Trockene Rauchgasreinigung
Die trockene Rauchgasreinigung wird zum Entfernen von Schadstoffen, die bei Verbrennungsprozessen entstanden sind, eingesetzt. Bei der trockenen Rauchgasreinigung finden hauptsächlich adsorptive und trennende Methoden Anwendung. In erster Linie soll mit dem Einsatz ein Beitrag zum Umweltschutz geleistet werden.
Aufbau der trockenen Rauchgasreinigung
Das bei der Verbrennung entstandene Rauchgas gelangt nach dem Kessel und den Wärmetauschern in einen Reaktor, wo unter anderem die sauren Bestandteile gebunden und somit entfernt werden. Im Anschluss an den Reaktor gelangt das Rauchgas zusammen mit den Adsorbentien in die Schlauchfilter. Dort werden diese durch Oberflächenfiltration abgeschieden. Zusätzlich dient der Schlauchfilter auch als Adsorptionsfläche der Rauchgase. Das bedeutet, dass beim Durchströmen des Filterkuchens die verbleibenden Schadstoffe aus dem Rauchgas gebunden werden.
Trockenadsorption
Unter dem Begriff Adsorption versteht man die Anlagerung von Molekülen an die Oberfläche von Feststoffen. Damit die Adsorption von Gasen an Feststoffoberflächen möglichst effektiv verläuft, benutzt man adsorbierende Substanzen mit möglichst großer spezifischer Oberfläche. Durch spezielle Produktionsverfahren werden sehr poröse Adsorbenskörner hergestellt, die nur kleine Abmessungen besitzen, um die Diffusionswege für die Gasmoleküle durch die Poren möglichst gering zu halten. Es können dadurch Oberflächen von bis zu 1500 m2/g Adsorbens erzielt werden, da diese einen hohen Anteil an Mikroporen haben.
Aktivkohle in der trockenen Rauchgasreinigung
Ein sehr häufig verwendetes Verfahren zur Reinigung sowohl hoch als auch gering konzentrierter organisch belasteter Rauchgase ist die Adsorption an Feststoffen. Als Adsorbens wird hierbei Aktivkohle verwendet, die in Form von kleinen Kugeln oder Strangpresslingen hergestellt werden.
Die feingemahlene Aktivkohle wird im Reaktor dem Rauchgasstrom zudosiert. Durch die hohe spezifische Oberfläche bietet Aktivkohle eine große Angriffsfläche für das vorbeiströmende Gas. Die im Rauchgas enthaltenen Schadstoffe wie z. B. flüchtige Schwermetalle wie Quecksilber, Cadmium, Thallium, Selen und Arsen, chlorierte Dibenzodioxine und Dibenzofurane (PCDD/PCDF), schwerflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe wie Hexachlorbenzol, Hexachlorcyclohexan, PCB, PAK diffundieren aufgrund eines Konzentrationsgradienten zwischen der Gasströmung und der Gleichgewichtsbeladung des Adsorbens aus dem Gasraum durch die Makroporen sowie Mikroporen ins Innere der Kugel und lagern sich dort an der Oberfläche an. Ein weiterer Mechanismus der zu einer Abscheidung führt, ist der sogenannte Sperreffekt. Dieser Effekt wird an kleinen Partikeln wirksam, die wegen ihrer geringen Masse auf den Strömungslinien um das Korn bleiben, dann auf das Korn stoßen und von diesem angezogen und festgehalten werden (Van-der-Waals-Kräfte).
Chemische Reaktion/Natriumhydrogenkarbonat
Natriumhydrogenkarbonat wird im Reaktor dem Rauchgasstrom zugeführt. Durch die thermische Einwirkung des Rauchgases dissoziiert das Natriumhydrogenkarbonat zu Natriumkarbonat, Wasser und Kohlendioxid.
Die Dissoziationstemperatur von trockenem Natriumkarbonat liegt dabei bedeutend höher (ca. 850 °C) als die des Natriumhydrogenkarbonats (65 °C). In wässriger Lösung findet die Reaktion bereits bei Raumtemperatur (20 °C) statt. Da das Rauchgas durch die Oxidation (Verbrennung) mit Wasserdampf versetzt ist, kann die Dissoziationstemperatur des Natriumkarbonats auf ca. 165 – 180 °C gesenkt werden. In diesem Temperaturbereich verliert das Natriumkarbonat die kristalline Struktur und zerfällt in Na+ und CO32− Ionen. Betrachtet man dabei die Karbonat-Ionen, stellt man fest, dass das Gleichgewicht sehr stark auf die Seite von CO2 und H2O verschoben ist.
Damit die Reaktion stattfindet, werden Protonendonatoren (H+ - Spender) benötigt die z. B. in Form von säurehaltigen Gasen (HCl, H2SO4, HF…) bereits vorhanden sind. Die nach der Reaktion im Rauchgas enthaltenen Kationen (Na+) sind jedoch bestrebt eine stabile Verbindung zu bilden und reagieren zu diesem Zweck mit den Anionen der Säuren (Cl−, SO42−, F−). Es findet ein Kristallisationsprozess statt, wobei Na+ mit den Anionen der Säuren, Salze wie z. B. NaCl, NaF, Na2SO2 bildet.
Mechanische Staubabscheidung mit Schlauchfiltern
Zur Abtrennung von festen oder flüssigen Partikeln aus Gasen werden vorwiegend filternde Abscheider eingesetzt. Das Spektrum der Anwendungsmöglichkeiten ist so weit wie bei keinem anderen Trennverfahren. Entsprechend groß sind auch die technische Verbreitung und die wirtschaftliche Bedeutung solcher Abscheider.
Prinzipiell erfolgt die Abscheidung aus einem Gas mittels Gasfiltration durch ein poröses Medium. Solche Medien können unterschiedlich aufgebaut und aus diversen Materialien hergestellt sein. Ein gemeinsames Merkmal aller filternden Abscheider ist das Vorhandensein eines Filtermediums, welches entweder aus diskreten, miteinander verbundenen Kollektoren (z. B. Fasern und Körner) oder einer kontinuierlichen Phase mit durchgehenden Hohlräumen (z. B. Lochfolie) aufgebaut ist.
Das zu reinigende Gas wird durch das Medium geleitet, wobei es aufgrund verschiedener Mechanismen zu einer Abscheidung der Partikel am Filtermedium aus einer kontinuierlichen Phase (Rauchgasstrom) kommt. Dies kann sowohl auf der Oberfläche als auch im Inneren des Filtermediums geschehen.
Findet der Abscheideprozess dabei vorwiegend im Inneren des Mediums statt, spricht man von Tiefen- oder Speicherfiltration. Bildet sich allerdings nach kurzer Zeit eine zusammenhängende Schicht (Filterkuchen) an der Oberfläche des Filtermediums, welche dann das eigentliche Filtermedium darstellt, dann spricht man von Abreinigungs- oder Oberflächenfiltration.
Einsatzmöglichkeiten
Die robuste, einfache und kostengünstige Reinigungstechnik, die schon seit Beginn der Luftreinhaltemaßnahmen in Deutschland die vorrangig genutzte Technik für die Fluor- und Chlorwasserstoff-Abscheidung in der Aluminium- und Ziegelindustrie sowie für Biomassefeuerungen darstellt, wird durch Weiterentwicklung und neue Adsorbenzien auch für die Abgasreinigung von Kohlefeuerungen und Abfallverbrennungsanlagen zugänglich gemacht. Die trockene Rauchgasreinigung erfüllt die Vorgaben der 17. BImSchV (Verordnung über die Verbrennung und die Mitverbrennung von Abfällen).
Literatur
- Michael Schultes: Abgasreinigung. Verfahrensprinzipien, Berechnungsgrundlagen, Verfahrensvergleiche. Springer, Berlin u. a. 1996, ISBN 3-540-60621-1.
- Claus Zimmermann: 15 Jahre Abgasreinigung. Abgasvorschriften, Messergebnisse, Analysen, Bewertungen, Auswirkungen und Folgerungen. 4. Auflage, Touring-Club Schweiz, Emmen 1999, ISBN 3-908165-00-8.