Tragasos
Tragasos (altgriechisch Τράγασος) ist in der griechischen Mythologie der Eponym der Stadt Tragasai in der südlichen Troas.
Laut Hellanikos ließ Poseidon für Tragasos das Meerwasser gerinnen, was die wirtschaftliche Grundlage für die Salinen der Stadt Tragasai gewesen sei.[1] Die Stadt lag im Gebiet der Salzvorkommen (Τραγασαῖοι ἅλες) von Kap Lekton nahe Hamaxitos.[2] Er war der Vater der Philonome (oder Phylonome bzw. Philonomia), der zweiten Frau des Königs von Kolonai, Kyknos. Pausanias gibt als Vatername hingegen Kragasos (Κράγασος), was als verderbt für Tragasos gilt.[3] Philonome bezichtigte ihren Stiefsohn Tennes, dessen Liebe sie vergeblich zu gewinnen suchte, sie vergewaltigt zu haben.[4] Daraufhin ließ Kyknos seine beiden Kinder, Tennes und dessen Schwester Hemithea, in einem Kistchen auf dem Meer aussetzen, das sie nach der Insel Leukophrys, später Tenedos genannt,[5] trieb.[6] Nachdem Kyknos die Wahrheit erfahren hatte, ließ er die Tochter des Tragasos lebendig begraben.[7]
Literatur
- Willi Göber: Tragasos. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band VI A,2, Stuttgart 1937, Sp. 1893 f. (Digitalisat).
- Heinrich Wilhelm Stoll: Kragasos. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 2,1, Leipzig 1894, Sp. 1403 (Digitalisat).
- Karl Preisendanz: Tragasos. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 5, Leipzig 1924, Sp. 1090 (Digitalisat).
Anmerkungen
- ↑ Hellanikos im 1. Buch der Lesbiaca laut Stephanos von Byzanz s. v. Τραγασαί; ähnlich Iulius Pollux, Onomasticon 6,63.
- ↑ Strabon, Geographie 13,1,48 (13,605).
- ↑ Pausanias 10,14,2.
- ↑ Bibliotheke des Apollodor Epitome 4,3,24; Konon, Erzählungen 28 (der den Namen der zweiten Frau des Kyknos nicht nennt); Pausanias 10,14,2.
- ↑ Pausanias 10,14,3.
- ↑ Bibliotheke des Apollodor Epitome 4,3,25; Pausanias 10,14,2; Konon, Erzählungen 28.
- ↑ Bibliotheke des Apollodor Epitome 4,3,25; bei Tzetzes, Scholien zu Lykophron, Alexandra 232–233 wird sie nur allgemein getötet.