Trost

Trost ist zwischenmenschliche Zuwendung an jemanden, der trauert oder anderen seelischen bzw. körperlichen Schmerz zu ertragen hat. Derjenige wird getröstet. Trost kann durch Worte, Gesten und Berührung gespendet werden. Der Schmerz und die Traurigkeit des Getrösteten sollen gelindert werden; er soll spüren, dass er nicht allein gelassen ist; seine seelische Verfassung soll gestärkt werden.

Fallschirmspringer tröstet ein Opfer des Hurrikans Ike

Das Wort Trost (entstanden im Althochdeutschen im 8. Jahrhundert) hängt etymologisch mit dem indogermanischen Wortstamm treu zusammen und bedeutet Festigkeit, auch seelischer Halt, Zuversicht und Ermutigung im Leid.[1]

Das griechische Wort für „Trost“ (parēgoriá) bedeutet auch Zuspruch, Ermahnung, Ermutigung.

Consolatio

Consolatio, lat. für Trost und Trostschrift. Trostschriften als „praktisch philosophische Anleitungen, Trauer zu bewältigen und zu lindern“[2] gab es sowohl in der Antike in Gedichtform (z. B. als Zuspruch für die Überlebenden in Statius' Silvae) als auch in Prosaform (etwa von Seneca). Bekannt wurde die spätantike Schrift von Boethius: Consolatio Philosophiae = dtsch.: (Der) Trost der Philosophie. In der Literaturwissenschaft wird diese Gattung als Konsolationsliteratur bezeichnet. Sie wurde in christlicher Zeit übernommen und ausgebaut. In hoher literarischer Qualität geschah das bereits im 12. Jahrhundert in der philosophischen Consolatio de morte amici des Benediktiners Laurentius von Durham.[3]

Christlicher Kontext

Christen beziehen in schweren Zeiten Trost und Ermutigung aus ihrem Glauben. Das Beten oder Rezitieren von Psalmversen gibt Halt und Kraft. Am Sterbebett werden oft Bibelverse gelesen. Der Psalm 23 („Der Herr ist mein Hirte“) ist der bekannteste.

Der Tröster im christlichen Sinn ist nach dem Johannes-Evangelium (Joh 14,16 ) der Heilige Geist, der die Jünger Jesu nach dessen Abschied und Himmelfahrt bis zu seiner Wiederkunft trösten soll. Dogmatisch wird angenommen, dass im Heiligen Geist alle Menschen Trost und Frieden finden. Am Glauben Verzweifelte schöpfen aus dem Trost des Heiligen Geistes neue Kraft.

Im neuen Testament findet sich des Weiteren die Stelle: „… Josef aber, der von den Aposteln Barnabas genannt wurde – was übersetzt heißt: Sohn des Trostes …“ (Apg 4,36 ). Weitere Übersetzungen sind: „der Tröster“ – Hoffnung für Alle; „der Mann, der anderen Mut macht“ – Gute Nachricht Bibel; „Filius consolationis“ – Vulgata.

Bei Paulus findet sich die Gottesbezeichnung „der Gott allen Trostes“ (2 Kor 1,3 ). Gott selbst erscheint hier als derjenige, der die Kraft schenkt, Leiden (speziell Verfolgung um des Glaubens willen) durchzustehen.

Für reformierte Christen ist die erste Frage aus dem Heidelberger Katechismus von Bedeutung: „Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?“ Die Antwort lautet: „Daß ich mit Leib und Seele im Leben und im Sterben nicht mir, sondern meinem getreuen Heiland Jesus Christus gehöre …“ und wichtig ist der Hinweis auf Jesaja 66,13 „Wie einen, den seine Mutter tröstet, so werde ich euch trösten, und getröstet werdet ihr in Jerusalem“ So verspricht es Gott seinem Volk Israel.[4]

Redewendungen und Zitate

  • du bist nicht ganz bei Trost = du bist wohl verrückt
  • sich mit etwas oder jemandem trösten = sich Ersatz für eine verlorene Sache oder eine verlorene Person suchen
  • Trostpreis = eine kleine Entschädigung für jemanden, der bei einem Wettbewerb keinen Preis erhalten hat
  • Trostpflaster = kleinere Entschädigung für einen Verlust, eine Benachteiligung oder einen Misserfolg
  • jemanden vertrösten = jemandem etwas von ihm Ersehntes erst für die weitere Zukunft in Aussicht stellen
  • Trost spenden = Anteilnahme entgegenbringen
  • Als trostlos bezeichnet man eine aussichtslose Lage oder eine öde Gegend.
  • „Wer nie gelitten hat, weiß auch nicht, wie man tröstet“, Dag Hammarskjöld (1905–1961), schwedischer Politiker, UN-Generalsekretär

Siehe auch

Literatur

  • Peter von Moos: Consolatio. Studien zur mittellateinischen Trostliteratur über den Tod und zum Problem der christlichen Trauer. Fink, München 1971–72, ISBN 978-3-7705-2534-8
  • Udo Kindermann: Soll man um Tote trauern? Eine Antwort aus dem Jahre 1141. Erlangen 2010, ISBN 978-3-7896-0688-5
  • Charles Favez: La Consolation latine chrétienne. Vrin, Paris 1937
  • Rudolf Kassel: Untersuchungen zur griechischen und römischen Konsolationsliteratur. Beck, München 1958
  • Werner Weidmann: Trost und Trösten als ärztliche Aufgabe. Medizinische Dissertation, Würzburg 2004.
  • Andreas Dorschel: 'Trost für die Untröstlichen', in: Musikfreunde Jg. 25 (2012/13), H. 5, S. 34–37

Weblinks

Wikiquote: Trost – Zitate
Wiktionary: Trost – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Trost. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 11: K – (V). S. Hirzel, Leipzig 1873, Sp. 901 ff. (woerterbuchnetz.de).
  2. Werner Weidmann, Karl-Ernst Bühler: Trost und Trösten als ärztliche Aufgabe: Geistesgeschichtliche Grundlagen. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen, Band 25, 2006, S. 339–362, hier: S. 342.
  3. Udo Kindermann: Soll man um Tote trauern? Eine Antwort aus dem Jahre 1141. Erlangen 2010, ISBN 978-3-7896-0688-5
  4. Eintrag. In: Lexikon bibelwissenschaft.de

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