Triathlon bei den Olympischen Spielen

Triathlon bei Olympischen Spielen
Triathlon
Olympiasieger
JahrMännerFrauen
2000Kanada Simon WhitfieldSchweiz Brigitte McMahon
2004Neuseeland Hamish CarterOsterreichÖsterreich Kate Allen
2008Deutschland Jan FrodenoAustralienAustralien Emma Snowsill
2012Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Alistair BrownleeSchweiz Nicola Spirig
2016Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Alistair BrownleeVereinigte StaatenVereinigte Staaten Gwen Jorgensen
2020Norwegen Kristian BlummenfeltBermuda Flora Duffy

Triathlon gehört seit einer Entscheidung des IOC im September 1994 in Paris zum Programm Olympischer Spiele, bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney wurden erstmals olympische Medaillen an Triathleten vergeben.

Vorgeschichte

Bei einer Routinereise nach Schweden im April 1988 diskutierte IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch mit dem schwedischen Brigadegeneral Sven Thofelt, damaliger Präsident der Union Internationale de Pentathlon Moderne et Biathlon (UIPMB), die Möglichkeit, Triathlon als Demonstrationssportart mit in das Programm der Olympischen Spiele 1992 in Barcelona aufzunehmen. Der Moderne Fünfkampf stand in der Kritik, organisatorischer Aufwand und Publikumsinteresse standen in keinem Verhältnis zueinander. Samaranch schlug vor, zur Beschleunigung Triathlon – bis dahin noch ohne internationalen Dachverband – mit in die UIPMB aufzunehmen, erwartete aber, dass vor den 1992er Spielen noch drei erfolgreiche Weltmeisterschaften abgehalten würden.

Im August 1988 kam es daraufhin in Stockholm zu einem Treffen der UIPMB mit mehreren nationalen Triathlonverbänden, deren Versuche zur Gründung eines internationalen Dachverbandes in den Vorjahren an Differenzen zwischen europäischen und nordamerikanischen Vertretern gescheitert war. Im Oktober in Kairo und im November in Montecatini gab es weitere Treffen. Am 31. März 1989 in Avignon sollte es dann auf einem weiteren Treffen in der Großen Halle des Palais des Papes zu einer Entscheidung kommen. Auf Drängen des deutschen Vertreters, DTU-Präsident Martin Engelhardt, der als größter Befürworter eines Beitritts zur UIPMB auftrat, wurde die Agenda umgestellt und eine Abstimmung über einen Beitritt an den Beginn des Treffens gestellt. Als Igor Alexandrowitsch Nowikow, der gerade Sven Thofelt als Präsident der UIPMB abgelöst hatte, klarstellte, dass die UIPMB die zuvor von den Triathlonvertretern verfasste Satzung ablehnen würde, kippte die Stimmung. Die UIPMB wollte Triathlon als einen Wettkampf bei Olympischen Spielen integrieren, bei dem an einem Tag Schwimmwettkämpfe, an einem zweiten ein Radrennen und an einem dritten ein Lauf stattfinden sollte. Die Triathlonvertreter votierten daraufhin für einen eigenen Weg ohne die UIPMB und gründeten am 1. April 1989 die International Triathlon Union (ITU). Am gleichen Tag wurde 1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren und 10 km Laufen als „olympische Distanz“ festgelegt. Zwar waren die Veranstaltungen mit dem größten Medieninteresse damals der von IMG veranstaltete Triathlon Longue Distance de Nice sowie der Ironman Hawaii; deren Distanzen erschienen aber sowohl organisatorisch wie auch bezüglich Wettkampfdauer ungeeignet für Olympische Spiele. Im August 1989 wurden ebenfalls in Avignon die ersten Weltmeisterschaften veranstaltet.

Trotzdem gelang es zu erreichen, dass die ITU bereits im Juni 1991 in die IOC aufgenommen wurde, und auf einem Kongress am 4. September 1994 in Paris entschied das IOC, Triathlon erstmals in das Wettkampfprogramm für die Olympischen Spiele 2000 in Sydney aufzunehmen – wenn auch zunächst ausdrücklich nur vorläufig. Eine zuschauerfreundliche Präsentation der Wettkämpfe war jetzt wichtig, wozu gehörte, dass in dem Moment, in dem der erste Athlet die Ziellinie überquerte, auch der Sieger feststand. Nachdem es in den ersten Jahren bei Kurzdistanz-Weltmeisterschaften immer lange gedauert hatte, bis alle offiziellen Proteste gegen Kampfrichterentscheidungen behandelt worden waren, wurde bei der Kurzdistanz-WM im November 1995 in Cancún erstmals Drafting freigegeben.[1] Damit spaltete sich Triathlon in zwei Wettkampfformate mit völlig unterschiedlicher Charakteristik: Auf der einen Seite der Kampf des Einzelnen gegen die Uhr bei verbotener Nutzung von Windschatten auf der Radstrecke, auf der anderen Seite Drafting-Wettkämpfe, bei denen Athleten, die nicht vom Startschuss weg mit an der Spitze dabei waren, kaum noch eine Chance hatten.

Bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney trat Triathlon dann erstmals unter den olympischen Ringen auf. 48 Frauen und 52 Männer traten in separaten Wettkämpfen über die 1989 festgelegte olympische Distanz an. 2004 war identisch zur ersten Austragung bezüglich Modus und Distanz, allerdings waren in Athen jeweils exakt 50 Männer und 50 Frauen am Start. Die Anzahl der Athleten wurde 2008 in Peking auf 55 Männer und 55 Frauen angehoben und blieb so auch 2012 in London. In London fand der Triathlon der Frauen am Samstag, dem 4. August, der der Männer am Dienstag, den 7. August statt.

Wettbewerbe

Triathlon – Aktuelle Wettbewerbe
Wettbewerb000408121620Spiele
Männer
Einzel6
Anzahl der Wettbewerbe111111
Triathlon – Aktuelle Wettbewerbe
Wettbewerb000408121620Spiele
Frauen
Einzel6
Anzahl der Wettbewerbe111111

Medaillenspiegel

Dreizehn Nationen haben bisher die dreißig bei Olympischen Spielen im Triathlon vergebenen Medaillen unter sich aufgeteilt. (Stand 2016)

PlatzLandGoldSilberBronzeGesamt
1Schweiz Schweiz2125
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich2125
3Australien Australien1225
4Neuseeland Neuseeland1113
5Kanada Kanada1102
Deutschland Deutschland1102
7Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten1012
8Osterreich Österreich1001
9Portugal Portugal0101
Spanien Spanien0101
Schweden Schweden0101
12Tschechien Tschechien0011
Sudafrika Südafrika0011

Qualifikation

Die Nominierung von Athleten für die einem teilnehmenden Land zustehenden Startplätze erfolgt durch die Nationalen Olympischen Komitees.

Fünf Möglichkeiten bestehen für die NOCs, Startplätze bei den Olympischen Spielen zu erhalten. Bis zu acht NOCs erhalten die Maximalanzahl von drei Startplätzen pro Geschlecht. Die übrigen NOCs erhalten jeweils zwei Startplätze.[2]

Die ersten fünf Startplätze gehen an die Gewinner der fünf kontinentalen Qualifikationswettkämpfe. Drei weitere Startplätze gehen an die Top-3 bei den ITU World Championship Series, sollte darunter ein Athlet sein, der bereits eine kontinentale Qualifikation gewann, wird er übersprungen. Die nächsten 39 Plätze gehen an die NOCs, deren Athleten am höchsten im ITU Ranking platziert sind (wobei bereits qualifizierte Athleten ebenfalls nicht berücksichtigt werden). Der 48. Platz geht an das Gastgeberland, soweit dieses nicht bereits einen Startplatz erhalten hat, andernfalls den nächsthöchsten Athleten des Gastgeberlandes im Ranking. Zwei Plätze werden durch die Tripartite Commission vergeben. Schließlich werden fünf weitere Plätze an die NOCs über die ITU-Points-List vergeben, wobei jeweils ein Platz pro Kontinent vergeben wird.[2]

Wettkampfmodus

Der Triathlon bei Olympischen Spielen besteht aus zwei getrennten Veranstaltungen für Männer und für Frauen, die beide über die Distanzen 1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren und 10 km Laufen gehen. Der Start findet als Massenstart statt, auf der Radstrecke ist das Windschattenfahren freigegeben.

Wegen der Variabilität der Streckenführungen werden weder olympische Rekorde noch Weltrekorde geführt.

2013 fällte das IOC die Entscheidung, Team-Relay als zusätzliche Wettkampfform in das Programm Olympischer Spiele aufzunehmen.[3] Die Teams setzen sich aus je zwei Frauen und Männern zusammen, jedes Mitglied absolviert nacheinander einen Super-Sprint aus 250–300 m Schwimmen, 5–8 km Radfahren und 1,2–2 km Laufen. Das Format gehörte auch bereits von Beginn an zum Programm Olympischer Jugendspiele.

Teilnehmende Nationen

Die folgenden Nationen nahmen mit der in der Tabelle aufgeführten Anzahl von Startern an den vergangenen Olympischen Spielen im Triathlon teil:

Nation0004081216Σ0004081216Σ0004081216Σ
Startplätze FrauenStartplätze MännerTotal
Argentinien Argentinien11112411125
Aserbaidschan Aserbaidschan1111
Australien Australien333331533233146656629
Barbados Barbados1111
Belgien Belgien2212721252222412
Bermuda Bermuda111311211215
Brasilien Brasilien33111933221116633220
Chile Chile111311211215
China Volksrepublik Volksrepublik China22211811132232211
Costa Rica Costa Rica111121113
Danemark Dänemark12311114211217
Deutschland Deutschland22332112233311145662123
Ecuador Ecuador112112
Estland Estland111121113
Frankreich Frankreich312321133333156456526
Griechenland Griechenland111121113
Vereinigtes Konigreich Großbritannien332331433333156656629
Hongkong Hongkong11112123
Irland Irland11131121225
Israel Israel1111
Italien Italien23212101122283443418
Jamaika Jamaika1111
Japan Japan333331532221106555425
Jordanien Jordanien1111
Kanada Kanada333231412332114565525
Kasachstan Kasachstan1121322-4
Kolumbien Kolumbien112111113
Luxemburg Luxemburg1113111124
Mauritius Mauritius112112
Mexiko Mexiko112421137222511
Monaco Monaco1111
Neuseeland Neuseeland113321033332144466424
Niederlande Niederlande3212193146222113
Niederlandische Antillen Niederländische Antillen1111
Norwegen Norwegen1111
Osterreich Österreich231281111151342313
Polen Polen22151123317
Portugal Portugal112223713239
Puerto Rico Puerto Rico112112
Russland Russland12223101333101355620
Schweden Schweden11131111114
Schweiz Schweiz323221233322136564425
Simbabwe Simbabwe11131113
Slowakei Slowakei11131113
Slowenien Slowenien112112
Spanien Spanien132331233233144646626
Sudafrika Südafrika112228111252223413
Korea Sud Südkorea1111
Syrien Syrien1111
Tschechien Tschechien132219321284534117
Ukraine Ukraine111323311102342213
Ungarn Ungarn311128111254221413
Venezuela Venezuela112112
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten333331533313136664628
Nationen242529313141272630323150343336394254
Starter48505555555250555555100100110110110
Jahr0004081216Σ0004081216Σ0004081216Σ

1 
2016 hatte Deutschland drei Startplätze bei den Frauen sowie zwei bei den Männern zugesprochen bekommen, der DOSB nominierte aber nur zwei der von der DTU vorgeschlagenen Athleten.[4][5]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Sean Phelps: The creation and development of an international sport federation: A case study of the International Triathlon Union from 1989–2000. (PDF) In: Electronic Theses, Treatises and Dissertations. 2006, archiviert vom Original am 1. Dezember 2015; abgerufen am 8. November 2015 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/diginole.lib.fsu.edu
  2. a b Qualification System – Games of the XXXI Olympiad – Triathlon (PDF), ITU, Februar 2014 (englisch) 
  3. Triathlon Mixed Relay at Olympics. ITU, 17. Mai 2013, archiviert vom Original am 21. November 2015; (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.triathlon.org
  4. Oliver Kubanek: DOSB nominiert allein Triathletin Anne Haug für Olympia in Rio de Janeiro In: DTU 12. Juli 2016
  5. Triathletin Laura Lindemann und zwei Kanuten nachnominiert (Memento desOriginals vom 7. August 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dosb.de In: DOSB 19. Juli 2016

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