wenige saubere Wasser in diesen Regionen angewiesen war. Größter Nachteil war der hohe Wartungsaufwand.

Technische Daten (Geländewagen-Version)

  • Länge: 338 cm
  • Breite: 152 cm
  • Höhe: 168 cm
  • Fahrwerk: 4x4
  • Gesamtgewicht: 1100 kg
  • Besatzung: ein Fahrer, ein Passagier, bei der späteren Version bis zu drei Passagiere
  • Motorisierung: ein Zweizylinder Kurogane V1-AF mit 33 PS (24,6 kW), luftgekühlt
  • Hubraum: 1399 cm³
  • Tankvolumen: 48,83 Liter
  • Treibstoff: Petroleum
  • Getriebe: drei Vorwärtsgänge, ein Rückwärtsgang
  • Höchstgeschwindigkeit: 75 km/h
  • Verbrauch: ein Liter auf 13,18 km
  • Fahrbereich: 450 km
  • Furttiefe: 0,5 m

Sonstiges

  • Produzent: Nippon Nainenki Seizō (Kurogane)
  • Produktion: 1935–1945 (alle Versionen)
  • Fahrzeuge hergestellt: 4.755 Stück (alle Versionen)

Literatur

  • Harald H. Linz, Halwart Schrader: Die Internationale Automobil-Enzyklopädie. United Soft Media Verlag, München 2008, ISBN 978-3-8032-9876-8, Kapitel Kurogane.
  • TM–E 30–480 Handbook on japanese military Forces. In: US-Department of War (Hrsg.): War Department technical Manual. TM–E 30–480. Washington D.C. 15. September 1944, OCLC 5039485 (Textarchiv – Internet Archive).
  • George Forty: Japanese Army handbook, 1939-1945. The History Press, New York 2002, ISBN 0-7509-5413-2.
  • Jan P. Norbye: Autos made in Japan. Konzerne · Daten · Fakten. Alle Marken und Modelle 1912–1992. Bleicher Verlag, Gerlingen 1991, ISBN 3-88350-161-1, S. 61, S. 74 und S. 89.
  • Philip S. Jowett, Stephen Andrew: The Japanese Army 1931–45. Osprey, Oxford 2002, ISBN 978-1-84176-353-8.
  • George Nicholas Georgano (Hrsg.): The Beaulieu Encyclopedia of the Automobile. Band 2: G–O. Fitzroy Dearborn Publishers, Chicago 2001, ISBN 1-57958-293-1, S. 839 (englisch).

Weblinks

Commons: Typ 95 Aufklärungswagen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Type 95 Mini-truck. In: Military Vehicle. Taki's Home Page, 2021, abgerufen am 27. September 2022.

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