Trotzhilden

Trotzhilden
Stadt Hilden
Koordinaten: 51° 10′ 9″ N, 6° 59′ 3″ O
Höhe:etwa 85 m ü. NHN
Postleitzahl:40724
Vorwahl:02103

Trotzhilden ist ein aus einem Gehöft hervorgegangener Wohnplatz in Hilden an der Stadtgrenze zu Solingen-Ohligs. Ein kleiner Teil gehört historisch zu Solingen.

Lage und Beschreibung

Durch Trotzhilden verläuft die Stadtgrenze zwischen Hilden und Solingen. Sie wird in Nord-Süd-Richtung durch den Verlauf der Grenzstraße, die als Landesstraße 288 klassifiziert ist, gebildet. Im Norden grenzen beide Städte darüber hinaus an Haan. Trotzhilden liegt an der Landesstraße 85, die auf Hildener Seite als Walder Straße benannt ist. Nördlich der Straße befindet sich das Gewerbegebiet Hilden-Ost, das im Norden durch den Verlauf der Itter begrenzt wird. In dem Gewerbegebiet befindet sich unter anderem ein großer Standort des Medizintechnikunternehmens Qiagen. Südlich der Straße befinden sich neben einem Autohaus hauptsächlich Wohnhäuser. Benachbarte Orte sind bzw. waren (von Nord nach West): Pütt, Laibach (auf Haaner Stadtgebiet), Maubeshaus, Broßhaus, Kalstert, Molterkiste, Brabant, Kovelenberg (auf Solinger Stadtgebiet) sowie Kalstert und Schönholz (auf Hildener Stadtgebiet).

Geschichte

Im Jahre 1715 in der Karte Topographia Ducatus Montani, Blatt Amt Solingen, von Erich Philipp Ploennies ist bereits die Altstraße zwischen Wald und Benrath verzeichnet, die zwischen Ohligs und Hilden durch den dicht bewaldeten Itter Busch Kalberstert führte. Hofstellen sind auf beiden Seiten des Waldes nur bis zum Waldrand verzeichnet. Die Topographische Aufnahme der Rheinlande von 1824 verzeichnet den auf Hildener Seite gelegenen Ort als Trotz Hilden, einen auf Merscheider Gebiet gelegenen Ort verzeichnet die Karte unbeschriftet. In der Preußischen Uraufnahme von 1844 sind beide Orte zusammenhängend dargestellt und als Putschhaus benannt. Durch den Ort verlief die Gemeindegrenze. Der Merscheider Ort gehörte zur Honschaft Schnittert innerhalb des Amtes Solingen, der Hildener Teil auf dem Gebiet der alten Honschaft Sand. In der Topographischen Karte des Regierungsbezirks Düsseldorf von 1871 ist der Hildener Ort erneut als Putschhaus verzeichnet, der Merscheider unbeschriftet.[1] Erst in nachfolgenden Kartenwerken wie der Preußischen Neuaufnahme von 1893 erscheinen beide Orte wieder als Trotzhilden.

Nach Gründung der Mairien und späteren Bürgermeistereien Anfang des 19. Jahrhunderts gehörte der Hildener Teilort von Trotzhilden zur Bürgermeisterei Hilden (Kirchspiel Hilden) und Merscheider Teilort zur Bürgermeisterei Merscheid, welche 1856 zur Stadt erhoben und im Jahre 1891 in Ohligs umbenannt wurde. Mit der Städtevereinigung zu Groß-Solingen im Jahre 1929 wurde dieser Teil von Trotzhilden ein Ortsteil Solingens. Die Ortsbezeichnung ist heute aber nur noch für den Hildener Teilort gebräuchlich.

1815/16 lebten 17, im Jahr 1830 19 Menschen im als Weiler bezeichneten Merscheider Teilort.[2][3] 1832 war der Merscheider Teilort weiterhin Teil der Honschaft Schnittert innerhalb der Bürgermeisterei Merscheid, dort lag er in der Flur III. Ohligs. Der nach der Statistik und Topographie des Regierungsbezirks Düsseldorf als Hofstadt (Merscheid) bzw. als Wirthshaus (Hilden) kategorisierte Ort besaß 1832 auf Merscheider Gebiet vier Wohnhäuser und vier landwirtschaftliche Gebäude, auf Hildener Gebiet fünf Wohnhäuser und vier landwirtschaftliche Gebäude. Zu dieser Zeit lebten 51 Einwohner im Ort (29 zu Merscheid, 22 zu Hilden), davon 13 katholischen (acht zu Merscheid, fünf zu Hilden) und 38 evangelischen (21 zu Merscheid, 17 zu Hilden) Bekenntnisses.[2]

Die Gemeinde- und Gutbezirksstatistik der Rheinprovinz führt den Ort 1871 mit 31 Wohnhäusern (23 zu Hilden, acht zu Merscheid) und 244 (193 zu Hilden, 51 zu Merscheid) Einwohnern auf.[4] Im Gemeindelexikon für die Provinz Rheinland von 1888 werden nur für den Merscheider Teilort Angaben gemacht. Dort sind zwölf Wohnhäuser mit 98 Einwohnern angegeben.[5]

Im Zuge der Industrialisierung entwickelte sich der Hildener Ort von der Landwirtschaft hin zu einem bedeutenden Industriestandort. Die Ohligser Firma Bremshey, die seit 1862 ein großes Fabrikgelände am Bahnhof in Ohligs betrieben hatte, expandierte zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahe Trotzhilden auf Hildener Stadtgebiet. Dort entstand ab dem Jahre 1905 ein neues großes Werk, in dem unter anderem Schirmfunituren hergestellt wurden. Dieses Werk wurde kontinuierlich mit der Entwicklung neuer Produkte erweitert. Zu den in Hilden produzierten Gegenständen gehörte unter anderem auch der berühmte Taschenschirm Knirps.[6] Das Unternehmen ging aufgrund von Missmanagement 1982 in Konkurs, die Produktion wurde daraufhin eingestellt. Die etwa 1.800 Beschäftigten an den Standorten in Trotzhilden und Ohligs wurden arbeitslos.[7] Den ehemaligen Bremshey-Standort übernahm das Medizintechnikunternehmen Qiagen, das heute dort mit 1.300 Beschäftigten forscht und produziert.[8] An das ehemalige Gehöft erinnert heute eine Bushaltestelle auf Hildener Stadtgebiet.[6]

Einzelnachweise

  1. Topographische Karte des Regierungsbezirks Düsseldorf. Entworfen und ausgeführt nach den Katastral-Aufnahmen und den denselben zum Grunde liegenden und sonstigen trigonometrischen Arbeiten durch den kgl. Regierungssekretär W. Werner. Hrsg. von dem kgl. Regierungssekretär F. W. Grube. 4. rev. Auflage / Verlag von A. Bagel in Wesel, 1859 / Ddf., 17. Dez. 1870. J. Emmerich, Landbaumeister. - Nach den ministeriellen Abänderungen berichtigt. Ddf. d. 1. Sept. 1871. Bruns.
  2. a b Johann Georg von Viebahn: Statistik und Topographie des Regierungsbezirks Düsseldorf, 1836
  3. Friedrich von RestorffTopographisch-statistische Beschreibung der Königlich Preußischen Rheinprovinz, Nicolai, Berlin und Stettin 1830
  4. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Rheinprovinz und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt vom Königlichen Statistischen Bureau. In: Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Band XI, 1874, ZDB-ID 1467523-7 (Digitalisat).
  5. Gemeindelexikon für die Provinz Rheinland. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlichen statistischen Bureau. In: Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Band XII, 1888, ZDB-ID 1046036-6 (Digitalisat).
  6. a b Trotzhilden - alle widerborstig oder was? In: RP Online. 28. August 2017, abgerufen am 22. Dezember 2020.
  7. Ralf Rogge, Armin Schulte, Kerstin Warncke: Solingen – Großstadtjahre 1929–2004. Wartberg Verlag 2004. ISBN 3-8313-1459-4, S. 58
  8. Antje Höning: Qiagen-Übernahme gescheitert. In: RP Online. 13. August 2020, abgerufen am 22. Dezember 2020.

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"Das Ohligser Stadtwappen zeigt im linken Feld einen senkrecht stehenden gespaltenen gotischen Schild mit sieben Silbersternen auf blauem Grund und rechts ein schwarzes Flügelrad auf goldenem Grund. Der obere Rand trägt eine dreitürmige Mauerkrone mit einem Tor in der Mitte, die Ohligs als Kleinstadt ausweist.“ Die Silbersterne repräsentieren die Vielzahl der Höfe, aus denen die Stadt hervorgegangen ist. Das Flügelrad symbolisiert Eisenbahn und Geschäftsverkehr.