Traugott Ertel

Traugott Leberecht von Ertel (* 29. September 1778 in Oberforchheim bei Freiberg;[1] † 8. Februar 1858 in München)[2][3] war ein deutscher Messinstrumentenbauer und Unternehmer.

Leben

Der junge Traugott Ertel, ausgebildet zunächst als Schmied, erlernte das Handwerk des Feinmechanikers und Instrumentenbauers. Im Jahr 1804 trat er als Meister in die zwei Jahre zuvor von Georg von Reichenbach im Münchner Westend gegründete „Mathematische Werkstatt“ ein. Von Reichenbach entwickelte und fertigte hier zusammen mit seinen Partnern Joseph Liebherr und Joseph von Utzschneider astronomische und geodätische Instrumente. Zeitweilig war auch Joseph von Fraunhofer ein Mitarbeiter des Unternehmens. Im Jahre 1804 wurde das Unternehmen in „Mathematisch mechanisches Institut“ umbenannt.

Nachdem Ertel im Jahr 1815 Teilhaber von Reichenbachs Institut geworden war, wurden ihm von diesem am 16. Mai 1821 alle Anteile und somit das komplette Unternehmen übertragen.[4] Ertel richtete es strategisch neu aus und fokussierte die Produktion auf hochwertige Vermessungsinstrumente wie Theodolite und Meridiankreise (Bild). Im Jahr 1834 benannte er die Firma in „T. Ertel & Sohn“ um.

Traugott Leberecht von Ertel starb 1858 hoch angesehen und vielfach ausgezeichnet. Sein Grab befindet sich auf dem Alten Südfriedhof in München. Seinem Sohn Georg hinterließ er ein renommiertes Unternehmen mit etwa hundert Mitarbeitern. 1890 kaufte August Diez sämtliche Anteile am Unternehmen auf, das als Ertel-Werk für Feinmechanik am ursprünglichen Ort (nordwestlich der Ecke Westendstraße und Barthstraße) bis 1944 bestand, bis es nach einem Bombenangriff am 25. April 1944 völlig ausbrannte.[5] Das Werk fand nach dem Krieg vorübergehend einen neuen Standort in der Münchner Kuglmüllerstraße, bevor es am 1. Juni 1957 von München nach Puchheim verlegt wurde, wo es bis zur Insolvenz 1984 bestand.

Literatur

  • Carl R. Preyß: Von Reichenbachs Werkstatt zum Ertel-Werk für Feinmechanik 1802–1962. Hrsg.: Ertel-Werk f. Feinmechanik, aus Anlass d. 160jähr. Bestehens. München 1962, DNB 453848354, OCLC 73648044.
  • Karl Maximilian von Bauernfeind: Ertel, Traugott Leberecht von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 6, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 331 f.
  • Rainer Heer: Biographien von Herstellern zur geodätischen Messtechnik. In alphabetischer Reihenfolge, Inhalte ohne Anspruch auf Vollständigkeit. (Geodätisches Institut Hannover [PDF; abgerufen am 29. Mai 2019]).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Werner Dreher: Von Reichenbachs Werkstatt zum Ertel-Werk in Puchheim – Standortgeschichte eines ruhmreichen Unternehmens. Broschüre, S. 7, stadtarchiv-puchheim.de (PDF; 5,0 MB), abgerufen am 29. Mai 2019.
  2. Werner Dreher: Von Reichenbachs Werkstatt zum Ertel-Werk in Puchheim – Standortgeschichte eines ruhmreichen Unternehmens. Broschüre, S. 10, stadtarchiv-puchheim.de (PDF; 5,0 MB), abgerufen am 29. Mai 2019.
  3. suedfriedhof-muenchen.de, abgerufen am 4. Juni 2019.
  4. Werner Dreher: Von Reichenbachs Werkstatt zum Ertel-Werk in Puchheim – Standortgeschichte eines ruhmreichen Unternehmens. Broschüre, S. 7, stadtarchiv-puchheim.de (PDF; 5,0 MB), abgerufen am 29. Mai 2019.
  5. Werner Dreher: Von Reichenbachs Werkstatt zum Ertel-Werk in Puchheim – Standortgeschichte eines ruhmreichen Unternehmens. Broschüre, S. 13, stadtarchiv-puchheim.de (PDF; 5,0 MB), abgerufen am 19. Juni 2019.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Meridiankreis-Instrument.JPG
Autor/Urheber: W.pseudon, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Meridiankreisinstrument aus der feinmechanischen Werkstatt von Georg von Reichenbach und Traugott Ertel (München, 1825), eigesetzt an der Seeberg-Sternwarte in Gotha
1870-09-06 Bayern Correspondenz-Karte von T. Ertel & Sohn in München an Conrad Bube in Hannover, Adressseite.jpg
Adressseite der im Königreich Bayern verausgabten und mit der heute so bezeichneten Bayern Nr.15 zu 3 Kreuzer frankierten Correspondenz-Karte, die Georg von Ertel, Sohn und Erbe des Messinstrumentenbauers und Unternehmers Traugott von Ertel und Besitzer der später so benannten Ertel-Werks für Feinmechanik, am 6. September 1870 in München an den Mechaniker und Fabrikanten von Gliedermaßstäben namens "Hannoversche Zollstöcke" Conrad Bube schrieb. Die mit dem Rundstempel vom Bahnhof München versehene Karte gelangte mit der Eisenbahn laut Ausgabestempel zwei Tage später ihren Bestimmungsort. Rückseitig bittet Ertel handschriftlich um dringende Zusendung von Maßstäben (s.u.)
Enigma keyboard at MITflea excerpt.jpg
Autor/Urheber: https://commons.wikimedia.org/wiki/User:ArnoldReinhold, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Seriennummernschild einer Enigma-Chiffriermaschine, hergestellt 1944 vom Ertel-Werk (bac) in München.
1870-09-06 Bayern Correspondenz-Karte von T. Ertel & Sohn in München an Conrad Bube in Hannover, Korrespondenz-Seite.jpg
Rückseite (Revers) der Correspondenz-Karte an den Mechaniker und Fabrikanten von Gliedermaßstäben Conrad Bube mit dem handschriftlichen Text

„Wir ersuchen Sie dringenst um umgehende Nachricht bis wan wir Maßstäbe bekommen u. bitten um genaue Zeitangabe.
Haben Sie den unsere beiden Briefe nicht erhalten?
6. Sept. 1870 T. Ertel Sohn