Trohe

Trohe
Gemeinde Buseck
Koordinaten: 50° 36′ 34″ N, 8° 45′ 3″ O
Höhe: 173 m ü. NHN
Fläche:26 ha[1]
Einwohner:773 (31. Dez. 2018)[1]
Bevölkerungsdichte:2.973 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. Oktober 1971
Eingemeindet nach:Großen-Buseck
Postleitzahl:35418
Vorwahl:06408

Trohe ist mit 25,9 Hektar Gemarkungsfläche und rund 770 Einwohnern der kleinste Ortsteil der Gemeinde Buseck im mittelhessischen Landkreis Gießen.

Geographische Lage

Der Ort wird von der Wieseck durchflossen und grenzt im Norden an Alten-Buseck, im Osten an Großen-Buseck, im Süden an den Gießener Stadtteil Rödgen und im Westen an Wieseck (ebenfalls zu Gießen). Die ausgesprochen kleine Gemarkung ist fast vollständig bebaut. Im Norden und Osten wurde die Bebauung auf die Gemarkung von Alten-Buseck ausgeweitet.

Geschichte

Historische Namensformen

In erhaltenen Urkunden wurde Trohe unter den folgenden Ortsnamen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[2]

  • Traha, de (1210) [Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3, Nr. 5]
  • Drahe, de (1232) [Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3, Nr. 20]
  • Draha, de (1247) [Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3, Nr. 52]
  • Draye, von (1333) [Urkundenbuch der Herren von Hanau 2, Nr. 396]
  • Draehe, von (1378) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 3, Nr. 1158]
  • Drawe, von (1387) [Baur, Hessische Urkunden 1 (Starkenburg und Oberhessen), Nr. 1177]
  • Trahe (1432) [Baur, Hessische Urkunden 4, Nr. 124]
  • Droe, von (1465) [Riedesel zu Eisenbach 2, Nr. 973]
  • Throe, von (1485) [Riedesel zu Eisenbach 2, Nr. 1418]

Von den Anfängen bis zur Gebietsreform in Hessen

Das Bestehen des Ortes lässt sich indirekt durch Nennung der Familie de Traha bis in das Jahr 1210 urkundlich zurückverfolgen. 1340 verfügte Trohe über ein eigenes Gericht ohne Beidörfer, über dessen Ursprung nichts Näheres bekannt ist.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Trohe:

„Trohe (L. Bez. Giessen) evangel. Filialdorf; liegt 114 St. von Giessen an der Wieseck, hat 24 Häuser und 145 evangelische Einwohner. Der Ort hat 2 Mahlmühlen, womit 1 Walkmühle verbunden ist. – Eine von diesem Orte benannte Familie (oft auch von Drahe geschrieben), gehörte zu den Busecker Ganerben, und 1233 erscheint ein Eberwin von Trohe. Diese Familie beschließt 1641 mit Philipp Heinrich von Trohe, den Mannsstamm. Trohe gehörte demnach wahrscheinlich ursprünglich zum Busecker Thal, und kam durch Heimfall von demselben ab.“[3]

Überregional bekannt wurde Trohe durch die seit 1999 sechs Mal durchgeführten Troher Weihnachtslichter, die ursprünglich von der CURSOR Software AG als Marketinginstrument für den Börsengang ersonnen wurde. Das Dorf bezeichnete sich als „Welthauptstadt der Weihnachtslichter“ und spendete die Erlöse für einen guten Zweck. Im Jahr 2007 fand die Aktion zum letzten Mal statt.

Gebietsreform

Im Rahmen der Gebietsreform in Hessen wurde die die bis dahin selbstständige Gemeinde Trohe zum 1. Oktober 1971 auf freiwilliger Basis in die Gemeinde Großen-Buseck eingegliedert, die ihrerseits am 1. Januar 1977 durch das Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen mit den Gemeinden Beuern und Alten-Buseck zur Gemeinde Buseck zusammengeschlossen wurde.[4][5] Für die ehemals eigenständigen Gemeinden von Buseck wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[6]

Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick

Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Trohe lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[2][7][8]

Gerichte seit 1803

In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das „Hofgericht Gießen“ als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Trohe das „Stadtamt Gießen“ zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.

Mit der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurde diese Funktion beibehalten, während die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übergingen. „Landgericht Gießen“ war daher von 1821 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht, das für Trohe zuständig war.

Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes am 1. Oktober 1879 wurden die bisherigen Land- und Stadtgerichte im Großherzogtum Hessen aufgehoben und durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt, ebenso verfuhr man mit den als Obergerichten fungierenden Hofgerichten, deren Funktion nun die neu errichteten Landgerichte übernahmen. Die Bezirke des Stadt- und des Landgerichts Gießen wurden zusammengelegt und bildeten nun zusammen mit den vorher zum Landgericht Grünberg gehörigen Orten Allertshausen und Climbach den Bezirk des neu geschaffenen Amtsgerichts Gießen, welches seitdem zum Bezirk des als Obergericht neu errichteten Landgerichts Gießen gehört.[14] Zwischen dem 1. Januar 1977 und 1. August 1979 trug das Gericht den Namen „Amtsgericht Lahn-Gießen“ der mit der Auflösung der Stadt Lahn wieder in „Amtsgericht Gießen“ umbenannt wurde. In der Bundesrepublik Deutschland sind die übergeordneten Instanzen des Amtsgerichts Gießen, das Landgericht Gießen, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.

Einwohnerentwicklung

Einwohnerzahlen

• 1577:020 Hausgesesse[2]
• 1667:011 Männer, ein Beisasse[2]
• 1742:025 Untertanen, 14 Junge Mannschaften[2]
• 1791:118 Einwohner[10]
• 1800:128 Einwohner[15]
• 1806:129 Einwohner, 25 Häuser[12]
• 1829:145 Einwohner, 24 Häuser[3]
• 1867:127 Einwohner, 25 Häuser[16]
Trohe: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2018
Jahr  Einwohner
1791
  
118
1800
  
128
1806
  
129
1829
  
145
1834
  
131
1840
  
141
1846
  
165
1852
  
176
1858
  
189
1864
  
132
1871
  
159
1875
  
161
1885
  
167
1895
  
166
1905
  
198
1910
  
214
1925
  
251
1939
  
267
1946
  
324
1950
  
345
1956
  
363
1961
  
417
1967
  
525
1980
  
?
1990
  
?
2003
  
773
2010
  
771
2016
  
764
2018
  
773
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[2]; Gemeinde Buseck:[17]

Religionszugehörigkeit

• 1830:145 evangelische (= 100 %) Einwohner[2]
• 1961:307 evangelische (= 73,6 %), 61 katholische (= 145,8 %) Einwohner[2]

Erwerbstätigkeit

• 1961:Erwerbspersonen: 20 Land- und Forstwirtschaft, 103 Produzierendes Gewerbe, 34 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 40 Dienstleistungen und Sonstiges.[2]

Persönlichkeiten

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Buseck in Zahlen In: Webauftritt der Gemeinde Buseck. Abgerufen im November 2021.
  2. a b c d e f g h i Trohe, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 19. Mai 2017). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  3. a b Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 282 f. (Online bei google books).
  4. Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen (GVBl. II 330–28) vom 13. Mai 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 17, S. 237 ff., § 5 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  5. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, DNB 770396321, OCLC 180532844, S. 286.
  6. Hauptsatzung. (PDF; 256 kB) § 6. In: Webauftritt. Gemeinde Buseck, abgerufen im November 2021.
  7. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  8. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 ff. (google books).
  9. Die Zugehörigkeit des Amtes Gießen anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  10. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 171 (Online in der HathiTrust digital library).
  11. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 6 (Online bei google books).
  12. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 218 (Online in der HathiTrust digital library).
  13. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 413 (online bei Google Books).
  14. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
  15. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 181 (Online in der HathiTrust digital library).
  16. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 86 (Online bei google books).
  17. Einwohnerzahlen der Gemeinde Buseck (Webarchiv): 2003, ab 2016.

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