Tiwanaku-Staat

Ausdehnung des Tiwanaku-Staats in Südamerika

Der Tiwanaku-Staat (etwa 1000 v. Chr. – 1000 n. Chr.) war ein mächtiger, langlebiger expansionistischer Staat (möglicherweise ein Ständestaat), der sich südöstlich des Titicacasees bildete und dessen politisches und spirituelles Zentrum die mehr als 650 Hektar umfassende Stadt Tiwanaku (der ursprüngliche Name war möglicherweise Taypikala) gewesen ist. Weitere wichtige Städte im Tiwanaku-Staat waren Paychiri und Lukurmata im Norden und Qhunqhu Wankani im Süden. Der Tiwanaku Staat umfasste sowohl ländliche als auch urbane Gebiete. Mit etwa einer halben Million Menschen in einem urbanen Gebiet war der Tiwanaku-Staat dicht besiedelt. In seiner expansiven Phase zielte er darauf, bestimmte Gebiete wie die West- und Zentraltäler zu kontrollieren. Dabei spielte für die Tiwanakaner insbesondere das Cochabamba-Tal für Jahrhunderte eine wichtige Rolle. Er bildete sich etwa 300 v. Chr. zu Beginn der Frühen Zwischenzeit und der Zusammenbruch datiert auf etwa 1000 n. Chr. in der Späten Zwischenzeit. Zum Zusammenbruch des Staats trug auch die mittelalterliche Klimaanomalie bei. Es wird angenommen, dass der Staat in seiner Blütezeit eine Fläche von etwa 200[1]–600.000 km² umfasste und sich von der Hochebene im Osten des Titicacasees bis an die Pazifikküste im Westen erstreckte. Ob der Tiwanaku-Staat tatsächlich existiert hat, ist umstritten. Kritiker gehen davon aus, dass es lediglich eine heterarchisch organisierte Gruppe aristokratischer Herrscherlinien gab, die unabhängig voneinander agierten, aber gelegentlich gemeinsame Bauprojekte umsetzten. Nahezu alle anderen Aktivitäten seien nach Vertretern dieser Ansicht jedoch unabhängig organisiert worden.

Lage einiger Tiwanaku-Siedlungen wie Lukurmata und Qhunqhu Wankani.

Im Tiwanaku-Staat wurde möglicherweise Puquina gesprochen. Träger der Tiwanaku-Kultur war wahrscheinlich die vorinkaische Huanka-Zivilisation. Vorgängerkulturen waren die Chiripa-Kultur, Wankarani-Kultur und die Pukara-Kultur. Man geht heute davon aus, dass die Wari-Kultur eine Nachfolgekultur der Tiwanaku-Kultur darstellt. Da die Wari-Ikonografie weitgehend identisch zur Tiwanaku-Ikonografie ist, gehen einige Wissenschaftler auch von einem Tiwanaku-Wari-Staat bzw. Tiwanaku-Wari-Reich aus. Andere gehen davon aus, dass die Wari die Ikonografie der Tiwanakaner in der Phase deren Zusammenbruchs übernommen haben. Die Tiwanaku-Ikonografie umfasst sowohl eigene Innovationen als auch Elemente der Yaya-Mama-Ikonografie. Für Rituale spielten insbesondere Qirus (spezifische Tiwanaku-Trinkgefäße) und Schnupftablette eine Rolle. Eine wichtige Tradition der Tiwanakaner war es, Steinstatuen (wie etwa der 7,3 m große Bennett-Monolith) zentral in versunkenen Höfen zu platzieren. Die entweder aus Andesit oder Sandstein bestehenden Statuen wurden in großer Menge und Vielfalt erzeugt. Sie zeigen meist abstrakt-geometrische Motive und im Profil abgebildete subsidiäre Prozessionsfiguren, die sich um eine frontal abgebildete Figur herum bewegen.

Berühmt sind die Bauherren von Tiwanaku insbesondere für ihre Steinbearbeitungsmethoden und zahlreichen Innovationen, von denen viele einzigartig in den Annalen der Architekturgeschichte sind. Die wichtigsten Bauwerke im Tiwanaku-Staat waren die terrassierten Plattformhügel Akapana und Pumapunku, die aufgrund ihrer Architektur und hydraulischen Eigenschaften oft als „besonders spektakulär“ bezeichnet werden. Aufgrund ihrer einzigartigen Konstruktionen und der zugeschrieben „Rätselhaftigkeit“ ist die Tiwanaku-Kultur immer wieder Gegenstand von Spekulationen und spielt eine große Rolle im Ufoglauben und der Präastronautik.

Aufstieg und Fall

Die Tiwanaku-Kultur scheint ihren Höhepunkt von 700 bis 1000 n. Chr. gehabt zu haben. Zu diesem Zeitpunkt könnten das Areal sowie die Umgebung von bis zu 400.000 Menschen bevölkert gewesen sein. Dabei wurde eine umfangreiche Infrastruktur aufgebaut einschließlich eines komplexen Bewässerungssystems, das sich über 80 km² erstreckte. Dadurch wurden Anpflanzungen von Kartoffeln, Quinoa, Mais und anderen Nutzpflanzen ermöglicht. Auf dem Höhepunkt der Tiwanaku-Kultur wurde wahrscheinlich das gesamte Areal um den Titicacasee einschließlich des heutigen Bolivien und Chile dominiert oder zumindest beeinflusst.[2][3]

Anscheinend endete etwa um 1000 n. Chr. diese Zivilisation abrupt. Forscher suchen immer noch nach Antworten, warum dies geschah. Ein wahrscheinliches Szenario beinhaltet eine rapide Klimaveränderung mit extremer Trockenheit. Da die Bewohner nicht in der Lage waren, Nahrungsmittel in ausreichend großen Mengen zu produzieren, wird vermutet, dass die Tiwanaku sich auf die Bergwiesen verteilten, um kurz darauf ganz zu verschwinden.[2][3]

Galerie

Einzelnachweise

  1. Dmitri M. Bondarenko, Stephen A. Kowalewski et al.: The Evolution of Social Institutions: Interdisciplinary Perspectives. Springer Nature (2020), S. 569.
  2. a b A. L. Kolata: The Tiwanaku: Portrait of an Andean Civilization. Wiley-Blackwell, New York 1993, ISBN 1-55786-183-8.
  3. a b J. W. Janusek: Ancient Tiwanaku, Cambridge University Press, Cambridge 2008, ISBN 978-0-521-01662-9.

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Roemer- und Pelizaeusmuseum, Hildesheim
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The ceramic vessels of highland Tiwanaku are sturdy and clean lined, with a no-nonsense approach to shape that sets them apart from the sculptural ceramic traditions of the coastal regions to the north. Surface color too is restrained, with a pre-dominance of earth tones in a limited range of hue. This flaring-side vessel is a typical, but distinctive, Tiwanaku type. It has a large feline head on one side and a stumpy, erect tail on the other. The head is surrounded by a large flange on which remnants of a design appear. Winged profile felines are on each side of the vessel. These big-footed cats abundantly fill the space allotted to them. Their eyes are round and divided in half with one half white and the other black, a stylization that was widely used on feline images.

Vessels such as these usually represent either large cats or llamas. A number are modeled on the shape of the animal itself, with the animal's body forming the vessel container. The insides of both modeled and abstract vessels are often found blackened and sooty. This has lead to the conclusion that they were censers in Precolumbian times. When in use, smoke would have come from the open mouth of the feline head of this example, which does have a soot-blackened interior.
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Tiwanaku; Hat; Textiles-Costumes
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Sitio arqueológico Ruinas de Tiahuanacu
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Extensión Norte a Sur de la Cultura Pukara (550 a.C) y Tiwanaku (400 a.C).
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