Trockenwald

Trockene Variante des Monsunwaldes im Norden von Thailand

Trockenwald ist ein Oberbegriff, der für alle Wälder trockener Standorte oder Klimazonen stehen kann. Im engeren Sinne sind meist die tropischen bis subtropischen Saisontrockenwälder und Monsunwälder gemeint. Die Trockenwälder sind unter anderem eine der 17 weltweiten irdischen Ökozonen der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen).[1]

Definition

Idealtypisches Klimadiagramm für Trockenwälder und -savannen

In den Tropen und Subtropen wachsen in Regionen mit ausgeprägten Trockenzeiten mit mehr als etwa zwei Monaten Dauer (d. h. Monaten, in denen weniger als 60 Millimeter Niederschlag pro Monat gemessen werden) regengrüne Trockenwälder (siehe auch: Klimate der tropischen Trockenwälder und Trockensavannen). Die Bäume dieser Wälder sind in der Regenzeit grün und werfen in der Trockenzeit ihr Laub ab. Ihre Böden speichern genug Wasser, um den Bäumen in der Trockenzeit das Überleben zu sichern. Bei Trockenperioden kürzer als zwei Monate, in Verbindung mit mindestens 2000 Millimeter Jahresniederschlag gehen diese fließend in halbimmergrüne Regenwälder, in noch trockeneren Bereichen in tropische Savannen oder Strauchsavannen über. Bestehen sie aus dornigen Baum- und Straucharten spricht man von Dornwäldern. Die asiatischen Trockenwälder in Regionen mit Monsunklima werden auch Monsunwälder genannt.[2]

In tropischen Trockenwäldern überwiegen laubwerfende Baumarten. Der in den Trockenzeiten erhöhte Lichtgenuss ermöglicht einen dichten Unterwuchs aus Straucharten. Der Artenreichtum dieser Wälder ist insgesamt geringer als derjenige tropischer Regenwälder.[3] Dennoch zählen einige Regionen mit Trockenwäldern zu den weltweiten Biodiversitäts-Hotspots.

Verbreitung

Tropische Trockenwälder kommen gürtelförmig in den Übergangszonen zwischen tropischen und subtropischen Breiten auf der Nord- und Südhalbkugel, auf den drei Kontinenten Amerika, Afrika und Asien sowie verschiedenen Inseln vor. Ihr Verbreitungsgebiet umfasst Süd-Mexiko, Südost-Afrika, die Kleinen Sundainseln, Zentralindien, Indochina, Madagaskar, Neukaledonien, Ost-Bolivien und Zentral-Brasilien, die Karibik, die Pazifikküste von Ecuador und Peru sowie Täler in den nördlichen Anden.[3] Die verbliebenen Bestände umfassen überschlägig 1.048.700 Quadratkilometer weltweit.[4] Die weltweit größten Vorkommen liegen im Sertão Nordost-Brasiliens und im Gran Chaco in Südost-Bolivien, Paraguay und Nordost-Argentinien. Weitere geschlossene Vorkommen existieren auf der Halbinsel Yucatán, im Norden von Venezuela und Kolumbien sowie in einer Region im zentralen Indochina. In den übrigen Regionen bilden sie meist verstreute und fragmentierte Vorkommen, die in weiten Regionen eingestreut sind, aus. Mehr als die Hälfte des weltweiten Bestands liegt in Südamerika.

Trockenwald auf der karibischen Insel Chacachacare
Trockenwald mit Baobab (Adansonia grandidieri) auf Madagaskar

Bedrohung und Naturschutz

Tropische Trockenwälder gehören zu den vom Menschen am stärksten bedrohten Vegetationsformationen weltweit. Die Rückgangsrate zwischen 1980 und 2000 lag am höchsten in Südamerika, während die Bestände in Afrika und Asien relativ stabil blieben. Eine Ausnahme bildete aber die Insel Madagaskar mit fast 18 Prozent Verlust. Die verbliebenen Bestände sind überwiegend stark fragmentiert. Bedrohungsfaktoren sind die Umwandlung in Agrar- und Weideland, Feuer (bei den Waldbränden in den Tiefland-Tropenwäldern Südamerikas 2019 sind allein im bolivianischen Departamento Santa Cruz 1,4 Millionen Hektar Trockenwald verbrannt),[5] aber zunehmend auch Verschiebungen der Niederschlagszonen durch den menschengemachten Klimawandel. Lediglich weniger als fünf Prozent der weltweiten Bestände gelten als dauerhaft gesichert.[4]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. D. M. Olson, E. Dinerstein, E. Wikramanayake, N. Burgess, G. Powell, E. C. Underwood, J. d’Amico, I. Itoua, H. Strand, J. Morrison, C. Loucks, T. Allnutt, T. H. Ricketts, Y. Kura, W. Wettengel, K. Kassem (2001): Terrestrial Ecoregions of the World: A New Map of Life on Earth. BioScience 51: 933–938. doi:10.1641/0006-3568(2001)051[0933:TEOTWA]2.0.CO;2
  2. Wolfgang Frey, Rainer Lösch: Geobotanik. Pflanze und Vegetation in Raum und Zeit. Springer Verlag, 2010. ISBN 978-3-8274-2335-1. darin Kapitel 9: Vegetationsgebiete der Erde.
  3. a b David M. Olson, Eric Dinerstein, Robin Abell, Tom Allnutt, Christopher Carpenter, Loren McClenachan, Jennifer D’Amico, Patrick Hurley, Ken Kassem, Holly Strand, Meseret Taye, Michele Thieme (2000): The global 200: a representation approach to conserving the Earth’s distinctive ecoregions. Conservation Science Program, World Wildlife Fund (USA), Washington. Seite 8–9.
  4. a b Lera Miles, Adrian C. Newton, Ruth S. DeFries, Corinna Ravilious, Ian May, Simon Blyth, Valerie Kapos, James E. Gordon (2006): A global overview of the conservation status of tropical dry forests. Journal of Biogeography 33: 491–505. doi:10.1111/j.1365-2699.2005.01424.x
  5. Gunther Willinger: Anderes Ökosystem, gleiche Gründe: In Bolivien brennt mehr Wald als in Brasilien. In: Spektrum.de. 6. November 2019, abgerufen am 18. November 2019.

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Idealtypisches Klimadiagramm für den angegebenen Klimatyp. In der Klimatologie und Biogeographie existiert eine Vielzahl von Grenzwerten verschiedener Autoren, die voneinander abweichen, zum Teil veraltet sind und bis zur Jahrtausendwende nie verifiziert wurden. Die hier genannten Spannen der minimalen, durchschnittlichen und maximalen Temperaturen und -Niederschlagssummen sind zum einen gemittelte Werte aus den Bezugsrahmen, die die beiden im folgenden genannten Studien (2017 u. 2021) im Abgleich mit zwei klassischen Festlegungen zur Ermittlung der realistischen Abgrenzungen von Biomen geschaffen haben:
  • Carl Beierkuhnlein u. Jan-Christopher Fischer: Global Biomes and Ecozones – Conceptual and Spatial Communalities and Discrepancies. In: Erdkunde. Band 75, Nr. 4, 2021 (erdkunde.uni-bonn.de PDF). ISSN 2702-5985, S. 257–261 sowie ergänzend Appendix III: ‘2D Kernel graphs for all condensed biomes’ doi:10.3112/erdkunde.2021.04.01b.
  • Mingkai Jiang, Benjamin Felzer, Uffe N Nielsen, Belinda E. Medlyn: Biome‐specific climatic space defined by temperature and precipitation predictability, Research Paper in Wiley Global Ecology an Biogeography, September 2017, doi:10.1111/geb.12635, S. 1275–1277.
  • W. M. Post, W. R. Emanuel, P. J. Zinke, A. G. Stangenberger.: Grafik: Die Kohlenstoffvorräte im Mineralboden in Abhängigkeit von Klima und Vegetation, in Anwendung des life zone-Modelles nach Holdridge 1947, aus ‘‘Soil carbon pools and world life zones‘‘, in Nature 298, 1982, S. 156–159, übernommen in Jürgen Schultz: Die Ökozonen der Erde. 4., völlig neu bearbeitete Auflage, Ulmer UTB, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8252-1514-9. S. 79.
  • Klaus Müller-Hohenstein: Die geoökologischen Zonen der Erde (1989, S. 6–7), in Heinz Nolzen (Hrsg.): Handbuch des Geographieunterrichts. Bd. 12/I, Geozonen, Aulis Verlag Deubner & Co. KG, Köln 1995, ISBN 3-7614-1618-0. S. 9.

Darüber hinaus wurden je Klimatyp zwischen 20 und 30 Klimadiagramme zugrunde gelegt, um den jeweiigen idealtypischen Verlauf der Kurven zu ermitteln. Die Daten stammen aus folgenden Quellen:

Zur Ergänzung:

Subtropical semi-evergreen seasonal forest in Northern Thailand.JPG
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Subtropical semi-evergreen seasonal forest in Doi Inthanon National Park, Northern Thailand, at the end of the dry season.
Chacachacare dry forest 3.JPG
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Dry forest vegetation on Chacachacare, Trinidad and Tobago, showing the deciduous nature of this vegetation type
Spiny forest 1, Ifaty, Madagascar.jpg
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Typical vegetation in the spiny forest at Parc Mosa à Mangily, Ifaty, in southwestern Madagascar