Trass (Gestein)

Trass (alte Schreibung: Traß)[1] ist der Name für ein natürliches Puzzolan, das unter anderem als Zusatzstoff bestimmten Zementen beigemischt wird. Das Material kann nicht petrographisch, sondern lediglich über seine technischen Eigenschaften definiert werden. Auch bei der Erkundung von Lagerstätten muss die technische Eignung des Materials durch entsprechende Versuche abgesichert werden.[2] Es besteht hauptsächlich aus Silicium- und Aluminiumverbindungen und enthält generell zwischen 30 % und 35 % in Salzsäure löslicher Kieselsäure.[3]

Herkunft

Rheinischer Trass, anstehend in der Wolfsschlucht bei Kell

Bei einem Meteoriteneinschlag im heutigen Nördlinger Ries entstand durch Gesteinsmetamorphose Bayerischer Trass, Ries-Trass oder Suevit.

Rheinischer Trass ist ein vulkanischer Tuff, der beim Ausbruch des Laacher-See-Vulkans in der östlichen Eifel entstand und sich im Brohltal sowie im Nettetal findet.[4]

Als Österreichischer Trass oder Gossendorfit wird ein umgewandelter Vulkanit bezeichnet, der hauptsächlich aus Opal und Alunit besteht.[5] Er wurde im Steinbruch Gossendorf in Gossendorf bei Feldbach gewonnen, der 2008 stillgelegt wurde.[6] Auf Basis dieses Vorkommens wurde von der Steirischen Montanwerke AG (heute w&p/Baumit) der Trassit als Bindemittel entwickelt (ein Trass-Kalk-Fertigputz).

Verwendung

Die Kaiserhalle aus Trassbeton in Burgbrohl

Trass ist latent hydraulisch und wird unter Zugabe von Wasser und Bindemitteln, Zement und/oder Baukalk sowie Zuschlagstoffen als Mörtel verwendet.[7] Trass ohne Zugabe von Bindemitteln erhärtet nicht.

Trasszement ist ein überkommener Begriff, der heute für die neuen europäischen Zementklassen wie Portlandkompositzement, Puzzolanzement und Kompositzement zum Teil noch verwendet wird. Trass als Zuschlagstoff rüstet Mörtel weitestgehend wasserdicht aus. Man verwendet ihn zum Beispiel zur Auskleidung von Wasserbecken, zum Verlegen und zum Vermörteln von Natursteinen und -platten sowie als Mörtel und Fugmörtel bei Stein-Restaurierungsarbeiten.[8] Ein spezieller Trass-Mörtel wird bei der Sanierung von Ettringit-belastetem Mauerwerk verwendet.

Ein weiterer wesentlicher Vorteil der Trassmörtel ist, dass bei ihrer Verwendung wesentlich weniger Ausblühungen an Naturwerksteinen auftreten als bei den für Naturstein ungeeigneten reinen Portlandzementen. Trass verbindet sich weitestgehend mit dem bei der Zementsteinbildung abgespaltenen Kalkhydrat, dem Calciumhydroxid. Kommt Kalkhydrat an die Oberfläche, verbindet es sich mit dem in der Atmosphäre enthaltenen CO2 zu Kalk und zeigt sich in Form von Ausblühungen.[9] Die Entstehung von Ausblühungen durch andere Ursachen wie Salpeter werden durch einen Trasszusatz nicht verhindert. Ferner wird die Alkalität der Mörtel nicht wesentlich herabgesetzt.

In der Abgasreinigung wird Trass aus dem Nördlinger Ries als Zuschlagsstoff für Adsorbenzien zur Entfernung von Schadstoffen wie Dioxinen oder Quecksilber verwendet.[10] Trass hat gegenüber dem puren Adsorbens den Vorteil, dass es nicht brennbar oder explosiv ist. Die Mischung aus Trass und Aktivkohle verhindert die Bildung einer explosionsfähigen Atmosphäre und verbessert die Fließfähigkeit des Adsorbens.[11] Gleichzeitig nimmt aber auch die zu entsorgende Menge an belasteten Filterstäuben zu.

Normung

Zemente mit Trass sind entsprechend CEM II (Portlandkompositzement), CEM IV (Puzzolanzement), CEM V (Kompositzement) genormt. Die Eigenschaften für den Einsatz in Zementen waren früher in der DIN 1164, Anforderungen und Prüfungen in der DIN 51043 genormt. Der durch die Norm DIN 51043 erfasste Trass ist ein puzzolanischer Tuffstein.[12] Er besteht überwiegend aus Siliciumdioxid (Kieselsäure) und Aluminiumoxid (Tonerde).[12] Weitere Bestandteile sind Oxide von Alkali- und Erdalkalimetallen.[12]

Literatur

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Duden. Die deutsche Rechtschreibung. 22. Auflage. Band 1, Bibliographisches Institut (Dudenverlag), Mannheim/Wien/Zürich 2000, ISBN 3-411-04012-2, S. 976.
  2. W. Pohl: Mineralische und Energie-Rohstoffe. 5. Auflage. Schweizerbart, Stuttgart 2005, ISBN 3-510-65212-6, S. 291.
  3. Rudolf Stegemann (Hrsg.): Das große Baustoff-Lexikon. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1941, S. 953.
  4. Hans-Ulrich Schmincke: Vulkanismus. Primus-Verlag, Darmstadt 2010, ISBN 978-3-89678-690-6, S. 156.
  5. OENORM G 1046-8:1985-09 Begriffe der Lagerstättenkunde der Steine, Erden und Industrieminerale; Traß
  6. Der Trassabbau Gossendorf wurde 2008 eingestellt. Neues Leben im Steinbruch. Kleine Zeitung, 26. Januar 2008, archiviert vom Original am 28. April 2014;.
  7. Verwendung und Entstehung von Trass, abgerufen am 16. November 2012.
  8. H. Kremser: Verwendung von Trass im Baugewerbe, Baugewerbe, Jg. 56, Nr. 24, 1976, ISSN 0005-6634, S. 25–29.
  9. Helmut Klaas & Erich Schulz: Schäden an Außenwänden aus Ziegel- und Kalkstein - Vorblendmauerwerk, Schadensfreies Bauen Bd. 13, 2. Aufl. 2002, Fraunhofer IRB Verlag, ISBN 978-3-8167-6114-3, S. 43.
  10. VDI 3674:2013-04 Abgasreinigung durch Adsorption – Prozessgas- und Abgasreinigung. Beuth Verlag, Berlin, S. 26.
  11. Esser-Schmittmann, W; Semmler, R.: Leitfaden zum sicheren Umgang mit Kohlenstoffhaltigen Adsorbentien in der Abgasreinigung, S. 8. 2007
  12. a b c DIN 51043:1979-08 Traß - Anforderungen, Prüfung. Beuth Verlag, Berlin, S. 1.

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Kaiserhalle in Burgbrohl in Rheinland-Pfalz, Deutschland (erbaut 1896 aus Trassbeton von Wilhelm Bell)
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Die Wolfsschlucht des Tönissteiner Baches zwischen Bad Tönisstein und Wassenach