Trans Austria Gasleitung
Die Trans Austria Gasleitung (TAG) ist eine Erdgaspipeline, die von der slowakisch-österreichischen Grenze bei Baumgarten an der March, wo zum Ausgleich von Lieferschwankungen ein Untergrundspeicher betrieben wird, durch Niederösterreich, Burgenland, Steiermark und Kärnten an die italienisch-österreichische Grenze bei Arnoldstein führt. Das aus Russland stammende Erdgas (Abzweig Transgas-Pipeline) dient hauptsächlich der Versorgung der norditalienischen Industriegebiete, österreichischer Bundesländer und Sloweniens.
Hintergrund
Die TAG besteht aus drei Leitungen mit einer Länge von jeweils ca. 380 km. Zwei Leitungen aus den 1960er- / 1970er-Jahren (TAG I und TAG II) wurden ab 1. Jänner 2007 durch eine dritte, die TAG Loop II, ergänzt. Der Nennbetriebsdruck aller drei Leitungen ist 70 bar. Der Durchmesser der TAG I ist 900/950 mm, TAG II hat DN 1050 und die TAG Loop II 1000 mm Durchmesser[1]. Zum 1. Oktober 2008 wurde die Transportkapazität um etwa 10 % erhöht, indem zwischen die drei damals bestehenden Kompressorstationen in Baumgarten, Grafendorf bei Hartberg und Ruden (Kärnten) noch zwei weitere bei Eggendorf in Niederösterreich und Weitendorf in der Steiermark eingebaut wurden.
Das TAG-Leitungssystem ist an zwei Systeme der Gas Connect Austria angebunden, im Nordosten an das WAG-System und im Südosten an die Süd-Ost-Leitung (SOL) nach Slowenien. Im Nordosten erfolgt die Einspeisung aus dem System des slowakischen TSO eustream. Im Süden ist die TAG mit dem Netz der italienischen Snam verbunden.
Bis September 2008 waren (Stand Nov. 2007) folgende Durchflussraten möglich und vertraglich vergeben:
- Einspeisung aus Russland (Übernahmepunkt bei Baumgarten): 4,77 Mio. m³/h vertraglich definierte Kubikmeter pro Stunde [bei 20 °C und 1,01325 bar]
- daraus Lieferung:
- nach Italien (Übergabepunkt bei Arnoldstein): 3,96 Mio. m³/h
- nach Slowenien (Abzweigung bei Weitendorf; Übergabepunkt Straß) via Süd-Ost-Leitung (SOL): 0,45 Mio. m³/h
- nach Österreich (verschiedene Entnahmepunkte): 0,36 Mio. m³/h
Laut TAG wurden Mitte der 2000er-Jahre Monatsauslastungen von 90 bis 99 % in der kälteren Jahreshälfte und 44 bis 70 % in der wärmeren erreicht.
Die Kompressorstationen werden mit Erdgasmotoren betrieben. Im vereinbarten Gasverlust „LAUF“ ist daher auch „Brenngas“ für das Pumpen enthalten. Die Gasqualität (Erdgas oder biogen) ist mit mindestens 85 % Methan, höchstens 5 % N2, höchstens 2 % CO2, höchstens 42 °C Temperatur und mit einem passenden Druckbereich vereinbart.
Die Flussrichtung der TAG läuft typisch in Richtung Südwest. Technisch kann die TAG jedoch bidirektional, also wahlweise in beide Richtungen betrieben werden.[2] Der physische Reverse Flow fand erstmalig im Oktober 2022 statt.
Die TAG setzt sich dafür ein, die Ermöglichung des Wasserstofftransports über die bestehende Infrastruktur in Österreich und Europa voranzutreiben und diese dafür anzupassen. Sie ist ein Mitglied der Initiative European Hydrogen Backbone (EHB) – und setz sich hier insbesondere für den Südkorridor[3] mit dem Projekt „H2 Readiness des TAG Pipelinesystems“[4] ein und ist Teil der Initiative SunsHyneCorridor.[5] Am 8. April 2024 wurde bekannt gegeben, dass das Projekt „H2 Readiness of the TAG Pipeline System“, Teil des SouthH2Corridor und anerkannt als „Hydrogen Corridor Italy-Austria-Germany“, den PCI-Status von der Europäischen Kommission erhalten hat.[6]
Die Stationen
Die Stationen der TAG in Flussrichtung Südwest sind laut TAG GmbH – Stand 2007/2015:[7]
- IP (Input) Grenze Slowakei/Österreich
- MS (Messstation) Baumgarten (an der March)
- IP+OP (Output) Baumgarten MD (Mitteldruck)
- CS (Kompressorstation) Baumgarten
- IP, OP (Output) Baumgarten HD (Hochdruck) + IP WAG (West) Baumgarten
- CS Eggendorf
- OP Eggendorf
- OP, CS Grafendorf
- (IP Grenze Ungarn/Österreich)
- OP St. Margarethen
- OP Weitendorf (in Richtung SOL) (in Wildon im Ortsteil Kainach; ehemals Gemeinde Kainach bei Wildon, seit 1969 eingemeindet nach Weitendorf, 2015 nach Wildon)
- CS Weitendorf (ehemals in Gemeinde Weitendorf, seit 2015 in Wildon im Ortsteil Lichendorf, westlich der A9, südlich der Koralmbahn)[7][8]
- OP Sulmeck-Greith
- OP Ettendorf
- CS Ruden
- OP Waisenberg
- OP Ebenthal
- OP Finkenstein
- MS Arnoldstein
- OP Grenze Österreich-Italien
Seit 1. Juni 2013 lockt ein Geocache seine Jäger zur Verdichteranlage Weitendorf.[9]
- Schieberstation in Hollenegg, Südweststeiermark
- Schieberstation Hollenegg
- Die Trassen der Gas- und Ölpipelines liegen im Gleinztal bei Unterbergla parallel
- Kennzeichen der Trasse der TAG II und III im Gleinztal
- TAG I bei der oberen Glashütte, Soboth
Betreiber und Eigentümer
Die TAG wird von der Trans Austria Gasleitung GmbH betrieben.
Deren Gesellschafter sind (Stand: November 2021) die italienische Snam mit einem Anteil von 84,47 % (seit 19. Dezember 2014 – davor CDP Gas s.r.l.) und Gas Connect Austria mit einem Anteil von 15,53 %.[10]
Weblinks
Belege
- ↑ OMV - Die Gasinfrastruktur ( vom 2. Januar 2016 im Internet Archive) (PDF; 1,5 MB)
- ↑ GAS CONNECT AUSTRIA - TAG: Trans-Austria-Gasleitung ( vom 31. Juli 2017 im Internet Archive)
- ↑ https://www.south2corridor.net/
- ↑ http://taggmbh.at/h2-readiness/
- ↑ https://www.sunshynecorridor.eu/
- ↑ Quelle: https://eur-lex.europa.eu/eli/reg_del/2024/1041/oj
- ↑ a b TAG Pipelinesystem TAG GmbH, 2013 – Landkarte der Stationen der Pipeline.
- ↑ Übung Gasanlage (PDF; 4,7 MB) Marktgemeinde Wildon, 1. Dezember 2016, S. 23 – Bericht Feuerwehrübungen.
- ↑ GC43Y9F Gasverdichterstation Weitendorf (Traditional Cache) geocaching.com, ehemals Cache GC3XWV0, hidden 1. Juni 2013 – Geocaching Logbuch, mit Informationen zur Anlage.
- ↑ Webseite der Trans Austria Gasleitung GmbH, abgerufen am 30. November 2021
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: Josef Moser, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Unterbergla, Steiermark, Österreich: Kennzeichen der Trasse der Trans-Austria-Gaspipeline TAG II und III im Gleinztal
Autor/Urheber: Josef Moser, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Gelände der oberen Glashütte, Soboth, Steiermark, Österreich: Markierung zum Verlauf der Trans-Austria Gasleitung
Autor/Urheber: Josef Moser, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Hollenegg, Steiermark, Österreich: Hollenegg, Schieberstation der Trans-Austria-Gaspipeline südlich des Schlosses
Autor/Urheber: C.Stadler/Bwag, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Südansicht der Erdgasstation in Baumgarten an der March, ein Ortschaft in der niederösterreichischen Gemeinde Weiden an der March.
Die Erdgasstation Baumgarten wird von Gas Connect Austria und der Trans Austria Gasleitung gemeinsam betrieben. Jährlich werden 40 Mrd. m³ Erdgas übernommen (Stand: 2019), zum Teil verdichtet, aufbereitet und sternförmig nach Österreich (20 %) und in die Nachbarländer (80 %) weiterverteilt. Unter anderem werden zwei Verdichterstationen betrieben. Die Ursprünge der Anlage gehen bis 1959 zurück, als man auf dem Gelände eine Erdgas-Sammelstation errichtete: [1], [2]. 1968 kam erstmals Gas aus Westsibirien in der Gasstation Baumgarten in Niederösterreich an: [3].
Autor/Urheber: Josef Moser, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Unterbergla, Steiermark, Österreich: Trassenverlaufskennzeichen ("Hütchen") der Trans-Austria-Gaspipeline TAG II und III (gelb) sowie der Adria-Wien-Ölpipeline AWP (orange) im Gleinztal
Autor/Urheber: Josef Moser, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Hollenegg, Steiermark, Österreich: Schieberstation der TAG Trans-Austria-Gaspipeline südlich des Schlosses