Tour de France für Automobile

René de Knyff während der ersten Tour de France für Automobile
Matra MS650 mit zusätzlichen Scheinwerfern für die Tour de France

Die Tour de France für Automobile war ein von 1899 bis 1986 in Frankreich ausgefahrenes Etappenrennen. Sie war ein Straßenrennen ähnlich der Mille Miglia, das im Unterschied zum legendären italienischen Rennen aber in unterschiedlichen Etappen gefahren wurde. In späteren Jahren kamen Wertungsrennen auf Rundstrecken dazu. 1992 wurde sie unter der Bezeichnung Tour Auto als Rennveranstaltung für historische Rennfahrzeuge wiederbelebt.

Geschichte

Das erste Rennen wurde 1899 gefahren. Der Vorstand des Automobile Club de France reagierte früh auf die neuen Herausforderungen, die durch den stark wachsenden Automobilbau entstanden und organisierte zusammen mit der Zeitung le Matin ein Rennen quer durch Frankreich. Bei einer Rundreise von Paris über Vichy und Nantes zurück nach Paris wurden zwischen dem 16. und 24. Juli 1899 2172 km zurückgelegt. Der Sieger René de Knyff brauchte auf einem Panhard & Levassor für die Strecke fast zwei Tage. Die Veranstaltung erhielt den Namen Tour de France und ist damit um vier Jahre älter als das gleichnamige Radrennen. Als die Radveranstaltung in der Zwischenkriegszeit immer populärer wurde, erhielt das Autorennen den Zusatz Auto.

Mit Unterbrechungen wurde die Tour de France bis zum Zweiten Weltkrieg gefahren. Das erste Rennen nach dem Krieg fand 1951 statt und leitete die Goldene Ära dieses Rennens ein, die bis 1966 dauerte. 1951 gab es auch den ersten Sieg für Ferrari, als Pagnibon/Barraquet auf einem 212 Export gewannen. In den 1950er-Jahren war Ferrari das Maß der Dinge, denn die Italiener hatten mit ihren GT-Fahrzeugen die richtigen Sportwagen für dieses Rennen. Acht Mal siegte die Scuderia zwischen 1951 und 1962 in der Gesamtwertung. Nach dem Triumph von Alfonso de Portago 1956 siegte Olivier Gendebien mit Partner Lucien Bianchi dreimal in Folge (1957, 1958 und 1959), abgelöst von Willy Mairesse, der gemeinsam mit Georges Berger das Rennen 1960 und 1961 gewann. Zum letzten Mal triumphierte die Scuderia 1964 mit Lucien Bianchi am Steuer eines Ferrari 250 GTO. 1958 verunglückte der britische Rennfahrer Peter Whitehead bei der Tour tödlich. Mit seinem Halbbruder Graham Whitehead, der als verlässlicher Kopilot bei Langstreckenrennen galt, fuhr er auf einem Jaguar. Am 21. September 1958 steuerte Graham nach Einbruch der Dunkelheit, als in Lasalle bei Nîmes der Wagen ein morsches Brückengeländer durchschlug und in eine Schlucht stürzte. Während Graham den Unfall überlebte, kam für Peter jede Hilfe zu spät.

In den 1960er-Jahren gewann der französische Renn- und Rallye-Fahrer Bernard Consten das Rennen fünfmal und ist damit bis heute Rekordsieger. Im selben Jahrzehnt wurde das Etappenrennen auch für Sportprototypen geöffnet, sodass Rennwagen wie der Ferrari 512S, der Ford GT40 oder der Matra MS650 hunderte Kilometer auf öffentlichen Straßen fuhren. Als es immer schwieriger wurde, Sponsoren zu finden und die Veranstaltung in keiner Weise mehr den Sicherheitsstandards der Zeit entsprach, fand 1986 die fünfzigste und letzte Tour de France automobile statt.

1992 wurde die Tour de France als Rennveranstaltung für historische Rennfahrzeuge wiederbelebt und findet seither jährlich als Tour Auto statt. Neben großen Piloten der Motorsportgeschichte wie Stirling Moss, Hans Hugenholtz, Jean Ragnotti und Érik Comas fahren wie in den 1960er-Jahren wieder die großen Prototypen auf öffentlichen Straßen.

Statistik

Gesamtsieger 1951–1986

JahrFahrzeugFahrerFahrer (Copilot)
1951Ferrari 212 ExportFrankreich Pierre BoncompagniFrankreichFrankreich Alfred Barraquet
1952DB 750FrankreichFrankreich Marc GignouxFrankreichFrankreich Mme Gignoux
1953 – SportwagenOsca MT4Frankreich Jacques PéronFrankreichFrankreich R. Bertramnier
1953 – TourenwagenRenault 4CV 1062Frankreich Paul CondrillierFrankreichFrankreich Daniel
1954Gordini T15SFrankreich Jacques PolletFrankreich Hubert Gauthier
1956Ferrari 250 GTSpanien 1945 Alfonso de PortagoVereinigte Staaten 48 Edmont Nelson
1957 – GT-WagenFerrari 250 GTBelgien Olivier GendebienBelgien Lucien Bianchi
1957 – TourenwagenAlfa Romeo GiuliettaFrankreich Jean HébertFrankreichFrankreich Marcel Lauga
1958 – GT-WagenFerrari 250 GTBelgien Olivier GendebienBelgien Lucien Bianchi
1958 – TourenwagenAlfa Romeo GiuliettaFrankreichFrankreich Jean HébertFrankreich Bernard Consten
1959 – GT-WagenFerrari 250 GTBelgien Olivier GendebienBelgien Lucien Bianchi
1959 – TourenwagenJaguar Mark IBrasilien 1889 Hernando da Silva RamosFrankreich Jean Estager
1960 – GT-WagenFerrari 250 GTBelgien Willy MairesseBelgien Georges Berger
1960 – TourenwagenJaguar Mark IIFrankreichFrankreich Bernard ConstenFrankreichFrankreich Jack Renel
1961 – GT-WagenFerrari 250 GTBelgien Willy MairesseBelgien Georges Berger
1961 – TourenwagenJaguar Mark IIFrankreichFrankreich Bernard ConstenFrankreichFrankreich Jack Renel
1962 – GT-WagenFerrari 250 GTFrankreich André SimonFrankreichFrankreich Maurice Dupeyron
1962 – TourenwagenJaguar Mark IIFrankreichFrankreich Bernard ConstenFrankreichFrankreich Jack Renel
1963 – GT-WagenFerrari 250 GTOFrankreich Jean GuichetFrankreich José Behra
1963 – TourenwagenJaguar Mark IIFrankreichFrankreich Bernard ConstenFrankreichFrankreich Jack Renel
1964 – GT-WagenFerrari 250 GTOBelgien Lucien BianchiBelgien Georges Berger
1964 – TourenwagenFord MustangVereinigtes Konigreich Peter ProcterVereinigtes Konigreich Andrew Cowan
1969Porsche 911RFrankreich Gérard LarrousseFrankreich Maurice Gélin
1970Matra MS650Frankreich Jean-Pierre BeltoiseFrankreich Patrick DepaillerFrankreich Jean Todt
1971Matra MS650FrankreichFrankreich Gérard LarrousseFrankreich Johnny Rives
1972Ferrari 365 GTB/4Frankreich Jean-Claude AndruetFrankreichFrankreich Michèle Espinosi-Petit
1973Lancia StratosItalien Sandro MunariItalienItalien Mario Mannucci
1974Ligier JS2FrankreichFrankreich Gérard LarrousseFrankreich Jean-Pierre NicolasFrankreichFrankreich Johnny Rives
1975Lancia StratosFrankreich Bernard DarnicheFrankreichFrankreich Alain Mahé
1976Porsche 911 CarreraFrankreich Jacques HenryFrankreichFrankreich Bernard-Etienne Grobot
1977Lancia StratosFrankreichFrankreich Bernard DarnicheFrankreichFrankreich Alain Mahé
1978Fiat 131 AbarthFrankreich Michèle MoutonFrankreichFrankreich Françoise Conconi
1979Lancia StratosFrankreichFrankreich Bernard DarnicheFrankreichFrankreich Alain Mahé
1980Lancia StratosFrankreich Bernard DarnicheFrankreichFrankreich Alain Mahé
1981Ferrari 308 GTBFrankreichFrankreich Jean-Claude AndruetFrankreichFrankreich Chantal Bouchetal
1982Ferrari 308 GTBFrankreichFrankreich Jean-Claude AndruetFrankreichFrankreich Michèle Espinosi-Petit
1983Opel Manta 400Frankreich Guy FréquelinFrankreichFrankreich Jean-François Fauchille
1984Renault 5 TurboFrankreich Jean RagnottiFrankreichFrankreich Pierre Thimonier
1985Renault 5 Maxi TurboFrankreichFrankreich Jean RagnottiFrankreichFrankreich Pierre Thimonier
1986Renault 5 Maxi TurboFrankreich François ChatriotFrankreich Michel Périn

Weblinks

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Flag of Spain during the Spanish State. It was adopted on 11 October 1945 with Reglamento de Banderas Insignias y Distintivos (Flags, Ensigns and Coats of Arms Bill)
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