Trichophycus pedum

Schematische Darstellung verschiedener Formen von Trichophycus pedum, wie auf Schichtflächen überliefert.

Trichophycus pedum (oder Treptichnus pedum; früher auch Phycodes pedum und Manykodes pedum[1]) ist ein Spurenfossil in marinen Sedimenten des frühen Kambriums. Es wird als das früheste weitverbreitete, dreidimensionale komplexe Spurenfossil angesehen. Die Ichnospezies kommt nahezu weltweit vor und ihr Erstauftreten liegt entweder in Schichten, die noch Fossilien der Ediacara-Fauna führen oder in Schichten unmittelbar darüber. Der Erzeuger von Trichophycus pedum gilt im Vergleich zu den Ediacara-Organismen als fortschrittlicheres Lebewesen, weshalb das erstmalige Auftreten der Spur als Anzeiger für die Grenze zwischen dem Ediacarium und dem Kambrium und damit für die Grenze zwischen Präkambrium und Phanerozoikum fungiert.[1][2] Nach offizieller Festlegung der Präkambrium-Kambrium-Grenze in dem dafür zuvor ausgewählten Referenzaufschluss (GSSP) im Jahr 1992 wurde allerdings entdeckt, dass Trichophycus pedum noch unterhalb dieser Grenze vorkommt.[3] Die Eignung der Spur als Leitfossil ist aufgrund der Faziesabhängigkeit umstritten, denn sie kommt nur in flachmarinen Sedimenten vor.[4]

Beschreibung

3D-Rekonstruktion der Fraßspur

Trichophycus pedum ist eine Fress-Bewegungsspur (Fodinichnum) eines Sedimentfressers. Die Spur ist meist erhaben an der Basis dünner Sandsteinbänke erhalten (konvexes Hyporelief) und unterscheidet sich vom Sandstein der Bank geringfügig in Korngröße und Textur.[5][6] Sie verläuft streng horizontal (schichtparallel)[5] und ist mäßig komplex[7] aufgebaut: In typischer Ausprägung und Erhaltung besteht der Bau aus unverzweigten Gängen, die gerade oder gebogen sein können und bisweilen auch Schlaufen bilden.[5] Speziell kennzeichnend ist eine Art Segmentierung,[5] die der Spur ein seilartiges Aussehen verleiht.[8] Bei den „Segmenten“ handelt es sich um kleine Einzelgänge, die zur damaligen Sedimentoberfläche führten.[5][9]

Bisher wurden keine Körperfossilien des Verursachers dieser Spuren gefunden. Aktuo-Paläontologische Studien sowie detaillierte Untersuchungen von Körperfossilien im frühkambrischen Burgess-Schiefer legen nahe, dass Trichophycus pedum von Priapswürmern oder zumindest lokomotorisch ähnlichen wirbellosen Tieren erzeugt worden sein könnte.[10]

Einzelnachweise

  1. a b Shanchi Peng, Loren E. Babcock, Roger A. Cooper: The Cambrian Period. S. 437–488 in: Felix M. Gradstein, James G. Ogg, Mark Schmitz, Gabi Ogg (Hrsg.): The Geologic Time Scale 2012. Elsevier, 2012, ISBN 978-1-234-56789-7.
  2. Ed Landing: Precambrian-Cambrian boundary global stratotype ratified and a new perspective of Cambrian time. Geology. Bd. 22, Nr. 2, 1994, S. 179–182, doi:10.1130/0091-7613(1994)022<0179:PCBGSR>2.3.CO;2 (alternativer Volltextzugriff: ResearchGate).
  3. James Gehling, Sören Jensen, Mary Droser, Paul Myrow, Guy Narbonne: Burrowing below the basal Cambrian GSSP, Fortune Head, Newfoundland. Geological Magazine. Bd. 138, Nr. 2, 2001, S. 213–218, doi:10.1017/S001675680100509X.
  4. Gerd Geyer: The Fish River Subgroup in Namibia: stratigraphy, depositional environments and the Proterozoic–Cambrian boundary problem revisited. Geological Magazine. Bd. 142, Nr. 5, 2005, S. 465–498, doi:10.1017/S0016756805000956.
  5. a b c d e Adolf Seilacher: Treptichnus pedum. In: Trace Fossils Analysis. Springer-Verlag, 2007, ISBN 978-3-540-47225-4, S. 182 f.
  6. Mary L. Droser, Sören Jensen, James G. Gehling, Paul M. Myrow, Guy M. Narbonne: Lowermost Cambrian Ichnofabrics from the Chapel Island Formation, Newfoundland: Implications for Cambrian Substrates. PALAIOS. Bd. 17, Nr. 1, 2002, S. 3–15, doi:10.1669/0883-1351(2002)017<0003:LCIFTC>2.0.CO;2.
  7. Sören Jensen: The Proterozoic and Earliest Cambrian Trace Fossil Record; Patterns, Problems and Perspectives. Integrative and Comparative Biology. Bd. 43, Nr. 1, 2003, S. 219–228, doi:10.1093/icb/43.1.219.
  8. Purnima Srivastava: Treptichnus pedum: An Ichnofossil Representing Ediacaran — Cambrian Boundary in the Nagaur Group‚ the Marwar Supergroup‚ Rajasthan‚ India. Proceedings of the Indian National Science Academy. Bd. 78, Nr. 2, 2012, S. 161–169 (PDF 250 kB).
  9. Mark A. McMenamin, Dianna L. McMenamin: The Emergence of Animals: The Cambrian Breakthrough. Columbia University Press, 1990, ISBN 0-231-06647-3, S. 41
  10. Jean Vannier, Ivan Calandra, Christian Gaillard, Anna Żylińska: Priapulid worms: Pioneer horizontal burrowers at the Precambrian-Cambrian boundary. Geology. Bd. 38, Nr. 8, 2010, S. 711–714, doi:10.1130/G30829.1.

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