Tommaso Mocenigo

Giovanni Bellini: Madonna mit Kind und den Heiligen Petrus und Markus, kniend vor ihnen die Prokuratoren von San Marco, nämlich Tomaso Mocenigo, Luca Zeno und Domenico Trevisano; Tempera und Öl auf Leinwand, 91,7 × 150 cm, 1510, Walters Art Museum in Baltimore
Unter „TOMMOCENIGO“ geprägter Dukaten, auf dem Avers mit dem Dogen kniend vor dem Evangelisten Markus

Tommaso Mocenigo (* 1343 in Venedig; † 4. April 1423 ebenda) war nach der Zählweise der staatlich kontrollierten Geschichtsschreibung der Republik Venedig ihr 64. Doge. Er regierte von 1414 bis 1423.

Mocenigo stieg bereits in den 1370er Jahren zu höchsten militärischen und zivilen Rängen auf. Sein Vermögen vergrößerte er vor allem durch den Handel mit Syrien und Ägypten. 1396 brachte er als Flottenführer den späteren römisch-deutschen Kaiser Sigismund nach der Niederlage des Kreuzfahrerheeres gegen die Osmanen in Sicherheit, was ihn dazu prädestinierte, immer wieder Verhandlungen an dessen Hof zu führen. Bedingt durch die Expansion Venedigs auf Reichsgebiet in Italien, war das Verhältnis zwischen den Mächten äußerst gespannt. Zugleich wurde Venedig in die Kämpfe in Oberitalien verstrickt, was Mocenigo dazu veranlasste, noch auf dem Sterbebett vor dieser Expansionspolitik zu warnen. Mocenigo war nicht nur auf Euböa und Kreta in höchsten Ämtern tätig, sondern auch als Unterhändler am Hof zahlreicher Potentaten. So trug er zur Rückgewinnung des 1358 verlorenen Dalmatien im Jahr 1409 bei, womit ein weiterer Konflikt mit dem Reich entstand.

Während seiner Regierungszeit stieg Venedig, nun als Festlandsmacht, neben Mailand, Florenz, Neapel und dem Kirchenstaat zu einer der fünf führenden politischen und wirtschaftlichen Mächte Italiens auf. Dies und der Streit mit Ungarn führte aber auch zu schweren Konflikten mit Sigismund, der 1411 König des Römisch-deutschen Reiches wurde. Die Vorherrschaft der Republik über die Adria wurde durch Siege gegen die Ungarn, das Osmanische Reich und durch Eindämmung der Piraterie gesichert. Politisch und wirtschaftlich befand sich Venedig auf dem Gipfel seiner Macht. Während Mocenigos Dogat wurden der Volksversammlung, die bis 1156 die Dogen gewählt und bei existenziellen Entscheidungen mitgewirkt hatte, und die immer noch formal die Gesetze bestätigen musste, nun ausdrücklich ihrer letzten Rechte beraubt.

Familie

Tommaso Mocenigo stammte aus der verzweigten Familie Mocenigo, aus der später noch sechs weitere Mitglieder zum Dogen gewählt wurden: Pietro Mocenigo (1474–1476), einer der See- und Kriegshelden Venedigs, Giovanni Mocenigo (1478–1485), Alvise Mocenigo I. (1570–1577), Alvise Mocenigo II. (1700–1709), Alvise Mocenigo III. (1722–1732) und Alvise Mocenigo IV. (1763–1778). Nach den Contarini stellten die Mocenigo die meisten Dogen.

Wappen des „Tomaso Mocenigo“, 17. Jahrhundert

Die Familie stammte aus Mailand und war vor der serrata, der Schließung des Großen Rates 1297, in den Stand der Nobili aufgenommen worden. Sie besaß einen aus vier Gebäuden bestehenden Komplex, die Palazzi Mocenigo, am Canal Grande.

Tommaso war der erstgeborene Sohn des Pietro di Giovanni, der der Gemeinde San Samuele angehörte, und seiner Frau Elena, deren Herkunftsfamilie nicht überliefert ist.

Leben

Politisch-militärische Karriere, wirtschaftliche Tätigkeit

Erstmals erscheint Tommaso Mocenigo 1373 in den Quellen bei der Verteidigung der Festung Lova am Rand der Lagune von Venedig gegen Padua. Bereits vier Jahre später, im April 1377 saß er als eines der Capi der Quarantia vor, dem höchsten Gerichtshof Venedigs.

Während des vierten Krieges gegen Genua, auch als Chioggia-Krieg bekannt, wurde ein Schiff Mocenigos, das gerade mit Baumwolle aus Syrien zurückkehrte, von Genuesen verfolgt. 1380 kämpfte er gegen die Genuesen, die sich in Chioggia festgesetzt hatten. Im November desselben Jahres wurde er in einen hundertköpfigen Rat gewählt, der für die Kriegsführung verantwortlich war. Dessen strategische Entscheidungen waren letztlich erfolgreich. 1382 ersteigerte Mocenigo den Frachtraum einer ganzen Galeere, die im Konvoi nach Alexandria fuhr.

Nach dem Tod des Dogen Andrea Contarini saß Mocenigo in dreien der Wahlkommissionen, die schließlich Michele Morosini zum Nachfolger Contarinis wählten. Allerdings war er nicht einer der 41 Elektoren, die am Ende des mehrstufigen gemischten Verfahrens aus Wahlen und Losentscheiden den Dogen direkt wählten.

Als sein Vater Prokurator von San Marco wurde, eine der höchstangesehenen Stellungen, in die ein Adliger gelangen konnte, zog Tommaso Mocenigo 1385 in die Prokuratien am Markusplatz um. Ab Oktober 1386 gehörte er für ein Jahr dem Rat der Zehn an, dem mächtigsten Gremium. 1387 wurde er zusammen mit seinem Bruder Giovanni in eine Giunta aus 60 Patriziern gewählt, die über die Politik gegenüber Dalmatien entscheiden sollte.

In den nächsten Jahren war er in diplomatischer, politischer und wirtschaftlicher Tätigkeit unterwegs, die sich nicht immer voneinander trennen lassen. Im April 1389 gehörte er zu den zehn Adligen, die den Signore von Mantua, Francesco I. Gonzaga, bei Chioggia abholten, um ihn feierlich nach Venedig zu geleiten. 1390 kontrollierte er zusammen mit einem anderen Amtsträger die Abrechnungen der Provveditori alle Biave, die für die Getreideversorgung der Stadt und für den Handel mit dem Grundnahrungsmittel zuständig waren.

In der Handelsgemeinschaft mit seinem Bruder Giovanni – in Venedig waren nahe Verwandte automatisch Gesellschafter – betätigte er sich im Wein- und Tuchhandel mit Syrien. Im Frühjahr 1394 wurde er zum Consigliere ducale gewählt, zum Dogenratgeber.

Am 24. Februar 1395 nahm er die Wahl zum Gesandten nach Ferrara an, reiste im Juni nach Mailand weiter, wo er Gian Galeazzo Visconti zur Erlangung der Herzogswürde förmlich gratulierte. Auf dem Rückweg reiste er als Provveditore in die Polesine di Rovigo, die Venedig als Sicherheit vom Signore von Ferrara erhalten hatte.

Befehlshaber der Adriaflotte, Rolle im Kreuzzug von 1396

Darstellung einer Flanderngaleere, Michalli da Ruodo, nach 1434

1388 schloss Venedig einen ersten Vertrag mit den Osmanen, um seine Handelswege zu schützen.[1] Anfang 1396 wurde Mocenigo zum Befehlshaber der adriatischen Flotte bestimmt, die auch für den Ägäisraum zuständig war.

Zu dieser Zeit nahm der Plan des Königs von Ungarn und späteren Kaisers Sigismund Gestalt an, zum Kreuzzug gegen die Osmanen aufzubrechen. Aus Frankreich und dem Reich kam Unterstützung, und das Heer marschierte im Sommer Richtung Adrianopel. Währenddessen sollte Mocenigo mit acht Galeeren durch den Bosporus an die Donau fahren, um die durch Thrakien ziehenden Kreuzfahrer zu unterstützen. Die Flotte erreichte Konstantinopel am 2. September und befreite die Stadt von der osmanischen Belagerung. Doch unterlag das Kreuzfahrerheer am 28. September 1396 in der Schlacht bei Nikopolis der Armee unter Führung Sultan Bayezids I.

Der König von Ungarn und viele andere Überlebende konnten sich nur dank der Venezianer retten, die die Flüchtigen an der Donaumündung aufnahmen. Die Flotte brachte die Männer nach Dalmatien. Sigismund wollte Tommaso Mocenigo nach dieser Rettung eine jährliche Zahlung von 1000 Dukaten als Belohnung zusprechen, die allerdings von den 7000 Dukaten abzuziehen waren, die der König als Hilfe für den Kreuzzug erhielt. Doch die venezianischen Magistrate hatten Vorbehalte hinsichtlich der Rechtmäßigkeit, und so wurde der Anspruch des späteren Dogen nie anerkannt.

Savio del Consiglio (erstmals 1397), Gesandter bei Sigismund, Wahl des Dogen Michele Steno

Dennoch genoss Mocenigo höchstes Ansehen, und so wurde er nur wenige Tage nach seiner Rückkehr, am 12. Januar 1397, zum Savio del Consiglio gewählt. Doch noch vor Amtsantritt wurde er als einer der drei Gesandten gewählt, die Sigismund von einem erneuten Kreuzzug überzeugen sollten.

Danach gehörte er einer Kommission an, die sich mit dem Kupferhandel befassen sollte. Im Frühjahr 1398 wurde er erneut zum Savio del Consiglio für das Halbjahr von April bis November gewählt, dann wieder für die Zeit vom 30. September 1399 bis zum 30. August 1400. Mocenigo war nun bei einer Reihe von feierlichen Anlässen im Dogenpalast anwesend, wie etwa beim Empfang des Mailänders Gian Galeazzo Visconti am 21. März 1400.

Am Jahresende 1400 war er einer der Correttori della promissione ducale, eine Funktion, in der die Korrektoren die Aufgabe hatten, den Amtseid des neuen Dogen zu überarbeiten, die promissione. Mit deren Hilfe wurden seit dem 12. Jahrhundert immer wieder neue Beschränkungen der Macht des Dogen eingeführt, so dass er weniger ein Souverän war, als vielmehr ein Amtsträger. Allerdings bot das Amt weiterhin zahlreiche Möglichkeiten der Einflussnahme. Zunächst aber gehörte er zu den 41 Elektoren vom 1. Dezember 1400, die sich für Michele Steno als neuem Dogen entschieden.

Avogador (1401), Treviso, Gesandter in Mailand und Padua

Mocenigo wurde zwischen dem 28. Januar und dem 18. April 1401 Avogador di Comun, eine Art Chefankläger der Kommune, dann amtierte er im März und April als sindaco im Gebiet von Treviso, mit dem Auftrag, die dortigen Verteidigungsanlagen zu verstärken. Am 20. Mai war er wieder in Mailand bei Gian Galeazzo Visconti, hielt sich am 28. Juni 1402 gemeinsam mit Carlo Zeno in Padua auf, um die Unterstützung des Senats für Francesco Novello da Carrara auszusprechen, dessen Söhne vom Visconti gefangen genommen worden waren.

Negroponte (1402–03), Kreta (1403–05)

Karte von Negroponte, Cristoforo Buondelmonti, 1420

Abermals wurde er als Savio del Consiglio für die Zeit von Oktober 1402 bis März 1403 bestimmt, doch wurde er bereits am 22. Oktober 1402 zum Provveditore auf der Ägäisinsel Negroponte bestimmt. Auch dort sollte er die Befestigungen verstärken. Erneut wurde er zum Auslauftermin seines Amtes zum Savio del Consiglio gewählt, nämlich am 28. März 1403, doch nun wurde er gar zum Duca di Candia gewählt, dem höchsten Amt in der wichtigsten Kolonie Venedigs, auf Kreta. Seine Gegenwart in der Hauptstadt Candia ist für die Zeit vom 15. September 1403 bis zum 16. Juli 1405 belegt.[2]

Expansion in Oberitalien, Padua, Prokurator von San Marco, Genua, Ravenna

Norditalienische Mächte im Jahr 1402

Als Venedig sein Territorium westwärts bis Garda ausgedehnt hatte, wehrte sich als letzte Stadt Padua gegen die Besetzung. So wurde Mocenigo dort zum Provveditore in Campo bei den Belagerungstruppen bestimmt. Am 22. November 1405 brach die Signoria der Carrara zusammen. Gemeinsam mit seinem Kollegen Zaccaria Trevisan wurde er zum Vize-Podestà der Stadt.

Kaum waren die ersten Anweisungen zur öffentlichen Vereidigung der Korporationen und die ersten Entscheidungen zur militärischen und zivilen Verwaltung getroffen, musste Mocenigo am 5. Februar 1406 nach Venedig zurückkehren, wo er zum Procuratore di S. Marco de supra erhoben wurde. Im Gegensatz zu den Procuratori de citra, die sich vornehmlich um karitative Aufgaben kümmerten, und um die Vollstreckung von Stiftungen und Testamenten, war er als Procuratore de supra eher für den Kirchenbau selbst und alle daran hängenden Aufgaben zuständig, darunter Besitz und Finanzierung.

Nur vier Monate später ging Mocenigo mit plena potestas, mit voller Entscheidungskompetenz also, nach Genua. Dabei ging es um Entschädigungen für venezianische Händler in Beirut, Famagusta und auf Rhodos. Er hielt sich in Genua vom 18. Juni bis zum 2. Juli auf, um gleich wieder als einer der Savi del Consiglio nominiert zu werden. In diesem Amt blieb er von Oktober 1406 bis zum 16. September 1407. In dieser Funktion gelang ihm am 20. November 1406 der Abschluss eines Vertrages mit Obizzo da Polenta, dem Signore von Ravenna. Auf der Grundlage dieses Vertrages fiel die Stadt mit ihrem Territorium 1441 für fast sieben Jahrzehnte an Venedig.

Verträge mit Habsburgern, Brescia, Ferrara und Mantua

Vom 2. Juni bis zum 5. August 1407 war Mocenigo einer der Unterhändler Venedigs, die mit Herzog Albrecht V. von Habsburg eine Allianz, mit dem Grafen Vinciguerra von Arco im Trentino einen Freundschaftsvertrag, sowie einen fünfjährigen Vertrag mit Pandolfo Malatesta, Niccolò d’Este und Francesco Gonzaga, den Signori von Brescia, Ferrara und Mantua abschlossen.

Rückerwerb Dalmatiens (1409), Konflikt mit Sigismund

In der Kirche San Silvestro wurde 2013 zur Erinnerung an den Erwerb Dalmatiens durch Venedig im Jahr 1409 eine Gedenktafel angebracht.[3]

Mocenigo war Savio del Consiglio, als er zwischen dem 17. Juli und dem 4. Dezember einer Expertenkommission angehörte, die sich mit dem Rückerwerb Dalmatiens beschäftigen sollte. Dieser Küstensaum an der Ostseite der Adria, den Venedig 1358 hatte abtreten müssen, war Venedig von Ladislaus von Anjou, dem Gegner Sigismunds, angeboten worden. Während sein Bruder Leonardo nach Zara reiste, um Dalmatien in Besitz zu nehmen, begab sich Tommaso, der noch als Savio del Consiglio von Juli 1409 bis März 1410 amtierte, zusammen mit Giovanni Barbo nach Buda. Dort bemühte man sich vergeblich, Sigismund zu besänftigen. Trotz der Rettung von 1396 blieb das persönliche Treffen zwischen Sigismund und Tommaso Mocenigo vom 27. März 1410 ohne Ergebnis.

Weiterhin wechselte Mocenigo zwischen der Position des besagten Savio und Reisen als Gesandter. Allein drei dieser Reisen führten ihn an den Hof Sigismunds, doch auch er konnte die Invasion des Friaul durch die Ungarn unter Philippo Scolari nicht verhindern. Durch den Vertrag von Castellutto, der am 17. April 1413 zustande kam, konnten die heftigen Kämpfe vorläufig beendet werden. Die Verhandlungen wurden im lombardischen Lodi fortgesetzt. Dort hatte sich Sigismund mit Papst Johannes XXIII. verabredet, um die Einberufung des Konzils von Konstanz vorzubereiten.

Wahl zum Dogen

Gemeinsam mit Antonio Contarini und dem späteren Dogen Francesco Foscari hielt sich Tommaso Mocenigo in Lodi auf, als ihn nach dem Tod des Dogen Michele Steno am 7. Januar 1414 die Nachricht von seiner Wahl zu dessen Nachfolger erreichte. In Verona erwartete ihn eine Delegation von zwölf Senatoren, die ihn nach Venedig geleiteten, wo er am 28. Januar ankam.

Das Dogenamt

Seine Regierungszeit war durch außenpolitische Erfolge, territoriale Erweiterungen und eine wirtschaftliche Blüte gekennzeichnet.

Widerstand gegen das Adelsregiment, die Rolle der Zünfte (1415) und der Volksversammlung (1423)

Doch wurden gleich zu Beginn seiner Regierung auftretende Konflikte vom Rat der Zehn unterdrückt, der seit 1310 für die Staatssicherheit und die Verfolgung von Verschwörern verantwortlich war. Die venezianische, spätestens seit Andrea Dandolo staatlich gesteuerte Geschichtsschreibung vermied es weitgehend, die Aktivitäten und Ideen der Popolanen zu benennen, ohne die Streitigkeiten innerhalb des Adels zu verschweigen. Doch tauchen erstere meist nur verklausuliert auf, oder die Dokumente wurden gar ausdrücklich vernichtet.[4]

Am 20. Februar 1415, als die Feierlichkeiten zur Wahl Mocenigos noch immer andauerten, vermerkte der Rat der Zehn, dass es seit alter Zeit Brauch wäre, dem Dogen zu seiner Wahl auch durch die Zünfte Reverenz zu erweisen. Dies sei schließlich das bedeutendste Zeichen des Gehorsams und der Stärke des Staates, und dies stehe auch im Amtseid des Dogen, der promissione ducale. Das Fernbleiben sei ein Affront gegen den honor, die Ehre, des Dogen, außerdem sei dies Ursache, dass unter den „subditos nostros“, ‚unseren Untertanen‘ „scandalo“ und „mormoratione“ entstehe – eine ähnlich verklausulierte Formel, wie heute „Unruhen“. Die drei Oberhäupter des Rates der Zehn entschieden also, dass alle Angehörigen von Zünften, bei denen dies üblich sei, zu den Feierlichkeiten zu erscheinen hatten. Dass jedes Zuwiderhandeln als eine Art staatsgefährdendes Delikt behandelt werden sollte, geht daraus hervor, dass die entsprechenden Maßnahmen nicht mehr bei den für die Zünfte zuständigen Giustizieri vecchi liegen sollten, sondern beim Rat der Zehn selbst. Fortan sollte jeder, der sich im ersten Jahr nach der Wahl eines Dogen vor dieser Pflicht drücken wollte, schwer bestraft werden. Ausnahmen durch den Dogen wurden ausdrücklich untersagt. Doch auch nach vier Abstimmungen konnte man sich nicht auf so drastische Maßnahmen einigen. Dass im Hintergrund immer noch die Frage des gefürchteten Bündnisses zwischen einem der Dogen und den Zünften gegen das Händlerregiment des Adels eine Rolle spielte, wird angenommen (vgl. Marino Falier).

Während noch im Mai 1422 der Rat der Zehn den Arengo, die Volksversammlung, um die Bestätigung eines Gesetzes ersuchte, votierte im April 1423 die Mehrheit der Patrizier für eine endgültige Entmachtung dieser Versammlung, die zuletzt 1156 einen Dogen gewählt hatte. Mit 457 Stimmen gegen 116, bei 41 Enthaltungen, stimmte der Große Rat dafür, dass der Arengo nicht länger zur Bestätigung von Gesetzen und auch nicht mehr zur Bestätigung einer Dogenwahl einberufen werden sollte,[5] wie es seit Sebastiano Ziani geregelt gewesen war.

Weitere Expansion in die Terraferma, Handelskrieg Sigismunds gegen Venedig

Aufgrund der venezianischen Expansion in die Terraferma, der Zerschlagung des Aquileier Patriarchats und der Rückgewinnung Dalmatiens war das Verhältnis zum Reich überaus belastet. In all diesen Fällen wurden die Rechte des Reiches und die Ungarns und damit die Sigismunds verletzt. So kam es zwischen 1411 und 1413, dann wieder von 1418 bis 1420 zum Krieg, und, was für Venedig besonders gefährlich war, zu einer weit ausgreifenden Handelssperre. Dies war umso bedrohlicher, als oberdeutsche Händler und Genuesen auf Seiten des Reiches die Handelskontakte in den Osten zu schwächen versuchten, indem sie den Überlandhandel, aber auch den donauabwärts bis Konstantinopel und zur Krim stärkten.[6]

1413 und 1417 verbündete sich Venedig in diesem Zusammenhang mit dem Tiroler Herzog Friedrich IV.,[7] mit dem Mocenigo schon 1407 verhandelt hatte. Dessen Kanzlei hatte bis 1411 Sigismund nur als König von Ungarn tituliert, nicht jedoch als König des römisch-deutschen Reiches.[8]

Sieg der Flotte über die Osmanen bei den Dardanellen

Die Ausdehnung des Osmanenreiches auf dem südlichen Balkan und im Nordwesten Kleinasiens, von Venedig kontrollierte Gebiete, um 1410

1416 kam es zur ersten großen Seeschlacht zwischen den Osmanen und den Venezianern (vg. Michalli da Ruodo). Sieger in der Schlacht vor der Insel Kallipolis in den Dardanellen war dieses Mal Venedig unter dem Flottenführer Pietro Loredan. In den darauffolgenden Verträgen mit dem Sultan erhielt Venedig vorerst freie Hand für seinen Seehandel.

Politisches Testament

Kurz vor seinem Tod rief der Doge die Signoria zusammen, um ihr sein politisches Testament mitsamt einer fulminanten Rede zu unterbreiten. Darin forderte er dazu auf, den Glauben zu verteidigen, das Recht zu verbessern, vor allem aber die Liebe zum Frieden zu pflegen. Er soll sogar dazu aufgerufen haben, Francesco Foscari aufzuhalten, dessen Regierung in den Krieg führen und zu Prestigeverlust führen würde.

Denn trotz der Erfolge blieb Venedig für den Dogen ein Staatswesen, das auf das Meer ausgerichtet bleiben sollte. Dies bedeutete vor allem eine Ausrichtung auf das östliche Mittelmeer, nicht auf Italien. Zwar strebte er eine Sicherung der Transportwege durch Oberitalien an, doch hielt er es für höchst gefährlich, sich in die Verhältnisse auf dem Festland verwickeln zu lassen. Diese Politik stand in scharfem Kontrast zu seinem Nachfolger.

Testament, Tod, Grabmonument in San Zanipolo

Grabmal Mocenigos in der Kirche San Zanipolo, Venedig. Das Grabmal, entstanden um 1500, ist eines der wichtigsten Werke des venezianischen Bildhauers und Architekten Pietro Lamberti.

In seinem Testament vom 7. April 1422 hatte Mocenigo, der nie geheiratet hatte, verfügt, dass seine außereheliche Tochter Margherita berücksichtigt wurde. Haupterben wurden sein Bruder Leonardo und die beiden Neffen Andrea und Marino, die beiden Söhne des verstorbenen Dogenbruders Francesco.

Tommaso Mocenigo erkrankte Ende März 1423 und er starb am Abend des 4. April, zu Ostersonntag. Er wurde in San Zanipolo beigesetzt und erhielt ein prächtiges Grabmal rechts neben der Sakristei.

Quellen

  • Freddy Thiriet (Hrsg.): Duca di Candia. Ducali e lettere ricevute (1358-1360; 1401-1405), Venedig 1978.
  • Georg Martin Thomas: Diplomatarium Veneto Levantinum sive acta et diplomata res Venetas Graecas atque Levantis illustrantia, Bd. II, Venedig 1899, S. 255, 306, 309, 316 f., 321, 328, 332.
  • Riccardo Predelli (Hrsg.): I libri commemoriali della Repubblica di Venezia. Regesti, Bd. III, Venedig 1883, S. 242, 245, 254 f., 270, 273, 279, 285, 287, 312, 314–316, 318, 321, 323–326, 365, 370–383; Bd. IV, Venedig 1896, S. 8–49, 170.
  • Vittorio Lazzarini (Hrsg.): Daniele Chinazzo: Cronica dela guerra da Veniciani a Zenovesi, Venedig 1958, S. 45 (Chinazzo war Zeitzeuge, die Edition basiert auf einer 1439 entstandenen Kopie des Originals. Die Chronik wurde gleichfalls in Volgare verfasst, aber im Trevisaner Dialekt. Sie ist zugleich die detailreichste Chronik des Chioggia-Krieges.).
  • Marcantonio Sabellico: Historiae rerum Venetarum ab urbe condita libri XXXIII, Basel 1556, S. 573.
  • Emmanuele Antonio Cicogna: Delle Inscrizioni Veneziane, Bd. VI, Venedig 1853, S. 62 f., n. 28, S. 129.

Literatur

Anonymus: Porträt des Dogen vom Ende des 18. Jahrhunderts mit seiner Herkunft, den Ämtern, die er innehatte und dem Datum seiner Wahl zum Dogen; Öl auf Leinwand, 109 × 107 cm, Palazzo Mocenigo a San Stae
  • Andrea Da Mosto: I dogi di Venezia nella vita pubblica e privata, Florenz 1977, S. XXII, 157–163, 166, 194, 206.
  • Gino Luzzatto: Sull’attendibilità di alcune statistiche economiche medievali, in: Ders.: Studi di storia economica veneziana, Padua 1954, S. 273, 276–284.
  • Angelo De Benvenuti: Le opere fortificatorie in Dalmazia sotto Venezia (1409-1797), in: La rivista dalmatica 27 (1955) 45–70.
  • Samuele Romanin: Storia documentata di Venezia, 10 Bde., Bd. 4, Pietro Naratovich, Venedig 1855, S. 67–95. (Digitalisat, S. 67)
  • Dieter Girgensohn: Kirche, Politik und adelige Regierung in der Republik Venedig zu Beginn des 15. Jahrhunderts (=Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte, 118), Bd. 2, Göttingen 1996, S. 880–892.
  • Bianca Betto: Linee di politica matrimoniale nella nobiltà veneziana fino al XV secolo. Alcune note genealogiche e l'esempio della famiglia Mocenigo, in: Archivio Storico Italiano 1391 (1981) 3–64.
  • Giuseppe Gullino: Mocenigo, Tommaso, in: Dizionario Biografico degli Italiani 75 (2011) 111–113.
  • Marina Zanazzo (Hrsg.): Roberto Cessi: Dopo la guerra di Chioggia. Il nuovo orientamento della politica veneziana alla fine del secolo XIV, Venedig 2005, S. 200.
  • Hans Baron: The anti-florentine Discourses of the doge Tommaso Mocenigo (1414-1423), in Speculum 27 (1952) 323–342.

Weblinks

Commons: Tommaso Mocenigo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Jan-Christoph Rößler: Palazzo Mocenigo a San Samuele (es handelt sich um vier Paläste, von denen die Palazzo Mocenigo Casa Vecchia der älteste ist)

Anmerkungen

  1. Momčilo Spremić: I tributi veneziani nel Levante nel XV secolo, in: Studi veneziani 13 (1971) 221–252, hier: S. 221 f.
  2. Freddy Thiriet (Hrsg.): Duca di Candia. Ducali e lettere ricevute (1358-1360; 1401-1405), Venedig 1978.
  3. Sie trägt den Text: „Il 9 luglio 1409 in questa chiesa venne sottoscritto l’atto di cessione alla Repubblica Veneta da parte del Regno d’Ungheria dei diritti su ZARA e la DALMAZIA consolidando gli antichi legami tra la Dalmazia e Venezia destinati a durare nei secoli. La Società Dalmata di Storia Patria pose 29 – 11 – 2013“ (Dalmazia 1409: lapide e convegno a Venezia, Centro di Documentazione Multimediale della Cultura Giuliana Istriana Fiumana Dalmata).
  4. Dennis Romano: Popular protest and alternative visions of the Venetian polity, c.1260 to 1423, in: Maartje van Gelder, Claire Judde de Larivière (Hrsg.): Popular Politics in an Aristocratic Republic, Routledge, 2020, S. 22–44 (academia.edu).
  5. Dennis Romano: Popular protest and alternative visions of the Venetian polity, c.1260 to 1423, in: Maartje van Gelder, Claire Judde de Larivière (Hrsg.): Popular Politics in an Aristocratic Republic, Routledge, 2020, S. 22–44, hier: S. 35.
  6. Herbert Klein: Kaiser Sigismunds Handelssperre gegen Venedig und die Salzburger Alpenstraße, in: Verfassungs- und Landesgeschichte. Festschrift Theodor Mayer, Bd. 2, Lindau/Konstanz 1955, S. 317–328. Das ganze Ausmaß lässt Wolfgang von Stromer erkennen: Landmacht gegen Seemacht: Kaiser Sigismunds Kontinentalsperre gegen Venedig 1412–1433, in: Zeitschrift für Historische Forschung 22 (1995) 145–189.
  7. Hannes Obermair: Venedig in Tirol. Das venezianische Bleisiegel von Schloss Tirol, in: Tirol – Österreich – Italien. Festschrift für Josef Riedmann zum 65. Geburtstag (Schlern-Schriften 330), hrsg. von Klaus Brandstätter und Julia Hörmann, Wagner, Innsbruck 2005, S. 525–531 (Digitalisat auf academia.edu mit Abbildungen von Mocenigos Bleibulle).
  8. Klaus Brandstätter, Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tirol - Österreich - Italien. Festschrift für Josef Riedmann zum 65. Geburtstag, Universitätsverlag Wagner, 2005, S. 129.
VorgängerAmtNachfolger
Michele StenoDoge von Venedig
1414–1423
Francesco Foscari

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Giovanni Bellini was the leading Venetian artist of his era and particularly known for his naturalistic depiction of light. He and members of his workshop painted this work as a commemorative piece to adorn the rooms of the Procuratia di Ultra, one of the most important public offices of the Republic of Venice. The procurators, high-ranking officials who administered public affairs and resolved judicial disputes, are depicted as kneeling donors before the Madonna and Child, who are seated on a lavish throne. They have been identified as Tomaso Mocenigo, Luca Zeno, and Domenico Trevisano. The saints are the apostle Peter with his keys to Paradise and Mark, one of the patron saints of Venice. The painting was made as a votive offering, thanking the Virgin for her protection of the Venetian Republic.
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